Depressionen sind eine häufige psychische Erkrankung, die sich auf das gesamte Leben auswirken kann. Betroffene erleben oft eine Kombination aus Traurigkeit, Antriebslosigkeit und einer verminderten Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen. Depressionen sind mehr als nur vorübergehende Traurigkeit; sie sind eine ernsthafte Erkrankung. Dabei spielen psychologische, genetische und umweltbedingte Faktoren eine Rolle.
Was ist eine Depression?
Eine Depression ist gekennzeichnet durch genau definierte Symptome, die je nach Schweregrad in unterschiedlicher Ausprägung für eine längere Zeitdauer so deutlich in Erscheinung treten, dass die gesamte Erlebnis- und Genussfähigkeit, die Leistungsfähigkeit, das Denken und die zwischenmenschliche Beziehungsfähigkeit eines Menschen deutlich beeinträchtigt werden. Lustlosigkeit, Müdigkeit, Appetitverlust, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, sexuelle Interesselosigkeit sowie Gewichtsabnahme oder -zunahme sind typische Zeichen einer Depression. Es gibt unterschiedliche Formen und Schweregrade der Depression.
Diagnoseschlüssel F33.0 und F33.1
In der Medizin werden Diagnoseschlüssel zur Klassifikation von Krankheiten verwendet. Der Code F33.0 steht für eine «rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig leichte Episode», während F33.1 eine «rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode» kennzeichnet. Die Kennzeichnung entspringt dem ICD-10, einem Diagnosehandbuch der WHO, in dem sämtliche Krankheiten, einschliesslich affektiver oder psychischer Störungen, klassifiziert sind.
- F33.0: Betroffene sind meistens unter Anstrengung in der Lage, ihren Alltag selbstständig zu bewältigen.
 - F33.1: Betroffene haben oft erhebliche Schwierigkeiten, ihre alltäglichen Arbeiten selbstständig zu bewältigen. Das Berufsleben kann kaum mehr, oder nur noch «gerade so», ausgeführt werden.
 
Die Dauer und Häufigkeit der depressiven Episoden können variieren und hängen von individuellen Faktoren ab. Depressive Phasen sind nicht immer zwangsläufig wiederkehrend. Es ist wichtig zu beachten, dass die Diagnosestellung und Behandlungsplanung von qualifizierten Fachpersonen durchgeführt werden sollten.
Umgang mit Depressionen
Selbsthilfe und Alltagsstrategien
Selbsthilfe spielt eine zentrale Rolle im Umgang mit Depressionen. Kleine Schritte können bereits grosse Veränderungen bewirken. Beschäftigungen, die Freude bereiten und die Sinne anregen, sind besonders hilfreich. Regelmässige Bewegung hat positive Effekte auf die Stimmung. Sportarten wie Yoga oder Joggen setzen Endorphine frei und verbessern die Gesundheit. Viele Betroffene berichten, dass schon ein kurzer Spaziergang im Freien ihre Laune hebt.
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Weitere hilfreiche Strategien:
- Strukturierter Tagesablauf: Regelmässige Zeiten für Schlaf, Mahlzeiten und Aktivitäten helfen dabei, das Gefühl von Kontrolle zurückzugewinnen.
 - Musik: Das Hören oder Spielen von Musik kann die Laune heben und beruhigen.
 - Soziale Kontakte: Der Austausch mit Familie, Freunden oder einer Online-Selbsthilfegruppe kann dabei helfen, die Einsamkeit zu überwinden.
 - Kleine Ziele setzen: Jede gemeisterte Herausforderung zählt. Notieren Sie kleine Erfolge, wie beispielsweise das Aufräumen eines Raumes oder das Kochen einer Mahlzeit.
 - Kreative Beschäftigungen: Sie können Emotionen kanalisiert ausdrücken und den Geist entlasten.
 - Achtsamkeit und Entspannung: Übungen zur Achtsamkeit und Entspannung können helfen, mit Symptomen wie Müdigkeit oder Konzentrationsproblemen umzugehen.
 - Stressmanagement: Techniken wie Meditation oder gezielte Atemübungen können helfen, die Belastung zu mindern.
 
Professionelle Hilfe
Die Psychotherapie ist ein wesentlicher Baustein in der Behandlung von Depressionen. Sie bietet Raum, um Gedanken und Gefühle zu teilen und Strategien für den Alltag zu entwickeln. Bewährt hat sich bei schwereren, andauernden Problemen die Kombination von Psychotherapie und Medikamenten (z.B. Antidepressiva).
Was Angehörige tun können
Als Angehöriger kann man direkt oder indirekt von diesen Beeinträchtigungen betroffen oder gar selbst im Zusammenhang mit Schwierigkeiten, die sich im gemeinsamen Alltag ergeben, ein Stimmungstief erleben. Paar- oder Familiengespräche sind hier hilfreich. Für die Angehörigen ist es wichtig zu wissen, dass eine Depression nicht durch Trösten, gutgemeintes Zureden, Überzeugen oder gar unter Druck setzen gebessert werden kann.
Sexualität und Depression
Schwierigkeiten im Sexualleben können sich auch bei gesunden Menschen einstellen. Psychosoziale Belastungen wie Stress am Arbeitsplatz, familiäre Probleme oder zwischenmenschliche Schwierigkeiten sind häufig Ursachen für ein nachlassendes Interesse an Sex. Problematisch wird dies bei Partnerschaften mit einem MS-Betroffenen dadurch, dass sich diese allgemeinen Probleme zusammen mit den MS-bedingten Schwierigkeiten zu einer «unheiligen Allianz» vereinigen. So können allgemeine psychosoziale Belastungen die MS-bedingten Schwierigkeiten zusätzlich verstärken. Umgekehrt können auch die MS-spezifischen Schwierigkeiten allgemeine Probleme verursachen. In beiden Fällen können Sexualprobleme als das Ergebnis eines Ungleichgewichts zwischen seelischer Ausgeglichenheit und körperlicher Funktionstüchtigkeit interpretiert werden.
Nützliche Tipps im Umgang mit Sexualproblemen bei MS
- Notieren Sie Ihre sexuellen Wünsche und Gedanken.
 - Lassen Sie sich bei Ihren Gedanken zur Sexualität nicht von vermeintlichen «Normen» leiten.
 - Achten Sie darauf, dass Sie beim Sortieren Ihrer Gedanken nicht in eine pure «Mängelliste» verfallen.
 - Wählen Sie den richtigen Zeitpunkt, die passende Atmosphäre und den richtigen Ort für ein solches Gespräch.
 - Stehen Sie zu Ihren Gefühlen und reden Sie darüber, ohne jedoch den anderen für seine vermeintliche Haltung zu kritisieren.
 - Werden Sie konkret. Schildern Sie Ihrem Partner möglichst anschaulich, was Sie sich wünschen oder welche Situationen Ihnen angenehm sind.
 - Scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe (Arzt, Therapeutin) in Anspruch zu nehmen.
 
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