Hypochondrie ist eine Angsterkrankung, bei der Betroffene Schmerzen empfinden, obwohl Ärzte keine medizinischen Ursachen finden können. Diese quälende Angst vor Krankheiten raubt den Betroffenen Lebensfreude und Unbefangenheit. Der griechische Philosoph Platon drückte es so aus: «Die grösste Behinderung des Lebens liegt darin, ständig auf seine Gesundheit zu achten.»
Was ist Hypochondrie?
Die Hypochondrie, auch als eingebildete Krankheit bekannt, ist eine psychische Störung aus der Gruppe der somatoformen Störungen. Bei einer somatoformen Störung verspüren die Betroffenen körperliche Beschwerden, für die in medizinischen Untersuchungen keine organischen Ursachen gefunden werden können.
Abgrenzung von anderen Störungen
Es ist wichtig, die hypochondrische Störung von anderen somatoformen Störungen abzugrenzen. Allgemein ist das wichtigste Anzeichen für eine Hypochondrie die Krankheitsangst, während bei den anderen Störungen die körperlichen Symptome selbst im Vordergrund stehen.
Ursachen der Hypochondrie
Für eine Hypochondrie kommen verschiedene Ursachen infrage, die sich gegenseitig beeinflussen:
- Psychoanalytische Sicht: Innere Konflikte infolge von Ängsten oder Schuldgefühlen führen zur Entstehung der Hypochondrie. Um diese Konflikte abzuwehren, verschieben Hypochonder die Aufmerksamkeit auf körperliche Störungen.
 - Gesteigertes Erregungsniveau: Betroffene zeigen oft eine hohe psycho-physiologische Reaktivität und eine niedrige Schwelle für körperliche Reize.
 - Informationen über Krankheiten: Der Kontakt mit Informationen über Krankheiten, z.B. durch Medienberichte, kann die Angst verstärken.
 - Ereignisse oder Lebensumstände: Stress oder einschneidende Veränderungen im Leben können eine Rolle spielen.
 
Die Gewissheit, krank zu sein, erhöht den Stress und steigert die Aufmerksamkeit für Beschwerden. Dies führt zu einem Teufelskreis, in dem die Symptome zunehmen und sich die Überzeugung verfestigt, krank zu sein.
Lesen Sie auch: Therapie bei Hypochondrie
Tabelle: Faktoren, die zur Entstehung von Hypochondrie beitragen
| Faktor | Beschreibung | 
|---|---|
| Innere Konflikte | Ängste oder Schuldgefühle, die auf körperliche Störungen verschoben werden. | 
| Gesteigertes Erregungsniveau | Hohe Reaktivität auf Reize und niedrige Schwelle für körperliche Reize. | 
| Informationen über Krankheiten | Kontakt mit Medienberichten oder dem Umfeld. | 
| Ereignisse oder Lebensumstände | Stress oder einschneidende Veränderungen im Leben. | 
Symptome der Hypochondrie
Das Hauptsymptom ist die mindestens sechs Monate anhaltende ausgeprägte Angst, schwer körperlich erkrankt zu sein. Hypochondrische Menschen schätzen normale körperliche Erscheinungen oder minimale Veränderungen als krankhaft ein.
Auch durch ergebnislose medizinische Untersuchungen lassen sich Hypochonder nicht von dieser Überzeugung abbringen. Fehlende Untersuchungsergebnisse sind für sie meist ein Hinweis darauf, dass die Krankheit bisher unbekannt ist oder dass der Arzt sich irrt.
Im Gegensatz zu anderen somatoformen Störungen sind bei der Hypochondrie die Symptome meist auf ein oder zwei Organsysteme beschränkt.
Diagnose der Hypochondrie
Bei Verdacht auf eine Hypochondrie sind sowohl organische als auch psychosoziale Faktoren zu berücksichtigen. Die Verdachtsdiagnose ergibt sich, wenn die Betroffenen seit Längerem überzeugt sind, ernsthaft körperlich krank zu sein, es den behandelnden Ärzten jedoch auch nach wiederholten Untersuchungen nicht gelingt, körperliche Ursachen festzustellen.
Einen grossen Stellenwert bei der Diagnose nimmt das ausführliche Gespräch ein. Dabei ist es wichtig, neben den bestehenden Symptomen auch frühere Beschwerden, den Umgang mit den Beschwerden und vorangegangene Behandlungen und Untersuchungen genau zu besprechen.
Behandlung der Hypochondrie
Bei einer Hypochondrie sind psychotherapeutische Massnahmen empfehlenswert. Die Therapie soll es den Betroffenen ermöglichen, mit dem Leiden umzugehen. Bei der Psychotherapie können Entspannungsverfahren eine Hilfe sein. Ausserdem zielt die Behandlung darauf ab, den Zusammenhang zwischen Stress und körperlichem Befinden zu verdeutlichen.
Ein wichtiger erster Schritt ist es, grundsätzlich zu akzeptieren, dass dem Leid keine körperliche Krankheit zugrunde liegt, sondern eine Angststörung. Nun braucht man einen Hausarzt, dem man vertraut und mit dem man über diese Ängste reden kann. Diese Ängste sollten Thema des Gesprächs sein und nicht nur die körperliche Abklärung, wenn man den Arzt das nächste Mal wegen eines Symptoms aufsucht.
Bitten Sie Ihren Arzt auch um geeignete Adressen zur Behandlung der Hypochondrie. Das kann zum Beispiel eine Psychotherapie sein, aber auch eine gute Atemtherapeutin, eine Yogaschule, eine Selbsthilfegruppe oder ein Achtsamkeitskurs.
Kognitive Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie zielt darauf ab, Denkstrukturen zu verändern und Verhaltensweisen anzupassen. Ziel ist es, die Überschätzung der Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung abzubauen und die ständige Absicherung durch Arztbesuche zu reduzieren.
Die Therapie konzentriert sich auf zwei Schwerpunkte: die verstärkte Wahrnehmung von Missempfindungen zu bearbeiten und das Verhalten des Patienten anzupassen. Um die Wahrnehmung der körperlichen Missempfindungen zu verändern, erarbeiten Therapeut und Patient alternative Erklärungen für die Missempfindungen.
Weitere Tipps zur Behandlung
- Vereinbaren Sie regelmässige Arzttermine in grösseren Abständen.
 - Entkoppeln Sie diese von neu auftretenden beziehungsweise anhaltenden Beschwerden.
 - Lernen Sie, mit dem Risiko zu leben.
 - Befassen Sie sich mit der Möglichkeit eines frühen Todes.
 - Handeln Sie so, dass Ihr Leben verläuft, wie Sie sich dies vorstellen, ohne vor lauter Krankheitsängsten am Leben vorbeizugehen.
 
tags: #was #tun #bei #hypochondrie #behandlung