Psychische Erkrankungen äussern sich unterschiedlich. Ob Angststörung, Suchterkrankung, Depression oder Borderlinestörung: Jede psychische Erkrankung ist für die Betroffenen sehr belastend.
Psychische Erkrankungen werden nach internationalen Kriterien in der ICD-10 der WHO klassifiziert.
Wir beschreiben im Folgenden die häufigsten psychischen Erkrankungen und Entwicklungsstörungen möglichst kurz und verständlich. Die Liste ist nicht abschliessend.
Häufige Psychische Erkrankungen und ihre Erscheinungsformen
Angststörungen
Ängste helfen uns, Gefahren zu vermeiden. Wenn Ängste sich jedoch verselbständigen, kann sich daraus eine Angststörung entwickeln.
Angststörungen können den Alltag stark beeinträchtigen.
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Phobien
Bei Phobien lösen bestimmte Situationen oder Objekte, die normalerweise nicht gefährlich sind, intensive Angst aus.
Soziale Phobien
Hier fürchten sich Betroffene intensiv vor sozialen Situationen. So macht es ihnen zum Beispiel Angst, vor anderen Menschen zu sprechen oder neue Menschen kennenzulernen.
Diese Situationen können Herzpochen, feuchte Hände, Bauchschmerzen oder Stottern auslösen.
Panikstörungen
Bei einer Panikstörung kann aus einer intensiven Angst Todesangst werden.
Panikattacken können plötzlich auftreten, ohne konkreten Auslöser. Sie werden oft von intensiven körperlichen Reaktionen begleitet, die sich wie ein Herzinfarkt anfühlen können.
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Generalisierte Angststörungen
Generalisierte Angststörungen äussern sich in chronischen Sorgen und intensiven Ängsten - zum Beispiel vor dem Tod, vor Krankheiten, vor Versagen oder Unfällen.
Diese stehen in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Gefahr.
Die generalisierte Angststörung ist ein mindestens sechs Monate anhaltender Zustand der andauernden Angst und Überbesorgtheit, wobei die Angst nicht mit einem bestimmten Gegenstand oder einer bestimmten Situation zusammenhängt.
Diese Besorgnis ist schwer zu kontrollieren und hat erhebliche Folgen für den Alltag. Oft geht sie mit Müdigkeit, Muskelspannung, Schmerzen, Kopf- und/oder Bauchschmerzen, Unruhe, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, schlechter Laune usw. einher.
Die Panikstörung äussert sich in wiederholten Panikattacken, die ohne Vorwarnung eintreten.
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Eine Phobie ist eine unbegründete und übermässige Angst vor einem bestimmten Gegenstand oder einer bestimmten Situation (Tiere, Objekte, Höhe, Verkehrsmittel, Orte, Menschenmenge usw.).
Die Angst lässt sich nicht kontrollieren und geht mit starkem Leidensdruck einher. Die Betroffenen tun alles, um den jeweiligen Gegenständen oder Situationen aus dem Weg zu gehen.
Angst äussert sich in einem Gefühl der psychischen Unruhe und der Unsicherheit und muss nicht unbedingt mit einem bestimmten Gegenstand oder einer bestimmten Person zusammenhängen.
Angststörungen gehen oft mit einer depressiven Störung einher.
Angststörungen können mit einer Psychotherapie behandelt werden, namentlich mittels kognitiver Verhaltenstherapie, auch noch medikamentös.
Es ist wichtig, über seine Schwierigkeiten zu sprechen und sich professionelle Hilfe zu suchen.
Zwangsstörungen
Bei einer Zwangsstörung drängen sich bestimmte Gedanken und Handlungen zwanghaft und gegen den eigenen Willen auf.
Die Aussicht, dem Zwang nicht nachgeben zu können, löst unerträgliche Angst und Anspannung aus.
Eine Zwangsstörung äussert sich oft durch andauernde Ängste oder ständige besondere, sehr negative Gedanken. Manchmal können es auch Wörter oder Zahlen oder aber Todesgedanken sein, die den Betroffenen im Kopf herumschwirren.
Diese Zwangshandlungen führen zu Angst.
ADHS und ASS
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) und ASS (Autismus-Spektrums-Störungen) sind neurologische Entwicklungsstörungen.
Das Gehirn von ADHS- und ASS-Betroffene verarbeitet Reize anders als jenes von neurotypischen Menschen.
ADHS
ADHS führt zu Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten, impulsivem, unüberlegtem Verhalten und übermässigem Bewegungsdrang (Hyperaktivität).
Diese Symptome sind von Person zu Person unterschiedlich ausgeprägt.
Häufig kommen rasche Stimmungsschwankungen und Organisationsprobleme in verschiedenen Lebensbereichen hinzu.
ADS-Betroffene zeigen dieselben Symptome ohne Hyperaktivität.
Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit führen zu Beeinträchtigungen im Alltag.
ASS
Menschen auf dem Autismus-Spektrum sehen, hören und fühlen die Welt anders als ihre Mitmenschen.
Sie haben oft Mühe, sich in andere Menschen einzufühlen, ihre Mimik zu lesen, adäquat mit ihnen zu kommunizieren und sich auf neue Situationen einzustellen.
Belastungs- und Traumafolgestörungen
Eine Belastungs- oder Traumafolgestörung kann sich entwickeln, wenn ein Mensch ein ausserordentlich bedrohliches Ereignis miterlebt hat - zum Beispiel einen Unfall, eine Vergewaltigung, eine Naturkatastrophe, Misshandlung oder Krieg.
Dieses traumatische Ereignis kann das Erleben eines Menschen nachhaltig verändern.
Von einer akuten Belastungsreaktion spricht man, wenn sich jemand nach dem Ereignis ohnmächtig, verstört und völlig verunsichert fühlt.
Verschwinden diese Gefühle nicht, kann sich eine Traumafolgestörung resp. eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln.
Posttraumatische Belastungsstörungen PTBS treten meist nach Ereignissen auf, die als lebensbedrohlich erlebt werden.
Betroffene erleben dabei das traumatische Ereignis innerlich immer wieder.
Borderlinestörung
Menschen mit einer Borderlinestörung erleben oft extreme Gefühlsschwankungen und Verlassenheitsängste, denen sie ohnmächtig ausgeliefert sind.
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine komplexe und herausfordernde, aber behandelbare Erkrankung. Sie wirkt sich auf die Emotionsregulation, das Selbstbild und zwischenmenschliche Beziehungen aus.
Betroffene erleben häufig starke innere Spannungen, impulsives Verhalten und ein tiefes seelisches Leiden.
Die Symptome, die oftmals gegen Ende des Jugendalters auftreten, haben schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen, aber auch auf deren Umfeld.
Die heftigen Stimmungs- und Gefühlsschwankungen beeinträchtigen den Alltag massiv.
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung muss mit Psychotherapie behandelt werden, manchmal in Kombination mit einer medikamentösen Behandlung.
Typisch für die Störung ist das Erleben von Gegensätzen, die kaum zu ertragen sind und die darüber hinaus noch mehrfach täglich wechseln können. So können die Gefühle von Leere zu maximaler Anspannung wechseln und dazu führen, dass man mit Selbstverletzungen, Substanzkonsum oder anderen riskanten Verhaltensweisen sich zu helfen versucht.
Burnout
Ein Burnout kann entstehen, wenn Menschen am Arbeitsplatz chronischen Stress erleben und ihn nicht mehr erfolgreich verarbeiten können.
Eine hohe Arbeitsbelastung, Zeitdruck, Konflikte mit Arbeitskolleg:innen, wenig oder kein Handlungsspielraum sowie fehlende Wertschätzung können ein Burnout begünstigen.
Bei einem Burnout fühlen sich Betroffene über längere Zeit körperlich, emotional und geistig völlig erschöpft.
Die WHO klassifiziert das Burnout nicht als psychische Erkrankung.