Kann Schizophrenie durch Drogen ausgelöst werden? Ursachen und Zusammenhänge

Schizophrenie ist eine komplexe psychische Erkrankung, die die Art zu denken und zu fühlen verändert und zu veränderter Wahrnehmung und gestörtem Denken führen kann. Oft sind junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren betroffen.

Rund 1% der Weltbevölkerung, quer durch alle Rassen und Länder, leidet laut Schätzungen an Schizophrenie. Nicht jeder Betroffene leidet an den gleichen Symptomen. Das Hören von Stimmen tritt allerdings bei vielen Patienten auf.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen sind bis heute nicht abschliessend geklärt. Die Medizin geht heutzutage davon aus, dass eine genetisch bedingte Entwicklungsstörung des Gehirns mit ursächlich ist.

Die Entstehung einer Schizophrenie ist multifaktoriell und hat keinen einzelnen Auslöser. Es gibt kein «Schizophrenie-Gen»! Gerade im 20. Jahrhundert ist Schizophrenie-Patienten in diesem Kontext immer wieder massives Unrecht widerfahren. Die Medizin geht heutzutage davon aus, dass eine genetisch bedingte Entwicklungsstörung des Gehirns mit ursächlich ist.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das soziale Umfeld. Laut dem stellvertretenden ärztlichen Direktor der Privatklinik Meiringen begünstigte die Pandemie den Leidensdruck von Schizophrenie-Betroffenen zusätzlich.

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Gemäss Christian Mikutta ist die Suizidrate bei Schizophrenie-Betroffenen erhöht. Während der Behandlung wird mit sogenannten Anti-Psychotika versucht, den Stoffwechsel wichtiger Neurotransmitter wie Dopamin wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wichtig ist zudem ein Schlaf-Monitoring und psychosoziale Unterstützung.

Drogenkonsum als Auslöser?

Heikel sind generell psychoaktive Substanzen wie Alkohol oder Cannabis. Eine Studie der Universität Zürich, die behauptet, es gebe eine Verbindung zwischen Cannabis-Konsum und dem Entstehen von Schizophrenie, hat in der Schweiz eine Debatte ausgelöst. Forscher haben unter jungen Leuten der liberalen 1990er-Jahre eine auffallend hohe Schizophrenie-Rate festgestellt.

Wie Wulf Rössler, Co-Autor der Studie gegenüber swissinfo sagte, beweisen die Resultate eine direkte Verbindung zum Cannabis-Konsum: «Wir wissen aus anderen experimentellen Studien, dass Cannabis eine Psychose bewirken kann, doch jetzt haben wir zum ersten Mal einen klaren Hinweis auf Schizophrenie.» Bei gelegentlichem Rauchen der Droge erhöhe sich das Risiko nicht, aber bei täglichem Konsum während Jahren steige das Risiko zwei bis drei Mal.

Wir wissen etwa, dass der Cannabis-Wirkstoff THC keine Schizophrenie auslösen kann. Aber er kann bei Patienten eine psychotische Episode triggern. Dasselbe gilt für alle anderen psychoaktiven Substanzen.

Paranoide Schizophrenie hat bis zu einem gewissen Grad eine genetische Grundlage. Das heisst, es ist nicht die Droge, die eine Schizophrenie verursacht, aber diese kann eine psychotische Episode triggern. Oft passieren Veränderungen bei Betroffenen bereits zuvor: Ihre Wahrnehmung verändert sich. Sie werden misstrauischer. Gedanken wie «Da liegt was gegen mich in der Luft» nehmen zu.

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Insbesondere auch Cannabis kann bei Personen mit Veranlagung für Schizophrenie eine Psychose auslösen. Da das Gehirn im Jugendalter noch in der Entwicklung und plastisch ist, ist es in dieser Zeit besonders anfällig.

Substanzen wie Amphetamine und Kokain erhöhen die Dopaminfreisetzung bzw. verhindern dessen Abbau und begünstigen so eine Psychose.

Laut dem 37-jährigen Luzerner Cyril F., der jahrelang viel Cannabis konsumierte und schliesslich mit Schizophrenie diagnostiziert wurde, möchte klarstellen, dass er die Drogen nicht als Grund für seine Erkrankung sieht.

«Die Probleme kamen nicht wegen dem Kiffen, sondern wegen den Problemen habe ich gekifft», sagt Cyril F.

Symptome und Diagnose

Schizophrenie verändert die Art zu denken und zu fühlen und kann zu veränderter Wahrnehmung und gestörtem Denken führen. Nicht jeder Betroffene leidet an den gleichen Symptomen. Das Hören von Stimmen tritt allerdings bei vielen Patienten auf.

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Während eines Krankheitsschubes ist der Betroffene psychotisch. Das heisst, sein Denken verändert sich. Dies betrifft die Art des Denkens, das zum Beispiel beschleunigt, sprunghaft oder zerfahren sein kann. Auch der Inhalt des Denkens kann sich verändern. Oft finden sich Wahngedanken. Ein Wahn ist eine nicht diskutierbare, kulturell nicht begründbare innere Überzeugung des Betroffenen.

In der Psychose kommen auch Halluzinationen vor: die Betroffenen hören zum Beispiel Stimmen, obwohl niemand da ist Diese kommentieren einfach das Verhalten, äussern sich teilweise beleidigend oder geben Befehle.

Es gibt weitere Erkrankungen aus dem psychotischen Formenkreis, die mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen einher gehen können. So können in einer manischen Phase im Rahmen einer bipolaren Störung psychotische Symptome auftreten wie auch als Folge schwerer psychischer Belastungen. Erwähnt sei auch das substanzinduzierte psychotische Erleben im Rahmen einer Kokainabhängigkeit oder auch bei exzessivem Cannabiskonsum.

Positivsymptome

  • Halluzinationen: z.B. optisch, akustisch
  • Wahnphänomene
  • Formale Denkstörungen: Veränderungen des Gedankenganges (z.B. Gedankenblockade, schnelles zusammenhangloses Wechseln der Gedanken)
  • Ich-Störungen: Veränderungen in der Wahrnehmung der Gedanken (z.B. das Gefühl, die Gedanken anderer Menschen lesen zu können)
  • Bizarre oder desorganisierte Verhaltensveränderung

Negativsymptome

  • Antriebs-/Interesselosigkeit
  • Sozialer Rückzug
  • Sprachverarmung
  • Affektverflachung (Stimmungsabflachung)
  • Konzentrationsstörung

Behandlung und Unterstützung

Ursache und Heilung sind immer noch schwer fassbar, aber die Wirkungen können mit Behandlung und Unterstützung kontrolliert werden. Eine schizophrene Psychose ist heute heilbar.

In der akuten Phase liegt das Schwergewicht auf der Pharmakotherapie und der stationären Behandlung, im weiteren Verlauf haben psychotherapeutische Therapien und ambulante und teilstationäre Settings zusätzliche wichtige Bedeutung. Der Sinn der Therapie liegt in der Symptomverminderung und dem Erlernen optimaler Bewältigungsstrategien und angemessener Lebensgestaltung zur Stressreduktion.

Neben der Behandlung der akuten Symptomatik ist es entscheidend, dass eine Rückfallprävention eingeleitet wird. Meistens handelt es sich um eine phasisch auftretende Erkrankung. Unspezifische Symptome wie Konzentrationsstörungen oder affektive Symptome können in den stabileren Phasen vorherrschen.

Die PDGR bieten Unternehmen und Institutionen die Möglichkeit, für Fachreferate oder eigene Workshops PDGR-Fachpersonen als kompetente Referentinnen und Referenten zu buchen.

Die Zahl der Menschen, die im Kanton Bern wegen Schizophrenie oder einer anderen wahnhaften Störung stationär behandelt werden, stieg in den letzten Jahren kontinuierlich. Möglich ist, dass es aufgrund der gesamten sozialen Situation, durch ökonomischen Druck mit generell höheren Stresslevels zu mehr psychotischen Durchbrüchen kommt.

Es gibt Betroffene, die sowohl im Sozialleben als auch im Job voll integriert sind und die Medikamente irgendwann wieder reduzieren oder sogar absetzen können. Es ist aus meiner Sicht sinnvoll, dies regelmässig - gemeinsam mit den wichtigsten Bezugspersonen - zu überprüfen. Wichtig ist aber, dass diese Prozesse behutsam vonstattengehen.

Zunahme der Schizophrenie-Fälle

Im Kanton Bern ist die Fallzahl der stationären Behandlungen wegen Schizophrenie oder einer anderen wahnhaften Störung in den letzten 20 Jahren um über 80 Prozent angestiegen.

Untersuchungen haben gezeigt, dass der Leidensdruck von schizophrenen Patienten während der Pandemie deutlich höher war als im Rest der Bevölkerung. Wir sprechen von sozialem Rückzug, von sozialen Ängsten, von Existenzängsten.

Umgang mit Medikamenten

Wir verabreichen so wenige wie möglich, aber auch so viele wie nötig. Eine gewisse Angst ist bei einigen Patienten mit dabei, und diese hängt meist mit den psychischen Symptomen zusammen. Es ist unser Job, diesen Ängsten zu begegnen. Was sich generell sagen lässt: Anti-Psychotika sind Medikamente, die nicht abhängig machen.

Das ist sehr selten. Der Fall tritt dann ein, wenn die Patienten aufgrund der Psychose eine Gefahr für sich oder andere darstellen.

Die Rolle der Kunsttherapie

Paula Alexandra Cordas, Dipl. Kunsttherapeutin und Gion Müller, Maltherapeut stellen die Kunsttherapie vor.

Das Kunsttherapieangebot umfasst verschiedene Fachrichtungen. Alle Angebote finden im Einzel- und Gruppensetting statt. Die Kunsttherapie ist ein psychodynamisch orientiertes Behandlungsverfahren, bei dem verschiedene künstlerische Mittel im therapeutischen Prozess zur Förderung, Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit eingesetzt und diagnostisch genutzt werden.

Mit gestalterischen, musikalischen und tänzerischen Mitteln sowie mit dem Körper können Emotionen ohne Worte ausgedrückt und mit Unterstützung einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung reguliert werden.

Unterstützungsangebote

Unsere Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter, Seelsorger, Therapeuten und Pflegefachpersonen unterstützen und begleiten Patienten, ihre Angehörigen und Arbeitgeber bei der Erarbeitung von Lösungen in verschiedener Hinsichten.

Die SVA Graubünden und die PDGR bieten gemeinsam mit dem Angebot «Job Coaching plus» eine Unterstützung und Begleitung von Menschen mit psychischen Erkrankungen bei Schwierigkeiten im ersten Arbeitsmarkt.

Unser Sozialdienst unterstützt Patientinnen und Patienten bei Fragen in den Bereichen Arbeit, Wohnen, Finanzen und Versicherungen.

Schizophrenie im Film

Spontan kommt mir «A Beautiful Mind» in den Sinn (Anm. d. Red.: Der Film behandelt die Geschichte des Mathematikers John Nash, der unter Wahnvorstellungen leidet). Seine Wahnvorstellungen haben im Film früh einen negativen Einfluss auf sein Umfeld und seine Beziehungen. In der Realität sehen wir sehr häufig, dass die Betroffenen bis zum Ausbruch der Krankheit vollständig in ihr gesellschaftliches Umfeld integriert sind. Erst mit der Psychose folgt der «Knick».

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