Was tun, wenn Depressionen das Leben beeinträchtigen?

Depressive Verstimmungen oder Traurigkeit sind normale Gefühlszustände, die wir alle kennen. Doch Depressionen sind mehr als nur vorübergehende Traurigkeit. Sie sind eine ernsthafte Erkrankung, die sich auf das gesamte Leben auswirken kann. Fast jede fünfte Person erkrankt im Laufe ihres Lebens an einer Depression. Für Betroffene wie für Angehörige eine schwierige Situation.

Depressionen verstehen

Depressionen sind eine häufige psychische Erkrankung, die viele Menschen weltweit betrifft. Betroffene erleben oft eine Kombination aus Traurigkeit, Antriebslosigkeit und einer verminderten Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen. Dabei spielen psychologische, genetische und umweltbedingte Faktoren eine Rolle.

Depressionen sind mehr als nur vorübergehende Traurigkeit. Sie sind eine ernsthafte Erkrankung, die sich auf das gesamte Leben auswirken kann. Dabei spielen psychologische, genetische und umweltbedingte Faktoren eine Rolle.

Symptome und Anzeichen

Es ist wichtig, die Symptome einer Depression zu erkennen, um frühzeitig Hilfe suchen zu können. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Anhaltende Traurigkeit oder Leere
  • Verlust von Interesse oder Freude an Aktivitäten
  • Müdigkeit und Energiemangel
  • Schlafstörungen (Schlaflosigkeit oder übermässiges Schlafen)
  • Veränderungen im Appetit oder Gewicht
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Gefühle der Wertlosigkeit oder Schuld
  • Gedanken an Tod oder Suizid

Ängste, insbesondere in Form von Befürchtungen und einer "ängstlichen Angetriebenheit", können ein Begleitsymptom von Depressionen sein. Sie sind also dann nicht die Folge, sondern ein Begleitsymptom von manchen Depressionen und durchaus bedeutsam. Denn es kann dann in schwereren Fällen auch die vorübergehende Einnahme eines Beruhigungsmittels sinnvoll machen.

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Ja, tatsächlich können Depressionen auch Schmerzen verursachen. Es können sowohl diffuse oder schwer lokalisierbare Schmerzzustände auftreten, aber es gibt auch bspw. charakteristische Kopfschmerzen. Die Patienten berichten dann von einem Druck auf den Kopf. Andererseits kann chronischer Schmerz Depressionen auslösen und umgekehrt können Schmerzen wesentlich belastender empfunden werden, wenn ein Betroffener auch an einer Depression leidet.

Behandlungsmöglichkeiten

Gut zu wissen ist zunächst Folgendes: Depressionen sind kein unumkehrbares Schicksal, sie lassen sich behandeln. Je früher man professionelle Hilfe sucht, desto höher sind die Heilungschancen.

Verschiedene internationale und nationale Fachgesellschaften haben Behandlungsrichtlinien erarbeitet, die sich am neusten Stand der Kenntnisse aller verfügbaren Therapieoptionen von Depressionen orientieren. Diese beschreiben nicht nur verschiedene Behandlungs-Algorhythmen für individuell angepasste Therapien, sondern geben auch Anweisungen bei ungenügendem oder fehlendem Ansprechen, zur notwendigen Dauer der Therapie und zu prophylaktischen Behandlungen bei Personen mit grossem Rückfallrisiko.

Grundsätzlich gliedert sich eine antidepressive Therapie in die drei zeitlichen Abschnitte: Akuttherapie (erste 6-12 Wochen), Erhaltungstherapie (4-9 Monate) und einer allfälligen Rückfallprophylaxe (länger als ein Jahr).

Psychotherapie

Die adäquate Behandlung der Depression muss stets Psychotherapie beinhalten. Da jede Patientin und jeder Patient über ein individuelles emotionales Profil verfügt, ist eine jeweils hierauf abgestimmte Behandlung erforderlich. Diese führt idealerweise zu einem veränderten Umgang mit Stress und zur Korrektur der negativen individuellen Bewertung und Verarbeitung der persönlichen stressreichen Lebensereignisse.

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An psychotherapeutischen Verfahren sind die kognitive Verhaltenstherapie (VT) und die interpersonelle Psychotherapie (IPT) aktuell am besten untersucht und in ihrer Wirksamkeit belegt. Fühlen, Denken und Handeln beeinflussen sich ständig gegenseitig und die Körperfunktionen.

Tatsächlich kann ein derartiger Zusammenhang auch noch nach Jahren erfolgreich behandelt werden.

Medikamentöse Behandlung

Wie bei den Antidepressiva der ersten Generation, beruht das Wirkprinzip der modernen Antidepressiva immer noch hauptsächlich auf der Unterstützung und Erhöhung der Konzentration der Neurotransmitter (Botenstoffe) Serotonin, Noradrenalin und Dopamin an den Kontaktstellen der Neurone (Nervenzellen) im Gehirn. Diese Neurotransmittersysteme sind bei Depressionen aus dem Gleichgewicht geraten. Moderne Antidepressiva wirken spezifisch auf bestimmte Komponenten dieser Transmittersysteme. Je nach verwendetem Antidepressivum unterscheiden sich die Zielorte der Wirkung voneinander. Deshalb haben moderne Antidepressiva oft unterschiedliche Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile, die sich vorteilhaft in der Therapie nutzen lassen können. So haben einige Antidepressiva zusätzlich eine schlaffördernde oder schmerzlindernde Wirkung, oder sie verbessern auch die durch das Krankheitsbild eingeschränkten geistigen (kognitiven) Funktionen wie Aufmerksamkeit, klares Denken und Handeln.

Entgegen eines immer noch vorhandenen und gefährlichen Unwissens, gibt es keine Belege, dass Antidepressiva abhängig machen oder eine Veränderung der Persönlichkeit bewirken.

Trotz zahlreicher Forschungsanstrengungen ist noch immer weitgehend unklar, welches Antidepressivum im Einzelfall die beste Wirkung erzielt. Obwohl die spezifischen aktuellen Symptome des Patienten und seine allfälligen Erfahrungen mit früheren Behandlungen Hinweise geben können, sprechen mind. 30% der Patienten nicht genügend gut auf eine Erstbehandlung an.

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Die Wirkung von Antidepressiva entfaltet sich über Tage und Wochen. Wenn aber nicht innerhalb der ersten zwei Wochen zumindest ein Wirkungsbeginn festgestellt werden kann, sollte die Therapie angepasst werden, sei dies mit höherer Dosis, einem anderen Medikament oder gar einer Kombination von Medikamenten. Das Ziel muss sein, eine weitgehende Symptomfreiheit zu erreichen. Dies gelingt während der Akuttherapie bei ca. 40-50% der Patienten.

Da depressive Episoden in der Regel 6-12 Monate dauern, muss die Therapie mindestens solange fortgesetzt werden, um Rückfälle während dieser kritischen Zeitperiode zu vermeiden. Beim vorzeitigen Absetzen der Therapie (weil es einem ja wieder gut geht, könnte man denken, die Therapie jetzt abbrechen zu können) erleiden nämlich ca. 80% der Patienten einen Rückfall.

Oft bleiben auch nach erfolgreicher Akuttherapie noch einige depressive Restsymptome bestehen wie Schlafstörungen, kognitive Störungen oder Energiemangel. Restsymptome erhöhen das Risiko, Rückfälle zu erleiden. Die Bekämpfung der Restsymptome ist daher das zweite wichtige Ziel der Weiterbehandlung. Diese sollte mit demselben Antidepressivum in unveränderter Dosis weitergeführt werden.

Wenn die aktuelle depressive Episode die erste im Leben des Patienten war oder nach einer jahrelangen Phase ohne Depressionen aufgetreten ist, kann das Antidepressivum sorgfältig ausgeschlichen und abgesetzt werden. Wenn sich aber depressive Phasen in kürzerer Zeit gehäuft haben und die Depression sehr schwer war, wird oft eine prophylaktische Weiterbehandlung auf unbestimmte Zeit erwogen, um künftigen und zu erwartenden depressiven Episoden vorzubeugen. Eine solche prophylaktische Weiterbehandlung ist sehr wirksam und verhindert in 80% der Fälle das Entstehen von weiteren Depressionen.

Weitere Therapieansätze

Lichttherapie

Diese nahezu nebenwirkungsfreie Therapie hat sich nicht nur in der Behandlung der Winterdepression, sondern bei allen Depressionsformen als wirksam erwiesen. Jeden Morgen werden 30 bis 60 Minuten vor einer hellen Lichtquelle (2’500 bis 10’000 Lux) verbracht. Währenddessen kann auch gelesen werden. Je früher im Krankheitsverlauf die morgendliche Lichttherapie stattfindet, desto besser ist in der Regel der Behandlungserfolg.

Schlafentzug

Eine Nacht ohne Schlaf verbessert die Stimmung. Dies klingt zunächst eher merkwürdig, da viele depressive Patienten ohnehin schon an Schlafstörungen leiden. Auch ein teilweiser Schlafentzug ab morgens um ca. 1 Uhr ist antidepressiv wirksam. Man geht also normal zu Bett und wird gegen 1 Uhr morgens wieder geweckt. Wichtig ist, dass man während des Rests der Nacht und während des ganzen folgenden Tages keinesfalls auch nur für ganz kurze Zeit einschläft. Sobald wieder geschlafen wird, verschwindet die stimmungsaufhellende Wirkung wieder.

Elektrokrampftherapie (EKT)

Die EKT wird zur Behandlung therapieresistenter Depression und schwerer depressiver Episoden angewandt - in der Regel dann, wenn andere Therapieverfahren versagt haben oder nicht genügend wirksam waren. Die Behandlung gilt als wirksam und nebenwirkungsarm, und der Wirkeintritt erfolgt in der Regel rasch. Das Behandlungsprinzip ist ein in Kurznarkose und Muskelentspannung schonend ausgelöster therapeutischer Krampfanfall im Gehirn. Während dieses etwa eine Minute dauernden Ereignisses wird der Patient anästhesiologisch überwacht.

Parallel zu diesen Therapieformen können individuell gestaltete Begleitmassnahmen sehr hilfreich sein, die auf verschiedenste Weisen die Wahrnehmung des Körpergefühls fördern, z.B.

Selbsthilfe und Alltagstipps

Ein strukturierter Tagesablauf gibt Halt und Orientierung, insbesondere für Menschen mit Depressionen. Regelmässige Zeiten für Schlaf, Mahlzeiten und Aktivitäten helfen dabei, das Gefühl von Kontrolle zurückzugewinnen. Studien in der Psychologie zeigen, dass Routine den Stresspegel senkt und die Symptome von Depressionen lindern kann. Unterstützend kann auch eine stundenweise Betreuung zu Hause sein.

Selbsthilfe spielt eine zentrale Rolle im Umgang mit Depressionen. Kleine Schritte können bereits grosse Veränderungen bewirken. Beschäftigungen, die Freude bereiten und die Sinne anregen, sind besonders hilfreich.

  • Bewegung: Regelmässige Bewegung hat positive Effekte auf die Stimmung. Sportarten wie Yoga oder Joggen setzen Endorphine frei und verbessern die Gesundheit. Viele Betroffene berichten, dass schon ein kurzer Spaziergang im Freien ihre Laune hebt.
  • Musik: Das Klavier ist nicht nur ein Instrument, sondern auch eine Möglichkeit, Gefühle auszudrücken. Musik allgemein kann die Laune heben und beruhigen. Studien zeigen, dass das Hören oder Spielen von Musik stressreduzierend wirkt und das Wohlbefinden steigert.
  • Soziale Kontakte: Depressionen führen oft zu einem Rückzug aus sozialen Kontakten. Doch der Austausch mit Familie, Freunden oder einer Online-Selbsthilfegruppe kann dabei helfen, die Einsamkeit zu überwinden.
  • Kleine Ziele: Das Setzen kleiner, realistischer Ziele hilft, Motivation und Selbstbewusstsein zu stärken. Jede gemeisterte Herausforderung zählt. Notieren Sie kleine Erfolge, wie beispielsweise das Aufräumen eines Raumes oder das Kochen einer Mahlzeit.
  • Kreativität: Kreative Beschäftigungen können Emotionen kanalisiert ausdrücken und den Geist entlasten. Probieren Sie, etwas Neues zu schaffen!
  • Familienzeit: Für Eltern oder Menschen mit engem Kontakt zu Kindern kann gemeinsame Zeit mit der Familie positive Impulse geben. Spielen, Vorlesen oder gemeinsames Kochen sind wertvolle Aktivitäten.
  • Achtsamkeit und Entspannung: Zu lernen, wie man mit Symptomen wie Müdigkeit oder Konzentrationsproblemen umgeht, ist entscheidend. Hierbei können Übungen zur Achtsamkeit und Entspannung helfen.
  • Warme Bäder: Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen Unterschied machen. Ein warmes Bad kann Entspannung fördern und die Sinne beruhigen.
  • Meditation und Atemübungen: Stress ist ein häufiger Begleiter von Depressionen. Techniken wie Meditation oder gezielte Atemübungen können helfen, die Belastung zu mindern.
  • Virtuelle Kontakte: Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig soziale Kontakte für das Wohlbefinden sind. Auch virtuelle Treffen oder Telefonate können die Einsamkeit lindern.

Es ist nicht immer leicht, den ersten Schritt zu machen. Doch auch kleine Fortschritte zählen und können langfristig zu grosser Veränderung führen. Diese Challenge fordert dazu auf, 100 Tage lang jeden Tag etwas zu finden, das Freude bereitet. Es hilft, den Fokus auf positive Aspekte zu richten.

Nutzen Sie das Internet, um sich inspirieren zu lassen. Besonders hilfreich sind Blogs und Foren, in denen Betroffene ihre Erfahrungen teilen. Hier finden Sie oft praktische Tipps und den Zuspruch, dass Sie nicht allein sind. Es gibt auch viele kostenlose Apps, die geführte Meditationen, Tagebuchfunktionen oder positive Affirmationen anbieten. Eine einfache Suche nach „Selbsthilfe Depression„ liefert eine Vielzahl nützlicher Angebote.

Arbeit kann Struktur und Sinn geben. Flexible Aufgaben oder ehrenamtliche Tätigkeiten bieten oft eine gute Balance. Für viele Betroffene ist es hilfreich, klein anzufangen, beispielsweise mit wenigen Stunden pro Woche. Diese kleinen Schritte können das Selbstbewusstsein stärken und ein Gefühl der Produktivität vermitteln. Gleichzeitig sollte der Stresslevel niedrig gehalten werden, um eine Überforderung zu vermeiden.

Teilen Sie Ihre Gedanken mit vertrauenswürdigen Menschen. Halten Sie eine Liste von Dingen, die Sie gerne tun, und versuchen Sie, diese regelmässig in Ihren Alltag einzubauen. Suchen Sie regelmässig den Kontakt zu Freunden und Familie. Entwickeln Sie einen Notfallplan für schwierige Tage.

Sinnvolle Beschäftigung kann einen entscheidenden Unterschied im Umgang mit Depressionen machen. Kleine Schritte wie das Finden einfacher Routinen oder das Setzen erreichbarer Ziele sind oft der Anfang eines positiven Wandels. Durch Aktivitäten wie kreatives Gestalten, regelmässige Bewegung oder den Aufbau sozialer Kontakte lässt sich das Wohlbefinden langfristig steigern. Wichtig ist, Geduld mit sich selbst zu haben und auch kleine Fortschritte anzuerkennen.

Umgang mit Suizidgedanken

Es ist äusserst wichtig, dass Sie sehr rasch eine ärztliche Behandlung aufsuchen, sei dies der Hausarzt oder Psychiater. Nicht nur die depressive Stimmung, sondern auch speziell Suizidgedanken und -absichten können wirksam behandelt werden. Es ist daher sehr wichtig, depressive Personen dazu zu bewegen, einen Arzt aufzusuchen oder aber zumindest anonym die Telefonseelsorge, dargebotene Hand oder ein Kriseninterventionszentrum oder einen Psychosozialen Dienst anzurufen. Telefonnummern sind vom Arzt zu erfragen bzw.

Suizidgedanken tauchen vor allem dann auf, wenn Belastungen und der Leidensdruck zu gross werden, um alleine getragen zu werden. Es ist wichtig, dass Sie sich Hilfe holen und über Ihre Situation sprechen, sonst besteht die Gefahr, dass die Suizidgedanken immer drängender werden und Sie ihnen immer weniger entgegensetzen können.

Wo stehen Sie?

Je nach Intensität der Suizidgedanken gibt es unterschiedliche Handlungsempfehlungen:

  • Ihre Widerstandskraft ist noch gross: Sie haben Suizidgedanken, können diese aber auch immer wieder «zur Seite schieben». Suchen Sie Unterstützung bei einer Vertrauensperson aus dem privaten Umfeld oder bei einer Fachperson.
  • Wenn sich Drang und Widerstand in der Waage halten: Nehmen Sie Suizidgedanken ernst. Sie befinden sich in einer kritischen Phase. Suchen Sie Unterstützung bei einer Vertrauensperson aus dem privaten Umfeld oder bei einer Fachperson.
  • Sie sind in akuter Gefahr: In Ihrer aktuellen Verfassung kann auch ein scheinbar nichtiges Ereignis einen Suizidversuch auslösen. Versprechen Sie sich zu warten und bleiben Sie nicht alleine. Holen Sie sich sofort Hilfe.

Die Rolle der Angehörigen

Wenn ein nahestehender Mensch an einer Depression leidet, löst dies bei Angehörigen grosse Verunsicherung aus: Wie soll ich damit umgehen, wenn mein Mann plötzlich wie abwesend wirkt? Soll ich ihn ansprechen oder in Ruhe lassen? Ist es kontraproduktiv, wenn ich meiner Frau sage, dass ich mir grosse Sorgen um sie mache?

«Schau, wie schön die Sonne scheint. Versuch doch, es zu geniessen». Depressive hören derlei gut gemeinte Aufforderungen oft. Sie sind aber genauso ungünstig wie Ermahnungen und Vorwürfe: «Jetzt nimm dich halt mal zusammen.» Depressive Menschen wünschen sich nichts mehr, als wieder aktiv und guter Dinge zu sein. Aber sie sind durch ihre Erkrankung vom eigenen Organismus ausgebremst. Sie können nicht wollen.

Was Angehörige tun können:

  • jemanden zu bestärken, wenn er Eigeninitiative zeigt.
  • ihn dabei zu unterstützen, nach und nach wieder zu einem geregelten Tagesablauf zu finden. Denn oft sind es die einfachsten Tätigkeiten wie sich anziehen oder zum Briefkasten gehen, die unüberwindbar geworden sind.

Wenn es Eltern schlecht geht, spüren dies schon kleine Kinder haargenau. Sie können es aber nicht einordnen, was um sie herum passiert und geben sich schnell die Schuld dafür. Deshalb sollten Eltern sie damit nicht alleine lassen und ihnen die Krankheit erklären. Gute Hilfsmittel dafür sind Bücher: «Mamas Monster» oder «Annikas andere Welt» sind für kleinere Kinder gedacht.

Eine Depression kann sich über Monate hinziehen, was für Angehörige kräftezehrend ist. Sie fühlen sich zuweilen ohnmächtig oder schuldig, sind erschöpft und überfordert und manchmal auch wütend.

Was Angehörige für sich selbst tun können:

  • eine Auszeit nehmen.
  • sich mit Freunden austauschen.
  • sich einer Selbsthilfegruppe für Angehörige anschliesst.
  • bei Bedarf selbst zum Therapeuten geht oder mit dem oder der Erkrankten zusammen ein «Angehörigengespräch» vereinbart.

Depressive Menschen lassen manchmal niemanden an sich heran und können abweisend sein. Das ist für jene, die helfen wollen, schwer nachvollziehbar und kränkend. Aber: Wer depressiv ist, tut dies nicht aus böser Absicht, sondern weil er in diesem Moment nicht anders reagieren kann. Angehörige, die sich dies bewusst machen und die Abweisung nicht persönlich nehmen, schaffen es besser, damit umzugehen.

Die Betroffenen sind krank, sie können nicht mehr «etwas wollen». Einem Depressiven fällt es oft sehr schwer, Aktivitäten zu beginnen und durchzuführen. Bereits das Aufstehen, Waschen und Ankleiden oder einfachste Tätigkeiten im Haushalt können für die Betroffenen enorm grosse Hürden sein. Hier können Angehörige und Freunde Hilfe leisten, indem sie den Erkrankten behutsam dabei unterstützen, zu einem geregelten Tagesablauf zu finden.

Depressive Patienten haben zudem krankheitsbedingt sehr grosse Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen. Helfen Sie mit, Geduld aufzubringen. Die Depression ist behandel- und heilbar, aber sie bessert sich meist in kleinen Schritten. Geben Sie Unterstützung zur Einhaltung der Therapie und zur regelmässigen Medikamenteneinnahme. Ergreifen Sie wenn nötig die Initiative und vereinbaren Sie für den Erkrankten einen Arzttermin. Bei Besserung ist es für Betroffene oft schwer, die notwendige Behandlung geduldig fortzuführen. Hier können Sie wertvolle Hilfe leisten. Geben Sie auch Unterstützung bei der wichtigen Rückfallvorbeugung, wenn es wieder besser geht. Helfen Sie dem Betroffenen, Therapie- und Kontrolltermine einzuhalten.

Wichtige Hinweise für Betroffene

Seien Sie geduldig mit sich. Eine Depression entwickelt sich meist langsam und bildet sich auch unter Behandlung eher schrittweise zurück. Wenn Sie Medikamente benötigen, nehmen Sie diese bitte genau nach ärztlicher Verordnung. Fragen Sie bei unangenehmen Begleiterscheinungen sofort nach. Auch wenn Sie sich besser fühlen, setzen Sie die Medikamente nicht ab.

Planen Sie jeden Tag jeweils am Vorabend möglichst genau (z.B. mit einem Stundenplan). Setzen Sie sich kleine und überschaubare Ziele. Führen Sie ein Stimmungstagebuch. Nach dem Aufwachen sollten Sie sofort aufstehen und das Bett verlassen. In der Depression ist das Wachliegen im Bett eine «Grübelfalle». Oft fällt dies sehr schwer.

Wenn es besser geht: Finden Sie mit Ihrem Arzt oder Therapeuten heraus, wie Sie Ihr persönliches Risiko für einen Rückfall vermindern können. Zum rechtzeitigen Erkennen und Verhindern einer neuen depressiven Episode kann es hilfreich sein, Frühwarnsymptome richtig zu erkennen.

Es kann für Betroffene sehr hilfreich sein, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschliessen, um sich unter Personen mit denselben Erfahrungen auszutauschen.

Psychische Gesundheit pflegen

Es ist wichtig, die eigene psychische Gesundheit zu pflegen. Stärken Sie deshalb Ihre Abwehrkräfte, achten Sie auf Ihre Work-Life-Balance und setzen Sie Ihre Ressourcen optimal ein. Dadurch beugen Sie Krankheiten und Depressionen vor. Bleiben Sie sozial aktiv und pflegen Sie Kontakte zu Menschen, die Ihnen guttun. Die Neugierde und das Dazulernen von Neuem halten Sie geistig frisch. Leben Sie Ihre Kreativität aus und bewegen Sie sich regelmässig. Genauso nötig ist die Entspannung: Lassen Sie zwischendurch einfach einmal die Seele baumeln.

Die Expertinnen und Experten der AXA und von Pro Mente Sana raten Ihnen Folgendes: Ignorieren Sie die Anzeichen einer psychischen Belastung nicht. Reden Sie darüber und lassen Sie sich rasch helfen.

Der Zyklus von Fühlen - Denken - Handeln hält eine Depression aufrecht und muss durchbrochen werden. Wenn man deprimiert und traurig ist sich trotzdem aufrafft und zwingt, etwas zu machen, was man schon lange einmal erledigen bzw. tun wollte, hat man wieder erste Erfolgserlebnisse und die Stimmung wird ein klein wenig besser. Um schrittweise Aktivitäten zu planen, hilft es, sich Ziele zu setzen. Ein Tool dafür sind die sogenannten SMART Ziele:

Finanzielle Aspekte

Diese Frage ist - wie bei allen Krankheitsfällen - sehr wichtig. Schliesslich können psychische Probleme durch Therapiekosten und Arbeitsausfall teuer werden. Aber keine Angst: Mit grosser Wahrscheinlichkeit sind Sie so versichert, dass der Grossteil der Kosten übernommen wird. Je nach Art der Behandlung werden die Kosten von der Grundversicherung oder von der Zusatzversicherung der Krankenkasse gedeckt oder müssen selber getragen werden.

Ärztliche Psychotherapien - also Therapien durch eine Psychiaterin oder einen Psychiater - werden von der Grundversicherung übernommen. Dasselbe gilt seit dem 01.07.2022 auch für psychologische Psychotherapien (durchgeführt von Psychologinnen und Psychologen), sofern diese durch eine Ärztin oder einen Arzt angeordnet werden. Da aktuell noch Unklarheit darüber herrscht, zu welchem Preis angeordnete psychologische Psychotherapien verrechnet werden dürfen, ist das Modell noch nicht in allen Kantonen umgesetzt.

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