Borderline Zitate: Ein Einblick in die Gefühlswelt und den Umgang mit der Störung

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist für Aussenstehende oft schwer zu verstehen. Wer darunter leidet, wird stark stigmatisiert, und das Gefühlschaos kann überwältigend sein.

Das Leben mit Borderline: Zitate und Erfahrungen

Salome Balasso, eine Betroffene, beschreibt ihr Leben als ein Leben in Extremen: Sie denkt in Schwarz und Weiss, in Gut und Böse. Ein falsches Wort, und sie explodiert. Ohne Vorwarnung kippt ihre Stimmung, sie schwankt zwischen Liebe und Hass, unbegrenzter Energie und endloser Leere.

Um die Zustände intensiver Anspannung auszuhalten, greift sie zum Messer, verletzt sich, um sich selbst wieder zu spüren. Aus Verzweiflung droht sie mit dem Tod.

Ihr Partner Christian Heiniger bezeichnet die Ausbrüche als «liebevolle Verrücktheit».

Ein weiteres zentrales Problem ist die innere Leere. Innere Leere kann zu Rückzug und zum Erschlaffen der Lebensmuskeln führen. Sinnlosigkeit, emot. Den Kampfplatz verlassen: abkühlen.

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Umgang mit der Krankheit

Christian Heiniger hat keine therapeutische Ausbildung absolviert. Weshalb ist es ihm trotzdem gelungen, seiner Partnerin Sicherheit zu geben? Er habe sich intensiv mit Borderline auseinandergesetzt und Studien gelesen, um eine geeignete Therapiemöglichkeit zu finden, sagt er.

Zu Beginn der Beziehung trafen die beiden eine Abmachung: Christian werde Salome nicht in die Therapie einweisen lassen, wenn sie einen schlechten Tag habe. Er werde nicht die Ambulanz rufen, wenn sie sich selbst verletze - ausser sie schwebe in Lebensgefahr. Er hielt sein Wort.

Salomes grösste Angst war, verlassen zu werden. Sie testete, wie weit sie gehen konnte, bis er sie im Stich liess. Doch Christian tat immer das Gegenteil von dem, was sie von ihm erwartete. Wies sie ihn zurück, umarmte er sie. War sie böse zu ihm, lächelte er. Drohte sie damit, sich das Leben zu nehmen, reagierte er mit gespielter Gleichgültigkeit.

«So zu tun, als sei es mir egal, hat mich manchmal fast zerrissen», sagt er.

Krisen gibt es weiterhin, besonders wenn beide einen miesen Tag haben. «Dann hilft nur brutale Ehrlichkeit», sagt Christian. Kleinigkeiten werden über Tage ausdiskutiert, jedes Gefühl im Detail analysiert. «Ich bin manchmal sehr direkt mit ihr.» Sie streiten sich, diskutieren, reiben sich aneinander. Doch diese Reibereien erzeugen auch Wärme. Christian sagt: «Wir verlieben uns ständig neu, weil es Momente gibt, in denen wir uns nicht ausstehen können.»

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Ursachen und Symptome

Sebastian Euler, Psychiater am Universitätsspital Zürich und Borderline-Experte, sagt: «Häufig waren wichtige Bezugspersonen der Betroffenen in der Kindheit nicht verlässlich, vernachlässigend oder sogar missbräuchlich. Aus Furcht, erneut solche Erfahrungen zu machen, klammern sich die Patienten an ihr Umfeld und suchen intensive Nähe. Zugleich wirkt diese Nähe aber bedrohlich, sie misstrauen dem Partner, suchen Streit, trennen sich schon wegen Kleinigkeiten.»

Für die Diagnose Borderline nach dem DSM müssen mindestens fünf der folgenden neun Kriterien erfüllt sein:

  • Ein starkes Bemühen darum, ein tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden durch andere Menschen zu vermeiden.
  • Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch den Wechsel zwischen Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet wird.
  • Ausgeprägte und andauernde Instabilität im Selbstbild oder in der Selbstwahrnehmung.
  • Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (Alkohol- und Drogenmissbrauch, freizügige Sexualität, Raserei, Essstörungen).
  • Suizidale Handlungen, Selbstmorddrohungen, Selbstverletzungen.
  • Über Stunden und Tage andauernde starke Stimmungsschwankungen.
  • Chronisches Gefühl der Leere.
  • Aggressivität und die Schwierigkeit, Wutausbrüche zu kontrollieren.
  • Paranoia oder schwer dissoziative Symptome.

Therapie und Genesung

Benjamin Dubno, Chefarzt für Erwachsene an der Integrierten Psychiatrie Winterthur - Zürcher Unterland, spricht von «Aktionismus aus Ohnmacht». «Manchmal ist es besser, nichts zu machen und stattdessen da zu sein und zu versuchen, die Ohnmacht auszuhalten», sagt er.

Er habe ihr «bedingungslose Konstanz» angeboten, sagt Klees Therapeut. «Sie konnte in die Sprechstunde kommen, wenn sie wollte. Ich sagte ihr aber auch, dass ich ihr nicht nachrennen würde, wenn sie nicht käme oder sie mich zum Beispiel anrufen und fragen würde, ob sie nun von der Brücke springen solle, auf der sie grade stehe.»

Aus der Forschung ist bekannt, dass eine gute therapeutische Beziehung einer der wichtigsten Faktoren der Behandlung ist.

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Melanie Klee sagt: «Mein Hund hat tatsächlich eine grosse Rolle im Genesungsprozess gespielt. Aber entscheidend war, dass Herr Dubno stets an mich geglaubt hat.»

Weitere Aspekte der Borderline-Persönlichkeitsstörung

Es ist wichtig, Gefühle zu beeinflussen und zu lernen, mit Spannungen fertig zu werden. Gefühle identifizieren und benennen: positive und negative Gefühle sind o.k. Hindernisse für das Verändern von Gefühlen identifizieren: Welche Auswirkungen haben meine Gefühlsausbrüche?

Innerpsychische Mechanismen spielen ebenfalls eine Rolle. Spaltung: Welt wird schwarz-weiss gesehen. Es gibt keine Vergangenheit: Aktuelle Fehler kann erfolgreiche Vergangenheit auslöschen.

Sich auf schwierige Situationen vorbereiten: Für Borderlinepatienten ist Zukunft schwer vorhersehbar.

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