Burnout Symptome erkennen und rechtzeitig handeln

Das Burnout-Syndrom gewinnt immer mehr an Verbreitung. Umso wichtiger ist es für Betroffene, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen. Die Privatklinik Aadorf leistet mit spezialisierten Behandlungen und individuellen Therapiekonzepten wirkungsvolle Unterstützung.

Was ist Burnout?

Als Burnout-Syndrom bezeichnet man einen Zustand körperlicher und emotionaler Erschöpfung im Zusammenhang mit einer belastenden beruflichen oder privaten Situation. Burnout ist ein Syndrom, das sich durch emotionale, physische und mentale Erschöpfung auszeichnet, verursacht durch übermässigen und anhaltenden Stress. Es entsteht, wenn eine Person sich über einen längeren Zeitraum hinweg überlastet fühlt und den anhaltenden Anforderungen nicht gerecht werden kann.

Burnout reduziert die Produktivität und zehrt an der Energie einer Person, was oft zu Gefühlen der Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Zynismus und Resignation führt. Positiv für Betroffene ist, dass Burnout seit 2022 gemäss der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) zwar nicht als eigenständige Krankheit, aber dennoch als ein Syndrom mit klar definierten Dimensionen anerkannt wird, was eine eindeutige Diagnose durch Fachpersonen erleichtert.

Im Gegensatz zu anderen psychischen Erkrankungen ist Burnout weniger stark stigmatisiert, da es als Problem mit arbeitsbezogenem Ursprung betrachtet wird. Daher fällt es Menschen häufig leichter, es zu akzeptieren und mit anderen darüber zu reden. Laut dem «Job-Stress-Index» der Gesundheitsförderung Schweiz leiden etwa 30% der 16- bis 65-jährigen Erwerbstätigen unter emotionaler Erschöpfung, ein Wert mit steigender Tendenz.

Ursachen von Burnout

Die genauen Ursachen eines Burnouts sind noch nicht restlos geklärt. Dazu kommen noch:

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  • hohe Anforderungen an die eigene Arbeit
  • Drang zu Perfektionismus
  • ausgeprägter Ehrgeiz
  • Helfersyndrom
  • Mobbing
  • ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein
  • mangelnde Anerkennung durch Vorgesetzte
  • kein soziales Netz
  • Stress in der Familie

Auch gibt es für Burnout nicht ein Syndrom, sondern es sind mehrere Syndrome, die sich einschleichen und dann über einen längeren Zeitraum auftreten. Daher ist es ein schleichender Prozess.

Von Burnout können grundsätzlich alle betroffen sein, besonders gefährdet sind Menschen, die im Beruf viel mit Menschen zu tun haben, also helfende Berufe (Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger), Lehrer, Politiker, Vorgesetzte, etc. Meistens sind Menschen betroffen, die sich stark engagieren, ja «die Welt verbessern» möchten, aber einsehen müssen, dass sie in einem System gefangen sind, das ihnen nicht erlaubt, ihre Ideale und Werte leben zu können.

Es ist also nicht einfach nur viel Arbeit, die zum Burnout führt. Übermässiger Ehrgeiz, grosses Engagement, Perfektionsanspruch, überhöhte Leistungsbereitschaft, Idealismus, Zwang, sich oder anderen etwas zu beweisen, Selbstüberschätzung, unangemessene Ziele, Fehleinschätzung.

Burnout-Phasen

Ein Burn-out verläuft in Phasen. Nur: Eindeutig kategorisieren lassen sich diese nicht, denn jede betroffene Person erlebt das Ausbrennen anders. Einzelne Phasen können übersprungen oder in anderer Reihenfolge durchlaufen werden. Je nach Quelle wird von einem 3-, 5-, 7- oder 12-Phasen-Modell gesprochen, wobei sich die meisten nicht grundlegend widersprechen. Auch wenn die Phasenmodelle nicht wissenschaftlich belegt sind, geben sie dennoch wichtige Hinweise, wie ein Burn-out verlaufen kann. Nicht zuletzt regen sie zur Selbstreflexion an.

Ein oft zitiertes Modell geht auf den Pionier der Burn-out-Forschung Herbert Freudenberg zurück.

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  • Die Flamme brennt noch, jedoch keine gesunde Balance vorhanden, Ausgleich wird nicht geplant, man fühlt sich unentbehrlich. Einsatz wird nochmals verstärkt, eigene Bedürfnisse werden vernachlässigt. Erste Anzeichen von Unwohlsein, Schlafstörungen, Gefühl von chronischer Müdigkeit, das Wochenende reicht nicht zur Erholung.
  • Angst, den Ansprüchen nicht gerecht zu werden, Versagensängste, negative Haltung, Kollegen und Kunden sind nur noch mühsam, die Schuld wird bei den anderen gesucht, Erfolgserlebnisse treten seltener auf, Termine gehen vergessen, Verleugnung von Problemen und Konflikten. Der Einsatz, sofern noch möglich, wird nochmals erhöht. Schlafmittel werden eingenommen.
  • Rückzug, Widerwilligkeit, Müdigkeit, Stress beim Gedanken an die Arbeit, eigenes Selbstbild sinkt, verspannte Muskeln, Zähneknirschen, Hilfs-/Hoffnungslosigkeit, Depression, Verbitterung. Die Energie für Ausgleich und Korrektur fehlt. Flucht in Drogen, insbesondere Alkohol.
  • Verlöschen der Glut: Sparflamme, Stillstand, Qualität der Arbeit ist egal, Widerwille gegen alles.

Symptome von Burnout

Die zahlreichen Symptome - je nach Quelle weit über 100 - lassen sich nur schwer objektiv fassen. Ein klares Krankheitsbild existiert daher nicht. In der Folge entwickeln sich oft depressive und Angstsymptome: Betroffene fühlen sich traurig, lustlos, freudlos, haben Zukunfts- und Versagensängste, Hoffnungslosigkeit, Schuldgefühle und ein reduziertes Selbstvertrauen. Sie leiden unter Konzentrations- und Aufmerksamkeitsproblemen, sind im Antrieb vermindert, ohne Energie. In der Freizeit können sich die Betroffenen nicht entspannen.

Um zu erkennen, ob Sie möglicherweise an Burnout leiden, können Sie auf verschiedene Warnzeichen und Symptome achten, die typisch für dieses Syndrom sind:

  1. Sie fühlen sich chronisch erschöpft, ausgebrannt und energielos - nicht nur körperlich, sondern auch emotional und geistig.
  2. Sie entwickeln eine zunehmend negative, zynische Einstellung gegenüber Ihrer Arbeit und vielleicht auch gegenüber Kolleg:innen und Kundschaft.
  3. Trotz Anstrengungen haben Sie das Gefühl, nicht die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
  4. Sie erleben Schlafstörungen wie Schlaflosigkeit oder übermässiges Schlafen.
  5. Sie reagieren vielleicht überempfindlich auf Kritik, oder alltägliche Probleme erscheinen überwältigend.

Wenn Sie mehrere dieser Symptome bei sich feststellen und diese über einen längeren Zeitraum andauern, kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung zu suchen. Ein Therapeut oder Arzt kann Ihnen helfen, Ihre Situation genauer zu bewerten. Das ist besonders wichtig, um sicherzugehen, dass es sich tatsächlich um Burnout und nicht um eine Depression handelt, da sich je nach Diagnose die Art der Behandlung unterscheidet.

Körperliche Warnzeichen

Unser Körper schlägt mit bestimmten Anzeichen früh Alarm. Die Frage ist nur - hören wir auch hin?

  1. Körperliche Schmerzen ohne klare Ursache: Rückenschmerzen, Nackenziehen, Kopfdruck - das alles kann Ausdruck von Dauerstress sein. Besonders dann, wenn keine körperliche Ursache vorliegt und Beschwerden trotz medizinischer Abklärung bleiben, lohnt sich ein Blick auf die psychische Belastung.
  2. Verdauungsprobleme und verändertes Essverhalten: Bauch- oder Magenschmerzen können mit seelischer Anspannung zusammenhängen. Anhaltende Magen-Darm-Probleme, Appetitlosigkeit oder Heisshunger auf Zucker und Fett können mit seelischer Anspannung zusammenhängen. Der Darm reagiert sensibel auf Stress - und zeigt oft als Erster, wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät.
  3. Schlafstörungen und ständige Erschöpfung: Wer nachts nicht abschalten kann oder trotz acht Stunden Schlaf gerädert aufwacht, befindet sich möglicherweise im inneren Alarmzustand. Dauerhafte Schlafprobleme zählen zu den häufigsten Warnsignalen für Überlastung.
  4. Konzentrationsprobleme und Vergesslichkeit: Aufgaben werden vergessen, Gedanken schweifen ab - die geistige Leistungsfähigkeit nimmt spürbar ab. Das Gehirn ist überfordert, wenn der Stresspegel zu hoch ist. Ein klares Signal, dass eine Pause nötig ist - nicht nur körperlich, sondern auch mental.
  5. Reizbarkeit und emotionale Erschöpfung: Schnelle Gereiztheit, Überforderung im Alltag, negative Gedankenspiralen - psychische Belastung zeigt sich oft in Form von emotionaler Instabilität. Viele Betroffene merken es erst, wenn selbst kleine Herausforderungen zur Belastung werden.

Diagnose von Burnout

Die Diagnose von Burnout kann komplex sein, da es sich um einen Zustand handelt, der oft mit anderen psychischen Gesundheitsproblemen wie Depression oder Angststörungen verwechselt werden kann. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch einen qualifizierten Fachmann im Gesundheitswesen, wie einen Psychiater, Psychologen oder Arzt.

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Hier sind einige Schritte und Aspekte, die bei der Diagnose von Burnout berücksichtigt werden:

  • Klinische Anamnese: Der Arzt oder Therapeut wird eine ausführliche Anamnese durchführen, um die Symptome des Patienten zu verstehen, die Dauer der Symptome und mögliche Auslöser oder Stressoren.
  • Ausschluss anderer Erkrankungen: Um Burnout sicher zu diagnostizieren, müssen andere medizinische oder psychische Gesundheitszustände ausgeschlossen werden, die ähnliche Symptome verursachen könnten. Dazu gehören Depressionen, Angststörungen, chronische Erschöpfungssyndrome und andere.
  • Symptombeurteilung: Der Arzt wird die Symptome des Patienten bewerten und dabei auf Schlüsselmerkmale von Burnout achten, wie anhaltende Erschöpfung, emotionale Erschöpfung, reduzierte Leistungsfähigkeit und Veränderungen im Verhalten und Denken im Zusammenhang mit der Arbeit.
  • Fragebögen und standardisierte Tests: Es gibt verschiedene standardisierte Fragebögen und Tests, die verwendet werden können, um den Schweregrad von Burnout und anderen psychischen Gesundheitsproblemen zu bewerten. Beispiele sind der Maslach Burnout Inventory (MBI) und der Beck-Depressions-Inventar (BDI).
  • Gespräche und Interviews: Der Arzt kann ausführliche Gespräche mit dem Patienten führen, um mehr über seine Arbeitsbedingungen, den Stress und die Belastungen am Arbeitsplatz zu erfahren.
  • Beobachtung und klinische Einschätzung: Die klinische Einschätzung durch den Fachmann basiert nicht nur auf den vom Patienten gemeldeten Symptomen, sondern auch auf Beobachtungen des Verhaltens und der emotionalen Reaktionen während der Gespräche.

Behandlung von Burnout

Burnout ist ein ernstzunehmender krankhafter Zustand - entsprechend wichtig ist eine professionelle und zielgerichtete Behandlung. Die Behandlung eines Burn-outs richtet sich nach den Ursachen und vor allem nach der betroffenen Person. Bei sehr schweren Fällen ist ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik notwendig, etwa wenn jemand suizidgefährdet ist. Ansonsten ist eine ambulante Therapie in der Regel ausreichend.

Zusätzlich zur psychologischen Behandlung gilt es, die Balance wiederherzustellen und die Energiespeicher aufzufüllen. Auch da gibt es kein 08/15-Rezept: Was der einen Person guttut, findet die andere langweilig. Grundsätzlich bewährt haben sich Entspannungsmethoden, Körpertherapien, Sport und Achtsamkeitsübungen. Besonders wichtig sind das Erlernen von langfristigen Strategien, um mit Stress umzugehen, die Fähigkeit, Nein zu sagen, und das Ablegen des Perfektionismus.

Hier sind einige Behandlungsansätze:

  • Psychotherapie: Die Teilnahme an einer Psychotherapie, insbesondere einer Verhaltenstherapie oder einer kognitiven Verhaltenstherapie, kann hilfreich sein. Sie kann dabei helfen, die zugrundeliegenden Stressoren zu identifizieren und zu bewältigen, sowie gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
  • Medikamente: In einigen Fällen können Antidepressiva oder andere Medikamente verschrieben werden, um die Symptome zu lindern. Die Verordnung von Medikamenten sollte jedoch von einem qualifizierten Arzt/Psychiater erfolgen.
  • Stressbewältigungstechniken: Das Erlernen von Stressbewältigungstechniken wie Entspannungsübungen, Achtsamkeitstraining und Stressmanagement kann helfen, die psychischen und körperlichen Symptome zu reduzieren.
  • Ruhe und Erholung: Eine der wichtigsten Massnahmen ist die vorübergehende Reduzierung oder Unterbrechung der beruflichen und persönlichen Verpflichtungen, um dem Körper und Geist Zeit zur Erholung zu geben. Das kann bedeuten, dass man vorübergehend vom Arbeitsplatz fernbleibt.
  • Änderungen im Lebensstil: Eine gesunde Lebensweise, einschliesslich regelmässiger Bewegung, ausgewogener Ernährung und ausreichendem Schlaf, kann dazu beitragen, die Genesung zu fördern.
  • Soziale Unterstützung: Sich mit Freunden, Familie oder Unterstützungsgruppen in Verbindung zu setzen, kann ein wichtiger Schritt sein, um soziale Unterstützung zu erhalten und sich weniger isoliert zu fühlen.
  • Berufliche Anpassungen: In einigen Fällen kann es notwendig sein, berufliche Anpassungen vorzunehmen, um die Arbeitsbelastung zu reduzieren oder bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen.
  • Langfristige Prävention: Es ist wichtig, langfristige Strategien zur Prävention von Rückfällen zu entwickeln, wie die Pflege eines gesunden Work-Life-Balance und das Erkennen von Stresssignalen, bevor sie zu schwerwiegenden Problemen führen.

Prävention von Burnout

Um einem Burnout oder einer Erschöpfungsdepression vorzubeugen, lohnt es sich, regelmässig auf die eigenen Bedürfnisse zu achten - und rechtzeitig gegenzusteuern.

  • Pausen fest einplanen, nicht nur zwischendurch.
  • Bewegung in den Tagesablauf integrieren, auch bei wenig Zeit.
  • Ausgewogen essen, statt im Stress zu Snacks zu greifen.
  • Schlaf priorisieren, vor allem durch feste Schlafroutinen.
  • Soziale Kontakte pflegen, um emotionale Ausgeglichenheit zu fördern.

Stress komplett zu umgehen ist in den meisten Fällen nicht möglich. Und auch nicht nötig. Denn in einem gesunden Mass ist er nicht schädlich - solange Erholungsphasen folgen und sich keine konstante Überforderung einstellt.

  • Eigene Bedürfnisse erkennen und Rücksicht auf diese nehmen: Wie viel Schlaf brauche ich? Esse ich ausgewogen und regelmässig? Wo liegen meine Grenzen? Welche Aufträge schaffe ich realistischerweise? Was tut mir gut?
  • Stressauslöser erkennen: In welchen Situationen fühle ich mich überfordert?
  • Verhaltensmuster analysieren und aufbrechen: Welches sind die Gründe für meinen Stress? Sind die Ansprüche an mich selbst zu hoch?

Was kann ein Vorgesetzter tun?

  • Halten Sie Ohren und Augen offen und halten Sie Kontakt zu Ihren Mitarbeitenden, achten Sie auf die Burnout-Anzeichen.
  • Regeln Sie den Arbeitsalltag so, dass die Überbelastung der einzelnen Mitarbeitenden so tief wie möglich bleibt. Permanente Überstunden sind keine Lösung!
  • Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, leben Sie Ihren Mitarbeitenden eine ausgeglichene Work-Life-Balance vor. Wenn Sie ein Workaholic sind - schauen Sie, dass Sie nicht in ein Burnout laufen, das wäre ein schlechtes Vorbild! Fast noch wichtiger ist, dass Sie nicht die gleichen Ansprüche an Ihre Mitarbeitenden haben, denn……es gibt Menschen, die leben, um zu arbeiten, andere arbeiten, um zu leben - beides ist okay, aber erkennen Sie die individuellen Präferenzen.
  • Wertschätzen Sie Ihre Mitarbeitenden, sprechen Sie ehrliche Anerkennung und Lob aus.
  • Erfragen Sie immer wieder die Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen der Mitarbeitenden in Bezug auf ihre Arbeitsstelle.

Was tun, wenn jemand im Umfeld kurz vorm Kippen steht?

Du merkst, dass ein Freund, eine Kollegin oder dein Partner ständig erschöpft wirkt, gereizt ist oder sich zurückzieht? Dann sprich es an - offen, aber ohne Druck. Oft hilft es Betroffenen schon, wenn jemand zuhört und die Situation ernst nimmt.

Biete konkrete Hilfe an: «Kann ich dir etwas abnehmen?» oder «Willst du reden?» ist besser als gut gemeinte Ratschläge. Und: Ermutige dazu, professionelle Unterstützung zu suchen - ganz ohne Scham. Burnout ist keine Schwäche. Wegsehen wäre eine.

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