In den meisten bislang untersuchten geographischen Kulturen erkrankt etwa 0,5 % bis 1 % der Bevölkerung mindestens einmal im Verlauf des Lebens an Schizophrenie.
Was ist eine Psychose?
Der Begriff Psychose bezeichnet eine Gruppe schwerer psychischer Störungen, die mit einem weitgehenden zeitweiligen Verlust des Realitätsbezugs einhergehen und bei der Denken, Fühlen und Wahrnehmung zeitweise stark beeinträchtigt sind.
Auffällige Symptome sind oft Wahn und Halluzinationen. Psychosen können hirnorganische Ursachen haben oder durch bestimmte Drogen ausgelöst werden.
Der Begriff «schizophren» bedeutet soviel wie «Spaltung der Seele», was die Tatsache beschreibt, dass Erkrankte in einer akuten Phase zwei Wirklichkeiten kennen und empfinden.
Schizophrenie ist ein Überbegriff. Schizophren zu sein bedeutet, dass Menschen in ihrem Leben wiederholt psychotisch werden. Während eines Krankheitsschubes ist der Betroffene psychotisch. Das heisst, sein Denken verändert sich.
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Dies betrifft die Art des Denkens, das zum Beispiel beschleunigt, sprunghaft oder zerfahren sein kann. Zerfahren meint, dass ein Gedanke für Andere überhaupt nicht mehr verständlich und nachvollziehbar sein kann . Auch der Inhalt des Denkens kann sich verändern. Oft finden sich Wahngedanken.
Ein Wahn ist eine nicht diskutierbare, kulturell nicht begründbare innere Überzeugung des Betroffenen. Der Verfolgungswahn ist dabei der bekannteste. In der Psychose kommen auch Halluzinationen vor: die Betroffenen hören zum Beispiel Stimmen, obwohl nieman da ist Diese kommentieren einfach das Verhalten, äussern sich teilweise beleidigend oder geben Befehle.
Formen von Psychose
- Organische Psychose (exogene Psychose): basiert auf einer organisch feststellbaren Ursache wie etwa einer Verletzung oder Entzündung des Gehirns, einem Hirntumor oder einer Epilepsie.
 - Substanzinduzierte Psychose: durch Medikamente oder Drogen (Alkohol, LSD, Cannabis und andere) hervorgerufene Psychose.
 - Nicht-organische Psychose (endogene Psychose): Ursachen zum Teil noch unbekannt.
 - Schizo-affektive Psychose: Kombination aus Symptomen, die jeweils die Kriterien einer Schizophrenie und einer affektiven Störung erfüllen.
 - Paranoide Psychose (wahnhafte Störung): akute psychotische Störung, bei der Wahnvorstellungen (wie Verfolgungswahn) im Vordergrund stehen.
 - Postpartale Psychose: im Wochenbett auftretende Psychose.
 
Ursachen von Schizophrenie und Psychosen
An einer Schizophrenie zu erkranken, hat viele Ursachen. Einige davon sind die Vererbung, das soziale Umfeld, in dem ein Mensch sich entwickelt, seine jeweils individuellen Charaktereigenschaften und auch Drogenkonsum kann eine Rolle spielen.
Die Ursachen sind bis heute nicht abschliessend geklärt. Die Medizin geht heutzutage davon aus, dass eine genetisch bedingte Entwicklungsstörung des Gehirns mit ursächlich ist.
Schizophrene Psychosen können verschiedene Ursachen haben. Häufig treten Suchterkrankungen und Schizophrenien gemeinsam auf. Zum einen können schizophrene Episoden durch Drogen ausgelöst werden, zum anderen können Suchtmittel von Erkrankten im Sinne einer «Selbstmedikation» konsumiert werden.
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Es gibt weitere Erkrankungen aus dem psychotischen Formenkreis, die mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen einher gehen können. So können in einer manischen Phase im Rahmen einer bipolaren Störung psychotische Symptome auftreten wie auch als Folge schwerer psychischer Belastungen.
Erwähnt sei auch das substanzinduzierte psychotische Erleben im Rahmen einer Kokainabhängigkeit oder auch bei exzessivem Cannabiskonsum. Spirituelle Praktiken können ebenfalls psychotische oder grenzpsychotische Zustände auslösen.
Diese Aufzählung ist nicht abschliessend und sie zeigt, dass psychotisches Erleben durch sehr viele verschiedene innere und äussere Bedingungen ausgelöst werden kann.
Symptome einer substanzinduzierten Psychose
- Halluzinationen
 - Wahnvorstellungen
 - Desorganisiertes Denken
 - Realitätsverlust
 - Wutausbrüche und Selbstverletzungen
 - Aggressionen und körperliche Übergriffe
 - Fehlende Krankheitseinsicht
 
Es ist wichtig zu betonen, dass die Symptome substanzinduzierter Psychosen akut und vorübergehend sind, in der Regel nach dem Abklingen der psychoaktiven Wirkung der konsumierten Substanz nachlassen.
Verlauf und Prognose
Der Verlauf einer schizophrenen Erkrankung ist unterschiedlich. Ein Drittel der Betroffenen erfährt einmalig eine Krankheitsepisode und danach nie wieder. Ein weiteres Drittel erkrankt immer wieder und ist zwischen den Episoden vollständig gesund, manchmal mit medikamentöser Behandlung, manchmal auch ohne. Ein weiteres Drittel erfährt einen chronischen Verlauf mit anhaltender Symptombelastung.
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Psychosen galten lange Zeit als schwer behandelbar oder gar unheilbar. Das hat sich jedoch dank verbesserter Therapieoptionen mittlerweile in vielen Fällen geändert. Grundsätzlich hängt die Prognose wesentlich von der Art der Psychose ab.
Beispielsweise bestehen etwa bei einer akuten organischen Psychose oft gute Aussichten, während eine chronische organische Psychose vielfach einen chronisch fortschreitenden Verlauf nimmt. Bei endogenen Psychosen haben affektive Psychosen im Allgemeinen eine günstigere Prognose als eine Schizophrenie.
Im Verlauf können weitere Symptome hinzukommen: Antriebsmangel, sozialer Rückzug, Verarmung der Gefühlswelt und Interesselosigkeit.
Behandlung von Psychosen
Eine schizophrene Psychose ist heute heilbar. In der akuten Phase liegt das Schwergewicht auf der Pharmakotherapie und der stationären Behandlung, im weiteren Verlauf haben psychotherapeutische Therapien und ambulante und teilstationäre Settings zusätzliche wichtige Bedeutung.
Generell gilt, dass von Psychose betroffene Menschen in der akuten Phase eine Reizabschirmung brauchen und in den allermeisten Fällen eine medikamentöse Therapie einen Rückgang des psychotischen Erlebens bewirkt.
Die akute Phase wird mit Medikamenten und häufig mit einem stationären Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik behandelt. Die Behandlung im weiteren Verlauf ist sehr unterschiedlich und hängt von der Vorgeschichte und der Schwere der durchgemachten Psychose ab. Wichtig ist eine kontinuierliche Begleitung.
Neben der Behandlung der akuten Symptomatik ist es entscheidend, dass eine Rückfallprävention eingeleitet wird. Meistens handelt es sich um eine phasisch auftretende Erkrankung. Unspezifische Symptome wie Konzentrationsstörungen oder affektive Symptome können in den stabileren Phasen vorherrschen.
Neben der medikamentösen Behandlung hat die Information des Betroffenen und seines Umfeldes über die Erkrankung und die Therapiemöglichkeiten eine grosse Bedeutung. Oftmals herrschen grosse Vorurteile, die einen Erfolg erschweren.
Der Sinn der Therapie liegt in der Symptomverminderung und dem Erlernen optimaler Bewältigungsstrategien und angemessener Lebensgestaltung zur Stressreduktion.
Therapieansätze
- Medikamentöse Therapie: Zur Linderung der Symptome im psychischen und körperlichen Bereich.
 - Psychotherapie: Verfahren und Methoden aus der kognitiven Verhaltenstherapie, der Transaktionsanalyse, der körperorientierten Psychotherapie, der systemischen Therapie, der medizinischen Hypnose und der Logosynthese.
 - Kunsttherapie: Psychodynamisch orientiertes Behandlungsverfahren, bei dem verschiedene künstlerische Mittel im therapeutischen Prozess zur Förderung, Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit eingesetzt und diagnostisch genutzt werden.
 - Bewegungs- und Tanztherapie: Körperorientierte kreative Therapieform, die die grundlegenden Ausdrucksmittel des Menschen mit Körper, Bewegung und der künstlerische Form Tanz als Spiegel der körperlichen, seelischen und geistigen Verfassung nutzt.
 - Musiktherapie: Nonverbale Kommunikation mit sich und anderen in der universalen Sprache von Tönen und Musik.
 - Gestaltungs- und Maltherapie: Auseinandersetzung mit sich selbst und der Umwelt durch Farben und Formen.
 - Aktivierungstherapie: Fördert und unterstützt die körperlichen, geistigen und sozialen Fähigkeiten.
 - Ergotherapie: Hilft beim Erreichen, Verbessern sowie Erhalten grösstmöglicher Selbständigkeit in alltäglichen Verrichtungen.
 - Physiotherapie: Behandelt Sie für den Erhalt und die Wiederherstellung der bestmöglichen Bewegungs- und Funktionsfähigkeit Ihres Körpers.
 - Tiergestützte Therapien: Auserwählte tiergestützte Therapien, vorwiegend mit Hunden und Pferden, als komplementäre Behandlungsergänzung.
 
Weitere Unterstützungsangebote
- Ambulante Krisenintervention (AKi): Aufsuchende Behandlung und Betreuung von Patienten mit akuten psychiatrischen Krisen in der häuslichen Umgebung oder vor Ort des Geschehens.
 - «Walk-In»-Sprechstunden (Ambulanter Notfall): Zentrale Anlaufstelle auch ohne Anmeldung für eine psychiatrische Hilfeleistung.
 - Tageskliniken: Ambulante Einrichtungen, die besonders auf die Rehabilitation psychisch kranker Menschen ausgerichtet sind.
 - Job Coaching plus: Unterstützung und Begleitung von Menschen mit psychischen Erkrankungen bei Schwierigkeiten im ersten Arbeitsmarkt.
 - Sozialdienst: Unterstützung bei Fragen in den Bereichen Arbeit, Wohnen, Finanzen und Versicherungen.
 - Seelsorgerische Begleitung: Hinterfragt Krankes, bekräftigt Gesundes und fördert Sie in Ihrer persönlichen Spiritualität.
 
Die Rolle der Angehörigen
Angenörige psychotischer Menschen leiden oft mit und fühlen sich ohnmächtig. Angehörige sind durch die Krise oder psychische Erkrankung eines nahestehenden Menschen mitbetroffen und belastet. Das Beratungsangebot ist kostenfrei.
Unsere Fachpersonen beraten während der Behandlung Eltern, damit sie ihre Kinder bei der Verarbeitung der Erkrankung der Eltern unterstützen.
Prävention
Generell lässt sich einer Psychose nicht vorbeugen, da es verschiedene Ursachen gibt, die zum Teil noch nicht bekannt sind. Allerdings lässt sich in vielen Fällen eine beginnende Psychose bereits in einer frühen Form erkennen - insbesondere, wenn es bereits in der Vergangenheit psychotische Episoden gegeben hat. Eine möglichst frühe und konsequente Behandlung hilft oft, eine akute Psychose vorbeugend zu verhindern.
Epidemiologie von substanzinduzierten Psychosen
Substanzinduzierte Psychosen sind häufige Störungen, die Inzidenzraten liegen dabei bei etwa 5 Personen pro 100‘000 Einwohner. Sie sind ausserdem für ca. 25% der Ersteinweisungen in Psychiatrische Kliniken verantwortlich. Bei der Hochrisikopopulation, wie zum Beispiel Personen mit regelmässigem Amphetamin- oder Cannabiskonsum, liegt die Wahrscheinlichkeit an einer substanzinduzierten Psychose zu erkranken sogar bei 20-40%.
Diagnostik
Bei einer Diagnose einer akuten Psychose wird primär die Gefährdungslage eingeschätzt. Da Patientinnen und Patienten sowohl selbst- als auch fremdgefährdend seien können, ist diese erste Einschätzung sehr wichtig. Danach richtet sich die multiprofessionell durchgeführte Diagnostik nach einem Erstgespräch, in der die Psychose erkannt werden kann, nach der Ursachensuche. Bei einer substanzinduzierten Psychose gestaltetet sich dies relativ einfach. Zuerst wird dabei explizit nach exzessivem Konsum psychose-induzierender Substanzen, wie Alkohol, Cannabis, Kokain und Amphetaminen gefragt und danach die Substanzen im Blut/ Urin nachgewiesen.
Wichtig: Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung. Bei Verdacht auf eine Psychose sollte umgehend ein Arzt oder Psychiater konsultiert werden.
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