Psychosomatische Atemnot: Therapieansätze und Behandlungsmöglichkeiten

Wer sich über eine Atemtherapie informieren muss oder möchte, hat unter Umständen bereits einen langen Weg hinter sich. Erkrankungssymptome belasten Körper und Geist, die entsprechende Behandlung ist oft kräftezehrend. Manchmal schleicht sich eine Erkrankung langsam in den Alltag ein, manchmal beginnt sie rasch und schreitet rasant voran. Kommt es zum Äussersten, ist schnelles Handeln angezeigt.

Was ist Atemnot?

Atemnot beschreibt das Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen. Unter Atemnot versteht man eine von Betroffenen empfundene Luftnot beziehungsweise eine erschwerte Atmung. Die Atemnot wird medizinisch ,,Dyspnoe‘‘ genannt. Die Beschwerde signalisiert die Differenz zwischen der Möglichkeit zu atmen und dem Bedarf an Atem. Es gibt mehrere Formen von Atemnot, wobei zwischen akuter und chronischer Dyspnoe unterschieden wird.

  • Akute Dyspnoe: Tritt plötzlich auf, innerhalb von Minuten oder Stunden, und ist typisch für einen Asthmaanfall oder eine Lungenembolie.
  • Chronische Dyspnoe: Entwickelt sich langsam und kann auf verschiedene Grunderkrankungen hinweisen.

Atemnot ist ein komplexes Symptom, welches durch eine erhöhte Atemarbeit, einen zu stark veränderten Kohlendioxidgehalt im Blut, durch die Blut- und Gewebehypoxie oder andere physiologische Veränderungen ausgelöst werden kann.

Formen der Atemnot

  • Belastungsdyspnoe: Die Atemnot entsteht durch körperliche Anstrengung.
  • Ruhedyspnoe: Die Atemnot tritt in Ruhe auf und ist belastungsunabhängig.
  • Orthopnoe: Hierbei handelt es sich um die stärkste Atemnot, bei der das Atmen im Liegen kaum möglich ist.

Ursachen von Atemnot

Symptome und Krankheitsbilder, die die Atmung betreffen, sind vielfältig. Ein bekanntes Beispiel dafür ist das Asthma, das oft allergisch oder autoimmun ausgelöst wird. Die Atmung ist jedoch nicht nur ein physiologischer Vorgang, sondern stellt zudem eine enge Verbindung zwischen körperlichen und seelischen Prozessen dar. Auch psychische Faktoren wie Stress und Angst können eine Atemnot auslösen.

Mögliche Ursachen für Atemnot:

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  • Asthma
  • Lungenembolie
  • Chronische Lungenerkrankungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Angststörungen
  • Stress

Diagnose von Atemnot

Für die Diagnose der Atemnot ist eine gründliche Anamnese, das heisst die Befragung der Begleitsymptome und Vorerkrankungen in Kombination mit einer körperlichen Untersuchung entscheidend. Anschliessend werden gezielte weiterführende Untersuchungen gemacht.

Diagnostische Massnahmen:

  • Körperliche Untersuchung (Abhorchen von Herz und Lunge)
  • Blutuntersuchungen
  • Belastungstests (6-Minuten-Gehtest, Fahrradergometer-Test)
  • Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung des Herzens)
  • Allergietests
  • Computertomografie (CT) des Brustkorbs

Psychosomatische Aspekte der Atemnot

Angst ist eine angeborene menschliche Reaktion, die schützt und das Überleben sichert. Ist sie jedoch unbegründet oder übertrieben stark, kann sie zu einer psychischen Erkrankung werden. Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und treten oft im Zusammenhang mit Stress oder anderen psychosozialen Belastungen (Umwelteinflüssen) auf. Sie sind mit Erkrankungen der Gefühlsregulation - vor allem der Depression - verwandt. Die Symptome einer Angststörung äussern sich auf den Ebenen des Körpers, der Gefühle, der Gedanken und des Verhaltens.

Die somatische Belastungsstörung (SBS) ist eine psychische Erkrankung, bei der körperliche Beschwerden im Vordergrund stehen, für die sich medizinisch keine ausreichende körperliche Ursache finden lässt. Entscheidend ist hier, dass sie für den Patienten oder die Patientin sehr belastend sind und oftmals eine traumatisch erlebte Situation zugrunde liegt. Menschen mit SBS neigen dazu, sich stark auf ihre körperlichen Symptome zu fokussieren, was zu erheblichem Leid und Beeinträchtigungen im Alltag führen kann.

Hauptmerkmale der somatischen Belastungsstörung

  • Anhaltende körperliche Beschwerden (mindestens 6 Monate)
  • Exzessive Aufmerksamkeit auf die Beschwerden
  • Beeinträchtigung der Lebensqualität

Therapieansätze bei psychosomatischer Atemnot

Sowohl die akuten Symptome als auch die Ursachen für die Erkrankung können ärztlich gut behandelt werden. Eine gute und sinnvolle Methode, die Atmung bewusst zu steuern, ist eine Atemtherapie. Sie kann präventiv eingesetzt werden oder nach einer ärztlichen Behandlung die Genesung unterstützen.

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Therapie der ersten Wahl ist die Psychotherapie. Dabei kommen verschiedene Verfahren in Frage, die individuell auf die konkrete Situation zugeschnitten werden.

Atemtherapie

Der Sinn und Zweck einer Atemtherapie besteht darin, die Atmung bewusst zu steuern und somit den Alltag zu erleichtern. Eine Atemtherapie ist grundsätzlich physiotherapeutisch gestützt. Sie beinhaltet mehrere Säulen, aus denen durchaus verschiedene Schwerpunkte ausgewählt werden können. Welche Methoden für den Einzelnen sinnvoll sind, wird im individuellen Behandlungsplan festgelegt.

Bestandteile der Atemtherapie:

  • Atemtechniken und -übungen
  • Entspannungsübungen (Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation)
  • Manuelle Atembehandlung
  • Physiotherapie

Unsere Therapeutinnen und Therapeuten leiten die Atemtherapie so an, dass sie auch im Alltag problemlos durchführbar ist. Mit dem Wissen aus der stationären Reha in unseren Kliniken können die Atemübungen und -techniken selbstständig durchgeführt werden.

Psychotherapie

Eine Behandlung ist die Psychotherapie, insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), um die Wahrnehmung und den Umgang mit den Symptomen zu verändern. Manchmal werden Antidepressiva oder andere Medikamente zur Behandlung von Begleiterkrankungen wie Angst oder Depression eingesetzt.

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Weitere Therapieansätze

  • Gruppentherapie
  • Achtsamkeits- und erlebnisorientierte Ansätze
  • Manuelle Atembehandlung
  • Elemente aus der Physiotherapie (Reflektorische Atemtherapie, Lippenbremse)
  • Buteyko Atmung

Was Sie selbst tun können

Neben den professionellen Therapieangeboten gibt es auch Massnahmen, die Sie selbst ergreifen können, um Ihre Atemnot zu lindern und Ihr Wohlbefinden zu verbessern:

  • Ruhe bewahren
  • Aufrechte Sitzposition einnehmen
  • Atemübungen durchführen
  • Stress reduzieren
  • Regelmässige Bewegung
  • Allergene vermeiden (bei allergischem Asthma)

Wichtiger Hinweis

Die akute Atemnot ist ein medizinischer Notfall. Sollten Sie selbst unter akuter Atemnot leiden oder eine Person in Ihrer Umgebung, wählen Sie sofort den Notruf (144). Versuchen Sie ruhig zu bleiben und den leidenden Menschen zu beruhigen. Animieren Sie ihn zum Sitzen oder lagern Sie ihn mit erhöhtem Oberkörper. Das Abstützen der Arme erleichtert die Atmung.

Am wichtigsten ist es ärztliche Hilfe zu suchen, sobald Ängste ausser Kontrolle geraten. Die frühzeitige Diagnose und Behandlung verhindern, dass sich die Erkrankung verselbständigt.

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