Die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie stellt als eine der führenden Institutionen in der Schweiz die ambulante, teilstationäre und stationäre psychiatrische Versorgung sowie die Notfallversorgung aller Kinder und Jugendlichen im Kanton Bern sowie in Teilen der Kantone Solothurn und Fribourg sicher.
Sie hat als Universitätsklinik einen erweiterten Auftrag in der überregionalen spezialisierten Versorgung sowie in der Lehre und Forschung.
Das Fach der Kinder- und Jugendpsychiatrie befasst sich mit dem Verstehen, der Prävention, der Erkennung/Diagnostik sowie der Behandlung und Rehabilitation von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters.
Die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung erfolgt interdisziplinär und nach neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft.
Das multimodale Behandlungsangebot beinhaltet eine Vielzahl zusätzlicher Fachtherapien und eine Klinikschule.
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Die Klinik verfügt über 75 stationäre und 55 teilstationäre Behandlungsplätze sowie vier Ambulatorien und innovative Formen der aufsuchenden Behandlung mit 22 Plätzen.
Die dezentrale Organisationsstruktur mit diversen Behandlungsstandorten ermöglicht eine gemeinde- und patientennahe Versorgung.
Das Grundversorgungsangebot der Klinik ist in vier Versorgungsräumen organisiert.
Als Universitätsspital verfügen wir über eine Vielzahl an Spezialangeboten mit diversen inhaltlichen Schwerpunkten:
- Risikoverhalten, Selbstverletzung, Suizidalität und Persönlichkeitsstörungen
 - Psychosen
 - Essstörungen
 - Kleinkinder und Autismus-Spektrum-Störung
 
Auch der Bereich Kindeswohl und Kinder- und Jugendforensik ist mit einem breiten Angebot vertreten.
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Aufgrund der aktuellen Lage in der Ukraine bieten wir eine Sprechstunde für Minderjährige und deren Familien an. Das Angebot besteht in ukrainischer und russischer Sprache.
Diabetes mellitus Typ 1 im Kindes- und Jugendalter
Diabetes mellitus Typ 1 ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter (1). In Deutschland ist zirka 1 von 600 Kindern davon betroffen (2), das entspricht etwa auch dem Anteil der an Typ-1-Diabetes erkrankten Kinder und Jugendlichen in der Schweiz (3, 4).
Mithilfe der in der Diabetestherapie heutzutage standardmässig angewandten Behandlungsformen der intensivierten konventionellen Insulintherapie beziehungsweise der Insulinpumpentherapie (CSII: continuous subcutaneous insulin infusion) ist eine flexible, auf den individuellen Tagesablauf der Kinder und Jugendlichen abgestimmte Therapie möglich.
Allerdings können trotz intensivierter Therapie sowohl akute Komplikationen als auch chronische Folgeerkrankungen auftreten.
Zu den akuten Stoffwechselentgleisungen gehören schwere Hypoglykämien, anhaltende Hyperglykämien bis zur diabetischen Ketoazidose oder − bei schwerster Ausprägung - das diabetische Koma.
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Als Langzeitkomplikationen beziehungsweise Folgeerkrankungen treten die diabetische Mikroangiopathie (diabetische Retinopathie, Nephropathie, Neuropathie) und die diabetische Makroangiopathie (Atherosklerose, koronare Herzkrankheit usw.) auf.
Bei Kindern und Jugendlichen führen meist die oben genannten Akutkomplikationen zur Konsultation des Pädiaters.
Dieser Beitrag soll sich deshalb auf diese fokussieren.
Aber auch die Folgeerkrankungen können bereits im Kindes- und Jugendalter beginnen, obwohl sich die Langzeitkomplikationen üblicherweise nicht vor dem Adoleszentenalter klinisch manifestieren (1).
Hypoglykämien
Das Ziel einer normnahen Blutzucker- beziehungsweise Glukoseeinstellung birgt das Risiko von Unterzuckerungen.
Hypoglykämien sind die häufigsten Akutkomplikationen bei Diabetes (1).
Entsprechend dem Expertenkonsens werden asymptomatische Hypoglykämien definiert als Blutzuckerwerte < 65 mg/dl (< 3,6 mmol/l) ohne Symptome einer neuroendokrinen Gegenregulation (7).
Man unterscheidet zudem leichte von schweren Hypoglykämien.
Leichte Hypoglykämien sind solche, die vom Patienten beziehungsweise einer Betreuungsperson durch die Zufuhr schnell wirksamer Kohlenhydrate (je nach Blutzucker z. B. mit 0,5 bis etwa 2 Kohlenhydrateinheiten Traubenzucker oder Ähnlichem) behoben werden können.
Regelmässige altersentsprechende Schulungen der Kinder- und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 und ihrer Eltern beziehungsweise Betreuungspersonen zu Themen wie Hypoglykämien, diabetische Ketoazidose usw.
Neben der konventionellen blutigen/kapillären Blutzuckermessung stehen Systeme zur Messung des Gewebezuckers zur Verfügung.
Es existieren verschiedene Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM: continuous glucose monitoring) beziehungsweise zur Flash-Glukose-Messung (FGM).
Bei den sogenannten Real-time-CGM-Systemen (rt-CGM) wird mithilfe eines subkutan liegenden Sensors, der an einen Transmitter gekoppelt ist, kontinuierlich ein Sensorglukosewert auf einem Lesegerät oder der Insulinpumpe angezeigt.
Beide Systeme ermöglichen zudem durch Nutzung von Alarmen die Meldung der Über- oder Unterschreitung von definierten Blutzuckergrenzwerten.
Auch können die Systeme durch die Anzeige von Trendpfeilen die Einschätzung der Änderungsgeschwindigkeit des Gewebeglukosewerts erleichtern.
Insbesondere bei Kombination mit der Insulinpumpentherapie können so durch eine prädiktive Abschaltung der Insulinzufuhr bei vorausberechneter Hypoglykämie Unterzuckerungen vermindert oder gar vermieden werden.
Aber auch die Nutzung mit der intensivierten konventionellen Insulintherapie ist möglich und stellt eine wirksame Massnahme zum frühzeitigen Erkennen von Hypo- und auch Hyperglykämien dar (1).
Durch die Kombination der rtCGM-Systeme mit Insulinpumpen Regelmässige altersentsprechende Schulungen der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes und ihrer Eltern beziehungsweise Betreuungspersonen durch ein interdisziplinäres Diabetesteam sind essenziell.
Diabetische Ketoazidose
Die diabetische Ketoazidose ist definiert als:
- Hyperglykämie (BZ > 200 mg/dl bzw. > 11 mmol/l)
 - venöser pH < 7,3
 - Bikarbonat < 15 mmol/l
 - Ketonämie oder Ketonurie
 
Das Ausmass der Azidose korreliert mit den klinischen Zeichen einer zunehmenden Dehydratation und der vertieften normofrequenten Atmung (Kussmaulatmung).
Weitere typische Symptome sind Polydipsie, Polyurie, Gewichtsabnahme, Erbrechen, Bauchschmerzen (Pseudoappendizitis diabetica) sowie Kopfschmerzen und Zeichen der zentralnervösen Dysfunktion bis zum Koma.
Aufklärungskampagnen und Patientenschulungen zur diabetischen Ketoazidose tragen dazu bei, ihre Inzidenz durch eine frühere Diagnosestellung zu senken (10).
Hypokaliämie, ausgeprägte Hypophosphatämie) ● Diagnose und Therapie auslösender Faktoren.
Das hyperglykämische hyperosmolare Syndrom (HHS) ist in Deutschland im Kindes- und Jugendalter sehr selten.
Meist tritt es im Rahmen eines zuvor nicht bekannten Diabetes mellitus Typ 2 bei stark übergewichtigen Kindern und Jugendlichen auf.
- Stupor oder Koma.
 
Es handelt sich also um einen hyperglykämen hyperosmolaren Zustand ohne diabetische Ketoazidose.
Das vorrangige Therapieziel ist die Flüssigkeitssubstitution, die analog zum Vorgehen bei der diabetischen Ketoazidose erfolgt.
Beim Ausgleich der Hyperglykämie ist eine erhöhte Insulinempfindlichkeit zu beachten, die eine sehr vorsichtige Insulinsubstitution erfordert.
Stoffwechseleinstellung
Eine möglichst normnahe glykämische Stoffwechseleinstellung hat zum Ziel, sowohl Akutkomplikationen als auch das Risiko für das Auftreten und die Progression von mikro- und makrovaskulären Erkrankungen zu reduzieren.
Der HbA1c-Wert beschreibt das durchschnittliche Blutglukoseniveau der letzten 6 bis 8 Wochen.
Dieser Parameter ist zurzeit der einzige Messwert, für den als prädiktiven Faktor im Hinblick auf das Auftreten von Langzeitkomplikationen gesicherte Daten vorliegen (15).
- HbA1c < 7,5 Prozent
 - mässige/befriedigende Stoffwechseleinstellung: HbA1c 7,5 bis 9 Prozent
 - schlechte Stoffwechseleinstellung: HbA1c > 9 Prozent.
 
Nach neuesten internationalen Leitlinien soll der HbA1cWert < 7 Prozent (< 53 mmol/l) betragen (17).
Er sollte bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mindestens alle 3 Monate gemessen werden.
Das Risiko für Folgeerkrankungen wächst exponentiell mit steigender langfristiger HbA1c-Erhöhung.
Ausserdem scheint eher eine schlechte Stoffwechseleinstellung als schwere Hypoglykämien mit einer Beeinträchtigung der kognitiven Entwicklung assoziiert zu sein (6).
Allerdings erlaubt der HbA1c-Wert keine Beurteilung der Glukosevariabilität, also der Frequenz und der Schwere von Hypo- und Hyperglykämien.
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