Lavendel: Das violette Wunder gegen Stress, Ängste und Schlafprobleme

Lavendel riecht wohltuend und erinnert an Sonne und Meer. Der Lavendel ist ein mehrjähriger, winterharter Halbstrauch. Er wird bis zu einem Meter gross. Heimisch ist er im Mittelmeergebiet, hat jedoch längst Gärten und Parkanlagen in ganz Europa erobert. Auffallend sind seine blauvioletten Blüten, die sich kreisförmig um den Stängel anordnen. Die beruhigende Heilkraft des Lavendels liegt im ätherischen Öl. Dessen Konzentration ist in den Blütenknospen am grössten.

Die Wirkung von Lavendel

Der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) ist eine alte Heilpflanze. Die wirksamen Inhaltsstoffe sind das ätherische Öl (mit Linalylacetat, Linaool etc.) und die Gerbstoffe in den Blüten. Insgesamt wurden für Lavendel folgende Wirkungen beschrieben:

  • zentral dämpfend, beruhigend, angstlösend und stimmungsaufhellend
  • blähungstreibend (karminativ)
  • nervenschützend (neuroprotektiv)
  • krampflösend (antikonvulsiv)
  • keimwidrig (antimikrobiell)

Darüber hinaus werden Lavendel manchmal noch weitere Heilkräfte zugesprochen. So gibt es zum Beispiel Hinweise, dass Lavendelöl zusammen mit dem Öl anderer Heilpflanzen äusserlich angewendet bei Kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata) helfen kann.

Medizinisch anerkannte Anwendung

Lavendelöl hilft nachweislich gegen Unruhezustände bei ängstlicher Verstimmung. Für diese Anwendung ist es zugelassen. Sowohl Lavendelöl als auch Lavendelblüten können zudem als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingesetzt werden, um leichte Stress- und Erschöpfungszustände zu lindern oder den Schlaf zu fördern. Dabei kann man Lavendel auch äusserlich als Badezusatz verwenden.

Medizinisch anerkannt ist zudem die Anwendung von Lavendel bei funktionellen Bauchbeschwerden wie Blähungen, nervösem Reizmagen oder dem Roehmheld-Syndrom. Letzteres bezeichnet Beschwerden, die durch Gasansammlungen in Magen und Darm verursacht werden, also zum Beispiel Atemprobleme, Druck und Schmerzen in der Brust oder Herzbeschwerden.

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Bei welchen Beschwerden hilft Lavendel?

Lavendel beruhigt das zentrale Nervensystem und wirkt dadurch entspannend. Deshalb setzt man ihn bei innerer Unruhe, Stress und Schlafproblemen ein. Er hilft gegen Abgeschlagenheit und depressive Verstimmungen. Lavendel hilft ausserdem gegen Entzündungen des Ischias- und des Trigeminusnervs. Zudem lindert er den pochenden Schmerz bei einer Ohrenentzündung. Auch Insektenstiche, Verbrennungen und Narben können Sie mit Lavendel behandeln. Kopfschmerzen oder Migräne?

Lavendel bei Angststörungen und Depressionen

Lavendelöl wirkt bei Depression und Angstzuständen, wie Studien mit grossen Patientenzahlen zeigten. Silexan®, das ätherische Lavendelöl aus den Blüten des echten Lavendels (Lavandula angustifolia) hat angstlösende und antidepressive Eigenschaften. Bereits 2016 konnte in einer randomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden Studie an mehr als 300 Patienten mit Angst und depressiver Verstimmung festgestellt werden, dass sich unter dem Phytotherapeutikum nicht nur die Ängste, sondern auch die depressiven Symptome gegenüber Placebo besserten.

Als Wirkmechanismus des Lavendelöl-Extrakts wird eine Verbesserung der Neuroplastizität und Neurogenese postuliert, unter anderem über eine Hochregulation des 5-HT1A-Rezeptors und eine Hemmung spannungsabhängiger Calcium-Kanäle in bestimmten Neuronen.

In einer Studie mit knapp 500 Menschen, die eine oder wiederkehrende milde bis moderate Depressionsphase erlitten hatten, erhielt ein Drittel 80 mg Silexan® pro Tag, ein Drittel Placebo und ein Drittel täglich 50 mg des Antidepressivums Sertralin® über acht Wochen. Die Probanden erhielten während der Studienzeit weder andere psychotrope Medikamente noch Psychotherapie. Die Ergebnisse zeigten, dass sich der Score bei den Probanden unter Lavendelöl-Extrakt (Silexan®) um 2,17 Punkte gegenüber Placebo verbesserte; unter Sertralin® um 2,59 Punkte. Die Unterschiede zu Placebo waren statistisch signifikant. Beide wirkstoffhaltigen Präparate wurden gut vertragen.

Wie wird Lavendel angewendet?

Die Heilpflanze Lavendel lässt sich auf unterschiedliche Weise zu Heilzwecken verwenden.

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Lavendel als Hausmittel

Arzneilich verwendet werden die vom Stängel abgestreiften, getrockneten Blüten des Lavendels (Lavandulae flos). Bei nervösen Beschwerden, Unruhe, Ängsten, Schlafstörungen und Verdauungsbeschwerden können Sie sich einen Lavendel-Tee zubereiten. Dazu übergiessen Sie ein bis zwei Teelöffel der getrockneten Blüten mit 150 Milliliter heissem (nicht kochendem!) Wasser, lassen den Aufguss fünf bis zehn Minuten abgedeckt ziehen und seihen die Pflanzenteile dann ab. Sie können mehrmals täglich eine solche Tasse warm trinken. Für Kinder zwischen vier und zehn Jahren bereiten Sie die Tasse Lavendel-Tee bitte nur mit einem Gramm der Arzneidroge zu.

Ein beruhigendes Vollbad mit Lavendel kann bei den genannten Beschwerden ebenfalls hilfreich sein: Als Badezusatz übergiessen Sie 100 Gramm Lavendelblüten mit zwei Liter heissem Wasser, lassen den Sud fünf Minuten ziehen, seihen dann ab und geben ihn ins 37 bis 38 Grad warme Badewasser.

Bei kleinen Kindern mit Einschlafproblemen reicht es manchmal schon, in der Nähe des Bettes ein Lavendelsträusschen oder Lavendelkissen (getrocknete Lavendelblüten in einem Baumwollsäckchen) zu positionieren.

Lavendel in der Aromatherapie

Das aus den Lavendelblüten isolierte ätherische Öl ("Lavendelöl", Lavandulae aetheroleum) ist ein "Allrounder" in der Aromatherapie - es ist äusserst vielseitig einsetzbar, sowohl allein als auch in Mischungen mit anderen ätherischen Ölen. Häufige Anwendungsbereiche des Lavendelöls sind zum Beispiel:

  • Hauterkrankungen und Hautprobleme (Ekzeme, Akne, Psoriasis, Furunkel, Abszesse, allergische Hautreaktionen, Hautgeschwüre, Juckreiz, Sonnenbrand, Insektenstiche, Haarausfall, Narben und Wunden aller Art etc.)
  • Kopf-, Muskel-, Zahn- und Ohrenschmerzen
  • Blähbauch (Meteorismus) und andere Verdauungsstörungen
  • Erkältungen, Bronchitis
  • Verstauchungen und Zerrungen
  • Ängste, Panikattacken, Stress, Nervosität und Schlafstörungen

Anwendung von Lavendelöl

In der Regel wird Lavendelöl äusserlich angewendet.

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Auftragen auf die Haut

Als eines der wenigen ätherischen Öle darf Lavendelöl direkt (unverdünnt) auf die Haut aufgetragen werden, etwa auf Wunden (z.B. Brandwunden, Schnitt- oder Schürfwunde). Geben Sie einige wenige Tropfen des ätherischen Öls sofort auf die betroffene Hautstelle. Das können Sie etwa alle halbe Stunde wiederholen, bis eine Linderung eintritt. Achten Sie aber darauf, dass das Lavendöl nicht in die Augen oder auf Schleimhäute gelangt (gilt für alle ätherischen Öle)!

Bei Zahnschmerzen können Sie einen Tropfen Lavendelöl auf das schmerzende Zahnfleisch geben. Bei Ohrenschmerzen träufeln Sie einen Tropfen auf einen Wattebausch und legen diesen aussen ins Ohr (nicht in den Gehörgang drücken!).

Massage

Für eine Massage mit Lavendelöl mischen Sie ein bis drei Tropfen Lavendöl in vier bis fünf Esslöffel eines fetten Basisöls (z.B. Mandel- oder Jojobaöl). Damit können Sie zum Beispiel bei Kopfschmerzen sanft Schläfen, Stirn und Nacken einreiben (nicht ins Auge einbringen!). Auch bei Nackenverspannungen kann eine solche Lavendelöl-Nackenmassage wohltuend sein.

Darüber hinaus können Sie das Lavendel-Massageöl beispielsweise bei Hautproblemen, Blähbauch, Krämpfen (z.B. Bauchkrämpfen, Menstruationsschmerzen), Muskel- und Gelenkbeschwerden an den betreffenden Stellen einreiben. Eine Ganzkörpermassage mit Lavendelöl kann gegen Nervosität, Schlafstörungen, Stress, Ängste und Panikattacken helfen.

Lavendelöl-Bad

Ein Lavendelöl-Bad wird ebenfalls gegen psychische Beschwerden (Ängste, nervöse Unruhe, Schlafprobleme etc.) sowie bei Blähbauch, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Juckreiz der Haut empfohlen. Für ein Vollbad mischen Sie zwei bis drei Esslöffel Honig mit sechs bis acht Tropfen Lavendelöl. Rühren Sie das Ganze dann ins Badewasser ein. Der Honig sorgt als Emulgator dafür, dass sich das nicht wasserlösliche ätherische Öl und das Badewasser vermischen.

Alternativ zum Honig können Sie beispielsweise auch Sahne oder Milch als Emulgator verwenden.

Inhalation

Inhalieren mit Lavendelöl empfehlen Aromatherapeuten beispielsweise bei Erkältungen, Schnupfen, Halsentzündung und Bronchitis: Mischen Sie einen Esslöffel Honig mit ein bis drei Tropfen Lavendelöl und rühren Sie das Ganze in eine Schüssel mit 250 bis 500 ml warmem Wasser ein. Nun den Kopf darüber halten, Kopf und Schüssel mit einem Handtuch abdecken (damit kein Dampf entweichen kann) und langsam und tief ein- und ausatmen.

Eine "trockene Inhalation" mit Lavendelöl kann Ängste, Schlafprobleme, Nervosität, Stress und Panikattacken lindern: Verreiben Sie einen Tropfen Lavendelöl in den Handflächen, um dann daran zu riechen. Alternativ können Sie ein bis zwei Tropfen Lavendelöl auf ein (Papier-)Taschentuch träufeln und wiederholt daran "schnüffeln". Abends können Sie das Taschentuch auf den Nachttisch oder neben das Kopfkissen (entfernt von den Augen!) legen.

Fertigpräparate mit Lavendel

Lavendel-Blüten werden oft zusammen mit anderen Heilpflanzen als Teemischung angeboten. Sinnvoll ist zum Beispiel die Kombinationen mit Baldrian (bei Unruhezuständen, depressiver Verstimmung, Schlafstörungen etc.) oder mit Kümmel, Anis oder Fenchel (bei Verdauungsbeschwerden wie Blähungen).

Zur innerlichen Anwendung sind auch verschiedene Fertigpräparate erhältlich, zum Beispiel Lavendel-Tabletten oder -Weichkapseln mit dem ätherischen Öl. Die Präparate enthalten oft auch noch andere Heilpflanzen (wie Baldrian, Passionsblume etc.).

Zur richtigen Dosierung und Anwendung solche Fertigzubereitungen lesen Sie bitte die Packungsbeilage oder fragen den Arzt oder Apotheker.

Welche Nebenwirkungen kann Lavendel auslösen?

Bei empfindlichen Menschen kann Lavendel Kopfschmerzen auslösen. Wenn das Lavendelöl innerlich angewendet wird, kann es zu vorübergehendem Aufstossen oder Übelkeit oder Verstopfung führen. Bei Anwendungen auf der Haut treten manchmal allergische Hautreaktionen auf.

Was Sie bei der Anwendung von Lavendel beachten sollten

Wenden Sie Lavendel, Lavendelöl und entsprechende Zubereitungen nicht an, wenn Sie allergisch auf die Heilpflanze reagieren.

In bestimmten Fällen wird von Vollbädern abgeraten, etwa bei offenen Wunden, Fieber, Kreislaufbeschwerden und Herzschwäche (Herzinsuffizienz).

Seien Sie vorsichtig mit der gleichzeitigen Einnahme von Lavendelzubereitungen und Beruhigungsmitteln. Generell gilt: Besprechen Sie die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten (auch frei verkäuflichen) und Heilpflanzen immer zuerst mit Ihrem Arzt oder Apotheker.

Für Lavendelöl und andere ätherische Öle gilt: Verwenden Sie nur 100 Prozent naturreine ätherische Öle - am besten solche, die aus Pflanzen aus biologischem Anbau oder aus Wildsammlungen gewonnen wurden.

Vor der Anwendung von Lavendelöl (und anderen ätherischen Ölen) sollten Sie immer die Verträglichkeit prüfen, und zwar mit dem Armbeugentest: Geben Sie einen Tropfen des ätherischen Öls in die Armbeuge und verreiben Sie es vorsichtig. Wenn die betreffende Hautstelle in den darauffolgenden Stunden rot wird, zu jucken beginnt und vielleicht sogar Pusteln bildet, vertragen Sie das Öl nicht. Sie sollten es dann nicht anwenden!

Manchmal wird auch die Einnahme von Lavendelöl empfohlen, zum Beispiel auf einem Stück Würfelzucker bei nervöser Unruhe und Schlafstörungen. Besprechen Sie die innerliche Anwendung aber immer zuerst mit einem Aromatherapeuten! Er kann Ihnen sagen, welche Dosierung die richtige ist und in welchen Fällen von der Einnahme abgeraten wird (z.B. Schwangerschaft, kleine Kinder).

So erhalten Sie Lavendel und seine Produkte

Die Heilpflanze kann in Form verschiedener Fertigarzneimittel in der Apotheke oder in Drogerien erworben werden. Sie finden dort zum Beispiel das ätherische Öl, Lavendel-Tabletten, Kapseln, verschiedene Teezubereitungen und Badezusätze mit Lavendel.

Auch unterschiedlichste Pflegeprodukte (wie Cremes, Lotionen, Shampoos), Waschmittel und Duftkissen sind erhältlich.

Studie zur Wirksamkeit von Lavendelöl bei Depressionen

Eine Studie untersuchte die Wirksamkeit von Silexan® (Lavendelöl-Extrakt) bei leichter bis mittelschwerer Depression. Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Verbesserung der depressiven Symptome im Vergleich zu Placebo.

Die Studie bestätigte die antidepressive Wirksamkeit von Silexan® bei leichter oder mittelschwerer Depression, einschliesslich signifikanter Verbesserungen der funktionellen Kapazität der Probanden.

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