Auguste Viktoria Klinikum Psychiatrie: Ein umfassender Überblick

Der Ursprung der Psychiatrie, insbesondere der Anstaltspsychiatrie, in Europa findet man zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit gab es kaum Einrichtungen für die Versorgung und Heilung psychisch Kranker, doch mit der Aufklärung wurde in Europa mehr für die soziale Fürsorge getan. Zuvor wurden die sogenannten «Irren», also psychisch kranke Patienten, in Gefängnissen untergebracht oder wurden von der eigenen Familie gepflegt.

In dieser Zeit war man der Ansicht, dass die psychisch Kranken aus ihrer «krankmachenden» Umgebung genommen werden sollen, um in eine isolierte Umgebung einer Anstalt gebracht zu werden.

Die Gründung des Burghölzli

Wilhelm Griesinger spielte eine zentrale Rolle bei der Gründung des Burghölzlis. Der aus Deutschland stammende Psychiater war der Ansicht, dass psychischen Erkrankungen eine Erkrankung des Gehirns vorangeht. Psychische Krankheiten haben, laut Griesinger, also einen naturwissenschaftlichen Hintergrund und sind ein Teilgebiet der Medizin. Dementsprechend setzte er sich für die medizinische Versorgung psychisch Kranker ein.

Eine weitere wichtige Persönlichkeit bei der Gründung war Ullrich Zehnder, der Arzt und Regierungspräsident war. Er führte eine Zählung von psychisch Kranken im Kanton Zürich durch und erkannte, dass 4/5 der psychisch Kranken zu Hause von ihren Familien versorgt wurden und nicht in einem Spital.

Die Planung der Irrenheilanstalt in Zürich dauerte sehr lange, von 1839 bis 1864. Das lag daran, dass man die Architektur der Klinik selbst als eine therapeutische Methode ansah. Man glaubte, dass je nachdem, wie die Teile des Gebäudes angeordnet werden, die psychisch Kranken geheilt werden können. Es gab auch einige Diskussionen, wo der Standort des Bürghölzli sein sollte, da auch dieser einen Einfluss auf die Heilung haben könne.

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Die Irrenanstalt sollte weit weg von der Stadt sein, damit die psychisch Kranken weit weg vom alltäglichen Leben sind. Zwischenzeitlich wollte man das Burghölzli auf einem Hügel bauen, aber beschloss dann, dies nicht zu tun, weil die Patienten und Patientinnen einen schönen Ausblick auf den Zürichsee hätten. 1864 war die Planung beendet und dem Bau wurde zugestimmt. Die Bauarbeiten fanden von 1865 bis 1869 statt. Ein Jahr nach Beendigung der Bauarbeiten wurde die Irrenheilanstalt Burghölzli am 4.

Auguste Forel und seine Arbeit im Burghölzli

Auguste Forel wurde im Jahr 1879 Direktor des Burghölzlis, damit war er der vierte Direktor der Irrenheilanstalt innerhalb von 10 Jahren. Nach seinem Medizinstudium, das er 1871 an der Universität Zürich abgeschlossen hatte, schrieb er in seiner Dissertation über die Hirnanatomie. Später lernte er als Assistenzarzt bei Bernhard von Gudden (Psychiater und Hirnanatom), bis er das Direktorat des Burghölzlis erhielt.

Auch in den ersten Jahren als Direktor am Burghölzli befasste er sich mit der Hirnforschung, doch mit der Zeit gab er die Hirnanatomie auf. Dafür befasste er sich mit der Suche nach neuen Therapien, da es noch nicht sehr viele erwiesene Therapiemöglichkeiten gab.

Der Einsatz von Hypnose

Der Hypnotismus war nicht neu erfunden worden, bekam aber 1880 in Frankreich einen Aufschwung durch verschiedene Vorträge von Jean-Martin Charcot und Hippolyte Bernheim. Während Charcot der Ansicht war, dass die Hypnose nicht als therapeutische Methode verwendbar sei, meinte Bernheim, dass die Hypnose durchaus nutzbar sei. Forel sah durch die Hypnose eine Möglichkeit, das Unterbewusstsein und das Bewusstsein zu verbinden. Um mehr über die Möglichkeiten des Hypnotismus zu lernen, hatte er im Burghölzli die ideale Umgebung, um zu experimentieren.

Er nutzte die Hypnose vor allem für die Heilung von nervösen Funktionsstörungen, doch er war der Meinung, dass die Hypnose noch viele weitere Anwendungen haben könnte. Mit der Zeit behandelte er Drogenabhängigkeit, Menstruationsbeschwerden und Schlafstörungen. Auguste Forel setzte sich auch erfolgreich dafür ein, dass die Hypnose als Fach an der Universität unterrichtet wird. In seinen Vorlesungen hypnotisierte er Patienten vor dem Publikum.

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In der Hypnose machte er sich die Abhängigkeit, die zwischen Patient und Arzt besteht, zu Nutzen. Dieses Machtverhältnis half Forel, seine Patienten zu hypnotisieren, da er dadurch den Willen der Patienten besser seinem eigenen unterordnen konnte.

Hypnose des Wachpersonals

Genauso wie bei seinen Patienten nutzte Forel das Machtverhältnis zwischen ihm und seinem Wachpersonal aus. Die Arbeitsbedingungen der Wärter:innen von Anstalten waren im 19. Jahrhundert mangelhaft. Lange Arbeitszeiten, kaum Erholungszeiten oder Nachtruhe und stark ausgeprägte Hierarchien, in denen das Wachpersonal an unterster Stelle stand, sorgten für viel Unzufriedenheit. Das Wachpersonal änderte ständig, da laufend Wärter:innen das Burghölzli kündigten oder entlassen wurden.

Die Kündigungen waren häufig damit verbunden, dass Wärterinnen geheiratet haben. Die Entlassungen hingen vermutlich damit zusammen, dass Forel sehr streng war, was die Disziplin anging. Durch seine erfolgreichen Behandlungen mit der Hypnose kam ihm die Idee, diese auch auf sein Wachpersonal anzuwenden. Sein Ziel dabei, war einerseits die Schlafprobleme des Personals zu lindern, andererseits wollte er herausfinden, ob auch nicht-kranke Menschen hypnotisierbar sind.

Durch die Hypnose seines Personals erzeugte er sogenannte „schlafende Wachen“. Er optimierte die Arbeitsleistung des Personals, in dem er ihnen suggerierte, trotz Lärm zu schlafen und erst bei aussergewöhnlichen Geräuschen aufzuwachen. Zusätzlich konnte Forel durch die Hypnose sein Personal besser kontrollieren und strenger überwachen. Die Hierarchie im Burghölzi blieb ausgeprägt, mit Auguste Forel an der Spitze.

Deshalb besteht auch die Frage, wie freiwillig das Wachpersonal sich der Hypnose aussetzten, da sie sich kaum der Autorität von Forel widersetzen konnten.

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Heutige Situation

Obwohl es ursprünglich am Stadtrand erbaut wurde, liegt das Burghölzli heute in einem medizinischen Zentrum. Die Klinik Hirslanden, die Schulthess-Klinik und das Krankenhaus Balgrist liegen in unmittelbarer Nähe.

Heute bietet das Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie (ZFPP) in Biel/Bienne und Lyss moderne Behandlungen an. Das ZFPP arbeitet eng mit anderen externen Berufsgruppen wie Psychologen/-innen, Sozialarbeitern/-innen und der ambulanten Psychiatriepflege zusammen und versteht sich als kompetenter und zuverlässiger Ansprechpartner für Personen, Behörden und Versicherungen im Gutachtenkontext.

Angebote und Behandlungen

Zum Behandlungsangebot der Psychiatrie-Zentren gehören ambulante Sprechstunden für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, tagesklinische Angebote für Erwachsene, die Durchführung von Memorytestungen sowie das Angebot der psychiatrischen Spitex in der Region.

Tageskliniken

Die Tageskliniken sind ein ambulantes Angebot. Sie sind geeignet für Patientinnen und Patienten, die eine psychiatrische Behandlung und Begleitung benötigen, aber nicht 24 Stunden betreut werden müssen. Das Angebot der Tageskliniken verbindet somit die Vorteile der ambulanten und der stationären Behandlung sinnvoll miteinander. Die Patientinnen und Patienten erhalten einen stützenden Rahmen und verbleiben zugleich in ihrem sozialen Umfeld. Wenn Patientinnen und Patienten tagsüber in der Tagesklinik behandelt und betreut werden und nach der Therapie in ihr Wohnumfeld zurückkehren können, bleiben ihre sozialen Beziehungen und Autonomie erhalten.

Das Grundangebot umfasst die psychiatrische Abklärung, regelmässige Pflegefachgespräche, medikamentöse Behandlung, therapeutische Einzelgespräche, spezifische therapeutische Gruppenangebote, Beratung in sozialen Belangen, Bewegung und Entspannungsverfahren, Sport- sowie Ausdrucks- und Aktivierungstherapie. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die kognitiven Verhaltenstherapie, das Training sozialer und emotionaler Kompetenzen sowie die Psychoedukation.

Die Behandlung und Begleitung basiert auf individual-, gruppen-, milieu- sowie psychotherapeutischen Behandlungsgrundsätzen und schliesst psychiatrische, pflegerische, soziale und therapeutische Massnahmen ein.

Ambulante Dienste

Die Ambulanten Dienste der Privatklinik Wyss sind in Bern und Biel stationiert.

Standort Bern

Der Standort Bern befindet sich an der Schläflistrasse 17 in Bern. Die zentrale Lage ist mit dem Auto als auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Kostenlose, aber zeitlich limitierte Parkplätze gibt es im Quartier.

Öffentliche Verkehrsmittel ab Bahnhof Bern, SBB Fahrplan:

  • Buslinie 10, Haltestelle Viktoriaplatz (Fussweg ca. 2 - 3 Minuten)
  • Tramlinie 9, Haltestelle Viktoriaplatz (Fussweg ca. 2 - 3 Minuten)
  • Buslinie 20, Haltestelle Gewerbeschule (Fussweg ca. 9 Minuten)

Auto, Anfahrtsplan:

  • Autobahn von Lausanne/Fribourg, Ausfahrt Bern-Neufeld, Richtung Zentrum/Bahnhof, via Schützenmatt / Lorrainebrücke / Viktoriarain / Greyerzstrasse gelangen Sie in die Schläflistrasse.
  • Autobahn von Zürich Ausfahrt Bern-Wankdorf, via Papiermühlestrasse/ Guisanplatz / Rodmattstrasse / Breitenrainplatz / Moserstrasse gelangen Sie in die Schläflistrasse.

Blaue Zone Parkplätze gibt es im Quartier.

Wichtige Daten in der Geschichte des Burghölzli

Zeitraum Ereignis
1839-1864 Planungsarbeiten
1865-1869 Bauarbeiten
1870 Eröffnung der Irrenheilanstalt Burghölzli am 4.

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