Ein Schwangerschaftsabbruch ist eine Entscheidung, die für viele Frauen mit emotionalen und psychologischen Herausforderungen verbunden sein kann. Auch nach der gesetzlichen Frist werden Schwangerschaften abgebrochen.
Spätabbrüche und ethische Aspekte
Ein Schwangerschaftsabbruch im fortgeschrittenen Stadium ist kein leichtes Thema, auch nicht für Andrea Büchler, Präsidentin der Nationalen Ethikkommission. «Bei einem Abbruch in einer späten Phase der Schwangerschaft haben wir es mit sehr belastenden Situationen zu tun», sagt sie. «Wie immer sich die Frau, das Paar, der Arzt, die Ärztin entscheiden, es ist immer schwierig.»
Für einen Spätabbruch braucht es eine sogenannte Indikation: Ein Arzt oder eine Ärztin muss beurteilen, ob sich die schwangere Frau in einer körperlichen oder seelischen Notlage befindet und es für sie unzumutbar ist, die Schwangerschaft fortzusetzen. Das kann der Fall sein, wenn die Frau aufgrund einer schweren Depression suizidgefährdet ist oder wenn die Schwangerschaft das Resultat eines Sexualdeliktes ist. Auch eine Behinderung des Kindes kann eine Frau in eine schwere seelische Notlage bringen.
«Die Beeinträchtigung des Fötus ist nie die Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch», betont Büchler. «Es muss immer die seelische Notlage der Frau sein.»
Bis zu welchem Zeitpunkt Schweizer Spitäler Spätabbrüche durchführen, ist unterschiedlich. Auch die angewandten Methoden unterscheiden sich von Klinik zu Klinik. Meistens wird der Frau ein Medikament verabreicht, das die Geburt einleitet.
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Dieses Vorgehen hat eine Kehrseite: Aus einer Studie des Nationalen Forschungsprogramms «Lebensende» ist bekannt, dass jährlich 25 Kinder nach einem Abbruch mit Lebenszeichen zur Welt kommen. Diese Kinder leben nach der Geburt nur wenige Minuten oder Stunden. Doch in dieser Phase geniesst das Kind erhöhten Rechtsschutz.
«Die Geburt stellt in dieser Hinsicht eine Zäsur dar», erklärt Büchler. Das heisst: Die Ärzte sind verpflichtet, das Leben der Kinder zu schützen und sie zu behandeln wie andere extrem Frühgeborene auch. Das bedeutet aber nicht, sie um jeden Preis am Leben zu erhalten, sondern ihnen ein möglichst gutes Sterben zu ermöglichen.
Andere Länder kennen Richtlinien, die solche Situationen von vorneherein ausschliessen. Um Lebenszeichen nach dem Abbruch zu verhindern, wird dem Fötus noch im Mutterbauch eine Substanz gespritzt, die zum Herzstillstand führt. Dieser sogenannte Fetozid wird etwa in England oder Österreich praktiziert. In der Schweiz sind die Spitäler mit dieser Praxis zurückhaltend.
«Wichtig ist», sagt Büchler, «dass man die Frau oder das Paar darüber informiert, dass das Kind mit Lebenszeichen zur Welt kommen könnte. Und dass man diese Zeit vorbespricht.» Damit die kurze Lebensspanne des Kindes möglichst würdig gestaltet wird.
«An vielen Kliniken wird das gemacht», sagt Büchler. «Es bestehen Handbücher, Richtlinien, ein sorgsamer Umgang mit diesen Entscheidungen. Von solchen Best-Practices kann man profitieren.» Trotzdem brauche es insgesamt mehr Transparenz und einheitliche Standards, mit diesem Thema umzugehen, damit Schwangere in einer Notlage imstande sind, eine informierte Entscheidung zu treffen.
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Psychische Gesundheit und Schwangerschaftsabbruch
Frauen mit psychiatrischen oder neurologischen Erkrankungen können bei ungeplanten wie auch bei geplanten Schwangerschaften vor schwierige Entscheidungen gestellt sein. Eine gute Unterstützung durch die betreuenden Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie, Neurologie und Gynäkologie ist deshalb besonders wichtig.
Konflikte und Entscheidungsfindung
Prof. Sibil Tschudin: In unserer Abteilung beraten wir regelmässig Frauen im Kontext von Schwangerschaftskonflikten im Hinblick auf einen Schwangerschaftsabbruch. Dabei haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Entscheidungsfindung für Frauen mit psychiatrischer Erkrankung oft sehr schwierig und konflikthaft ist. Einerseits weil vielleicht ein Kinderwunsch vorhanden ist, andererseits aber auch die Sorge, dass die Medikation dem werdenden Kind schadet oder die Patientin den Belastungen einer Mutterschaft nicht standhalten kann. Auch wenn die Schwangerschaften häufig ungeplant und oft auch nicht erwünscht sind, kommt es zu diesem Konflikt.
Dr. Saira-Christine Renteria: Es ist doch sehr erstaunlich, wie oft diese Problematik eintritt. Eigentlich müssten die Patientinnen mit chronischen Erkrankungen mit Eintreten ihrer Pubertät hinsichtlich der Schwierigkeiten bei einer Schwangerschaft aufgeklärt sein. Es wäre auch wichtig, mit ihnen zu besprechen, was in Bezug auf eine Schwangerschaft möglich ist und was nicht, ebenso Fragen in Bezug auf eine Kontrazeption. Trotzdem trifft es viele bei einer unerwarteten Schwangerschaft völlig unvorbereitet, was dann plötzlich zu einem grossen Zeitdruck führt. Vieles muss in sehr kurzer Zeit überlegt und entschieden werden, denn die Biologie schreitet einfach fort.
Massgebend ist immer die individuelle Situation, in der sich die Patientin befindet. Das betrifft einerseits die objektive und subjektiv empfundene Erkrankungsschwere und andererseits auch das psychosoziale Umfeld, in dem sich die Patientin befindet. Der Konflikt spielt sich dabei auf zwei Ebenen ab: Es ist das medizinische Dilemma, und es ist der persönliche, beziehungsbedingte Konflikt.
Präventive Massnahmen
Prof. Barbara Tettenborn: Die Möglichkeit einer Schwangerschaft sollte, so früh wie es geht, thematisiert werden. Das bedeutet, dass bereits bei Mädchen und sehr jungen Frauen mit chronischen Erkrankungen wie einer Epilepsie oder auch - in sehr viel selteneren Fällen - einer Multiplen Sklerose (MS) aktiv das Thema Schwangerschaft beziehungsweise deren Verhütung angesprochen werden muss.
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Prof. einhergehen, treten häufiger unerwartete Schwangerschaften auf. Hier stellt sich dann auch oft die Frage, wer über eine allfällige Abtreibung entscheiden darf und kann und ob die Eltern eine solche Entscheidung treffen dürfen. Unser Ziel ist es natürlich, schon vor Eintritt einer Schwangerschaft in ausführlichen Gesprächen darüber aufzuklären.
Probleme bei ungeplanter Schwangerschaft
Tettenborn: Bei chronischen Erkrankungen wie Epilepsien oder MS sind die Probleme bei einer Schwangerschaft nicht zu vernachlässigen. MS-Patientinnen geht es während der Schwangerschaft oft besser, während es nach der Schwangerschaft häufig zu einer Verschlechterung kommt, was für die Versorgung des Kindes ungünstig sein kann. Bei Epilepsiepatientinnen, die ungeplant schwanger geworden sind, hat es in aller Regel keinen Sinn mehr, etwas an der Therapie zu verändern, denn wir sehen diese Patientinnen oft erst nach der 16. Schwangerschaftswoche. Wir begleiten die Patientinnen dann durch die Schwangerschaft, damit sie möglichst keine Anfälle haben.
Dr. geborene Kind dar. Bei manchen Medikamenten ist im letzten Trimenon oft sogar eine Dosissteigerung erforderlich, um Anfallsfreiheit zu gewährleisten.
Psychiatrische oder neurologische Erkrankungen als Grund für Abbruch?
Tschudin: Es gibt kaum medizinische Gründe für einen Abbruch. Es ist jedoch denkbar, dass Frauen, die unter medikamentöser Therapie stehen, sich für einen Abbruch entscheiden, wenn sie das Risiko für das werdende Kind oder auch für sich selbst als zu gross erachten. Es sind immer verschiedene Faktoren, die zu dieser Entscheidung führen. psychosoziale Faktoren ganz wichtig. Bei Frauen mit psychiatrischer oder neurologischer Erkrankung ist die Entscheidung sehr häufig vom Umfeld abhängig, in dem sie sich befinden. Wenn das familiäre Umfeld gute Unterstützung bietet, ist es in den meisten Fällen möglich, das Kind gut zu betreuen.
Deshalb ist ein systemischer Ansatz wichtig. Das heisst, zu schauen, ob die Frau sozial gut eingebettet ist, ob sie genügend Hilfe hat oder ob psychosoziale Probleme oder eine konflikthafte Partnerschaft bestehen und die Unterstützung fehlt. In diesem Fall ist es wichtig, mögliche Betreuungssituationen antizipierend durchzuspielen, damit die Patientin erkennen kann, was auf sie zukommt. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass sie zu Beginn in eine Mutter-Kind-Institution müsste, wo sie die nötige Unterstützung und Hilfe erhält.
Positive Entwicklung bei Weiterführung der Schwangerschaft
Renteria: Es ist ganz wichtig, dass sich die Patientin bewusst ist, was auf sie zukommt. Dass sie sich keine romantischen Illusionen in Bezug auf ein erfülltes Leben mit Kind macht und dass sie sich bewusst ist, dass sie vielleicht ganz alltägliche Dinge aufgrund der Erkrankung mit der Zeit nicht mehr machen kann. Dafür sind Angaben von den behandelnden Ärzten zur Krankheitsprogression und zu pflegerischen Möglichkeiten, um eintretende Defizite auffangen zu können, sehr wichtig.
Bei schweren Fällen beziehen wir den Jugendschutz schon sehr früh ein, damit auch die behördlichen Vertreter lernen können, was in welchem Stadium möglich ist, und nicht sofort reflexartig einen Kindsentzug fordern. Ziel ist es dabei, zusammen Lösungen zu finden, damit das Kind in Sicherheit aufwachsen kann. Doch nicht nur das persönliche Umfeld ist wichtig, sondern auch das soziale, das regional sehr unterschiedlich sein kann, wie auch das pflegerische. Man muss vorausdenken, bis zu welchem Punkt mit Akzeptanz und Unterstützung gerechnet werden kann.
Tschudin: Umgekehrt ist es auch ganz wichtig, dass ein Abbruch auch jenseits der 12-Wochen-Frist möglich ist. Gerade bei psychischen Erkrankungen, zu denen auch Drogenabhängigkeit gehört, können zum Beispiel unregelmässige Menstruationszyklen auftreten. Das führt dazu, dass die Schwangerschaft oft spät, manchmal erst in der 17. oder 18. Schwangerschaftswoche, bemerkt wird.
Ablauf bei Schwangerschaft dieser Patientinnengruppe
Renteria: Am Anfang steht die Abklärung. Wenn die schwangere Patientin zu uns kommt, versuchen wir herauszufinden, welche Vorstellung sie von ihrer Situation hat und was sie über ihre Krankheit in diesem Zusammenhang weiss. nehmen Kontakt zu den behandelnden Ärzten auf, um Angaben zu Erkrankungsstadium, Medikation und Prognose zu erhalten und auch darüber, welche Informationen der behandelnde Arzt der Patientin schon gegeben hat. Das Zusammentragen aller Informationen nimmt etwa zwei Wochen in Anspruch, auch über mögliche Hilfestellungen, zum Beispiel durch Patientenorganisationen, Stiftungen und wenn nötig auch Sozialleistungen.
Wir wollen sicherstellen, dass wir alle Informationen haben, mit dem Ziel, die Patientin in verschiedenen Gesprächen zu einem «informed consent» zu verhelfen. Die Patientin entscheidet, und das Umfeld begleitet. Ist oder scheint die Patientin jedoch entscheidungsunfähig, wird es schwierig. Denn die Zeit läuft. Es muss dann der oder die Erziehungsberechtigte oder der Vormund bestellt werden, der aber der Frau in ihrem Entscheid nur beistehen kann.
Prof. die Einwilligung der Frau zum Schwangerschaftsabbruch ist unabdingbar, da es dabei um die Ausübung eines höchstpersönlichen Rechts geht, es sei denn, das Leben der werdenden Mutter ist durch die Schwangerschaft vital bedroht.
Tschudin: Das handhaben wir genauso.
Tettenborn: Bei allen chronischen neurologischen Erkrankungen versuchen wir, bestmöglich zu informieren. Wir geben zusätzlich Informationsmaterial in laienverständlicher Sprache ab und vereinbaren ein zweites Gespräch, um Verständlichkeitsfragen zu beantworten. Wir sehen unsere Aufgabe darin, zu informieren, bevor die Schwangerschaft eingetreten ist. Bei leichten Erkrankungen ist eine Schwangerschaft in der Regel gut möglich, wenn sie rechtzeitig geplant ist. Bei ungeplanten Schwangerschaften entscheidet die Patientin, ob sie in dieser Situation das Kind bekommen möchte, die Indikation für einen Abbruch würde sie erhalten. Auch schwere Erkrankungsstadien sind per se keine Kontraindikation für eine Elternschaft, wenn die nötige Hilfe durch den Partner und das soziale Umfeld gewährleistet ist. Es gibt viele Eltern, die aus dem Rollstuhl heraus ihre Kinder grossziehen. Insgesamt ist es eine Frage der persönlichen Einstellung, ob man sich die Aufgabe in der Krankheitssituation zutraut. Wenn sich die Patientin zum Zeitpunkt der Schwangerschaft noch selbst versorgen kann, spricht in der Regel nichts gegen eine Elternschaft.
Tettenborn: Bei einer Schwangerschaft unter Valproat besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für Spina bifida aperta, Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte sowie Fehlbildungen an Herz, Nieren und Urogenitalsystem. Es gibt seit Kurzem auch Hinweise darauf, dass das Risiko für eine Störung aus dem autistischen Formenkreis bei Kindern von Müttern, die während der Schwangerschaft Valproat eingenommen haben, erhöht ist und dass die Kinder in ihrer kognitiven Entwicklung Verzögerungen aufweisen. Über diese Risiken klären wir unsere Patientinnen und bei Minderjährigen auch deren Mütter auf. Generell sollte Valproat bei Frauen im gebärfähigen Alter, wann immer möglich, vermieden werden. Es ist aber nach wie vor das wirksamste Medikament bei primär generalisierten Epilepsien. Wenn dessen Anwendung nicht vermeidbar ist, muss ein guter kontrazeptiver Schutz bestehen und eine Betreuung durch eine Ärztin mit Erfahrung im Umgang mit Valproat erfolgen. Die umfassende Aufklärung zu allen Risiken und unerwünschten Wirkungen von Valproat muss jährlich erneut durchgeführt und schriftlich dokumentiert werden, einschliesslich Unterschriften der Patientin beziehungsweise ihres gesetzlichen Vertreters und der Ärztin. Gibt es zur Valproateinnahme keine Alternative und die Patientin möchte trotzdem ihren Kinderwunsch realisieren, verordnen wir zusätzlich 2,5 bis 5 mg Folsäure täglich.
Verarbeitung eines Abbruchs
Tschudin: Es ist sehr wichtig, gerade diese Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch gut zu betreuen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Frauen mit psychischen Erkrankungen, insbesondere Depression, mit dem vollzogenen Schwangerschaftsabbruch manchmal schlecht zurechtkommen. Schuldgefühle oder eine Verschlechterung der psychiatrischen Erkrankung können auftreten.
Renteria: Deshalb ist es besonders bei Ambivalenz wichtig, dass der Frau Raum zur Meinungsfindung gegeben wird, aber ohne Verweigerungshaltung und möglichst ohne Zeitdruck. Denn ein Schwangerschaftsabbruch ist eine Zäsur in einem Frauenleben, die gerade im Zusammenhang mit einer chronischen Erkankung mit Unvermögen assoziiert wird. Jahrestage oder auch andere Trigger können die Verarbeitung erschweren. Möglicherweise braucht eine Frau dahingehend eine länger dauernde Betreuung, vielleicht auch ihr Partner.
Mögliche Fehler
Renteria: Bei Schwangerschaftsabbrüchen im Spital sollte darauf geachtet werden, dass bei den Ärzten und Pflegenden nicht die eigene Einstellung in die Betreuung einfliesst. Auch wenn beispielsweise der Abbruchgrund bei drogenabhängigen oder vergewaltigten Frauen oder eben bei Einschränkung der mütterlichen Gesundheit für alle plausibel ist, kann bei der Patientin dennoch eine Ambivalenz bestehen.
Das Post-Abortion-Syndrom (PAS)
Manfred M. Müller, Redaktor der Zeitschrift «Medizin und Ideologie» der Europäischen Ärzteaktion, ist Autor des 40-seitigen Büchleins «Fünf Schritte - die Heilung der Abtreibungswunden»; er schildert heilende Wege aus dem Post Abortion Syndrom (PAS).
Manfred M. Müller: Erstens das besserwisserische Aburteilen und zweitens das verheerende Beschwichtigen. Warum? Keiner von uns kennt die Geschichte der Frauen (und Männer), die abtreiben. Welche Verletzungen gibt es in ihrer Biographie? Welche Panik haben sie erlebt, die sie zu diesem tödlichen Kurzschluss der Abtreibung getrieben hat? Welche Engpässe oder Egoismen sind im Letzten die ausschlaggebenden Beweggründe gewesen? Daraus aber nun zu schliessen, wir sollten die Abtreibung bagatellisieren, ist ebenfalls fehl am Platz. Die Frau bzw. Verdrängung, Projektion und Rechtfertigung. Die Verdrängung kann dermassen vehement sein, dass sich eine Frau zwar an Operationstermine anderer Art erinnert, nicht aber an eine Abtreibung, die erst ein Jahr zurückliegt. Projektion meint das Abschieben der eigenen Verantwortung auf Andere.
Die Frau sagt Ja zu ihrem Schmerz. Der Schmerz wird nicht kaschiert oder verdrängt. Die Frau nennt das Vergangene beim Namen. Die Frau gesteht ihre Schuld. Es mag sein, dass die Frau unter grossem Druck gestanden ist, als sie der Abtreibung zustimmte. Die Frau wünscht die Versöhnung. Versöhnung mit dem getöteten Kind. Versöhnung mit den Menschen, die zur Abtreibung gedrängt haben. Die Frau wählt das Leben. In der Abtreibung wurde ein ungeborenes Kind ausgelöscht.
Unterstützung und Begleitung
Manchmal kann eine Schwangerschaft ungeplant und ungewollt sein. In der Schweiz ist es möglich, einen Schwangerschaftsabbruch innerhalb von 12 Wochen (ab dem ersten Tag der letzten Regelblutung) vorzunehmen. Diese Entscheidung liegt bei der Person selbst, bedarf aber einer fachlichen Begleitung. Alle Kantone verfügen über sexuelle Gesundheitszentren (siehe Adressen Ihres Kantons hier).
Ein freiwilliger Schwangerschaftsabbruch (= Abtreibung), auch wenn es eine überlegte Entscheidung ist, kann schwierig sein. Beispielsweise kann man Verlust- oder Schuldgefühle empfinden, wodurch die psychische Gesundheit beeinträchtigt wird. Vor und/oder nach der Abtreibung können Angst- oder Depressionssymptome auftreten.
Sie können sich auch dafür entscheiden, eine ungeplante oder ungewollte Schwangerschaft fortzuführen. Verschiedene Fachleute, wie Hebammen und Gynäkologen, werden Sie während dieser Zeit begleiten. diskutieren Sie diese Schwierigkeiten mit den Fachleuten. Je nach Ihren Bedürfnissen werden sie Sie an andere Spezialisten verweisen. Viele Verbände, Organisationen und Dienste helfen Familien und künftigen Familien.
Stefanie Giesinger spricht über ihre Abtreibung
Das 28-jährige Model Stefanie Giesinger spricht in ihrem Podcast und auf Instagram offen über ihren Schwangerschaftsabbruch im letzten Jahr und berichtet von den emotionalen Herausforderungen.
Stefanie Giesinger entschied sich für eine operative Abtreibung, für die sie noch sechs Wochen lang schwanger sein musste. «Scham, Angst, Trauer, Verwirrung, Schmerz und Unsicherheit machten mir das Leben schwer. Mein Körper veränderte sich, etwas wuchs in mir, und ich wollte es nicht.» Die Zeit bis zum Abbruch beschreibt sie als «Kampf gegen meinen eigenen Körper».
Erst als die befruchtete Eizelle sichtbar war, durfte die Abtreibung stattfinden. «Ich wurde unter Narkose gesetzt und meine Gebärmutter wurde ausgesaugt.» Es folgten weitere Wochen, die Giesinger im Rückblick als Depression beschreibt: «Die plötzlich abfallenden Hormone, das schlechte Gewissen und die Überforderung stürzten mich in ein dunkles Loch», erzählt sie.
Zum Schluss des Posts bedankt sie sich bei den Menschen, die sie in dieser Zeit aufgefangen haben: «Allein hätte ich diese Zeit nicht überstanden.» Zudem betont Giesinger, dass sie dankbar sei «für das Privileg, über meinen eigenen Körper entscheiden zu können».
Studienlage und Kontroversen
In der Forschung gilt das Thema als besonders kontrovers: Kann eine Abtreibung die seelische Gesundheit von ungewollt Schwangeren schützen? Oder gibt es einen Zusammenhang zwischen Abtreibung und psychischen Folgeproblemen bei Frauen?
Die gängige These lautet, dass der Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft für die Psyche der Frau besser oder zumindest neutral sei im Vergleich zu einem Austragen des Kindes bis zur Geburt.
„In der Wissenschaft ist allerdings umstritten, ob ein solcher Effekt hypothetisch ist oder tatsächlich existiert und inwiefern er überhaupt wissenschaftlich nachweisbar ist“, sagt Co-Autor Johannes Bonelli. „Bei genauerer Analyse zeigt sich, dass die unterschiedlichen Ergebnisse auf methodische Mängel und eine intransparente Auswahl von Daten zurückgeht“, erklärt Bonelli.
Es ist auffallend, dass sich praktisch alle Studien zum Thema Schwangerschaftsabbruch und psychische Folgen nur mit der Frage beschäftigen, ob eine Abtreibung negative Folgen für die Psyche der Frau hat - statt nachzuweisen, dass sie die Psyche der Frau verbessert.
Im Gegenteil: Ein erheblicher Teil der methodisch gut gemachten internationalen Studien ist sich einig, dass die Beendigung einer unerwünschten Schwangerschaft durch Abtreibung das Risiko für psychische Probleme nicht reduziert, sondern erhöht oder bereits bestehende psychische Probleme verstärkt. So ist eine Abtreibung statistisch gesehen mit einem erhöhten Risiko für Alkohol- und Drogenmissbrauch, Suizide und Suizidversuche, Sucht, Depression und Angstzustände verbunden.
Konsens herrscht auch unter den Studien - ob von Pro Choice- oder Pro Life-Seite -, dass es keine wissenschaftlich valide Methode gibt, um einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen einer Abtreibung und späteren psychische Folgen sicher nachzuweisen oder auszuschliessen.
Ein medizinischer Eingriff müsse immer sowohl nach seinem Nutzen als auch nach seinem Schaden bewertet werden. Der Schwangerschaftsabbruch werde „als Quasi-Therapie angeboten, um Frauen angeblich vor seelischen oder psychischen Belastungen zu bewahren“.
Frauen mit psychischen Vorerkrankungen oder bereits mehreren Abtreibungen in der Vorgeschichte stellten eine besondere Risikogruppe dar, die wahrgenommen werden müsse.
Zusammenfassung der Studienergebnisse
Die Frage, ob sich eine Abtreibung bei ungewollt Schwangeren später positiv oder negativ auf die Psyche auswirkt, wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Ein Hauptgrund dafür ist, dass keine valide Methode existiert, um direkte Kausalzusammenhänge zu zeigen.
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