Narzissmus: Eine Analyse der Bestseller-Bücher

Willkommen! In diesem Artikel werden wir uns mit einigen der Bestseller-Bücher zum Thema Narzissmus auseinandersetzen. Diese Bücher bieten Einblicke in das Verständnis und den Umgang mit narzisstischen Persönlichkeitsstrukturen, sowohl aus der Sicht von Betroffenen als auch von Experten.

Was macht Narzissten so anziehend?

Was macht Narzissten so anziehend, dass sie derart häufig in Machtpositionen zu finden sind? Und was sind ihre herausragenden Eigenschaften? Die renommierte Psychotherapeutin und Narzissmus-Expertin Dr. Bärbel Wardetzki analysiert, wie genau sie uns verführen - und was wir davon haben. Sie schärft unser Verständnis für den »postfaktischen« Umgang mit der sogenannten »gefühlten Wahrheit«. Denn gerade in Krisenzeiten hat narzisstische Führung Hochkonjunktur.

Bärbel Wardetzki: Expertin für Narzissmus

Dr. Bärbel Wardetzki, geb. 1952, ist Diplom-Psychologin. Sie ist in München als Psychotherapeutin, Supervisorin und Coach tätig.

Weiblicher Narzissmus: Die Suche nach sich selbst

Viele Frauen leiden darunter, kein stabiles Selbstwertgefühl zu besitzen. Hinter einer selbstbewussten Fassade verstecken sie Unsicherheit und Minderwertigkeitsgefühle. Gerade Weiblicher Narzissmus ist nicht nur das egozentrische Kreisen um das eigene Ich, sondern die verzweifelte Suche nach sich selbst. Die Auslöser und Auswirkungen dieses Leidens - online und offline - zeigt die erfahrene Psychotherapeutin Bärbel Wardetzki eindrucksvoll in ihrem jetzt komplett aktualisierten und erweiterten psychologischen Standardwerk.

Christine Merzeder: Überleben und Heilen nach narzisstischem Missbrauch

Als Christa Monkhouse holte sie die Eden-Initiative nach Europa, als Christine Merzeder schreibt sie einen Bestseller. In diesem Buch wird zum ersten Mal aus der Sicht Betroffener erzählt, was geschieht, wenn man in die Fänge eines Narzissten gerät.

Lesen Sie auch: Umgang mit narzisstischen Tendenzen bei Kindern

Kurz nach unserem ersten Kontakt war klar, dass Christine Merzeder mit der Eden-Initiative neuen Wind in die Strukturen von Alters- und Pflegeheimen brachte. Daraus entstand bei rüffer & rub im Herbst 2003 das Buch »Übermorgen - wenn wir alt sind«. Das Eden-Konzept basiert darauf, mit Betagten zusammen die Pflege und Betreuung zu bestimmen und eine lebenswerte Umgebung zu gestalten. Seither hat sich diese Idee europaweit verbreitet, es gibt Eden-Koordinatoren in Holland, Schweden, Dänemark, England, in den Niederlanden, Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Danach war es an der Zeit weiterzuziehen, denn: »Ich bin vom Temperament her eine Innovatorin. Irgendwann waren die Leute ausgebildet, haben ihren Job gut gemacht. Da konnte ich es mit gutem Gewissen an andere Leute übergeben. Das »Neue« bestand aus zwei Sachen: »Ich habe meine Doktorarbeit in Gerontologie beendet. Darin geht es darum, wie Pflegepersonal im Pflegeheim architektonisch Raum zum Pflegen zur Verfügung hat.« Und Christa Monkhouse schreibt ein neues Buch - allerdings nun unter dem Namen Christine Merzeder. Ein Pseudonym? »Merzeder ist mein Mädchenname, und im Pass heiße ich Christine. Der Namenswechsel war wie ein symbolischer Neuanfang«, so die Autorin. Und der war dringend nötig geworden.

»Ich habe 1999 ein zweites Mal geheiratet und dachte, alles ist wunderbar. Im Laufe der Jahre bin ich darauf gekommen, dass mein Mann ein total pathologischer Narzisst ist. Wir haben zusammen ein Geschäft aufgebaut, und als dieses finanziell erfolgreich war, ist der Narzissmus voll ausgebrochen, mit allem: Pornografie, Prostitution, Geld und Steuern hinterziehen.

Trotz des Schocks fand Christine Merzeder schnell heraus, was ablief. Die Verhaltensweisen ihres Mannes, die sie sich nicht erklären konnte, googelte sie, er war trockener Alkoholiker, also googelte sie »dry drunk«. Die Australierin hatte erstmals zusammengetragen, wie Narzissmus Menschen verletzt, und ein Programm entwickelt, wie man sich aus dieser - nicht selten tödlich verlaufenden Abhängigkeit - befreien konnte. Und Christine Merzeder erkannte: »Das bin ich, das bin ich und das bin ich. Als ich herausfand, dass es diese Person, mit der ich meinte zu leben, gar nie gab, das war einschneidend.

Begegnet man Christine Mer-zeder und erlebt ihre Energie, ihr großes Wissen, ihre weitreichenden Erfahrungen, gerade im therapeutischen Bereich, ist es kaum vorstellbar, dass sie auf einen Narzissten hereinfiel. Doch sie relativiert: »Wenn man nichts über das Phänomen Narzissmus weiß, ist es sehr schwer zu erkennen, weil Narzissten so ein Jekyll-und-Hyde-Verhalten haben. Er war immer ein großspuriger Typ, doch erst gegen Schluss, als er mich nicht mehr brauchte, weil wir finanziell erfolgreich waren, kam sein wahres Wesen hervor.

Lesen Sie auch: Narzissmus: Ursprung und Bedeutung

Nachdem sie sich der eigenen Geschichte gestellt hatte und wieder auf die Beine kam - was etwa ein Jahr gedauert hat -, entschied sie auf Anraten ihres Bruders, über diese Erfahrung ein Buch zu schreiben. Denn: Treffen kann es jede/n, so das Fazit, und ohne Hilfe gehen viele Betroffene zugrunde. Dass dieses Buch gerade richtig kam, beweisen die vielen Zuschriften.

»Es gibt so viel wissenschaftliche Literatur über Narzissmus: ob man die Leute therapieren kann, woher das Phänomen kommt, was ihre Eigenschaften sind. Aber es gibt kaum ein Buch aus der Betroffenen-Perspektive. Ich sage nicht gern Opfer, weil das so passiv klingt. Als Betroffene musst du aktiv werden, das macht niemand für dich. In den Kommentaren und Rezensionen schreiben die Leute, dass ihnen das Buch die Augen geöffnet habe - endlich wissen sie, mit was sie es zu tun haben.

Viele Therapeuten und Mediatoren wollen eine faire Trennung erreichen, was mit einem Narzissten absolut unmöglich ist, denn er will, er muss gewinnen und dominieren. Das neue Buch beschäftigt sich mit den wichtigsten Themen, die an die Autorin herangetragen wurden: »Sorgerechtsproblematik, wenn Kinder involviert sind, Verhalten am Arbeitsplatz etc. Es gibt übrigens auch Narzisstinnen. Männer leiden auch darunter, manchmal sogar mehr als die Frauen, sie sind genauso ausnutzbar. Männer halten lange durch wegen der Männerbilder, z.B. als Alleinverdiener, als ›starker Mann‹, mit denen sie aufgewachsen sind. Sie glauben, eine sexy und interessante Partnerin gefunden zu haben - und dann ist diese eine Narzisstin, und das Leben wird ganz anders.«

Und was packt die 64-jährige Dr. phil. als Nächstes an? »Also ich möchte eine gute Oma für meine zwei Enkel sein. Zudem habe ich einen neuen Partner, wir haben im letzten Dezember geheiratet. Meine Doktorarbeit stelle ich demnächst an einer Gender- und Ethik-Konferenz in Irland vor. Was das Berufliche sein könnte, da ist sie offen, allerdings gibt es ein Feld, das sie sehr interessiert. Die Thematik Pflege und Bedürfnisse von alten Menschen lässt sie nicht los, und so schwebt Christine Merzeder ein großer internationaler Architektenkongress vor, an dem internationale Architekten auf die Bedürfnisse von Pflegepersonal und Heimbewohner aufmerksam werden. Was sie daran reizt?

Christine Merzeder | Wie schleichendes Gift. Narzisstischen Missbrauch in Beziehungen überleben und heilen | ISBN 978-3-95803-022-0

Lesen Sie auch: Umgang mit Narzissmus

Pablo Hagemeyer: Einblicke von einem "netten Narzissten"

„Der Narzissmus-Doc meldet sich zum Dienst! In »Gestatten, ich bin ein Arschloch.« hat er erklärt, wie Narzisst*innen ticken. Im zweiten Buch wird es konkret: Wie reagiert man, ohne sich selbst dabei kaputtzumachen? Anhand anschaulicher Beispiele entwirft Pablo Hagemeyer ein Panorama der perfiden Spiele von Narzisst*innen, die ihren Opfern das Leben schwer machen.

Er schildert, wie sie sich in Liebesbeziehungen immer tiefer in die Seele fressen, um das Objekt der Begierde wehrlos zu machen. Auch im Job manipulieren sie gewieft ihr Gegenüber, um das eigene Ego zu stärken. Von der Aufschlüsselung dieser komplexen Spiele handelt das zweite Buch des netten Narzissten. Psychiater und bekennender Narzisst Pablo Hagemeyer bietet entnervten Opfern Aufklärung, Anleitung zur Gegenwehr und die Hoffnung auf Selbstbestimmung.

Jedes Beispiel mündet in einer Analyse der Beziehungsmuster und in einer konkreten Handlungsanweisung für die Betroffenen. So wird ihnen das Handwerkszeug gereicht, um sowohl privat als auch beruflich konstruktiv mit ihren ganz persönlichen Narzisst*innen umzugehen. Wenn ein Narzisst über sich selbst bzw. über die Gruppe „Narzissten“ selbst schreibt, könnte es ehrlicher nicht sein.

Autor Pablo Hagemeyer gibt dem Leser hier neben vielen Tipps im Umgang mit Narzissten auch viele Beispiele an die Hand und selbstredend Tipps und Tricks für das eigene Ich wenn man einen Narzissten als Partner hat. Seine Erläuterungen sind sehr gut verständlich und nachvollziehbar trotz Fachbegriffe.

Wie einige Leser schon bemängelt haben, bezieht sich Hagemeyer eher auf männlich Narzissten - das kann ich ebenfalls nur bemängeln. Gibt es denn keine weiblichen? Ich glaube schon und genau das fehlt ein wenig. Was ebenso stört sind die gerichtlichen Beispiele. Freilich sind diese interessant aber trifft das auch immer so zu? Hier sollte nichts zu sehr detailliert beschrieben werden sondern eher verallgemeinert.

Fazit: ein interessantes Buch mit besonderen Einblicken aber leider recht einseitig verfasst.

Claas-Hinrich Lammers und Gunnar Eismann: Eine differenzierte Auseinandersetzung

Narzissmus ist in aller Munde, es heißt, die Gesellschaft würde immer narzisstischer. Aber was bedeutet das eigentlich, was zeichnet einen Narzissten aus und sind narzisstische Persönlichkeitszüge immer negativ? Höchste Zeit für eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema.

Dieses Buch spricht alle an, die von sich glauben oder denen vorgeworfen wird, narzisstische Persönlichkeitszüge zu haben. Fachlich fundiert und für jedermann verständlich erklären die Autoren, was unter Narzissmus zu verstehen ist, und welche Eigenschaften für die narzisstische Persönlichkeit charakteristisch sind. Zugleich hinterfragen sie das Konstrukt Narzissmus: Weist nicht jeder Mensch - bis zu einem gewissen Grad - narzisstische Züge auf? Sind bestimmte, als Narzissmus verteufelte Charaktereigenschaften vielleicht sogar nützlich und notwendig? Gibt es ein gesundes Maß an Narzissmus?

Und wann beginnen Betroffene, unter ihren narzisstischen Persönlichkeitsstrukturen zu leiden? Das Buch drückt weder einen Stempel auf, noch prangert es bestimmte Persönlichkeitsstrukturen an. Stattdessen vermittelt es eine Innensicht auf Denkweisen von vermeintlichen und wahren Narzissten und auf ihre Selbstwahrnehmung.

Was zeichnet die Dynamik der narzisstischen Persönlichkeit aus, wo liegen die Probleme von Narzissten und wie wirken sie auf ihre Mitmenschen? Ein völlig neu entwickelter Selbsttest im Anhang des Buches macht es möglich, eigene narzisstische Persönlichkeitszüge einzuschätzen, um zu entscheiden, ob diese in einem bedenklichen Ausmaß vorliegen oder eben auch nicht. Die Experten geben Veränderungstechniken an die Hand und zeigen auch psychotherapeutische Hilfsangebote auf, wenn narzisstische Persönlichkeitszüge zu einem Problem geworden sind.

Claas-Hinrich Lammers, Prof. Dr. med. Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Seit 2006 Ärztlicher Direktor und Chefarzt der 1. und 3. psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik (Affektive Erkrankungen, Akutpsychiatrie und Psychose) an der Asklepios Klinik Nord, Ochsenzoll in Hamburg.

Gunnar Eismann, Dr. med. Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, leitender Oberarzt an der Asklepios Klinik Nord, Ochsenzoll in Hamburg.

Überblick über die besprochenen Bücher

Titel Autor(en) Thema
Weiblicher Narzissmus Bärbel Wardetzki Ursachen und Auswirkungen von Narzissmus bei Frauen
Wie schleichendes Gift. Narzisstischen Missbrauch in Beziehungen überleben und heilen Christine Merzeder Persönliche Erfahrungen mit narzisstischem Missbrauch
Gestatten, ich bin ein Arschloch. Pablo Hagemeyer Einblicke in das Denken und Handeln von Narzissten
Narzissmus Claas-Hinrich Lammers, Gunnar Eismann Differenzierte Auseinandersetzung mit narzisstischen Persönlichkeitszügen

tags: #narzissmus #bücher #bestseller