Psychische Erkrankungen im Alter: Ursachen, Symptome und Behandlung

Psychische Gesundheit bei Senioren ist ein wichtiges Thema, da es einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität älterer Menschen haben kann. Mit zunehmendem Alter können verschiedene Veränderungen und Herausforderungen das Risiko für psychische Erkrankungen erhöhen. Dazu gehören:

  • Übergang in die Rente
  • Verlust von Partnern oder Freunden
  • Soziale Isolation
  • Körperliche Beschwerden

Um die psychische Gesundheit älterer Menschen zu stärken und zu erhalten, sind Wissen, Motivation und Unterstützung entscheidend. Eine frühzeitige Erkennung von Symptomen und eine professionelle Diagnose können dazu beitragen, angemessene Pflege- und Unterstützungsmaßnahmen einzuleiten.

Häufige psychische Erkrankungen im Alter

Depressionen im Alter

Etwa fünf bis zehn Prozent der älteren Menschen leiden unter einer Major Depression. Depressionen im Alter können oftmals schwieriger zu erkennen sein als bei jüngeren Menschen. Symptome können Sprech- und Denkhemmungen, Konzentrationsstörungen und Gedächtnisstörungen umfassen, die auch Ähnlichkeiten mit einer Demenz aufweisen können (depressive Pseudodemenz). Achten Sie auf Anzeichen wie anhaltende Traurigkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, körperliche Beschwerden ohne erkennbare Ursache oder sozialer Rückzug.

Demenz

Demenz ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen bei Senioren, wobei das Risiko mit dem Alter steigt. Personen mit Demenz können unter Verwirrtheit, Gedächtnisverlust, Stimmungsschwankungen, Kommunikationsschwierigkeiten und Verhaltensänderungen leiden. Typische Symptome sind Gedächtnisverlust, Orientierungsprobleme, Sprachstörungen, Veränderungen im Sozialverhalten und Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben.

Angststörungen

Angststörungen können bei Senioren ebenso verbreitet sein wie bei jüngeren Menschen. Symptome sind häufig Sorgen und Ängste, die übermäßig und unangemessen erscheinen, sowie körperliche Beschwerden wie Herzrasen, Schwindel oder Schwitzen.

Lesen Sie auch: Belastung nach Organtransplantation

Schlafstörungen

Schlafstörungen sind bei älteren Menschen aufgrund physiologischer Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus häufiger. Achten Sie auf Anzeichen wie Schwierigkeiten beim Einschlafen, nächtliches Erwachen oder übermäßige Tagesschläfrigkeit. Die Ursachen können vielfältig sein und reichen von körperlichen Erkrankungen über psychische Störungen bis hin zu Medikamentennebenwirkungen.

Ursachen psychischer Erkrankungen im Alter

Die Entstehung von Depressionen im Alter ist ein komplexer Prozess und kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Es gibt jedoch einige Faktoren, die das Risiko für Altersdepression erhöhen können. Dazu gehören:

  • Biologische Faktoren: genetische Veranlagung, neurobiologische Veränderungen im Gehirn, chronische Erkrankungen oder Schmerzen.
  • Soziale Faktoren: soziale Isolation, Verlust von Angehörigen oder Freunden, Rentnerdasein und ein geringes soziales Netzwerk.
  • Psychologische Faktoren: anhaltender Stress, ungelöste Konflikte oder traumatische Lebensereignisse.
  • Hormonelle Veränderungen: insbesondere bei Frauen in der Menopause.

Es ist wichtig zu beachten, dass Depression im Alter nicht als normaler Bestandteil des Alterns betrachtet werden sollte, sondern als eine behandelbare Erkrankung, die professionelle Hilfe erfordert.

Die Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen Quarantänemaßnahmen haben zusätzliche Herausforderungen für die psychische Gesundheit älterer Menschen geschaffen. Die Folgen der Pandemie und des Lockdowns können Angst, Stress und depressive Symptome verstärken oder auslösen.

Im Alter nehmen Beweglichkeit, Sehkraft sowie Hörleistung ab. Diese Defizite schränken den Alltag Betroffener in vielerlei Hinsicht ein. Sie können zu weniger sozialen Kontakten führen, was wiederum das Risiko von Einsamkeit und sozialer Isolation erhöht.

Lesen Sie auch: Charakteranalyse: Winnie Puuh

Symptome von Altersdepression

Die Symptome einer Altersdepression unterscheiden sich nicht von denjenigen einer klinischen Depression, auch im Alter wird zwischen Haupt- und Zusatzsymptomen unterschieden. Weiter berichten Betroffene von Ängsten, Grübeln, körperlichen Schmerzen, Verspannungen und Magen- oder Darmproblemen. Fachpersonen stellen die Diagnose Depression, wenn Patient:innen seit über zwei Wochen unter einem Haupt- und mindestens vier weiteren Zusatzsymptomen leiden. Das ist auch bei Altersdepressionen nicht anders.

Körperliche Symptome können eine häufige Begleiterscheinung bei Altersdepression sein, obwohl sie manchmal weniger offensichtlich sind als die emotionalen Symptome. Zu den körperlichen Anzeichen gehören häufig Schlafstörungen wie Schlaflosigkeit oder übermässiges Schlafen, Appetitveränderungen mit Gewichtsverlust oder -zunahme, Energiemangel und anhaltende Müdigkeit. Zusätzlich können körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Rückenschmerzen verstärkt auftreten und auf die psychische Belastung hinweisen.

Die Symptome von Depressionen können sich bei Männern von denen bei Frauen unterscheiden, und dies gilt auch für Altersdepression. Männer neigen dazu, ihre depressive Verstimmung oft anders auszudrücken als Frauen. Während Frauen häufiger dazu neigen, emotionale Symptome wie Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und übermässige Gefühlsschwankungen zu zeigen, können Männer eher dazu neigen, ihre Depression durch physische Beschwerden, Wut, Reizbarkeit und vermehrten Alkohol- oder Drogenkonsum zu äussern.

Behandlungsmöglichkeiten

Es gibt verschiedene Therapieoptionen für Senioren mit psychischen Problemen. Dazu zählen Psychotherapie, Medikamente, Entspannungstechniken oder unterstützende Gesprächsgruppen. Die Behandlung von Altersdepression umfasst verschiedene Ansätze, die individuell auf die Bedürfnisse und Symptome der betroffenen Person abgestimmt werden. Zu den häufig angewendeten Behandlungsmöglichkeiten gehören Psychotherapie, medikamentöse Therapie und unterstützende Massnahmen.

  • Psychotherapie: Psychotherapeutische Ansätze wie kognitive Verhaltenstherapie (CBT) und Interpersonelle Therapie (IPT) haben sich als wirksam bei der Behandlung von Altersdepression erwiesen. In der Therapie können Betroffene lernen, ihre Gedanken und Verhaltensweisen zu identifizieren und anzupassen, um ihre Stimmung zu verbessern.
  • Medikamentöse Therapie: In einigen Fällen kann die Verordnung von Antidepressiva erforderlich sein, um die Symptome der Altersdepression zu lindern. Die Auswahl des geeigneten Medikaments erfolgt in der Regel nach einer sorgfältigen Beurteilung durch einen Facharzt für Psychiatrie. Die medikamentöse Behandlung sollte eng überwacht werden, um mögliche Nebenwirkungen zu kontrollieren und sicherzustellen, dass die Medikation wirksam ist.
  • Unterstützende Massnahmen: Ergänzend zur Psychotherapie und Medikation können unterstützende Massnahmen wie soziale Unterstützung, regelmässige körperliche Aktivität, gesunde Ernährung und ausreichender Schlaf dazu beitragen, den Genesungsprozess zu unterstützen. Auch die Teilnahme an Selbsthilfegruppen oder die Einbeziehung von Angehörigen kann einen positiven Einfluss haben.

Prävention und Förderung psychischer Gesundheit

Prävention ist entscheidend, um das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität älterer Menschen zu fördern. Durch gezielte Maßnahmen kann das Risiko von Krankheiten und Pflegebedürftigkeit reduziert werden.

Lesen Sie auch: GdB bei psychischen Leiden: Was Sie wissen müssen

Die psychische Gesundheit bei Senioren kann durch verschiedene gesundheitsfördernde Maßnahmen gestärkt werden. Dazu gehören körperliche Aktivitäten, soziale Kontakte, gesunde Ernährung, ausreichender Schlaf, Stressbewältigung oder das Erlernen neuer Fähigkeiten.

Ein Ansatz ist, die körperliche Aktivität zu fördern. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt Sport und Bewegung als effektive Methode, um Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern und das Risiko von Pflegebedürftigkeit zu verringern.

Psychisches Wohlbefinden ist ein wichtiger Aspekt der Gesundheit im Alter. Ältere Menschen zeigen oft hohe Werte für Lebenszufriedenheit und Optimismus, was für eine gute psychische Gesundheit spricht. Um das psychische Wohlbefinden zu fördern, können ältere Menschen ihr Leben retrospektiv als wertvoll gestalten und kritischen Lebensereignissen etwas entgegensetzen.

Einsamkeit und soziale Isolation können bei Senioren erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben, da sie psychosoziale Stressoren darstellen. Einige der Folgen können eine beeinträchtigte Lebensqualität, Depressionen, Angststörungen und Schlafprobleme sein.

Regelmäßige Kommunikation: Bleiben Sie trotz sozialer Distanzierungsmaßnahmen mit Ihren Lieben in Kontakt.

Teilnahme an sozialen Aktivitäten ist ebenfalls wichtig.

Erforschung von Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken kann sehr hilfreich sein.

Die Rolle von Angehörigen und Pflegekräften

Die Rolle der Angehörigen und Pflegekräfte ist entscheidend für die psychische Gesundheit von Senioren. Sie müssen auf mögliche Anzeichen von psychischen Problemen wie Depressionen oder Angststörungen achten und bei Bedarf Hilfe suchen.

Als Angehöriger können Sie die psychische Gesundheit älterer Menschen unterstützen, indem Sie ein offenes Ohr für deren Sorgen und Ängste haben und einfühlsam auf ihre Bedürfnisse eingehen. Ermutigen Sie sie, an sozialen Aktivitäten teilzunehmen, ihre Hobbys zu pflegen und gesundheitsfördernde Maßnahmen umzusetzen.

Bei der Pflege von Senioren ist es wichtig, sie im täglichen Leben zu unterstützen. Es geht darum, ihnen zu helfen, ihren Alltag zu meistern und ihre psychische Gesundheit zu erhalten. Beispielsweise kann dies die Unterstützung bei täglichen Aktivitäten wie Einkaufen, Kochen oder Treffen mit Freunden sein.

Hier sind einige Tipps und Möglichkeiten, wie Angehörige unterstützen können:

  • Informieren Sie sich: Versuchen Sie, so viel wie möglich über Altersdepression zu erfahren, um die Erkrankung besser zu verstehen und angemessen reagieren zu können.
  • Zuhören: Hören Sie aktiv zu, wenn Ihr Angehöriger über seine Gefühle und Erfahrungen spricht. Manchmal kann das blosse Zuhören und Zeigen von Verständnis eine wichtige Form der Unterstützung sein.
  • Ermutigen Sie professionelle Hilfe: Drängen Sie Ihren Angehörigen sanft dazu, professionelle Hilfe von einem Psychiater oder Psychologen in Anspruch zu nehmen. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend.
  • Geduld und Verständnis: Zeigen Sie Geduld und Verständnis für die Veränderungen im Verhalten und in der Stimmung Ihres Angehörigen. Depression ist eine echte Erkrankung, und Ihr Verständnis kann dazu beitragen, die Scham und das Stigma zu reduzieren, die oft damit einhergehen.
  • Bieten Sie praktische Unterstützung: Helfen Sie bei alltäglichen Aufgaben wie Einkaufen, Kochen oder der Organisation von Arztterminen, um den Druck zu mindern.
  • Sprechen Sie über Behandlungsoptionen: Diskutieren Sie mit Ihrem Angehörigen über mögliche Behandlungsoptionen und begleiten Sie ihn gegebenenfalls zu Arztterminen.
  • Selbstfürsorge: Vergessen Sie nicht, auf Ihre eigene Gesundheit und Ihr Wohlbefinden zu achten. Die Betreuung eines Angehörigen mit Altersdepression kann belastend sein, und Sie benötigen Unterstützung und Auszeiten für sich selbst.
  • Soziale Unterstützung: Ermutigen Sie Ihren Angehörigen dazu, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten oder sich einer Selbsthilfegruppe anzuschliessen. Soziale Unterstützung von Gleichgesinnten kann helfen, das Gefühl der Isolation zu reduzieren.

Die Rolle des Hausarztes

Der Hausarzt ist ebenfalls ein wichtiger Akteur in der psychischen Gesundheit von Senioren. Er oder sie kann die Entwicklung der psychischen Gesundheit beurteilen, bei Bedarf entsprechende Medikamente verschreiben oder weitere Fachleute hinzuziehen.

Wichtige Aspekte für die Behandlung psychischer Erkrankungen im Alter

Eine besondere Schwierigkeit stellt die Unterscheidung zwischen psychischen Symptomen und körperlichen Symptomen oder normalen Alterserscheinungen dar. Anzeichen wie sozialer Rückzug, Antriebsminderung und Vergesslichkeit werden häufig dem Älterwerden zugeschrieben.

Eine besondere Herausforderung liegt darin, dass ältere Menschen häufig an mehr als einer Erkrankung leiden. So gilt es, gleichzeitig mehrere Leiden zu behandeln. Deshalb gestaltet sich die Behandlung oftmals langwieriger als bei jüngeren Menschen.

Zudem ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzten nötig, um die Behandlung der körperlichen Symptome sicherzustellen.

tags: #psychische #erkrankung #im #alter #ursachen #symptome