Die Schweizer Impfkampagne ist in vollem Gange, und über zwei Millionen Menschen sind bereits vollständig geimpft. Es ist wichtig zu wissen, mit welchen Nebenwirkungen man nach der Impfung rechnen muss und wann man einen Arzt aufsuchen sollte.
Häufige Nebenwirkungen der Corona-Impfung
Schmerzen an der Einstichstelle treten fast bei allen Geimpften auf. Auch Müdigkeit und Kopfschmerzen treten bei etwa der Hälfte der Geimpften auf. Bei einem Drittel machen sich Muskelschmerzen oder ein Fiebergefühl breit. Andere lokale Reaktionen waren Rötung und Schwellung an der Einstichstelle.
Auch verzögert auftretende Lokalreaktionen an der Injektionsstelle nach der Covid-19-Impfung, wie ein sogenannter «Covid-Arm» seien gelegentlich beobachtet worden - diese hätten sich aber spontan wieder zurückgebildet. Gemäss Swissmedic ist Fieber der am häufigsten, schwerwiegend eingestufte Fall. Selten kommen Kopfschmerzen, Luftnot und eine Reaktivierung von Gürtelrose vor.
Treten nach der ersten oder zweiten Impfung mehr Nebenwirkungen auf?
Die Nebenwirkungen fallen bei der zweiten Dosis tendenziell stärker aus. Fieber trete nach der ersten Dosis eher selten auf - nur bei etwa jeder hundertsten Person. Bei der zweiten Dosis ist circa jede sechste Person von Fieber oder anderen grippeähnlichen Symptomen betroffen.
Lokale Nebenwirkungen, wie Schwellung, Müdigkeit und andere leichte Reaktionen, würden sich nach der ersten und zweiten Impfdosis nicht wesentlich unterscheiden. Als schwerwiegend eingestufte Nebenwirkungen werden generell eher nach der zweiten Impfung berichtet.
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Unerwünschte Wirkungen und Faktoren
Jüngere Menschen haben mehr unerwünschte Impferscheinungen als ältere Menschen. Das eigene Immunsystem spiele auch eine Rolle. In den Zulassungsstudien seien von 40 Prozent der Teilnehmenden in der Placebo-Gruppe Nebenwirkungen gemeldet worden.
Das einzige bekannte ernsthafte Risiko ist eine allergische Reaktion, die in etwa bei 1 auf 100'000 geimpften Personen auftritt. Dieses Risiko bestehe bei Personen, die bereits auf andere Impfungen mit einer schweren allergischen Reaktion reagiert hätten oder eine bekannte schwere Allergie auf die chemische Substanz Polyethylenglycol (PEG) vorwiesen.
Behandlung von Nebenwirkungen
Es dürfen ohne Weiteres fiebersenkende und entzündungshemmende Medikamente eingenommen werden. Laut Hasse ist eine symptomatische Behandlung mit einem Schmerzmittel meistens ausreichend. Auch lokale Kühlung könne helfen.
Impfstoffe im Vergleich
Beim Impfstoff von Pfizer Biontech ist die Fieberrate geringer. Auch die Rate des «Covid-Arms» sei weniger hoch im Vergleich. Insgesamt gebe es keine grossen Unterschiede gemäss Swissmedic.
Aussagekraft von Nebenwirkungen
Der Schweregrad der Impfreaktion widerspiegelt nicht die Höhe der Immunantwort.
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Dauer und ärztliche Beratung
Zum Arzt muss man, wenn man Nebenwirkungen hat, welche man selber nicht behandeln kann. Generell seien Nebenwirkungen in den ersten Tagen nach einer Impfung zu erwarten. Sie sind in der Regel mild und von kurzer Dauer. Würden diese länger anhalten, schlimmer werden oder verändere sich das Wohlbefinden in den Wochen nach der Impfung, sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.
Psychische Belastung und Impfstatus
Die Pandemie belastet Geimpfte und Ungeimpfte auf verschiedene Art und Weise. Die neueste Umfrage der Swiss Corona Stress Study der Universität Basel zeigt, dass die psychische Belastung in der Pandemie nach wie vor hoch ist. Bei den Stressfaktoren gibt es indes grosse Unterschiede zwischen Geimpften und Ungeimpften, insbesondere bei der Belastung durch die Massnahmen und bei der Angst um gesundheitliche Konsequenzen von Covid-19.
Ebenfalls grosse Unterschiede - hier allerdings mit höherer Belastung unter Geimpften - gibt es bei der Angst rund um die gesundheitlichen Konsequenzen von Covid-19, wie etwa die Sorge, dass jemand aus dem engsten Umfeld ernsthaft erkranken könnte.
Der Anteil von Befragten mit schweren depressiven Symptomen beträgt 19 Prozent, wobei der Impfstatus keine relevante Rolle spielt. Schwere depressive Symptome sind in der jüngsten Gruppe (14 bis 24 Jahre) mit einem Anteil von 33 Prozent am häufigsten.
Urtikaria nach COVID-19-Impfung
Urtikaria kann nach der COVID-19-Impfung in seltenen Fällen auftreten. Tatsächlich stellen wir auf der Allergiestation am Universitätsspital Zürich fest, dass eine Urtikaria häufiger nach dem Booster auftritt als etwa bei der Erstimpfung - das ist aber grundsätzlich immer noch selten angesichts der Impfzahlen. Sollte tatsächlich eine Urtikaria auftreten, ist das meist nach mehreren Stunden oder Tagen nach der Impfung der Fall.
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Eine länger andauernde Urtikaria im Zusammenhang mit der COVID-19-Impfung und insbesondere der Booster-Impfung wird in einzelnen Fällen beobachtet. Sie kann ausnahmsweise auch länger als 6 bis 8 Wochen bestehen. Da gerade eine länger andauernde Urtikaria aber mannigfaltige Ursachen haben kann, ist ein Zusammenhang mit der Impfung nicht immer eindeutig und auch nicht zwingend.
In diesem Fall wenden Sie sich an einen Arzt, eine Ärztin, der oder die eine meist rasch wirkende Therapie, die meist auf Antihistaminika basiert, einleiten kann. Bisher haben wir keine Fälle beobachtet, bei denen plötzlich andere schwere Symptome aufgetreten sind.
Wichtige Punkte zur Impfung
- Die Impfstoffe gegen Covid-19 wurden bereits während ihrer Entwicklung gründlich getestet und anschliessend von Swissmedic-Expertinnen und -Experten sorgfältig überprüft.
 - In der Schweiz werden nur Impfstoffe zugelassen, deren Wirksamkeit nachgewiesen ist.
 - Mit der Impfung werden die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers mobilisiert und so insbesondere schwere Krankheitsverläufe, welche die Gesundheit nachhaltig schädigen können, verhindert.
 - Die Covid-19-Impfstoffe sind nicht ansteckend und sie enthalten keine Viren.
 
Meldung von Nebenwirkungen
Wenn Sie nach der Covid-19 Impfung Nebenwirkungen festgestellt haben, melden Sie sich bei Ihrer medizinischen Fachperson, die Sie geimpft hat bzw. bei Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt. Ihr/e behandelnde/r Arzt/Ärztin kennt Sie und Ihre gesundheitliche Vorgeschichte und wird Sie kompetent beraten. Ausserdem hat sie/er gegenüber Swissmedic eine Meldepflicht und wird uns über unerwünschte Arzneimittelwirkungen informieren.
Zusammenhang von Impfung und Menstruationsbeschwerden
Bezüglich Menstruation zeigte sich, dass einige Frauen unter 50 Jahren von Menstruationsveränderungen berichtet haben, z.B. stärkere Zyklusblutungen oder mehr Beschwerden während der Menstruation. Man muss das aber ein bisschen relativieren in dem Sinn, dass Menstruationsbeschwerden generell eher schwierig zu erfassen sind. So findet man in der Literatur beispielsweise Zahlen, dass 30% der Frauen im Rahmen ihrer Menstruation von Zyklus- und Beschwerdeunregelmässigkeiten berichten. Das heisst, es ist sehr schwierig, eine Verbindung zur Impfung zu machen. Es ist aber sicher ein wichtiges Thema, von dem einige Frauen betroffen waren.
Vertrauen in das System
Die Menschen, die auf die Impfung gewartet haben und sich mit mRNA-Impfstoffen impfen liessen, sobald sie es konnten, hatten ein sehr hohes Vertrauen ins System und alle Akteure. Und da zeigte sich ein deutlicher Unterschied zu denjenigen, die auf die Vektorimpfung gewartet haben und die eher einen etwas «klassischeren Impfstoff» wollten. Diese Personen waren wesentlich skeptischer.
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