Narzissmus: Ursachen und genetische Einflüsse

Der Begriff Narzissmus leitet sich von der griechischen Mythologie ab, in der Narziss sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte. Heutzutage wird Narzissmus verwendet, um einen Persönlichkeitsstil zu bezeichnen, bei dem sich Menschen anderen gegenüber überlegen fühlen und von ihrem eigenen Erfolg fantasieren.

Narzissmus ist zum Modewort geworden, aber was bedeutet er genau? Im Kern geht es beim Narzissmus um die Unfähigkeit zu lieben, auch sich selbst. Narzissten überhöhen sich selbst und haben keine Wahrnehmung für etwas Grösseres ausserhalb von ihnen. Sie sind unfähig, Empathie und Mitgefühl zu empfinden. Es wird geschätzt, dass zwischen 4 und 10 Prozent der Menschen davon betroffen sind.

Es gibt bestimmte Merkmale, an denen man einen Narzissten erkennen kann:

  • Selbstbezogenheit: Narzissten betrachten die Welt durch ihre eigene Perspektive.
  • Grandiosität: Sie haben ein übertriebenes Gefühl von Selbstwert und glauben, besonders zu sein.
  • Mangel an Empathie: Sie haben Schwierigkeiten, sich in andere hineinzuversetzen.
  • Manipulatives Verhalten: Sie nutzen andere aus, um ihre Ziele zu erreichen.

Ursachen von Narzissmus

Die genaue Ursache der narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist unbekannt. Es wird angenommen, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie Empathiemangel und eine hohe Selbstwertschätzung teilweise genetisch bedingt sein können.

Mitja Back, Persönlichkeitspsychologe und Autor von «Ich! Die Kraft des Narzissmus», betont: «Narzissmus ist wie die meisten Persönlichkeitseigenschaften sowohl genetisch als auch durch Umwelterfahrungen beeinflusst. Die existierenden Studien sprechen dafür, dass mindestens 50 Prozent der Unterschiede im Narzissmus genetisch verankert sind.»

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Die Forschung hat gezeigt, dass eine genetische Veranlagung für eine hohe emotionale Stabilität und Extraversion auch mit höheren Narzissmuswerten einhergeht. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass nicht jeder Mensch mit einer genetischen Veranlagung für bestimmte Persönlichkeitsmerkmale automatisch narzisstisch wird.

Die Umweltfaktoren, wie zum Beispiel Erziehung, soziales Umfeld und Lebenserfahrungen, spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Persönlichkeit und können die Ausprägung von Narzissmus beeinflussen.

Die Rolle der Eltern

Die elterliche Erziehung spielt eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Narzissmus. Es gibt zwei gegensätzliche Theorien:

  1. Soziale Lerntheorie: Kinder entwickeln narzisstische Züge, wenn sie von ihren Eltern vergöttert werden und das Gefühl haben, etwas Besonderes zu sein.
  2. Psychoanalytische Theorie: Narzissmus entsteht, wenn Kinder von ihren Eltern zu wenig Wärme und Wertschätzung erfahren haben.

Eine Studie aus den Niederlanden stützt die Soziale Lerntheorie. Überbewertung durch die Eltern sagt spezifisch eine Zunahme an Narzissmus bei den Kindern vorher. Veränderungen im Selbstwert werden einzig davon bestimmt, wie viel Wärme die Kinder bei ihren Eltern wahrnehmen.

Back: «Kalte Erziehung führt eher nicht zu Narzissmus. Wenn überhaupt, dann wird Narzissmus gefördert, wenn Eltern ihr Kind übermässig in den Himmel loben. Noch viel wichtiger allerdings: Die elterliche Erziehung spielt insgesamt gar nicht so eine grosse Rolle! Der Einfluss der Eltern läuft primär über die Genetik.»

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Narzissmus bei Kindern

Es ist wichtig zu betonen, dass nicht jedes selbstbewusste Kind oder jedes Kind mit einem überhöhten Selbstwertgefühl eine narzisstische Persönlichkeitsstörung entwickelt. Hier sind einige Merkmale, die bei Kindern mit narzisstischen Tendenzen beobachtet werden können:

  • Überhöhtes Selbstwertgefühl
  • Egozentrisches Verhalten
  • Mangel an Empathie
  • Anspruchshaltung
  • Konflikte mit Gleichaltrigen

Behandlung von Narzissmus

Ein Stück weit kann Narzissmus therapiert werden, obwohl das Problem darin besteht, dass der Narzisst kaum je der Meinung ist, dass er eine Therapie brauche.

Eine Therapie hilft dir, mehr Einsicht in dich selbst zu gewinnen. Es hilft dir zu lernen, was du an dir selbst ändern kannst. Es ist zu bedenken, dass die Behandlung von Narzissmus langfristig angelegt ist. Es ist ein regelmäßiger Therapieprozess mit viel Geduld erforderlich.

Pablo Hagemeyer, Psychiater und spezialisiert auf Egomanen, rät: «Bei einem mittelgradig ausgeprägten Narzissten: indem man ihn kopiert und spiegelt. Was auch effektiv ist: Loben. Man muss das aber geschickt machen, sonst wird man sofort durchschaut. Dann nutzt man den Moment und sagt, was einen stört.»

Es ist wichtig, Unterstützung bei der Therapie zu bekommen, da Persönlichkeitsstörungen nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihr Umfeld betreffen.

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Narzissmus im Alter

Ältere Narzissten werden aufgrund von Verlusten oder Veränderungen im Leben depressiver oder unsicherer. Ein Leben als Narzisst ist ein ewiger Kampf, der Spuren hinterlässt. Ältere Narzissten werden oft bösartig und toxischer als zuvor.

Tipps für den Umgang mit Narzissten

Es gibt bestimmte Strategien, um mit Narzissten umzugehen:

  • Sich der eigenen Grenzen bewusst sein
  • Das Verhalten des Narzissten spiegeln
  • Den Narzissten loben, aber authentisch bleiben
  • Klare Konsequenzen aufzeigen, wenn Grenzen überschritten werden

Fazit

Narzissmus ist ein komplexes Phänomen, das sowohl genetische als auch Umweltfaktoren als Ursachen hat. Es ist wichtig, die Merkmale von Narzissmus zu verstehen, um besser damit umgehen zu können. Eine Therapie kann helfen, die negativen Auswirkungen von Narzissmus zu mildern und ein gesünderes Selbstwertgefühl zu entwickeln.

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Aspekte von Narzissmus zusammen:

Aspekt Beschreibung
Definition Übermässige Selbstliebe und Selbstbewunderung
Ursachen Genetik und Umweltfaktoren (Erziehung, soziale Einflüsse)
Merkmale Selbstbezogenheit, Grandiosität, Mangel an Empathie, manipulatives Verhalten
Behandlung Psychotherapie, Selbstreflexion, Unterstützung durch das Umfeld
Umgang Grenzen setzen, Verhalten spiegeln, authentisch loben

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