Netzhautablösung: Psychische Ursachen und ihre Auswirkungen

Die Netzhaut (Retina) befindet sich im Auge und kleidet die Innenwand des Augapfels aus. Sie ist eine dünne Schicht, die aber histologisch noch einmal in zehn einzelne Schichten eingeteilt werden kann - dies ist vor allem für den physiologischen Vorgang des Sehens, die Phototransduktion, von Bedeutung. Diese zarte Hülle ist also dafür verantwortlich, dass die eintreffenden Lichtstrahlen in Signale und schlussendlich ein komplettes Bild umgewandelt werden.

Aufgrund dieser zentralen Aufgabe und der Bedeutung des Sehens für uns Menschen, muss die Retina immer straff aufgespannt, gut durchblutet und innerviert sein. Damit sie an Ort und Stelle bleibt, wo sie hingehört, wird sie durch den Augeninnendruck gegen die hintere Wand der Augenhöhle gedrückt. Dieser intraokuläre Druck ist also essentiell für die Funktionsfähigkeit der Netzhaut. Wird dieses Druckgleichgewicht gestört durch einen abfallenden oder steigenden Druck, kann dies zu einer massiven Beeinträchtigung des Sehvermögens führen. Bei einem zu hohen Druck kommt es zu einer Abklemmung des Sehnervs und somit zu einem sogenannten Grünen Star (Glaukom).

Retinopathia centralis serosa (RCS): Die Managerkrankheit des Auges

Beim Krankheitsbild einer Retinopathia centralis serosa handelt es sich um eine partielle Netzhautablösung. Die Retinopathia centralis serosa - auch als Managerkrankheit bekannt - ist eine vergleichsweise häufige Netzhauterkrankung, welche vor allem zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr bei Männer auftritt. Männer sind 5-6 mal häufiger als Frauen betroffen.

Dies geschieht aufgrund einer funktionellen Störung der Blut-Retina-Schranke: Das sogenannte Pigmentepithel - die äusserste Schicht, die der Retina aufliegt und die äussere Blut-Retina-Schranke bildet - verliert seine feste Verankerung mit dem ihm zugrunde liegenden Gewebe. Durch kleine Löcher und Risse tritt Flüssigkeit aus der Aderhaut. Das Pigmentepithel löst sich von der Netzhaut und somit die Netzhaut aus deren festen Verankererung. Daraufhin können sich in dem freiwerdenden subretinalen Spaltraum kleine Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme) bilden. In dem Spaltraum bildet sich nun ein Ödem - eine interstitielle Flüssigkeitsansammlung im Körper.

Unter einem Ödem versteht man eine interstitielle Ansammlung von Flüssigkeit im Körper, die zuvor aus dem Gefässsystem ausgetreten ist. Zu erkennen sind Ödeme von aussen meist durch eine Schwellung. Befinden sich diese Flüssigkeitsansammlungen in einer begrenzten Körperhöhle, nennt man dies Erguss (zum Beispiel ein Pleuraerguss).

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Ursachen und Risikofaktoren

Die bestimmte Ursache für eine Retinopathia centralis serosa ist unbekannt. Der genaue Krankheitshergang ist bis heute unbekannt - es wird jedoch von einer multifaktoriellen Pathogenese (Krankheitsentwicklung) ausgegangen. Jedoch tritt diese Netzhauterkrankung oft im Zusammenhang mit Stress auf. Einer der scheinbar einflussreichsten Faktoren, die man beobachten konnte, ist eine hohe psychische Belastung - Stress kann also allem Anschein nach zur Ausbildung einer Retinopathia centralis serosae führen.

Häufig sind ehrgeizige, zielstrebige, wettbewerbsfreudige Männer betroffen, welche im Beruf starkem Stress ausgesetzt sind. Da jeder Stress anders verarbeitet und sich anders auf den Körper auswirkt, erkranken nicht alle an einer RCS.

Bei starkem Stress steigen Hormone wie Cortisol und Adrenalin, aber auch der Blutdruck in der Regel an. Dadurch können Risse und Lecks in der Aderhaut entstehen. Besonders Personen, die schlecht mit Stress umgehen können bzw. sehr stressigen beruflichen Situationen ausgesetzt sind, haben ein höheres Risiko zu erkranken.

Symptome der RCS

Meist nimmt man eine plötzliche Sehverschlechterung, ein verzerrtes (Metamorphopsien) oder gar doppeltes Bild wahr. Auch ist meist das Gesichtsfeld im Bereich der Netzhautablösung eingeschränkt. Dadurch werden graue oder schwarze Flecken wahrgenommen. Weiter kann sich eine Retinopathia centralis serosa auf die Farb - und Kontrastwahrnehmung auswirken.

Eine Retinopathia centralis serosa kann sich durch verschiedene Symptome wie eine Sehminderung oder durch Skotome (Gesichtsfeldausfälle) äussern. Zudem können das Farb- und Kontrastsehen beeinträchtigt sein.

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Klassische Symptome dieser Sehstörung sind das Auftreten grauer Flecken im Gesichtsfeld, verändertes Farbsehen sowie unscharfes und verzerrtes Sehen. Typisch sind kleine Flüssigkeitsansammlungen unter der Retina (Netzhaut), die dadurch leicht angehoben wird. Die Folge kann eine Netzhautablösung sein. Nimmt die Sehstörung einen schweren Verlauf, kann es zu mikroskopisch kleinen Rissen kommen, durch die Flüssigkeit in den Augapfel gelangt.

Diagnose

Um die Diagnose Retinopathia centralis serosa zu stellen und andere Erkrankungen auszuschliessen, ist eine gründliche Anamnese und eine Untersuchung beim Augenarzt notwendig. Nebst all diesen diagnostischen Tests ist es aber - auch vor dem Hintergrund der multifaktoriellen Ursache mit bedeutender Beteiligung der psychischen Gesundheit - auch von grosser Bedeutung eine ausführliche Anamnese durchzuführen. Bei diesem Gespräch können allfällige Stressfaktoren erkannt und als Resultat hoffentlich eingedämmt oder ganz beseitigt werden.

Um ein Gesichtsfelddefekt zu bestimmen, wird eine perimetrische Untersuchung durchgeführt. Hierbei kann die Grösse und Tiefe eines Gesichtsfelddefektes (Skotom) quanitifiziert werden. Eine Schwellenperimetrie dient zur Feststellung des Ausmasses eines allfälligen Skotoms. Weiter werden pupillenerweiternde Augentropfen verabreicht, um die Netzhaut durch die Spaltlampe zu beurteilen. Auch eine Hyperopisierung (Zunahme der Weitsichtigkeit) gibt Hinweise auf eine Netzhautablösung. Weiter wird die Sehschärfe und allenfalls das Kontrast- und Farbensehen überprüft.

Therapie und Behandlung

In den meisten Fällen ist keine Therapie notwendig, da sich die Ödeme von selbst zurückbilden. Die krankheitsauslösende Ursache sollte jedoch beseitigt, also der Stress reduziert werden. Besonders wichtig ist in der Therapie einen etwaig erhöhten Stresspegel zu reduzieren. Hier können Atem- und Entspannungstechniken oder Sportarten wie Yoga oder Pilates hilfreich sein. In den meisten Fällen verschwinden die Symptome von alleine, die Erkrankung ist selbstlimitierend. Jedoch kommt es in einigen Fällen im Laufe der Zeit zu einem erneuten Auftreten.

Im Normalfall - und besonders wenn möglich nach Beseitigung der Ursachen, die zu dieser Erkrankung geführt haben - bilden sich die Ödeme von selbst wieder zurück und der Normalzustand des Auges kann sich wiederherstellen. Wie bereits erwähnt, bildet sich die Retinopathia centralis serosa meist innerhalb der ersten vier Monaten spontan zurück. Auch bei einer Spontanheilung können Einschränkung der Sehfähigkeit und in der Wahrnahme der Farben oder des Kontrastes bestehen bleiben. Vor allem wenn der Erkrankte weiterhin starkem Stress ausgesetzt ist, tritt die Netzhauterkrankung in 30-50% der Fälle innerhalb der nächsten zwölf Monaten erneut auf.

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Sollte sich das Ödem nicht von selbst zurückbilden oder es zu einem Rückfall kommen, ist meist eine Laserbehandlung (Argon-Laser-Photokoagulation) indiziert. Mittels Laser wird die undichte Stelle der Aderhaut verödet. Dadurch haftet die Netzhaut wieder an deren Untergrund. Durch die Laserbehandlung kann es zu leichten narbigen Veränderungen kommen, welche aber nicht weiter problematisch sind. Bei wiederholtem Auftreten der Erkrankung kann es allerdings zu stärker ausgeprägten Narben kommen und dies zur Einschränkung des Sehvermögens führen. Falls die Makula - Ort des schärfsten Sehens - betroffen ist, kommt die photodynamische Therapie zum Einsatz, welche energieärmer ist. Man spritzt dafür ein lichtempfindliches Medikament in die Armvene, welches sich im ganzen Körper verteilt. Anschliessend wird das Medikament durch eine gezielte Laserbehandlung an der undichten Stelle aktiviert.

Sollte die Erkrankung sich nicht von alleine zurückbilden, können andere Optionen wie eine Laserbehandlung oder eine photodynamische Therapie erwogen werden. Mit dem Laser können die Risse und Lecks geschlossen bzw. die Netzhaut wieder angelegt werden. Unter Umständen können auch VEGF-Hemmer, also Medikamente die das Wachstum neuer Gefässe hemmen, in das Auge eingespritzt werden.

Medikamente, die Cortison enthalten sollten nicht mehr eingenommen werden. Andere Medikamente hingegen können einen positiven Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung haben, so z.B.

Stress kann verschiedene Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben und so auch das Auge betreffen. Bei einer Erkrankung der Netzhaut, der Retinopathia centralis serosa kommt es u.a. durch ein erhöhtes Stressniveau zu Augenproblemen. Bei starkem Stress steigen Hormone wie Cortisol und Adrenalin, aber auch der Blutdruck in der Regel an. Dadurch können Risse und Lecks in der Aderhaut entstehen. Die Erkrankung betrifft v.a. Männer zwischen 20 und 50 Jahren. Besonders Personen, die schlecht mit Stress umgehen können bzw. sehr stressigen beruflichen Situationen ausgesetzt sind, haben ein höheres Risiko zu erkranken. Eine Retinopathia centralis serosa kann sich durch verschiedene Symptome wie eine Sehminderung oder durch Skotome (Gesichtsfeldausfälle) äussern. Zudem können das Farb- und Kontrastsehen beeinträchtigt sein. Bei der Erkrankung werden je nach Dauer zwei verschiedene Verlaufsformen unterschieden: die akute und die chronische (Dauer über 6 Monate). Je nachdem unterscheidet sich auch die Prognose. Der Augenarzt sieht bei der Untersuchung der Augen mit der Spaltlampe eine Flüssigkeitseinlagerung in der Netzhaut im Augenhintergrund.

Zögern Sie nicht und vereinbaren Sie einen Termin bei einem Augenarzt, um das Vorliegen einer Retinopathia centralis serosa auszuschliessen oder diese gegebenenfalls optimal behandeln zu können.

Weitere Ursachen für Sehstörungen

Es gibt aber auch ernstere Ursachen für Sehstörungen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Augenerkrankungen
  • Schielen
  • Stabsichtigkeit
  • Altersbedingte Makuladegeneration
  • Grüner Star
  • Grauer Star
  • Glaskörpertrübung
  • Glaskörperabhebung
  • Glaskörperblutung
  • Netzhautriss und Netzhautablösung
  • Gefässhautentzündung
  • Sehnverventzündung
  • Gefässverschluss in der Netzhaut

Diese umfassen beispielsweise Mangeldurchblutungen im Gehirn (wie bei Migräne oder einer TIA - einem häufigen Vorboten von Schlaganfall), Gefässverschlüsse in der Netzhaut sowie Gefässkrämpfe bei einer Schwangerschaftsvergiftung (Präklampsie).

Sie können ebenfalls mit Sehstörungen einhergehen, so zum Beispiel Augen- und Hirntumoren, Hirnblutung, Abszesse, Gefässfehlbildungen (Angiome) und Gefässausbuchtungen (Aneurysma).

Sehstörungen aufgrund einer stoffwechselbedingten Sehnervschädigung (metabolische Optikopathie) sind z.B. bei Schilddrüsenüberfunktion, Mangel an bestimmten Vitaminen (wie Vitamin A und B12), der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus und Leberversagen möglich. Eine vergiftungsbedingte Sehnervschädigung (toxisch bedingte Optikopathie) mit anschliessenden Sehstörungen kann etwa durch Alkohol, Tabak, bestimmte Medikamente, Kohlenmonoxid und Blei entstehen.

Sehnervschäden durch äussere Gewalteinwirkung wie einem Unfall (traumatisch bedingte Optikopathien) sind ebenfalls mögliche Ursachen von Sehstörungen.

Sehstörungen können auch bleibende Restschäden (Residualzustände) einer Strahlen- oder Chemotherapie sowie einer Hirnhautentzündung (Meningitis) sein.

Schliesslich gibt es auch noch angeborene und genetisch bedingte Ursachen von Sehstörungen wie bestimmte Fettstoffwechselstörungen (Lipidosen) und ein Schwund der Sehnerven (Optikusatrophie).

Weitere Erkrankungen als Ursache für Sehstörungen:

  • Multiple Sklerose (MS)
  • Morbus Basedow
  • Migräne
  • Arterienentzündung (Arteriitis temporalis)
  • TIA (transitorische ischämische Attacke)
  • Ausweitung einer Hirnarterie (Hirnaneurysma)
  • Blutungen im Bereich des Gehirns
  • Krankhafte Muskelschwäche (Myasthenia gravis)
  • Alkohol, Tabak, illegale Drogen
  • Nebenwirkung von Medikamenten

Die Rolle von Stress und Persönlichkeit

Gerät der Mensch in eine Situation, die er als bedrohlich empfindet, löst das Gehirn eine Kette körperlicher Reaktionen aus. Adrenalin wird ausgeschüttet, Atemfrequenz, Blutdruck, Hautwiderstand und Muskelaktivität steigen, die Darmtätigkeit ist gehemmt. Die Konzentration steigt, der Körper ist in Alarmbereitschaft. Energie wird freigesetzt. Es heisst Flucht oder Kampf. Ist die Stresssituation vorbei, normalisieren sich die Körperfunktionen.

Dauerstress macht krank, das ist hinlänglich bekannt. Er kann insbesondere den Augen schaden. Viele stressbedingte Sehstörungen werden durch Überlastung der Nerven und Muskeln hervorgerufen. Insbesondere andauernde und intensive Bildschirmarbeit kann Symptome wie Augenflimmern. Augenlidzucken und Augenschmerzen auslösen. Hinzu kommen meist müde, trockene oder tränende Augen. Auch die Sehschärfe kann unter Stress leiden. Durch starke Anspannung verkrampfen sich die Ziliarmuskeln, an denen die Linsen aufgehängt sind und das Auge bleibt auf die Nahdistanz eingestellt. Diese «Pseudo» - Kurzsichtigkeit geht oft mit Kopfschmerzen einher.

Bei ernsten Augenkrankheiten spielt auch die Psyche und ihre komplizierte Wechselwirkung mit dem Körper eine Rolle. Ungelöste Konflikte etwa können Veränderungen des vegetativen Nervensystems und der Hormone auslösen und so die Entstehung, den Verlauf und die Dauer einer Krankheit fördern.

Bei einer durch Stress ausgelösten Sehstörung handelt es sich oft um die Netzhauterkrankung Retinopathia Centralis Serosa (RCS). Man nennt sie auch Managerkrankheit. Denn sie tritt gehäuft bei Menschen auf, die unter hohem beruflichen Stress leiden. Die genaue Ursache von RCS ist zwar noch nicht abschliessend erforscht, Experten vermuten aber einen Zusammenhang mit der Persönlichkeit der Betroffenen - meist Männer im Alter von 20 bis 50 Jahren, die auffallend ehrgeizig, dynamisch und ungeduldig sind. Sie zeigen ein sogenanntes «Typ-A-Verhalten», was eine erhöhte Leistungsbereitschaft in Konkurrenzsituationen bezeichnet. Das führt zur Stimulation des vegetativen Nervensystems und einer erhöhten Ausschüttung von Adrenalin und des Stresshormons Cortisol.

Nimmt die Sehstörung einen schweren Verlauf, kann es zu mikroskopisch kleinen Rissen kommen, durch die Flüssigkeit in den Augapfel gelangt. Eine weitere Folge ist Weitsichtigkeit. Im schlimmsten Fall kann RCS zu einem dauerhaften Sehkraftverlust führen. Meist entstehen jedoch keine bleibenden Schäden.

Wer darauf achtet, dass sich sein Stresspegel im Rahmen hält und Stress nicht zum Dauerzustand wird, tut der Gesundheit seines Körpers und der seiner Augen einen grossen Gefallen.

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