Das Risiko, einmal im Leben ein traumatisches Ereignis zu erleben, ist grösser als man denkt. Doch nur ein Teil der Betroffenen erleidet in der Folge des Erlebten eine sogenannte Posttraumatische Belastungsstörung PTBS.
Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?
Unter dem Begriff Posttraumatische Belastungsstörung, auch unter der englischen Bezeichnung «Post-traumatic Stress Disorder» bekannt, werden unterschiedliche psychische und psychosomatische Symptome zusammengefasst, die als Langzeitfolgen eines Traumas oder mehrerer Traumata auftreten können.
Ursachen und Auslöser
Die Basis einer posttraumatischen Belastungsstörung ist ein erlebtes Trauma. Als Traumata gelten Ereignisse wie Krieg, Terrorismus, Vertreibung und Flucht, aber auch persönlich erlebte Gewalteinwirkung bei Überfall, Entführung, Folterung, Vergewaltigung oder anderen Arten von sexuellem Missbrauch. Verkehrsunfälle, Gewalterfahrungen und sexuelle Übergriffe oder der plötzliche Tod eines geliebten Menschen sind die häufigsten traumatischen Erlebnisse in Europa. Wie traumatisch ein Ereignis erlebt wird, ist individuell. Abhängig von der Persönlichkeit, den Erfahrungen und dem Umfeld kann das Trauma einen betroffenen Menschen enorm destabilisieren. Faktoren wie zwanghafte Persönlichkeitszüge oder neurotische Krankheiten in der Vorgeschichte können die Schwelle für die Entwicklung der Belastungsstörung senken und den Verlauf erschweren.
Symptome der PTBS
Als ein typisches Merkmal einer Posttraumatischen Belastungsstörung gilt das wiederholte Erleben des Traumas in wiederholten, sich zwanghaft aufdrängenden Erinnerungen. Häufig wird das Ereignis auch in Form von Alb- oder Tagträumen immer wieder erlebt. Betroffene handeln und fühlen, als ob das Ereignis wiedergekehrt wäre, sie sind nicht fähig, das Erlebnis und die Erinnerung daran aus den Gedanken zu verbannen. Bei den Betroffenen tritt meist ein Zustand von vegetativer Übererregtheit mit Aufmerksamkeitssteigerung, einer übermässigen Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit, Wutausbrüchen und Schlafstörungen auf. Angst und Depression sind häufig mit diesen Symptomen assoziiert. Dazu kommen zum Beispiel bei Überlebenden eines Unglücks oder bei indirekt Beteiligten wie Polizisten, Rettungspersonal et cetera Schuldgefühle auf.
Auswirkungen auf das Leben
In der Regel sind von einer Posttraumatischen Belastungsstörung alle Lebensbereiche betroffen. Erst wenn nach mehreren Wochen oder Monaten die Symptome nicht abklingen oder gar neue hinzukommen, kann man davon ausgehen, das sich aus der Belastungsreaktion eine Belastungsstörung entwickelt hat. Eine posttraumatische Belastungsstörung bringt verschiedene Herausforderungen mit sich.
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PTBS und Chronische Schmerzen
Bei Patienten mit chronischen, weit verbreiteten Schmerzen sind posttraumatische Belastungssymptome (PTSS) weit verbreitet. Mehr als 20% von ihnen berichten über ein höheres Maß an Schmerzintensität, Schmerzbelästigung, Behinderung, psychischer Belastung, geringerer Selbstwirksamkeit, höherem Schmerzkatastrophisieren, empfundener Ungerechtigkeit, Müdigkeit und Schlafstörungen. Es wurde eine positive Korrelation zwischen dem Schweregrad des Traumas und der Schmerzverbreitung, dem maximalen Schmerz, der Schlafstörung, dem Pain Disability Index, Stress, Angst, Depression und Somatisierung festgestellt. Es wird empfohlen, chronische Schmerzpatienten auf PTBS zu untersuchen, da ein Zusammenhang mit zentraler Sensibilisierung nachgewiesen wurde und ein kausaler Zusammenhang angenommen wird.
Transgenerationale Weitergabe von Traumata
Eine elterliche posttraumatische Belastungsstörung ist ein erhebliches Risiko für die kindliche Entwicklung, insbesondere in der sensiblen Phase der frühkindlichen Entwicklung. Sie beeinflusst das Verhalten der betroffenen Person und wirkt sich auf die Eltern-Kind-Interaktion und -Bindung aus.
Behandlung der PTBS
Die Behandlung einer Posttraumatischen Belastungsstörung ist schwierig und langwierig. Sie erfordert von allen Seiten grosse Geduld und Verständnis. Die Grundlage von Behandlungen einer Posttraumatischen Belastungsstörung ist immer, dass die Traumatisierung in der Vergangenheit liegen muss. Es ist nicht möglich, eine Behandlung durchzuführen, während Betroffene noch in einer traumatisierenden Situation sind. Für die psychologische Behandlung stehen heute viele unterschiedliche Verfahren zur Verfügung. In der Regel umfasst die psychologische Behandlung drei Stufen: Die Stabilisierung, die Traumabearbeitung und die Reintegration.
Kognitive Verhaltenstherapie
Kognitive Verhaltenstherapien sind Behandlungen der ersten Wahl. Sie können in Verbindung mit pharmakologischen Mitteln vorgeschlagen werden.
Nachteilsausgleich für Studierende mit PTBS
Als Student*in mit studienrelevanten Behinderungen und/oder chronischen Erkrankungen haben Sie einen gesetzlich verankerten Anspruch auf Nachteilsausgleich (NTA). Chronische Erkrankungen, z.B. Psychische Erkrankungen, z.B. Neurodivergenzen, z.B. Diese Massnahmen ermöglichen es Betroffenen, sich auf ihr Studium zu konzentrieren und Prüfungen unter fairen Bedingungen abzulegen.
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Wie erhalte ich einen Nachteilsausgleich?
- Sie melden sich für einen Beratungstermin an und schicken uns Ihren fachärztlichen / psychotherapeutischen / klinisch psychologischen Nachweis. Der fachärztliche Nachweis darf in der Regel nicht älter als ein Jahr sein.
 - Im Beratungsgespräch erstellen wir ein Gesprächsprotokoll und unsere Empfehlung für nachteilsausgleichende Massnahmen (ENTA-Formular).
 - Diese beiden Dokumente stellen wir Ihnen nach dem Gespräch zu, sofern uns ein unseren Kriterien entsprechendes ärztliches Attest vorliegt.
 - Sie stellen den Antrag auf Nachteilsausgleich fristgerecht bei Ihrer Fakultät. Wenn Sie Module an mehreren Fakultäten belegen, müssen Sie mehrere Anträge stellen.
 - Die Fakultät prüft Ihren Antrag.
 - Die Fakultät entscheidet, welche nachteilsausgleichenden Massnahmen für Sie umgesetzt werden, und informiert Sie darüber mit einer Verfügung.
 
Statistik
In unserer Kultur liegt das Risiko, einmal im Leben ein traumatisches Ereignis zu erleben, bei Männern zwischen 60 und 80 Prozent, bei Frauen zwischen 50 und 75 Prozent.
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