Dieser Artikel bietet einen Einblick in die Psychiatrie des Klinikums Wunstorf, ihre Entwicklung und die damit verbundenen Herausforderungen.
Psychiatriereform und ihre Hintergründe
Mit dem Reprint des Klassikers »Das Ende der Anstalt« von Asmus Finzen öffnet sich dem heutigen Leser ein Blick in die Vergangenheit. Psychiatriegeschichtlich war dies eine Zeit des Umbruchs. Für Asmus Finzen war das »Ende der Anstalt« auch das Ende einer Gesinnung: Die verwahrende Psychiatrie wich der Therapie und Wiedereingliederung. Die allumfassende psychiatrische Anstalt löste sich in ein vielfältiges Netz psychiatrischer Dienste auf, von der Patientenselbsthilfe bis zur neuen psychiatrischen Klinik.
Im »Ende der Anstalt« beschreibt Finzen die Reformbewegung in der Bundesrepublik mit Blick aus dem Jahr 1985, die im ersten Nachkriegsjahrzehnt in England ihren Ausgang nahm und auf dem Umweg über die Vereinigten Staaten Italien und Mitteleuropa erreichte. Am Beispiel des von ihm geleiteten Krankenhauses schildert er die Auswirkungen des Wandels auf Patienten, Mitarbeiter und Anwohner. Das Buch vermittelt wissenschaftlich reflektierte Erfahrung.
Die Entwicklung in Wunstorf - eine Zwischenbilanz
Betrachten wir die Entwicklung in Wunstorf etwas genauer:
- Die Vorgeschichte
 - Das Krankenhaus
 - Die Humanisierung der Lebensbedingungen
 - Die Investierung der Behandlung und die Orientierung nach außen
 - Das neue psychiatrische Krankenhaus: verkleinert, dezentralisiert, differenziert
 
Von der kustodialen zur therapeutischen Psychiatrie
Zur theoretischen Begründung der Psychiatriereform gehörten:
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- Die Psychiatrie der Befreiung
 - Die technokratische Phase
 - Die Phase der Konsolidierung und die Entwicklung einer neuen therapeutischen Kultur
 
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Reform einen Wandel von einer rein verwahrenden hin zu einer therapeutisch orientierten Psychiatrie anstrebte.
Die Psychiatrie der Befreiung
1975 war ein Jahr der Maßnahmen. Die Einrichtung von Cafeteria und Kiosk war ein Schritt auf dem Wege zur normalen Bedürfnisbefriedigung. Die Stadt wurde als therapeutisches Übungsfeld gesehen. Es kam jedoch zu einer ersten Krise: Freiheit heilt, Befreiung macht Angst.
Die Stunde der Technokraten
Das Management der Reform umfasste Leitlinien der Psychiatriereform. Es stellte sich die Frage: Wo stehen wir - wohin werden wir gehen? Ein wichtiger Punkt war die Dezentralisierung der Versorgung.
Die Phase der Konsolidierung und die Entwicklung einer neuen therapeutischen Kultur
In dieser Phase ging es darum, "normal" miteinander umzugehen und spezifische therapeutische Methoden anzuwenden. Es entstand ein Spannungsfeld zwischen Therapie-Ausbildung und Alltag in der Anstalt. Die Konsolidierung führte jedoch auch zu einer Psychotherapiekrise.
Die Probleme der neuen Psychiatrie
Die neue Psychiatrie stand vor verschiedenen Problemen: Veränderung oder Reform? Wie lebt man ohne Anstalt? Wo liegen die Grenzen der Belastbarkeit?
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Stigma und psychische Erkrankungen
Asmus Finzen beleuchtet die aktuelle Realität psychisch erkrankter Menschen, für die Vorurteile und Diskriminierung oft schwerwiegende Komplikationen ihrer Erkrankung sind. Sein Fazit: Die aufwändigen Antistigmatisierungs-Kampagnen sind kläglich gescheitert.
Finzen analysiert die Gründe und deckt Stigmatraditionen, -typen und -prozesse im Bereich psychischer Erkrankungen auf. Er klärt die Rolle der Massenmedien und die der Lehre. Er schult die Antistigma-Kompetenz seiner Leser/innen: Selbsthilfe, Psychoinformation und Psychoeduktion, Stigmamanagement sind überzeugende Konzepte gegen die Macht von Vorurteilen und Schuldzuweisungen.
Formen der Stigmatisierung
- Das angeborene Stigma
 - Stigma durch Krankheit
 - Das Stigma der Minderheitenzugehörigkeit
 
Auswirkungen der Stigmatisierung
Die Stigmatisierung kann zu Ausgrenzung und einem Verlust des sozialen Zusammenhalts führen. Betroffene sehen sich oft mit sozialen Repräsentationen und Vorurteilen konfrontiert (Stigma by Courtesy: Sippenhaft).
Suizid und Stigmatisierung
Stigmatisierung kann auch zu Suizidgedanken führen. Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung sind oft die Folge. Es gibt krankheits- und behandlungsbedingte Suizidgründe, aber auch Aspekte der Hoffnung.
Die Rolle der Medien
Die Medien spielen eine wichtige Rolle bei der Stigmatisierung psychisch kranker Menschen. Eine unsachliche Berichterstattung kann zu einer allgemeinen Verunsicherung führen.
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Transkulturelle Psychiatrie
Die psychiatrische, psychotherapeutische und sozialpädagogische Arbeit mit Menschen mit anderen kulturellen Hintergründen ist eine Daueraufgabe. Es ist wichtig, kulturelle und religiöse Hintergründe zu berücksichtigen und die Bedeutung psychischer Symptome in den Herkunftsländern zu verstehen.
Leitideen für eine kultursensible Psychiatrie
- Eine kultursensible Psychiatrie profitiert von einer sozialpsychiatrischen Ausrichtung.
 - Für das therapeutische Vorgehen bewährt sich ein systemischer Ansatz.
 - Eine sorgfältige Beachtung der Kontexte ist für jede kultursensible Hilfe unumgänglich.
 - Die Kulturgebundenheit der Psychiatrie selbst gilt es im Blick zu behalten.
 
Die Psychiatrie-Enquête
Die Psychiatrie-Enquête und ihre Folgen stellten eine Herausforderung dar.
Psychisch Kranke sind behandelbar
Millionen seelisch Kranke brauchen Hilfe, denn psychische Krankheiten sind behandelbar.
Die psychiatrische Krankenversorgung in der Bundesrepublik vor der Psychiatrie-Enquête
Vor der Enquête gab es Herausforderungen in den psychiatrischen Krankenhäusern und in der Personalsituation. Arbeitstherapie und Rehabilitation sowie ambulante Dienste waren wichtige Bestandteile der Versorgung. Es gab Leitlinien für eine Reform der psychiatrischen Krankenversorgung.
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