Psychische Verspannungen: Symptome, Ursachen und Behandlung

Wer kennt sie nicht? Verspannungen können sowohl durch körperliche als auch psychische Überlastungen entstehen. Erfahren Sie mehr über die Ursachen und wie Sie mit Unterstützung verschiedener Therapieansätze Ihre Verspannungen wieder beruhigen können.

Verspannung: Eine logische Konsequenz unseres Verhaltens

Verspannungen sind oft eine natürliche Reaktion des Körpers auf ein Ungleichgewicht. Unser Alltag ist voller Situationen, in denen wir unbewusst und gewohnheitsmässig zu viel muskulären Aufwand betreiben oder in unvorteilhaften Haltungen verharren. Welche Muskeln spannen Sie an, um ein Glas Konfitüre zu öffnen?

Schieben Sie Ihren Kopf beim Lesen dieses Artikels Richtung Bildschirm oder ist Ihr Nacken über das Smartphone oder Tablet gebeugt? Das fordert die Nacken- und Schultermuskulatur. Kurzfristig macht das kaum Schwierigkeiten. Problematisch wird ein Zuviel für zu lange: Zu langes Verharren in einer ungünstigen Position oder zu viel muskuläre Anspannung für alltägliche Verrichtungen.

Was hat die Psyche mit Verspannungen zu tun?

Psychische Ursachen führen dazu, dass wir uns zusammenziehen. Ziehen Sie den Kopf auf den Hals und die Schultern hoch, wenn Sie Stress, Ängste oder Sorgen haben? Wir tun dies nicht, weil es uns hilft und wir dadurch weniger Sorgen hätten, sondern weil es uns unbewusst Schutz vermittelt. Diese «Schutzhaltung» kann das Funktionieren des vegetativen Nervensystems beeinträchtigen.

Der Vagusnerv ist Teil dieses Systems. Er spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Entspannung und Gelassenheit. Ist die Hals- und Schulterpartie unter Dauerspannung, kann das wiederum unser Stressempfinden erhöhen - ein Teufelskreis.

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Was sind die Folgen, wenn wir uns verspannen?

Werden Verspannungen chronisch, schränken sie die Bewegungsfreiheit ein, mindern die Durchblutung und führen zu Sauerstoffmangel im Gewebe. Wenn der Organismus nicht bereits durch äussere Umstände gestresst war, ist er es spätestens jetzt. Langfristig können verschiedene Probleme wie Schwindel, Schlafstörungen und Gelenkverschleiss entstehen.

Die Liste ist lang und die Beschwerden sind je nach Fall komplex. Die durch die Schmerzen eingenommene Schonhaltung verstärkt die Problematik. Wir alle haben Strategien entwickelt, um mit Verspannungen umzugehen. Doch nicht alle sind gleich effektiv. Es kann deshalb Licht ins Dunkel bringen, sich mit diesen Strategien auseinanderzusetzen.

Muskuläre Verspannung in Rücken, Nacken und Schultern

Muskelverspannungen im Rücken, Nacken- und Schulterbereich gehören für Viele zum Alltag. Die Ursachen liegen oft in unserem Lebensstil begründet: wenig Bewegung, Verharren in derselben Fehlhaltung oder kalte Zugluft machen unseren Muskeln zu schaffen. Auch andere Erkrankungen können zu Verspannungen und Muskelschmerzen führen.

Wie entstehen Verspannungen und Muskelschmerzen?

Anspannen und Entspannen von Muskeln gehört zu ihrer normalen Funktion. Während wir Muskeln anspannen, um zum Beispiel eine Harasse Wasser zu heben, verkürzen sich die beanspruchten Muskelregionen kurzzeitig. Auch die Durchblutung verringert sich in der Zeit. Sobald wir die Muskeln wieder entspannen, normalisiert sich ebenfalls die Durchblutung.

Eine muskuläre Verspannung tritt dann auf, wenn wir bestimmte Muskeln übermässig belasten, z. B. durch eine dauerhafte Fehlhaltung oder Schonhaltung, um Schmerzen zu vermeiden. Eine dauerhafte Anspannung von Muskeln führt dazu, dass bestimmte Muskelbereiche nicht mehr ausreichend durchblutet werden, wodurch sie verkürzen und verhärten können. Wir nehmen das häufig als schmerzhaften Zustand bestimmter Muskeln wahr.

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Insbesondere Verspannungen im Rücken, Nacken- und Schulterbereich sind weit verbreitet. Von chronischen Muskelverspannungen sprechen Mediziner, wenn diese länger als 3 Monate andauern.

Was sind Muskelschmerzen?

Muskelschmerzen entstehen oft durch Überlastung und Verspannung von bestimmten Muskeln und Muskelgruppen.

Ursachen für Verspannungen

So verbreitet Muskelverspannungen sind, so zahlreich können ihre Ursachen sein:

  • Situationsbedingte Auslöser: Überlastung durch Sport oder falsches Heben schwerer Gegenstände, falsche Körperhaltung durch schwache Muskulatur oder Schonhaltung, um Schmerzen zu vermeiden, Bewegungsmangel, Kälte.
  • Körperliche Ursachen: Muskelverletzungen durch Sport und Unfälle, Erkrankungen und Fehlstellungen der Wirbelsäule, Magnesiummangel.
  • Psychische Faktoren: Dauerhafte Stressbelastung wie mentale Erkrankungen, Angststörungen und Depressionen fördert Muskelanspannungen.

Symptome für Verspannungen im Nacken und in der Schulter

  • Schmerzen: Nackenmuskulatur, manchmal ausstrahlend in Arme und Schultern. Die Stärke reicht von leichtem Druck bis hin zu starken Schmerzen. Die Art kann ziehend, stechend, brennend oder bohrend sein.
  • Bewegungseinschränkungen: Steifheit in Hals und Nacken, wenn Betroffene versuchen, den Kopf zu drehen. Auch bekannt als „steifer Hals“ oder „steifer Nacken“. Steifheit in den Schultern.

Selbstbehandlung

Treten leichte Schmerzen infolge von Verspannungen und Überlastung auf, bringt Wärme oft Linderung. Als bewährte Hausmittel gelten Wärmflaschen und Wärmekissen. Spezielle Salben und Crèmes mit Wärmeeffekt fördern die Durchblutung und helfen, die Muskulatur zu lockern. Gezielte Übungen zur Dehnung und Kräftigung können betroffene Muskeln entspannen und ebenfalls für stärkere Durchblutung sorgen.

Medizinische Behandlung

Bei starken und anhaltenden Schmerzen sowie schweren Verspannungen mit starken Bewegungseinschränkungen sollten Sie unbedingt ärztlichen Rat einholen - insbesondere dann, wenn Sie begleitende Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder sogar Lähmungserscheinungen verspüren. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann dann bestimmte Schmerzmittel und muskelentspannende Medikamente verschreiben, um die Verspannungen zu lösen und die Beschwerden zu lindern.

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Je nach Diagnose ist es auch möglich, dass Sie Physiotherapie, Massagen und Akupunktur auf Rezept erhalten, um die Muskulatur zu lockern, die Beweglichkeit wiederherzustellen und nicht zuletzt die Schmerzen zu reduzieren.

Wie kann ich Verspannungen und Muskelschmerzen vorbeugen?

Regelmässige Bewegung ist essenziell, um die Durchblutung zu fördern, Muskeln zu stärken, Stress abzubauen und so Verspannungen und Muskelschmerz vorzubeugen. Schon einfache Massnahmen wie Treppensteigen statt Aufzug fahren können zu mehr Wohlbefinden beitragen. Halten Sie empfindliche Regionen warm und schützen Sie sich vor kalter Zugluft. Achten Sie dazu auf eine gesunde und dynamische Körperhaltung mit wechselnden Positionen, insbesondere bei langem Stehen oder Sitzen. Auch rückenschonendes Heben schwerer Gegenstände sowie eine ausgewogene Ernährung und guter Schlaf können helfen.

Unterstützung durch KomplementärTherapie

AlexanderTechnik ist eine anerkannte Methode der KomplementärTherapie. In der Behandlung gehen wir den Ursachen auf den Grund. Wir erkunden Verhaltensmuster, die Verspannungen begünstigen. Sie lernen Ihre Bewegungsabläufe und Haltungen bewusster wahrzunehmen.

Oft erkennen wir schnell, dass es sich bei unserem Verhalten um ein Tun handelt, das nicht nötig ist. Das sehen Sie an den Beispielen der hochgezogenen Schultern als Reaktion auf Sorgen oder Stress und dem zum Bildschirm hingeschobenen Kopf. So ist ein ausbalancierter Körpergebrauch mit angemessener Muskelaktivität nicht möglich. Durch die Anleitung und Begleitung der Therapeut*innen finden Sie in ein neues, vorteilhafteres Verhalten. Achtsamkeit und Forschen mit dem eigenen Körper machen Freude.

Zusammen mit der Bewegungs- und Berührungsarbeit der KomplementärTherapie, können nicht nur Symptome gelindert, sondern auch Ursachen angegangen werden. Durch die Steigerung der Selbstwahrnehmung, werden Sie kompetenter in Bezug auf Ihre Beschwerden.

Folglich «wüssten» Sie nicht nur, was Ihnen guttun «könnte», sondern fühlen und erkennen, was Ihnen effektiv guttut und was sie dazu beitragen können. So wird es leichter, neue Verhaltensweisen auch im Alltag umzusetzen und damit Verspannungen nachhaltig zu reduzieren.

Stress als Ursache für Verspannungen

Stress dürfte eigentlich jeder schon einmal erlebt haben, kaum einer bleibt im Alltag davon verschont. Daher ist die Häufigkeit hoch. Wie viele Menschen jedoch gestresst sind und dadurch krank werden, lässt sich nicht beziffern. Auch für den umgekehrten Fall, dass ein Mensch erkrankt ist und dadurch Stress erlebt, gibt es keine Zahlen. Prinzipiell gilt: Wer keine geeigneten Strategien zur Stressbewältigung hat, kann körperlich und seelisch krank werden, sofern der Stress länger andauert.

Auswirkungen von Stress

Zu viel negativer Stress kann krank machen. Auch wenn ein Zuviel an Stress Menschen krank machen kann - in der Regel ist Stress nicht der alleinige Auslöser einer Erkrankung ist, sondern eher ein Risikofaktor, der Erkrankungen begünstigen kann.

  • Psychische Erkrankungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Magen-Darm-Erkrankungen
  • Infektionen: Dauerstress setzt die Abwehrkräfte des Körpers herab.
  • Krebskrankheit: Die Diagnose „Krebs“ versetzt wohl alle Menschen in einen „Alarmzustand“ und löst Stress aus.
  • Chronische Schmerzen - wer ständig Schmerzen hat, leidet meist unter Stress.

Stressbewältigung

Bei Stress hilft oft ein Gespräch mit einem Arzt, einer Psychologin oder Psychotherapeutin. Dabei berichten Sie von Ihrer persönlichen Lebenssituation, Ihrem Beruf und Ihren Freizeitaktivitäten. Auch bestehende Erkrankungen sowie Behandlungen spielen eine Rolle im Gespräch. Oft nimmt der Druck schon dadurch ab, dass Sie alles offen und ehrlich aussprechen, was Ihnen Sorgen oder Ängste bereitet.

Anti-Stress-Techniken

  • Autogenes Training: Eine Art Selbsthypnose, durch die Sie körperliche Funktionen wie die Durchblutung, den Puls und die Atmung in einen ruhigeren Zustand versetzen.
  • Progressive Muskelentspannung: Diese Entspannungstechnik basiert darauf, verschiedene Muskelgruppen nacheinander anzuspannen und wieder zu entspannen.
  • Achtsamkeitstraining (MBSR): Es geht darum, Ihre Aufmerksamkeit auf den Moment und ins Hier und Jetzt zu lenken.
  • Imagination: Ziel ist es, positive Empfindungen und Gefühle auszulösen.
  • Yoga: Yoga besitzt viele positive Wirkungen auf Körper und Psyche.
  • Tai Chi und Qigong: Sanfte Bewegungsformen, die den Körper und Psyche zur Ruhe bringen.
  • Kognitive Stressbewältigung: Sie erlernen dabei, stressauslösende Denkweisen und Verhaltensmuster aufzuspüren.

Fibromyalgie

Fibromyalgie bedeutet wörtlich Muskelfaserschmerz. Das Krankheitsbild geht allerdings weit über die Weichteile (Muskeln, Sehnen, Faszien) hinaus. Zu den chronischen grossflächigen Schmerzen gesellen sich häufig Schlafstörungen, eine chronische Erschöpfung und Konzentrationsstörungen sowie viele weitere mögliche Begleitbeschwerden. Man spricht daher auch vom Fibromyalgie-Syndrom, kurz: FMS.

Ursachen der Fibromyalgie

Was eine Fibromyalgie verursacht, weiss man nicht, ebenso wenig, ob die vielen verschiedenen Symptome überhaupt eine gemeinsame Ursache haben. Zentrale Themen in der Ursachenforschung sind Schmerz und Stress.

  • Stress beeinflusst die Art und Weise, wie Schmerzen und andere Reize verarbeitet werden.
  • Viele Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf die zentrale oder periphere Sensibilisierung.
  • Gemäss neueren Studien haben 50% der Betroffenen geschädigte feine Nervenfasern, eine sog. Small-Fiber-Neuropathie.
  • Ein weiteres Augenmerk der Fibromyalgie-Forschung gilt den chronischen Entzündungen des zentralen Nervensystems (Neuroinflammation) und im ganzen Blutkreislauf.
  • Störungen des Stoffwechsels und dadurch hervorgerufene oder verstärkte Mängel an Mikronährstoffen lassen sich bei einer Fibromyalgie regelmässig finden.

Symptome der Fibromyalgie

Man kennt weit über hundert mögliche Symptome einer Fibromyalgie. Typisch sind im Kern deren vier: chronische grossflächige Schmerzen, Schlafstörungen, eine chronische Erschöpfung sowie kognitive Beeinträchtigungen wie Konzentrationsstörungen.

  • Chronische Schmerzen: Menschen mit Fibromyalgie empfinden nahezu immer Schmerzen.
  • Schlafstörungen: 90% der Betroffenen haben Mühe, einzuschlafen und durchzuschlafen.
  • Chronische Erschöpfung (Fatigue): Die meisten Menschen mit einer Fibromyalgie leiden unter chronischer Fatigue.
  • Kognitive Beschwerden: Sich zu konzentrieren und klar zu denken, bereitet bei einer Fibromyalgie häufig Mühe.
  • Vegetative Symptome: Zahlreiche Symptome der Fibromyalgie gehen auf Regulationsstörungen im vegetativen (autonomen) Nervensystem zurück.
  • Überempfindlichkeiten und Missempfindungen: Oft ist eine Fibromyalgie mit einer übermässigen Reizempfindlichkeit verbunden.
  • Emotionale Beschwerden: Eine Fibromyalgie schlägt häufig auf die Psyche.

Diagnose der Fibromyalgie

Eine Fibromyalgie verändert weder Strukturen, Organe noch Laborwerte. Deswegen gibt es keine spezifischen Befunde, die sich zur Diagnosestellung nutzen liessen. Gemäss den aktuell geltenden Diagnosekriterien sind die Schmerzen und die Begleitbeschwerden einer Fibromyalgie mit zwei validierten Fragebögen zu erfassen: dem Schmerzindex («Widespread Pain Index», WPI) und der Symptom-Schwere-Skala («Symptom Severity Scale», SSS).

Therapie und Selbsthilfe bei Fibromyalgie

Es gibt keinen allgemeingültigen Therapieplan für die Fibromyalgie. Neuere Erkenntnisse sprechen für eine multimodale Strategie: die Kombination verschiedener Behandlungen und Selbsthilfemassnahmen zu einer individuellen Therapie. Weiterhin zentral bleibt die Patientenschulung mit dem Ziel, die Ressourcen der Betroffenen zu stärken (Empowerment) und ihnen medizinisches Wissen zu vermitteln.

Behandlungen und Selbsthilfe im Überblick

Teil einer multimodalen Therapie können im Prinzip alle Behandlungen und Selbsthilfemassnahmen sein, die die Symptome einer Fibromyalgie nachweislich lindern und deren Verschlimmerung abwenden. Dabei verfahre man nach dem Prinzip «Trial and error» (Versuch und Irrtum). Denn es kann niemand voraussagen, welche Mittel und Massnahmen bei wem wie anschlagen.

  • Kognitive Verhaltenstherapie
  • Gesprächstherapie
  • Achtsamkeit und Entspannung
  • Angepasste körperliche Aktivitäten
  • Energiemanagement (Pacing)
  • Schmerz-Tagebuch
  • Beziehungspflege
  • Trauma-Therapie
  • Ernährung
  • Medikamente zur Schmerzdistanzierung
  • Schmerzmittel
  • Entzündungshemmer
  • Cannabis
  • Erfahrungsmedizin

Funktionelle Schluckbeschwerden

Schluckbeschwerden, Globusgefühl, Räusperzwang - alles abgeklärt und trotzdem keine Lösung gefunden? Schluckbeschwerden, Schmerzen beim Schlucken, Beschwerden im Hals-, Mund- und Rachenbereich, das Gefühl eines Klosses im Hals (Globusgefühl), ständiger Räusperzwang und Veränderungen und Beeinträchtigung der Stimme - all diese Symptome wurden ärztlich abgeklärt, doch eine klare Diagnose konnte nicht gestellt werden.

Wenn körperliche Ursachen ausgeschlossen sind, werden die Beschwerden oft als „psychisch“ bedingt angesehen. Eine weitere mögliche Ursache für Schluckbeschwerden wird in dieser Situation oft vergessen: die Muskeln - genauer gesagt myofasziale Triggerpunkte.

Symptome funktioneller Schluckstörungen durch myofasziale Triggerpunkte

Folgende Symptome können durch Triggerpunkte in der vorderen Hals-, Nacken-, Kopf-, Kiefer- und Schulter-Nackenmuskulatur ausgelöst werden:

  • Chronische Schluckstörungen (Dysphagie)
  • Schmerzen beim Schlucken
  • Schmerzen beim Kauen und Zubeissen
  • Schmerzen im Hals, Rachen, Mund
  • Gefühl eines Klosses im Hals (Globusgefühl)
  • Ausstrahlende Schmerzen in andere Körperregionen
  • Sprachstörung und Stimmveränderung
  • Ständiges Räuspern

Ursachen für funktionelle Schluckbeschwerden

Mögliche Ursachen für funktionelle Schluckbeschwerden:

  • Muskuläre Instabilität der Halswirbelsäule
  • Operationen im vorderen Halsbereich oder im Mund (postoperative Vernarbungen)

Wie können verspannte Muskeln Schluckbeschwerden auslösen?

Der Schluckvorgang ist ein komplexer Prozess, bei dem Nahrung oder Flüssigkeit vom Mund in den Magen transportiert wird. Unterschiedliche Muskeln sind an diesem Ablauf beteiligt. Sie werden entweder bewusst oder unbewusst angesteuert und aktiviert. Es handelt sich um einen sehr koordinierten Ablauf, wobei die unterschiedlichen Muskeln gut miteinander zusammenarbeiten müssen. Man sprich von einem Gleichgewicht (muskuläre Balance).

Sollten sich in einem oder mehreren Muskeln Verspannungen oder Triggerpunkte ausbilden, werden diese in ihrer Funktion gestört und können nicht mehr die gewohnte und erwartete Leistung erbringen. Das ganze muskuläre System kommt in ein Ungleichgewicht (muskuläre Dysbalance).

Durch die muskuläre Dysbalance können die komplexen Bewegungsabläufe beim Schluckprozess nicht mehr optimal ausgeführt werden und es kann zu Beschwerden wie Schmerzen beim Schlucken und weiteren Symptomen kommen.

Globusgefühl - Das Gefühl eines Klosses im Hals

Das Globusgefühl, auch als „Globus pharyngeus“ bezeichnet, beschreibt das subjektive Empfinden eines Fremdkörpers oder einer Enge im Hals, obwohl in der Regel kein tatsächlicher Fremdkörper vorhanden ist. Umgangssprachlich auch bekannt als "Frosch im Hals". Betroffene berichten, dass es sich so anfühlt, als ob ein Kloss im Hals steckt, oder etwas auf den Hals drückt (Druckgefühl).

Mögliche Ursachen
  • Psychische Faktoren: Stress, Angst oder emotionale Anspannung
  • Refluxkrankheit
  • Trockener Hals oder Schleimhäute
  • Leichte Entzündungen im Bereich des Rachens oder der Mandeln
  • Seltene organische Ursachen
  • Myofasziale (muskuläre) Ursache: Verspannungen und Triggerpunkte in der Muskulatur des Rachen- oder Kehlkopfbereichs, aber auch im Schulter-Nackenbereich.

Räusperzwang - Das Gefühl sich ständig räuspern zu müssen

Der Räusperzwang beschreibt das zwanghafte Bedürfnis, sich häufig oder ständig räuspern zu müssen, auch wenn kein klarer physischer Grund dafür vorliegt. Betroffene haben oft das Gefühl, dass etwas im Hals steckt, oder sie empfinden eine Trockenheit oder ein Kratzen, das sie durch Räuspern lindern möchten. Dieses Verhalten kann jedoch die Schleimhäute zusätzlich reizen und das Problem verstärken.

Mögliche Ursachen
  • Refluxkrankheit
  • Chronische Schleimproduktion
  • Trockene Schleimhäute
  • Psychosomatische Faktoren: Stress, Nervosität oder psychischer Druck
  • Neurologische oder funktionelle Störungen
  • Myofasziale (muskuläre) Ursache: Verspannungen und Triggerpunkte in der Muskulatur des Rachen- oder Kehlkopfbereichs, aber auch im Schulter-Nackenbereich.

Veränderung der Stimme und Beeinträchtigung der Phonation

An der Stimmbildung (Phonation) sind zahlreiche Muskeln beteiligt. Sie führen die Bewegung des Kehlkopfes und des Zungenbeins oder wirken stabilisierend auf diese. Diese Bewegungen sind essenziell für die Stimmbildung, da sie die Spannung der Stimmbänder regulieren. Die Anpassung der Stimmbandspannung ist notwendig, um unterschiedliche Töne zu erzeugen.

Wie entsteht Phonation?
  • Luftstrom aus der Lunge
  • Stimmbandschwingungen
  • Modulation durch Resonanzräume
Welche Aufgaben haben die Muskeln bei der Phonation?

Die Phonation wird von der vorderen (ventralen) Halsmuskulatur gesteuert, genauer gesagt von den infrahyoidalen und suprahyoidalen Muskeln. Sie erfüllen folgende Aufgaben:

  • Sie stabilisieren den Kehlkopf und das Zungenbein
  • Sie bewegen den Kehlkopf und das Zungenbein
  • Sie regulieren die Spannung der Stimmbänder
Wodurch kann die Phonation gestört werden?

Probleme bei der Phonation können durch folgende Faktoren entstehen:

  • Verspannungen und Triggerpunkte in den vorderen Halsmuskeln
  • Fehlstellungen des Kehlkopfes
  • Erkrankungen der Stimmbänder

Wie kann Physiotherapie bei funktionellen Schluckbeschwerden, Globusgefühl, Räusperzwang und Beeinträchtigung der Stimme helfen?

Muskelverspannungen, Triggerpunkte und verklebte Faszien können die Ursache für Schluckbeschwerden, Globusgefühl, einen ständigen Zwang sich zu räuspern und für eine Störung der Phonation sein.

Die Triggerpunkte kann man manuell behandeln, auch wenn sie schon seit langer Zeit bestehen (Triggerpunkt-Behandlung). Ziel der Behandlung ist es die Funktionsfähigkeit der betroffenen Muskeln wieder herzustellen und die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Muskeln beim Schluckvorgang und der Phonation wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Was wird behandelt in der Physiotherapie?

  • Muskeln: Alle Muskeln, welche für Schluckbeschwerden verantwortlich sein können, werden sorgfältig ertastet und bei Bedarf mit angemessenem Druck behandelt (Triggerpunkt-Therapie).
  • Zungenbein & Kehlkopf: Sind das Zungenbein (Os hyoideum) oder der Kehlkopf (Larynx) in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, kann dies Schluckstörungen begünstigen. Durch manuelle Mobilisationstechniken soll die volle Beweglichkeit wieder hergestellt werden.
  • Halswirbelsäule (HWS): Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule können eine indirekte Ursache für Schluckbeschwerden sein. Die HWS wird auf solche Einschränkungen oder Blockaden untersucht und bei Bedarf mit manuellen Techniken behandelt.
  • Kiefergelenk: Durch eine Fehlfunktion oder Bewegungseinschränkung des Kiefergelenkes kann es zu einer Überlastung der Kiefermuskulatur (Kaumuskulatur) kommen und Trigg...

Nehmen Sie Verspannungen ernst und beginnen Sie noch heute, achtsam und liebevoll mit sich umzugehen! Wenn Sie Unterstützung brauchen, wenden Sie sich an eine KomplementärTherapeut*in. Lassen Sie sich auf dem Weg zum Spannungsausgleich und auf der Suche nach der Ursache begleiten!

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