Antriebslosigkeit, ein durchdringendes Gefühl von Müdigkeit und fehlender Motivation, kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Sie kann zwar ein Symptom verschiedener Erkrankungen sein, darunter körperliche Krankheiten und Faktoren des Lebensstils, ist aber häufig auf zugrunde liegende psychische Probleme zurückzuführen.
Das Gefühl von innerer Unruhe kennen die meisten Menschen. Oft fühlt man sich vor einer Prüfung, einem Bewerbungsgespräch oder nach einer Überdosis Koffein innerlich unruhig und nervös. Das ist vollkommen normal.
Wenn die innere Unruhe sich mit Entspannungsmethoden nicht lindern lässt, länger andauert und von körperlichen oder psychischen Beschwerden begleitet wird, kann sie auf eine Erkrankung hinweisen.
Die Symptome entwickeln sich meist schrittweise. Anfangs ist es vielleicht nur innere Unruhe oder eine allgemeine Unzufriedenheit, die dann zu einer ernsthaften Antriebslosigkeit fortschreitet.
Ursachen für Innere Unruhe und Depression
Warum die Natur dies so eingerichtet hat, ist nicht abschliessend geklärt. Entstehung, Symptome und Beschwerdebild einer Depression sind jedoch individuell unterschiedlich.
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Wenn Vererbung und Lebensgeschichte eine emotionale Verletzlichkeit («Vulnerabilität») zur Folge haben, können verstärkte Belastung zur depressiven Störung führen, wenn eine kritische Grenze überschritten wurde. Bei der Entstehung einer Depression spielen aber nicht nur erbliche Veranlagung und lebensgeschichtliche Ereignisse eine Rolle, sondern auch die körperlich-vegetative Widerstandskraft.
Nicht selten treten Depressionen auch als Folge oder Begleiterscheinung einer körperlichen Grundkrankheit auf.
Die Ursachen sind multifaktoriell und beinhalten eine Kombination von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren:
- Biologische Faktoren: Genetische Veranlagung, Neurotransmitter-Ungleichgewichte (wie Serotonin, Dopamin und Naradrenalin), hormonelle Veränderungen (z. B. in der Stressachse mit Cortisol) spielen eine Rolle.
 - Psychologische Faktoren: Traumatische Erlebnisse, chronische Überlastung, negative Denkmuster und ein Mangel an Bewältigungsmechanismen.
 - Soziale Faktoren: Familiäre, berufliche und finanzielle Probleme, Mobbing, soziale Isolation oder belastende Lebensumstände können die Entwicklung dieser Störungen begünstigen.
 
Darüber hinaus kann die Nervosität auch psychische Ursachen haben. So kann sie sich im Rahmen der sogenannten psychovegetativen Allgemeinstörungen zeigen. Dazu zählen unspezifische Beschwerden wie Erschöpfung, Schwindel, Schmerzen und eben auch innere Unruhezustände.
Ausgelöst werden diese Beschwerden nicht durch organische Ursachen, sondern allein durch psychische Vorgänge. Diese Unterscheidung kann nur ein Arzt vornehmen, der ebenfalls die passenden Behandlungsmassnahmen auswählt.
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Anhaltende nervöse Unruhezustände können auch im Rahmen einer Depression auftreten. Treten zusätzliche Symptome wie gedrückte Stimmung, ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit, Druckgefühle in Brust- und Bauchraum sowie Freudlosigkeit auf, muss ein Arzt aufgesucht werden.
Des Weiteren können verschiedene Genussmittel zu unruhigen Zuständen, Ängstlichkeit und depressiven Verstimmungen führen. Dazu zählen Kaffee, Nikotin und Alkohol. Besonders bei übermässigem Konsum kann ein nachfolgender Entzug starke Nervosität hervorrufen.
Die innere Unruhe kann beispielsweise aber auch als Begleiterscheinung einer Reihe organisch bedingter Grunderkrankungen auftreten, etwa im Rahmen funktioneller Herzbeschwerden, einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder bei Unterzuckerung (Hypoglykämie).
Stressassoziierte und affektive Erkrankungen beziehen sich auf psychische Störungen, die stark mit Stress und emotionalen Veränderungen verbunden sind.
Agitierte Depression
Weltweit sind über zehn verschiedene Arten von Depressionen bekannt, die sich anhand von spezifischen Symptomen feststellen lassen. Wer unter einer agitierten Depression leidet, ist ruhelos und kann sich kaum entspannen.
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Depressiv ist nicht gleich depressiv. Wie sich die psychische Krankheit für Betroffene anfühlt, ist einerseits von der eigenen Persönlichkeit und den aktuellen Lebensumständen abhängig. Andererseits hat auch die diagnostizierte Art der Depression einen Einfluss darauf, wie die Symptome wahrgenommen werden.
Im wird diese Sonderform unter dem Diagnoseschlüssel F32.2. gelistet, der für eine schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome steht.
Bei der agitierten Depression kehrt sich die Antriebslosigkeit ins Gegenteil, also in Ruhelosigkeit.
Die genauen Auslöser für die unruhige Depression sind noch nicht vollständig geklärt. Fachpersonen gehen davon aus, dass genetische Faktoren und Probleme mit dem Hirnstoffwechsel einen grossen Einfluss haben. Auch traumatische Ereignisse, chronischer Stress und eine ungesunde Lebensweise können das Risiko, an einer agitierten Depression zu erkranken, erhöhen.
Symptome einer Depression
Eine Depression kann sich in einer ganzen Reihe von Symptomen zeigen. Typische Anzeichen sind Niedergeschlagenheit, traurige Herabgestimmtheit, Zukunftsängste, Verlust von Freude und Interesse, Antriebslosigkeit, Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld.
Betroffene verspüren eine innere Leere und ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld zurück.
Weitere Anzeichen sind Schlafstörungen, verminderter, manchmal auch gesteigerter Appetit, Konzentrationsstörungen, kraftlose Passivität oder innere Unruhe sowie Hoffnungslosigkeit.
Nicht selten sehen sich Betroffene mit Suizidgedanken konfrontiert, die gerade bei schweren Depressionen stark ausgeprägt sein können.
Die Art und Ausprägung einer Depression ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, das Spektrum reicht von depressiven Phasen über leichte Depressionen bis zu schweren Depressionen.
Diagnose von Innerer Unruhe
Der Arzt wird Sie zunächst ausführlich zu Ihrer Krankengeschichte befragen (Anamnese). Wichtig ist zum Beispiel, wie lange die Innere Unruhe schon besteht, ob es weitere Beschwerden gibt und welche Medikamente Sie gegebenenfalls einnehmen.
Verschiedene Untersuchungen können weitere wichtige Informationen liefern, zum Beispiel:
- Körperliche Untersuchung mit Blutdruckmessung
 - Blutuntersuchungen: Sie sind zum Beispiel hilfreich, wenn eine Unterzuckerung, eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine Lungenembolie die innere Unruhe auslösen könnte.
 - Bildgebende Verfahren: Computertomografie (CT) und Röntgen können etwa bei Verdacht auf eine Lungenembolie als Ursache für die innere Unruhe aufschlussreich sein. Eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) kann mithelfen, eine mögliche Schilddrüsenüberfunktion abzuklären.
 - Szintigrafie: Mit diesem nuklearmedizinischen Verfahren lässt sich ebenfalls einer Lungenembolie, aber auch einer Schilddrüsenüberfunktion auf die Spur kommen.
 - Tests: Fragebögen und Tests kommen zum Einsatz, wenn Mediziner psychische Ursachen wie Schizophrenie oder eine Depression als Ursache für die innere Unruhe vermuten.
 
Ein Arzt oder Psychotherapeut führt ein ausführliches Gespräch über die Symptome, die Dauer der Beschwerden und mögliche Auslöser. Zudem werden psychologische Tests wie Fragebögen und ein strukturiertes Interview zur Bestätigung der Diagnose durchgeführt. Um körperliche Ursachen (wie hormonelle Störungen oder neurologische Probleme) auszuschliessen, werden oft Bluttests oder bildgebende Verfahren durchgeführt.
Stellt der Arzt fest, dass die innere Unruhe im Rahmen einer behandlungsbedürftigen Erkrankung auftritt, wird er eine geeignete Therapie vorschlagen.
Behandlung von Depression und Innerer Unruhe
Selbsthilfe ist bei depressiven Erkrankungen möglich, sollte aber niemals ohne vorherigen Arztbesuch durchgeführt werden.
Die Behandlung von Antriebslosigkeit erfordert oft einen vielschichtigen Ansatz. Durch die Kombination von Pharmakotherapie und Psychotherapie und die Förderung eines gesunden Lebensstils können optimale Ergebnisse erzielt werden.
Mit einer gezielten Psychotherapie kann einer Depression wirkungsvoll und nachhaltig begegnet werden. Die Behandlung in der Privatklinik Aadorf erfolgt nach integrativem, methodenübergreifendem Ansatz. Die Therapie wird individuell auf jeden Patienten abgestimmt, mit ihm geplant und interdisziplinär bearbeitet.
Mögliche Behandlungen im Rahmen einer Psychotherapie sind die klassische Einzelpsychotherapie oder anderen Formen der Gesprächstherapie wie Paar-, Familien- oder Gruppenpsychotherapie. Auch Spezialtherapien wie Ergotherapie, Ausdrucksmediation oder Kreativtherapie können Teil des Therapiekonzeptes bei einer Depression sein.
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine der effektivsten Methoden, um mit stressassoziierten und affektiven Störungen umzugehen. Sie hilft den Betroffenen, negative Denkmuster zu erkennen und zu verändern. Traumatherapie ist bei PTBS und akuten Be-lastungsstörungen besonders wirksam.
Medikamentöse Behandlung
Antidepressiva, insbesondere Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI), haben sich als wirksame Mittel gegen die mit Depressionen verbundene Antriebslosigkeit erwiesen. Bei der Auswahl eines Antidepressivums spielt die Anamnese eine entscheidende Rolle.
SSRI wirken, indem sie die Wiederaufnahme von Serotonin im Gehirn hemmen, wodurch mehr Serotonin für die Rezeptoren verfügbar wird. Dies führt zu einer Verbesserung der Stimmung und des Antriebs.
Im Allgemeinen haben die SSRI eine ähnliche Wirksamkeit, unterscheiden sich aber etwas in Bezug auf das Nebenwirkungsprofil, den Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und der Pharmakokinetik.
SSNRI wirken durch die Hemmung der Wiederaufnahme von sowohl Serotonin als auch Noradrenalin, was die Stimmung und den Antrieb verbessert.
NDRI steigern den Antrieb, indem sie die dopaminerge und noradrenerge Funktion im Gehirn verbessern.
Trizyklische Antidepressiva erhöhen die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin im synaptischen Spalt, was zu einer Verbesserung der Stimmung und einer Verringerung von Unruhe führt.
MAO-Hemmer blockieren die Monoaminoxidase-Enzyme, um die Konzentration von Neurotransmittern wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin im Gehirn zu erhöhen. Die Einnahme von MAO-Hemmern erfordert jedoch besondere Vorsicht.
Antidepressiva werden häufig zur Behandlung von Depressionen und Angststörungen eingesetzt. Stimmungsstabilisatoren und Antipsychotika werden bei bipolaren Störungen eingesetzt, um die Stimmungsschwankungen zu regulieren.
Für die medikamentöse Behandlung haben sich Antidepressiva bewährt, die die Balance des Hirnstoffwechsels wiederherstellen. Ferner werden gerade bei der agitierten Depression auch Benzodiazepine verschrieben, die den Patient:innen helfen sollen, zur Ruhe zu kommen.
Weitere Behandlungsansätze
- Entspannungstechniken: Mit Entspannungstechniken lernen Sie sich ganz bewusst psychisch und körperlich zu entspannen.
 - Sport und Bewegung: Zahlreiche Studien belegen, dass sich Bewegung bei depressiven Erkrankungen in jedem Fall positiv auswirkt. Werden Sie aktiv, am besten an der frischen Luft und bei Tageslicht.
 - Ernährung: Ernähren Sie sich mit leichter, ausgewogener und frischer Kost. Positiv sollen sich Obst, Gemüse und ungesättigte Fettsäuren auswirken.
 - Schlafhygiene: Schlafen Sie schlecht ein? Dann helfen neben oben genannten pflanzlichen Hilfen auch Tipps zur sogenannten Schlafhygiene. Aber auch zu viel Schlaf kann sich negativ auswirken.
 - Selbsthilfegruppen: Depressive Menschen können sich in Selbsthilfegruppen mit anderen Betroffenen austauschen. Dort bekommt man wertvolle Tipps, Adressen von Ansprechpartnern, Antworten auf alle Fragen und seelische Unterstützung von Gleichgesinnten.
 - Gespräche mit Familie und Freunden: Für Menschen, die nicht depressiv sind, ist eine psychische Krankheit oft schwer nachzuvollziehen. Es kann helfen, mit der Familie und guten Freunden ganz offen darüber zu sprechen.
 
Stressbewältigungsstrategien wie Achtsamkeit, Meditation, Progressive Muskelentspannung und Yoga können helfen, die physiologischen und psychischen Auswirkungen von Stress zu reduzieren. Ein stabiles soziales Netzwerk und Unterstützung durch Freunde, Familie oder Selbsthilfegruppen sind entscheidend für die Genesung.
Es ist wichtig, dass man bei Verdacht auf eine agitierte Depression professionelle Hilfe sucht. Psycholog:innen oder Psychiater:innen können eine genaue Diagnose stellen und einen individuellen Behandlungsplan zusammenstellen.
Eine agitierte Depression ist in der Regel gut behandelbar. Wichtig ist, sich frühzeitig professionelle Unterstützung zu holen.
Die folgenden Organisationen können Ihnen helfen, geeignete Therapeut:innen zu finden:
- Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP)
 - Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (ASP)
 - Schweizerische Berufsverband für angewandte Psychologie (SBAP)
 
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