Eine häufig genannte Anforderung in Stellenanzeigen ist Belastbarkeit. Von vielen Jobsuchenden wird dies fast schon als Warnung verstanden: In diesem Job wird eine Unmenge Arbeit aufgehalst, vielleicht herrschen schwierige Arbeitsbedingungen oder es winken viele Überstunden. Es kann aber auch sein, dass es eine leere Floskel war.
Die meisten Jobanzeigen versäumen es, eine klare Definition zu geben. Viel zu oft wird Belastbarkeit einfach nur als Füllwort missbraucht. Dies ist besonders schlimm, für all jene, die Stellenanzeigen kritischer lesen und sich davon einschüchtern lassen, obwohl sie hervorragend für den Job geeignet wären. Davor fürchten sich wohl die meisten, die das Wort in Jobanzeigen lesen.
Belastbarkeit wird oft missverstanden - von Personaler/innen und Stellensuchenden gleichermassen. Belastbarkeit heisst nicht, dass ein/e Arbeitnehmer/in rund um die Uhr auf Abruf verfügbar sein muss. Oder, dass er/sie ständig übermenschliche Leistungen erbringen muss. Bei Belastbarkeit geht es um das zeitlich beschränkte Aushalten von Stress oder Anstrengung, ohne Schaden zu nehmen.
Arten von Belastung
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Belastung - psychische und physische. Bei einigen Branchen ist klar: verlangt wird eine gute gesundheitliche Verfassung. Gründe, warum die Arbeit nur begrenzt ausgeführt werden kann (chronische Erkrankungen, Bewegungsschmerzen), sind Ausschlusskriterien. Bei Pflegeberufen, Verkäufer/innenstellen und den meisten Handwerksberufen kann Belastbarkeit so verstanden werden.
Tipp: Wer in einer Branche arbeitet, in der Belastbarkeit grossgeschrieben wird, sollte darauf achten, dass die persönliche Belastbarkeit im Arbeitszeugnis oder dem Lebenslauf deutlich hervorgehoben wird.
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Wie man Belastbarkeit einschätzt und fördert
Im steten Wandel und im Zuge von neuen Entscheidungen und Ausrichtungen darf die Frage nach der eigenen Belastbarkeit nicht ausser Acht gelassen werden. Das Führen eines Landwirtschaftsbetriebes fordert eine physisch und psychisch sehr hohe Präsenz. Umso wichtiger ist es, auch Erholung und Ruhezeiten aktiv einzuplanen.
Recherchieren Sie! Wer zu faul ist, eigene Recherchen über das zukünftige Unternehmen oder die Branche anzustellen, ist selber schuld. Versuchen Sie in Erfahrung zu bringen, ob das Unternehmen viele Mitarbeiter verliert, weil Sie diese überlasten. Was sagen andere über das Unternehmen? Versuchen Sie auch Mitarbeiterbewertungen zu finden - kununu ist für die Schweiz zurzeit (Stand 2020) eine gute Anlaufstelle.
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Tipp: Fragen Sie bei der potenziellen Arbeitgeberin nach, was Belastbarkeit bedeutet.
Psychische Belastbarkeit bei Kindern und Jugendlichen
Kinder und Jugendliche müssen sich in ihrer Entwicklung einer Vielzahl von Herausforderungen stellen. Nicht immer sind diese Schritte einfach zu bewältigen. Jeder Entwicklungsschritt im Leben eines Kindes oder eines*r Jugendlichen bedeutet eine besondere Herausforderung. So ist zum Beispiel der Wechsel vom Kindergarten in die Schule ein bedeutender Schritt in einem Kinderleben. Viele meistern ihn gut, manche tun sich aber schwer. Auch das Jugendalter ist geprägt von tiefgreifenden Veränderungen. Diese Veränderungen betreffen nicht nur den Körper, die sozialen Beziehungen oder die Gefühlswelt. Auch das Gehirn wird in der Adoleszenz vollständig umgebaut.
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Einige dieser Veränderungen und Verhaltensweisen wirken mitunter wie die Symptome einer psychischen Erkrankung. Umgekehrt können Symptome einer psychischen Belastungssituation durch Entwicklungsprozesse in dieser Phase verdeckt werden. So sind Ängste, Traurigkeit, Wut oder Aggressivität normale Reaktionen bei Kindern und Jugendlichen.
Oft ist es nicht einfach zu unterscheiden, ob ein junger Mensch psychische Schwierigkeiten hat oder eine normale Veränderung durchmacht. Viele Symptome psychischer Erkrankungen ähneln den Merkmalen der normalen Entwicklung. Jugendliche halten zum Beispiel vermehrt Dinge geheim. Dies ist ein normaler und wichtiger Prozess in der Entwicklung ihrer Selbständigkeit.
Es kann also hilfreich sein, sich die Veränderungen der Pubertät vor Augen zu führen und den*die Jugendliche*n in seiner Gesamtheit zu betrachten. Zieht sich der*die Jugendliche nur von seinen Eltern zurück, verbringt aber weiterhin Zeit mit seinen Freunden und geht seinen Hobbies nach? Dann besteht kein Anlass zur Sorge.
Es gibt aber auch Situationen oder Erfahrungen im Leben eines jungen Menschen, die für ihn sehr belastend sein können. Viele junge Menschen meistern diese Belastungssituationen, auch mit der Unterstützung von Eltern und anderen wichtigen Vertrauenspersonen. Dennoch ist die Situation mit einem besonderen Augenmerk zu beobachten und sich gegebenenfalls Unterstützung zu holen. Psychische Probleme können sich negativ auf die gesamte Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auswirken. Deshalb ist es wichtig, diese frühzeitig zu erkennen, sie anzusprechen und sich notfalls entsprechende Unterstützung zu holen.
Hat sich das Verhalten des Kindes oder des*der Jugendlichen ohne erkennbare Ursache verändert oder gibt es einen Grund dafür? Seit wann besteht diese Veränderung? Erst einige Tage oder bereits seit Wochen oder Monaten? Viele Auffälligkeiten im Verhalten verschwinden wieder ganz von alleine. Dauern sie jedoch über einen längeren Zeitraum an, kann ein psychisches Problem dahinterstecken. Wie hoch ist der Leidensdruck des Kindes oder des*der Jugendlichen? Ist der Leidensdruck hoch und dauert über einen längeren Zeitraum an, muss dies ernst genommen und angesprochen werden. Kann eine Belastungssituation irgendwie entschärft werden oder helfen auch altbewährte Strategien nicht, die Situation zu durchbrechen und die Last zu vermindern?
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Zieht sich das Kind oder der*die Jugendliche immer mehr zurück und vernachlässigt über mehrere Wochen seine*ihre Hobbies, den Kontakt zu Freund*innen oder lehnt diese vollständig ab? Klagt das Kind oder der*die Jugendliche neben psychischen Auffälligkeiten auch immer wieder über körperliche Symptome, wie Kopfweh, Bauchschmerzen, Müdigkeit oder wechselnde körperliche Beschwerden? Geht der junge Mensch an mehreren Tagen pro Monat nicht zur Schule, an die Uni oder zur Arbeit (ältere Jugendliche)? Werden die Noten oder die Leistungsausweise plötzlich und ohne Grund schlechter?
Trifft mindestens einer der genannten Punkt zu, ist es sinnvoll das Gespräch mit der jungen Person zu suchen und sich unterstützen zu lassen. Für Kinder und Jugendliche und ihre Eltern gibt es eine Vielzahl von Institutionen und Fachpersonen, die helfen können. Aus Scham, fehlendem Selbstvertrauen oder weil sie befürchten, andere könnten schlecht über sie denken, öffnen sich Kinder und Jugendliche meist sehr zögerlich. Dadurch kann es passieren, dass fachliche Unterstützung erst spät in Anspruch genommen wird und sich psychische Probleme verschlimmern können. Manchmal hilft der Austausch mit Gleichaltrigen.
Umgang mit psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz
Krankheit ist einer der häufigsten Gründe für den Verlust des Arbeitsplatzes. Wenn es sich um eine längere psychische Erkrankung handelt, besteht die Gefahr, dass man danach keine neue Stelle findet. Über psychische Krankheiten spricht man viel weniger als über körperliche. Viele Menschen haben keine oder falsche Vorstellungen von psychisch erkrankten Menschen. Betroffene haben meist grosse Angst, am Arbeitsplatz über die Krankheit zu sprechen.
Es gibt keine allgemein richtige Antwort auf die Frage, ob man die Erkrankung am Arbeitsplatz thematisieren soll. Überlegen Sie sich den Schritt gut und bereiten Sie sich vor: Wem erzählen Sie davon? Ein Vorteil kann darin bestehen, dass man «sich» nicht mehr verstecken möchte. Oder dass man Leistungs- und / oder Verhaltensprobleme erklären möchte, so dass die Vorgesetzten sie verstehen können. Ein Nachteil besteht in der Ungewissheit über die mögliche Reaktion der Vorgesetzten. Diese hängt von deren Persönlichkeit sowie auch von der Betriebskultur ab: Spricht man in Ihrem Betrieb offen über psychische Belastungen? Wie ist Ihr Verhältnis zu den Personen, mit denen Sie sprechen möchten?
Es besteht keine Pflicht, Krankheiten in einer Bewerbung zu erwähnen. Vorurteile und teils auch nachvollziehbare Befürchtungen von Arbeitgebenden können dazu führen, dass eine Bewerbung einer Person mit einer (psychiatrischen) Krankheitsgeschichte sofort aussortiert wird. Deshalb raten wir im Allgemeinen eher davon ab. Sollte es Gründe dafür geben, eine psychische Erkrankung offen zu legen, kann dies nach bestandener Probezeit und dem Aufbau eines gewissen Vertrauensverhältnisses immer noch gemacht werden.
Je nach persönlicher Situation und Einschätzung des potentiellen Arbeitgebers kann es jedoch Sinn machen, bereits am Bewerbungsgespräch über die psychische Erkrankung zu sprechen. Ein offener Umgang mit der eigenen psychischen Gesundheit hilft herauszufinden, ob der potentielle Arbeitgeber Verständnis dafür aufbringt oder psychisch erkrankte Menschen stigmatisiert.
Wenn Leistungs- oder Verhaltensprobleme auf eine psychische Erkrankung zurück gehen und die Stelle gefährden, macht eine Meldung an die IV-Stelle Sinn. Per Januar 2022 tritt die jüngste IVG-Reform in Kraft. Dann kann eine Früherfassung auch gemacht werden, bevor man krankgeschrieben ist. Der frühere Einbezug der IV ist sinnvoll, denn eine Krankschreibung erfolgt oft erst spät. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Krankheit unter Umständen bereits fortgeschritten und das Verhältnis mit dem Arbeitgeber hat sich verschlechtert. Die IV-Stelle kann durch Beratung und allenfalls finanzielle Unterstützung des Arbeitgebers helfen, die Anstellung behalten zu können.
Eine Kündigung wegen einer Krankheit ist nicht erlaubt, solange die Arbeitsleistung erbracht wird. Man darf aber dann kündigen, wenn wegen einer Krankheit die Arbeitsleistung gar nicht mehr oder nur noch in ungenügender Qualität geleistet werden kann. Dabei macht das Recht keinen Unterschied zwischen psychischer und körperlicher Krankheit. Je nach Dienstjahr muss der Arbeitgeber eine Sperrfrist beachten. Kranke Personen dürfen erst nach einer gewissen Zeit gekündigt werden (zwischen 30 und 180 Tagen). Dazu muss dann noch die ordentliche Kündigungsfrist addiert werden, um das Ende des Arbeitsverhältnisses richtig zu berechnen. Auch diese Frist hängt vom Dienstjahr und natürlich von der Regelung im Arbeitsvertrag ab. Die Einzelheiten finden sich in den Art. 335 c und Art. 336c Abs.
Familiäre Konflikte, finanzielle Sorgen, der allgemeine Gesundheitszustand, Freizeitmangel und Zeitdruck können stressbedingte Erkrankungen auslösen.
Ein Gespräch mit einer Vertrauensperson kann helfen, seine Gedanken zu sortieren, Wünsche und Ziele nicht aus den Augen zu verlieren und Lösungsansätze zu finden. Für manche Themen ist das persönliche Umfeld jedoch zu nahe. Gerne stellen wir Ihnen auch ein individuelles Angebot nach Ihren Bedürfnissen zusammen.
Haben Sie Fragen rund um Ihre psychische Erkrankung und Ihre Arbeitsstelle? Befinden Sie sich in einer belastenden Arbeitssituation? Das Reden darüber kostet oftmals viel Überwindung.
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