Psychosomatische Symptome behandeln: Was wirklich hilft

Die Psychosomatische Medizin erforscht seit Jahrzehnten das Zusammenspiel von Körper und Psyche, wenn es um die Gesundheit des Menschen geht.

Was sind psychosomatische Erkrankungen?

Psychosomatische Erkrankungen sind nicht eingebildet, ihre Entstehung ist heute wissenschaftlich beschreibbar, sie betreffen stets den Menschen als Gesamtes. Psychosomatische Beschwerden sind häufig.

Wer ist betroffen?

Jeder Mensch neigt unter Stress zu psychosomatischen Beschwerden. Auch Kinder können solche Beschwerden haben. Am häufigsten sind körperliche Symptome, die durch akuten Stress entstehen.

Wie entstehen sie?

Dabei spielt das vegetative Nervensystem eine Rolle, aber auch Stresshormone. Unser Organismus funktioniert dann nicht mehr so, wie wir uns das wünschen. Bei akutem Stress reagiert der Mensch z.B. Chronischer Stress kann ausserdem Auswirkungen haben auf das Herzkreislauf-System, den Stoffwechsel und das Immunsystem. Unter chronischem Stress reagieren wir oft deutlich empfindlicher.

Psychosomatische Körpersymptome entstehen oft, weil die Organe nicht richtig funktionieren. Deshalb nennt man sie auch «funktionelle Körpersymptome». Ob Beschwerden also rein körperlich oder psychosomatisch sind, lässt sich nicht so leicht feststellen.

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Viele körperliche Beschwerden sind weder eindeutig organisch noch eindeutig psychisch zu erklären. Diese Beschwerden erklären sich erst im Zusammenspiel von Umfeld, Befinden, Körperwahrnehmung und Körperfunktion.

Wer psychisch krank ist, leidet an veränderten Gefühlen, Gedanken, oder an einem veränderten Verhalten. So kann ein:e Patient:in ein Magengeschwür gleichzeitig wegen Stress und wegen schädlichen Magen-Bakterien haben. Fast alle Erkrankungen können durch unser Umfeld verstärkt werden.

Im Zentrum steht der Respekt vor der einzelnen Person. Ein wichtiges Ziel jeder Behandlung ist, dass die betroffene Person Möglichkeiten erkennt, die ihr helfen, positiv auf die eigene Gesundheit einzuwirken. Die Beschwerden sollen so gelindert werden.

Der Titel in Psychosomatischer Medizin ist eine staatlich-registrierte, höhere Zusatzausbildung.

Psychosomatische Störung: Definition

Eine psychosomatische Störung (Schmerz, chronische Schmerzen) ist eine Art von Krankheit, bei der psychische Faktoren wie Stress, Angst oder emotionale Belastungen körperliche Symptome verursachen oder beeinflussen. Das bedeutet, dass psychische Probleme dazu führen können, dass sich eine Person körperlich unwohl fühlt, obwohl keine erkennbare körperliche Ursache vorliegt. Diese Beschwerden sind real und beeinträchtigen die betroffene Person, obwohl keine klare medizinische Erklärung dafür zu finden ist.

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Ursachen

Komplexes Zusammenspiel von psychischen Belastungsfaktoren (wie Stress, Angst, emotionale Belastungen, traumatische Erlebnisse) und körperlichen Reaktionen. Es ist keine klare körperliche Ursache erkennbar.

Symptome

Die Symptome können vielfältig sein und umfassen körperliche Beschwerden wie:

  • Kopfschmerzen
  • Magenschmerzen
  • Atembeschwerden
  • Müdigkeit
  • Rückenschmerzen

Diagnostik

  • Es ist eine sorgfältige Untersuchung durch einen Arzt erforderlich, um andere mögliche körperliche Ursachen auszuschließen.
  • Berücksichtigung des Zusammenhangs zwischen den Symptomen und psychischen Faktoren.
  • Identifikation von möglichen auslösenden Belastungsfaktoren.

Behandlung

  • Die zugrundeliegenden psychischen Belastungen erkennen und Psychotherapeutisch angehen.
  • Kombination aus medizinischer Betreuung und psychologischer Unterstützung.
  • Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken um die Gesundheit zu fördern und das Wohlbefinden zu steigern.

Somatoforme Störungen

Somatoforme Störungen machen sich bemerkbar durch körperliche Beschwerden, die die betroffene Person sehr klar beschreiben kann, für die es aber bei medizinischer Untersuchung keine organische Ursache gibt. Auffallend bei somatoformen Störungen sind wiederholte Arztbesuche der Betroffenen mit der Aufforderung nach gründlicher Anamnese. Ein negatives Ergebnis bringt die Erkrankten dazu, frustriert die nächste Ärztin oder den nächsten Arzt aufzusuchen, mit deren Diagnose sie dann wieder unzufrieden sind. Die Betroffenen fühlen sich unverstanden und werden zunehmend verzweifelt.

Ihr Krankheitsbild besteht oft schon über Jahre, depressive Zustände oder Depressionen können sich entwickeln haben, bis das Thema endlich von der psychischen Seite angegangen wird. Somatoforme Störungen machen sich mit verschiedensten Krankheitsanzeichen bemerkbar. Meist handelt es sich um Symptome, die vom vegetativen Nervensystem ausgehen, also von der betroffenen Person nicht willentlich gesteuert oder kontrolliert werden können. Manche Erkrankte klagen auch über Schweißausbrüche, Hitzewallungen oder allgemeine Unruhe.

Formen Somatoformer Störungen

  • Hypochondrische Störung: Obwohl körperlich gesund, sind sie davon überzeugt, an einer schwerwiegenden Krankheit zu leiden. Sie überinterpretieren bestimmte körperliche Symptome und sind mit den Diagnosen der behandelnden Ärztinnen und Ärzte immer unzufrieden.
  • Somatisierungsstörung: Die Erkrankten haben anhaltende Beschwerden wie Müdigkeit, Magen-, Darm-, Blasen- oder Herzbeschwerden. Die Leiden halten seit mindestens einem halben Jahr an und die Störungen werden vom vegetativen Nervensystem verursacht.
  • Somatoforme Schmerzstörung: Die Betroffenen klagen über einen anhaltenden, schweren Schmerz in einem Körperteil, für den es keine körperliche Ursache gibt. Schmerzort und -charakter können wechseln, die Schmerzen können zu Schlafstörungen führen und den gesamten Alltag beeinträchtigen. Im Arztgespräch lassen die Erkrankten psychische Ursachen als mögliche Auslöser nicht zu.

Ursachen von Somatoformen Störungen

Für eine Somatoforme Störung kommen eine ganze Reihe von Ursachen in Betracht und man muss immer von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren ausgehen. Eine genetische Prädisposition kann möglicherweise existieren, weil in manchen Familien gehäuft Somatoforme Störungen zu beobachten sind. Traumatische Erlebnisse in der Kindheit oder auch das Aufwachsen mit einem chronisch kranken Familienmitglied, das infolgedessen mehr Zuwendung erhielt, können die Entstehung einer Somatoformen Störung begünstigen.

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Eine nicht unerhebliche Rolle spielt bei der Entwicklung des Krankheitsbildes, dass normale Körperprozesse sensibel wahrgenommen, interpretiert und als ein Anzeichen einer ernsthaften Krankheit bewertet werden. Die Aussagen der Ärztin oder des Arztes können nicht wirklich beruhigen, die nächste Ärztin oder der nächste Arzt wird aufgesucht. Die Selbstbeobachtung verstärkt die Beschwerden noch, immer neu hinzugezogene Fachleute und Diagnosen tragen nicht zur Deeskalation bei.

Menschen mit einer ängstlichen und selbstunsicheren Persönlichkeitsstruktur, die sich häufiger ausgeliefert und wertlos fühlen, sind anfälliger für eine Somatoforme Störung.

Diagnose

Es ist gar nicht so einfach bei einer Somatoformen Störung eine richtige Diagnose zu stellen. Wenn Sie sich beim ersten Auftreten Ihrer Beschwerden an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt wenden, werden diese zunächst einmal sorgfältig alle körperlichen Ursachen ausschliessen wollen. Zur Untersuchung des Kopfes können zum Beispiel die Magnetresonanztomografie oder die Computertomografie beigezogen werden. Die eingehenden Untersuchungen und die dann geäusserte Erklärung, dass sie nichts Organisches finden können, können natürlich schon zu einer ersten Missstimmung im Arzt-Patienten-Verhältnis führen.

Verlauf und Behandlung

Wenn eine Somatoforme Störung unbehandelt bleibt, dann besucht die betroffene Person meist viele Ärztinnen und Ärzte. Sie nimmt teure Diagnostik in Anspruch, die sie aber nicht beruhigt, sondern ihr Vertrauen in die Medizinerinnen und Mediziner mit der Zeit untergräbt und sie in ihren Überzeugungen immer weiter bestärkt. Es können Krankschreibungen bis hin zu Arbeitsunfähigkeit folgen.

Einer Somatoformen Störung kann man nicht vorbeugen. Wenn diese Erkrankung in Ihrer Familie schon vorgekommen ist, dann sollten Sie hellhörig sein und sich frühzeitig selbst informieren. Eine gewisse Sensibilität dafür, dass körperliche Beschwerden durchaus auch eine seelische Komponente haben, hilft frühzeitig psychologische Unterstützung zu bekommen. Wenn Sie bei sich somatoforme Symptome beobachten, dann besprechen Sie mit uns in aller Ruhe die seelischen Aspekte Ihrer Beschwerden. Wenn auf der körperlichen Ebene nichts gefunden werden kann, zögern Sie nicht zu uns zu kommen.

Der Verlauf einer Somatoformen Störung hängt auch vom Verhalten der Ärztinnen und Ärzte ab. Fokussieren diese sich lange Zeit nur auf die körperliche Diagnostik und schreiben die erkrankte Person krank, kann sich die Störung schnell chronisch werden. Ein Blick auf mögliche psychische Ursachen ist bei den beschriebenen Symptomen immer ratsam.

Eine somatoforme Störung sollte möglichst frühzeitig behandelt werden, damit sich die Symptome nicht verfestigen. Wichtige Grundlage für die therapeutische Arbeit ist ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen den Erkrankten und uns. Bleiben Sie dafür offen, die psychischen Ursachen hinter Ihren Beschwerden wahrzunehmen.

Häufigkeit

Zu den Häufigkeiten Somatoformer Störungen gibt es nur Schätzungen. Wahrscheinlich leidet gut ein Fünftel aller Menschen, die ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt aufsuchen, an dieser Störung. Nach einer Studie sind davon rund 60 Prozent Frauen. Gelingt es den Ärztinnen und Ärzten, die erkrankte Person zur Mitarbeit zu bewegen und die psychische Komponente der Störung in den Blick zu nehmen, ist viel gewonnen. Meist beginnt die Somatoforme Störung zwischen dem 16. und dem 30. Lebensjahr, oft um das 25. Lebensjahr herum. Laut Ärzteblatt wird die Mehrheit der Betroffenen, die sich keiner Therapie unterziehen, meist nach drei Jahren aufgrund der Beschwerden arbeitsunfähig.

Psychosomatische Unterstützung und Therapie

Die psychosomatische Medizin beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel körperlicher, psychischer und sozialer Faktoren und untersucht die bio-psycho-sozialen Zusammenhänge der jeweiligen Erkrankung. Gerade langanhaltende Schmerzen beeinträchtigen die Funktionsfähigkeit in unterschiedlichen Lebensbereichen und wirken sich damit auf die psychische Befindlichkeit aus.

Erhöhtes Stresserleben, sozialer Rückzug und Verlust von ressourcenverstärkenden Aktivitäten sind eine häufige Folge. Zusätzlich besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen. Diese bedürfen einer gezielten psychosomatischen Behandlung, da sie den Verlauf einer Schmerzerkrankung im Sinne einer Wechselwirkung wesentlich mitbeeinflussen.

Mit psychosomatischer Unterstützung und gezielten psychotherapeutischen Interventionen können nicht medikamentöse Schmerzbewältigungsstrategien erarbeitet sowie vorbestehende oder zusätzlich aufgetretene psychische Erkrankungen behandelt werden, um das Schmerzerleben positiv zu verändern und die Lebensqualität zu verbessern.

Das Angebot umfasst neben sorgfältigen psychosomatischen Abklärungen, psychiatrisch-psychotherapeutischen Einzelbehandlungen und bei entsprechender Indikation den evidenzbasierten Einsatz von Medikamenten. Bei spezifischen Fragestellungen wird das Biofeedback-Verfahren eingesetzt, welches körpereigene physiologische Prozesse computergestützt visualisiert. Die Prozesse können damit gezielt verändert werden.

In den psychosomatischen Gruppen (psychoedukative und interaktionelle Gruppe sowie Gruppen zum Erlernen von Entspannungsverfahren) werden neue Kompetenzen im Umgang mit Schmerzen aufgebaut.

Um eine Stressfolgeerkrankung, Ängste, Depressionen sowie andere psychosomatische Beschwerden erfolgreich zu therapieren, ist häufig eine intensive Behandlung auf verschiedenen Ebenen notwendig. Dabei gilt es, die Vielschichtigkeit entsprechender Problemstellungen medizinisch, psychologisch sowie in ihren sozialen Auswirkungen zu erfassen.

Behandlungsspektrum

  • Burnout und Erschöpfung: Ein Burnoutsyndrom ist als psychophysischer Erschöpfungszustand definiert.
  • Chronische Schmerzerkrankungen: Bei chronischen Schmerzen setzt sich das Schmerzerleben der Betroffenen immer aus körperlichen (somatischen) und seelischen (psychischen) Anteilen zusammen.
  • Angststörung und Phobien: Angst gehört zum Leben.
  • Anpassungsstörungen: Eine Anpassungsstörung kann nach einer entscheidenden Lebensveränderung, nach einem belastenden Ereignis oder auch nach schwerer körperlicher Krankheit auftreten. Die Anzeichen sind unterschiedlich und reichen von depressiver Stimmung über Ängste und Besorgnis, bis hin zum Gefühl „nicht mehr zurechtzukommen“.

Zu Beginn jeder ambulanten Behandlung steht ein umfassendes, orientierendes Erstgespräch. Dabei werden die bisherigen Abklärungs- und Behandlungserfahrungen kurz zusammengefasst. Im Zentrum stehen die aktuelle Situation, die gegenwärtigen Beschwerden, die Ressourcen und Stärken und die konkreten Veränderungswünsche der Patientin oder des Patienten. Je nach Therapieziel werden im Erstgespräch auch weitere therapeutische Massnahmen besprochen und festgelegt.

Ziel aller Behandlungen ist die bestmögliche, massgeschneiderte Unterstützung in der bestehenden Alltagsstruktur und/oder im beruflichen Wiedereinstieg. Unsere Behandlungen erfolgen deshalb ambulant. Wir stehen in engem fachlichen Austausch mit diversen psychosomatischen Kliniken.

Das Team der Physiotherapie behandelt Patientinnen und Patienten der ambulanten Psychosomatik mit Bewegungseinschränkungen und körperlichen Schmerzen, bei deren Ursache auch psychische Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Zudem werden Personen betreut, die unter einer körperlichen Erkrankung und direkt damit verbundenen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen leiden.

Ziel der Ergotherapie ist es, Patient:innen bei der Durchführung von für sie bedeutungsvollen Handlungen und Alltagsaktivitäten in ihrer Umwelt zu stärken. Abklärungen zur Wohnsituation, ggf. Die praxisnahen ergotherapeutischen Massnahmen fördern die Selbstständigkeit in alltäglichen Verrichtungen und unterstützen ggf.

Essen und Trinken haben einen grossen Einfluss auf die Gesundheit, das Wohlbefinden sowie die Leistungsfähigkeit. Gerade bei Erkrankungen im Schnittbereich von Körper und Psyche kann es für die psychosomatische Gesamtbehandlung wichtig und hilfreich sein, die Ernährung in geeigneter Weise mitzuberücksichtigen. Das Team der Ernährungsberatung bietet Unterstützung bei Fragestellungen rund um die Ernährung an. In der Regel werden Patientinnen und Patienten durch ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte zugewiesen.

Wo kann die Grenze zwischen Körper und Psyche gezogen werden?

Das Zusammenspiel zwischen Körper und Psyche steht bei den «psychosomatischen Störungen» im Zentrum der Behandlung. Die Psychosomatische Medizin zeigt auf, dass gesundheitliche Probleme in der Regel sowohl eine biologische als auch eine psychosoziale Komponente haben. Die Behandlungen umfassen sowohl Psycho- als auch Medikamententherapie. Patientinnen und Patienten mit komplexen medizinisch-psychiatrischen Begleiterkrankungen, mit medizinisch nicht erklärbaren Symptomen und mit körperlich bedingten, psychischen Beschwerden werden eng von verschiedenen Gesundheitsfachpersonen unterstützt und behandelt. Dabei wird die persönliche Krankengeschichte beachtet.

Anlaufstellen

  • Ambulatorien Erwachsene
  • Ambulatorien KJPD

Haben Sie das Gefühl, von einer psychischen Erkankung betroffen zu sein? Zögern Sie nicht. Fordern Sie Hilfe bei Ihrem Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt an. Er wird Sie bei Bedarf an das lups überweisen.

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