Sowohl unsere Intensivarbeit, als auch die Transpersonale Prozessarbeit und die Hypnoseausbildung wurzeln in einer Grundhaltung der Humanistischen Psychologie.
Ursprünge und Entwicklung der Humanistischen Psychologie
Die Humanistische Psychologie besann sich auf die Ideale der griechisch-römisch antiken Philosophie in Bezug auf das Menschenbild an sich - bereits hier wurden die Grundlagen für eine menschliche Ethik, basierend auf Würde, Entfaltung und Selbstverwirklichung angelegt.
Mit dem Humanismus der Renaissance und dem Neo-Humanismus im 19. Jahrhundert wurden diese idealen Werte wiederbelebt. Diese standen quasi im konträren Gegensatz zu den defizitorientierten therapeutischen Verfahren in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Prof. Carl Rogers (Klientenzentrierte Gesprächstherapie) und Dr. Virginia Satir (Systemische Familientherapie) griffen Maslows Konzeption auf und gründeten u.a. mit James F. T. Bugental, Rollo May und anderen gemeinsam in den späten 50ern-frühen 60ern die „American Association for Humanistic Psychology (AHP)“.
Ein Hauptanliegen für die Humanistsche Psychologie-Bewegung war und ist es daher - im Sinne Aldous Huxley´s - den ganzen Menschen wachsen und entfalten zu lassen (“Human Potential Movement”). Die antiken Griechen prägten dafür den Begriff „Areté“ - er bezeichnete ursprünglich den „Akte des Lebens hin zu seinem größtmöglichen Potenzial“, entsprechend der eigenen Bestimmung“.
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Wir sprechen hier über eine Form der Reife und Selbstverwirklichung, wie sie die allermeisten Menschen in unserer modernen Welt nicht erreicht haben, weil sie nicht gelernt haben, ihre eigenen Impulse wahrzunehmen, zu betrachten, zu verstehen und intuitiv auszudrücken, weil sie die Verbindung zu sich und ihrem Körper, wie auch zur Natur, zu den Vorfahren und Mitmenschen häufig nicht gefunden oder wieder verloren haben.
Die Humanistische Psychologie wendet sich gegen die deterministischen und mechanistischen Aspekte in den Modellen des Behaviorismus und der Psychoanalyse. Sie orientiert sich an einer holistischen Zugangsweise, wie sie vor allem in der Gestaltpsychologie, einer der Wurzeln der humanistischen Psychologie, zum Ausdruck kommt.
Viele Phänomene können nicht als Einzelelemente erklärt werden, sondern müssen als ganzheitliches, dynamisches Geschehen betrachtet werden.
Grundannahmen und Prinzipien
Für alle Richtungen der humanistischen Psychologie können die vier folgenden programmatischen Thesen der «Association for Humanistic Psychology» als Grundlage gelten.
- Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht die erlebende Person. Damit rückt das Erleben als das primäre Phänomen beim Studium des Menschen in den Mittelpunkt.
 - Ein zentrales Anliegen ist die Aufrechterhaltung von Wert und Würde des Menschen, und das Interesse gilt der Entwicklung der jedem Menschen innewohnenden Kräfte und Fähigkeiten.
 - Jeder Mensch ist schlichtweg durch sein natürliches Sein wertvoll.
 - Menschliche Wesen besitzen Wahlmöglichkeiten und Verantwortlichkeiten - d.h.
 
Straub (2012) fasst die Annahmen, Prinzipien und Orientierungen der humanistischen Psychologie folgendermassen zusammen:
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- Der Mensch ist mehr bzw. anderes als die Summe seiner einzelnen Bestandteile. Die Herkunft dieser ersten grundlegenden Annahme Ist offenkundig: In der Gestaltpsychologie sprach man vom Theorem der Übersummativität.
 - Das Sein des Menschen, seine Existenz, vollzieht sich im Kontext sozialer Beziehungen.
 - Der Mensch kann, ja muss aus stets möglichen Alternativen auswählen, er kann und muss Entscheidungen treffen. Er kann seine Handlungs- und Lebenspraxis selbst gestalten und sich selbst bestimmen. Demzufolge muss er sein Tun und Lassen auch verantworten.
 - Autonomie und soziale Interdependenz: Der Mensch strebt aus seiner postnatalen biologischen Abhängigkeit nach Unabhängigkeit von äusserer Kontrolle.
 - Selbstverwirklichung: Auch nach der Befriedigung primärer Bedürfnisse ist der Organismus lebendig und aktiv und sucht seine schöpferischen Fähigkeiten zu entfalten.
 - Ziel- und Sinnorientierung: Humanistische Wertvorstellungen wie Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde sind neben den materiellen Grundlagen wichtig.
 - Wachstums- und Selbstverwirklichungsprozesse können nur stattfinden, wenn grundlegende Bedürfnisse des Menschen befriedigt sind.
 
Maslows Bedürfnispyramide
Abraham Maslow hat für diese Zusammenhänge das Modell der Bedürfnispyramide entworfen.
Auf der untersten Stufe befinden sich physiologische Bedürfnisse wie Hunger, Durst und Sexualkontakt, auf der nächsten Stufe Sicherheitsbedürfnisse, auf der dritten Stufe Bedürfnisse nach Sozialkontakt (Zugehörigkeit und Liebe), auf der vierten Stufe die Bedürfnisse nach Bestätigung und Wertschätzung.
Maslow ersetzte daher das behavioristische Motivationsmodell von „Strafe und Belohnung (von außen)“ durch die Humanistische Psychologie mit einem Konzept der Selbstmotivation (von innen heraus), zu welcher der Mensch fähig ist - auch ohne Androhung von Strafe oder Aussicht von externaler Belohnung - weil er einen inneren Ruf oder Drang zur Selbstverwirklichung verspürt.
Hier können wir auch eine Verbindung zur sinnzentrierten „Logotherapie“ Viktor E. Abe Maslow, wie seine Freunde ihn nannten, wollte vor allem wissen, was Menschen - also auch die „supergesunden Normalneurotiker“ - psychisch wirklich gesund machen könne.
Er forderte die Menschen daher auf, sich zuerst den eigenen Grundbedürfnissen zuzuwenden und diese zu würdigen, bevor sie sich auf die höheren sozialen Anforderungen und die Selbstverwirklichung fokussieren. Sind basalen Ebenen jedoch erfüllt, so ist es an der Zeit sich seines eigenen organismischen Potenzials voll gewahr zu werden und es aktiv mit aller Kraft auszudrücken.
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Maslow drückte dies in seiner „Hierarchie der Bedüfnisse“ aus, was später (fälschlicherweise) als sogenannten „maslowsche Bedüfnispyramide“ bekannt geworden ist (denn Maslow selbst hat nie eine pyramidale Darstellung entworfen).
Bedeutung für Therapie und Pädagogik
Humanistischen Psychologie eignet sich demzufolge besonders für Menschen, welche an den freien Willen und die positive Seite der Menschheit glauben. Dieses Konzept lässt sich zu Freuds Theorie des biologischen Determinismus kontrovers betrachten.
Weiterhin versteht die Humanistische Psychologie die menschliche, existentielle Begegnung (mit einem greifbaren Gegenüber) als einen der wichtigsten, heilsamen Faktoren in der Psychotherapie - was auch durch neuere Psychotherapie-Forschungen bestätigt worden ist.
Dieser bubersche Begegnungsansatz steht laut Jakob L. Moreno im krassen Widerspruch zum althergebrachten, verzerrten und „verrückt machenden“ Beziehungsmodell der Psychoanalyse.
Eine weitere wesentliche Stärke der humanistischen Psychologie-Theorie ist die, dass sie relativ flexibel mit anderen Denkschulen kompatibel ist und so auch zu vielen verschiedenen therapeutischen Formen und Stilen beitrug, die alle von der Idee getragen waren, dass Menschen die inneren Ressourcen für Wachstum und Heilung in sich selbst besitzen.
Dies spiegelt sich auch in Haltung und Arbeitsstil bspw. von Gestalt, Systemischer Therapie, Körperarbeit, Psychodrama, Logotherapie und Klientenzentrierter Gesprächstherapie wieder.
Ziel der humanistischen Psychotherapie ist es, Hindernisse die den Einzelnen vom Erreichen seiner Ressourcen und letztlich seiner Selbstverwirklichung abhalten, aufzudecken und durchzuarbeiten - was in der humanistischen Philosophie auch systemisch oder gesellschaftliche Betrachtung finden kann.
Trotz aller (gebotenen) Kritik an den philosophisch-theoretischen Grundlagen der humanistischen Psychologie soll ihr konstruktiver Beitrag zur psychologischen Handlungsorientierung im pädagogischen Feld nicht gering geschätzt werden.
Ihr Menschenbild unterstützt den erzieherischen Optimismus, ohne den Erziehung - vor allem eine solche unter erschwerten Bedingungen - schlechterdings nicht möglich ist. Und sie betont die Rolle der Werte und der Werthaltungen im Prozess jeder zwischenmenschlichen Beziehungsgestaltung, ein in sich wertvolles Heilmittel gegen instrumentalistische und technologische Verkürzungen von Erziehung und Therapie.
Die bekannten Basismerkmale hilfreicher Beziehungsgestaltung, die Rogers ursprünglich als die entscheidenden Therapeutenvariablen der Gesprächspsychotherapie empirisch ermittelt hatte, erwiesen sich auch im erzieherischen Verhältnis als bedeutsam.
Sie beschreiben in der Tat eher ein Wertesyndrom, als dass sie im methodischen Sinne Verhaltensvorschrifren wären (Gröschke, 1992, S. Achtung und Wohlwollen (emotionale Wärme, «Achten, Wärme, Sorgen», Tausch u. Tausch 1981, S.
Bemühungen um persönliche Wertschätzung, emotionale Wärme, Echtheit und Einfühlung/Verstehen sollten die Grundlage für die Begegnung mit Menschen mit Behinderungen bilden.
Akzeptanz, Kongruenz und Empathie gehören zu den Grundhaltungen jedes Einzelgespräches, sei es mit den Erziehungsberechtigten oder mit den Betroffenen selbst. Dass es allerdings hierbei Widerstände und Probleme in der heilpädagogischen Wirklichkeit gibt, kann nicht bezweifelt werden.
Vor allem die wissenschaftliche Forschung sollte sich stärker um die Erhellung dieser spezifischen zwischenmenschlichen Probleme bemühen. Sie sollte die Möglichkeiten, aber auch Probleme des Transfers dieser Therapieform in das heilpädagogische Arbeitsfeld (Schule zur Erziehungshilfe, Schulen für Kinder mit Behinderungen, Freizeitbereich, Alltagswirklichkeit) ins Bewusstsein heben.
Die Atmosphäre des Akzeptierens, des Verstehens und des Respekts hält Rogers für die wichtigste Basis zur Förderung des Lernens.
Hieraus lässt sich die Begründung eines schülerzentrierten bzw. Im Zusammenhang mit spezifischen Erfahrungen, der individuellen Lerngeschichte und daraus hervorgehenden speziellen Erziehungs- und Förderungsbedürfnissen von Kindern mit Behinderungen empfehle ich ein «kind- oder kinderorientiertes» Erziehen und Unterrichten in einer «Schule für kinderorientiertes Lernen» (Bundschuh 1987b, 184-191; 1989, 235-245), die allen Schülern offenstehen könnte.
Ein bestimmtes Mass an Erfahrungen, die nicht mit der Struktur des Selbstkonzeptes übereinstimmen, wird als Bedrohung wahrgenommen, hat eine Erstarrung der Selbst-Struktur und damit eine psychische Störung zur Folge.
Diese Tatsache fordert Heilpädagogen heraus, sich mit den individuellen Erfahrungen, Wahrnehmungen und der subjektiven Bedeutsamkeit dieser Erfahrungen für Menschen mit Behinderungen intensiver auseinanderzusetzen als bisher.
Unbefriedigte Bedürfnisse verhindern Lernen: Biologische, soziale und psychische Bedürfnisse kennzeichnen die menschliche Existenz. Erst wenn biologische und soziale Bedürfnisse im Wesentlichen befriedigt sind, entstehen Bedürfnisse nach psychischem Wachstum, wie das Bedürfnis nach Wissen und Verstehen sowie kulturellen Aktivitäten.
Vertrauensvolle Beziehungen zwischen erziehenden Personen und Kindern fördern das Lernen: Bestimmte erzieherische Verhaltensweisen erleichtern Kindern das Lernen, andere erschweren es.
Unnötige einschränkende Vorschriften und äussere Anreize beeinträchtigen die natürliche Lernbereitschaft von Kindern: Menschen wollen lernen, um ihre Potenziale zu aktualisieren, und sie möchten den Lernprozess mitbestimmen.
Kritische Betrachtung
Explizit die Zeit der 1960er Jahre hat begrüßenswerte humanistische Ideale geschaffen und weiter ausgebaut. Allerdings wurde mit dem Ideal der Gleichheit („Graves Grün“) das zu allen Zeiten ebenfalls wahre Faktum einer gewissen gesellschaftlichen Ungleichheit - und sei es nur in den individuellen Fähigkeiten eines jeden Einzelnen - verleugnet.
Abschließend lässt sich daher explizit in jüngerer Zeit festhalten, dass a) eine Förderung unbegrenzter „Selbstverwirklichung“ und b) die überspannte Dauerbeschallung mit der „Forderung nach Gleichheit“, offenkundig nicht nur problematisch sind, sondern auch propagandistische Züge annehmen, die sich in Folge dessen oftmals geradezu ins eigentliche Gegenteil zu verkehren scheinen.
Daraus resultieren abermals zahlreiche neue „Ersatzpriester*Innen“, die im Geiste jener anscheinend höherstehenden Hypermoral dazu neigen ins Autoritäre abzudriften und die allgemeine Freiheit zunehmend beschneiden zu wollen.
Im Ergebnis wurde und wird hiermit ein Zuwachs an gesellschaftlicher Angst und Gewalt im Verbund mit einer chronischen Selbstverachtung, Trivialisierung und kollektiver Konditionierung herbeigezüchtet.
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