Autismus-Abklärung und Diagnose bei Erwachsenen

Autismus wird vor allem mit Kindern in Verbindung gebracht, dennoch wird die Entwicklungsstörung teils erst im Erwachsenenalter diagnostiziert. Derzeit besteht eine hohe Nachfrage nach Autismus-Abklärungen sowie Autismus-spezifischen Behandlungen.

Was ist Autismus-Spektrum-Störung (ASS)?

Zunehmend wird davon ausgegangen, dass sich die Untergruppen nicht klar voneinander abgrenzen lassen, sodass von einer Autismus-Spektrum-Störung gesprochen wird. Die Ursachen der ASS sind noch nicht gänzlich geklärt. Es wird zwischen drei Kategorien unterschieden: Frühkindlicher Autismus (der eine hohe Stabilität bis ins Erwachsenenalter aufweist), Atypischer Autismus und Asperger-Syndrom. Gemeinsam sind den Störungen des autistischen Spektrums Beeinträchtigungen in den Bereichen soziale Interaktion, Kommunikation und stereotype repetitive Verhaltensweisen.

Autismus bei Frauen

Autismus wird bei Männern häufiger diagnostiziert als bei Frauen. Bei Frauen zeigen sich autistische Merkmale oft subtiler. Sie entwickeln häufig bessere Kompensationsstrategien und ihre Spezialinteressen werden als sozial akzeptabler wahrgenommen. Emotionale Schwierigkeiten richten Frauen eher nach innen. Dadurch erhalten viele Frauen erst im Erwachsenenalter eine Diagnose und angemessene Unterstützung.

Ursachen von Autismus

Bzgl. der Ursachen sind diese sicher sogenannt multifaktoriell. Eine wichtige Rolle spielt die Genetik - welche Rolle vorgeburtlich Einflüsse spielen ist noch unklar.

Überlappende Symptomatik mit ADHS

Die Symptomatik beider Diagnose ist teilweise überlappend, da doch einige Kinder mit der Diagnose ADHS assoziiert auch Entwicklungsprobleme im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung zeigen. Es gibt auch Überlappungen bzw. die Situation, dass ein Kind beide Diagnosekriterien parallel erfüllt.

Diagnostik

Die Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung erfordert, dass Fachpersonen mit Erfahrung im Gebiet eine spezielle Abklärung mit Gesprächen und Tests durchführen. Dabei wird die gesamte Entwicklung seit der frühen Kindheit untersucht, da ASS immer seit der Kindheit vorhanden ist. Ziel einer Diagnostik ist nicht, Menschen in defizitäre Beschreibungen zu pressen, sondern zu befähigen, eigene, nicht wertende, Beschreibungen für ihr Erleben zu finden, und zu prüfen, ob und wie diese mit dem gängigen medizinischen Klassifikationssystem übereinstimmen.

Vorteile einer Diagnose

Viele Betroffene berichten, dass die Diagnosestellung ihnen half, sich mit ihrem ganzen Selbst zu versöhnen, inklusive der autismusspezifischen Besonderheiten (wie eine Klientin formulierte: "Ich bin nicht komisch, als Autistin bin ich sogar völlig normal!"). Zudem kann die Kommunikation mit dem Umfeld erleichtert werden. Mit einer Diagnose können zudem Therapien wie Psychotherapie und ausbildungs-/ berufsbezogene Unterstützungsmassnahmen (z. B. Jobcoaching) sowie allenfalls wohnbezogene Unterstützungsmassnahmen (wie z. B. Wohncoaching) in Anspruch genommen werden.

Therapie und Behandlung

Patientinnen und Patienten mit einer Autismus-Spektrum-Störung können ambulant behandelt werden. Wir bieten eine Therapiegruppe für Erwachsene mit hochfunktionalem Autismus an. Teilnahmebedingung ist eine vorhandene Diagnose (Autismus-Spektrum-Störung). Ein Medikament gegen Autismus gibt es nicht - es gibt lediglich gegen einige Symptome Medikamente (z.B. bei Hyperaktivität Stimulanzien, bei Agitation Neuroleptika usw.).

Psychotherapie bei Autismus-Spektrum

Als eidgenössisch anerkannte Psychotherapeutin und Expertin für das Autismus-Spektrum biete ich Ihnen qualifizierte Psychotherapie bei Autismus-Spektrum und Autismus-Spektrum-Störungen (frühere Bezeichnung: Asperger-Syndrom, hochfunktionaler Autismus, frühkindlicher Autismus). Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass neurologische Diversität wertgeschätzt werden soll und Menschen auf dem Autismus-Spektrum sowie andere Neuro-Minderheiten akzeptiert und geschätzt werden sollen, so wie sie sind. Heilung und Normalisierung von Autismus ist nicht möglich und nicht das Ziel. Verbergen und Maskieren autistischer Eigenschaften kann gemäss aktueller Forschungsbefunde mit Erschöpfung, Burnout, Angst und Depression der Betroffenen einher gehen.

Ziele der Psychotherapie

Typische Ziele einer Psychotherapie mit Menschen auf dem Autismus-Spektrum sind stattdessen je nach Wunsch und Bedarf die Stärkung der Fähigkeit, das eigene Erleben zu Beschreiben, eigene Gefühle und Bedürfnisse besser wahrzunehmen und die Selbstakzeptanz zu stärken. Womöglich kann es wichtig sein, Lebenserfahrungen zu verarbeiten, mit dem Wissen der neu gestellten Diagnose. Ausserdem ist oft ein besserer Umgang mit Stress ein Ziel, sowie den Umgang mit sozialen Situationen zu verbessern.

Besonderheiten der Psychotherapie bei Autismus-Spektrum

Gemäss Forschungsbefunden und eigener praktischer Erfahrung muss der Rahmen der Psychotherapie an die Bedürfnisse von Menschen auf dem Autismus-Spektrum angepasst werden. So ist beispielsweise eine feste Struktur der Therapie (wie gleichbleibende Sitzungsabstände, Vorhersehbarkeit (wie Planung der Themen im Voraus), transparente und klare Kommunikation, eine Umgebung mit möglichst keinen Störgeräuschen, indirektem Licht und genügend Körperabstand sowie die Möglichkeit auch schriftlich (z. B. Oft dauert eine Psychotherapie bei Menschen auf dem Autismus-Spektrum länger, weil Autist:innen häufig Themen vertieft behandeln möchten oder sich eine längerdauernde Begleitung wünschen.

Neurodiversität

Neurodiversität bezeichnet den Umstand, dass Hirne verschieden sind. Der Neurodiversitäts-Ansatz heisst die Vielfalt menschlicher Hirnentwicklungen und Hirnfunktionsweisen gut. Untypische Entwicklungen und Funktionsweisen werden als Bereicherung statt Störung angesehen. Aufgrund des Zusammenspiels von Merkmalen der neurodivergenten Person und Merkmalen der Umgebung entsteht je nachdem Wohlbefinden und Erfolg oder Probleme und Behinderungen. Zu den sog. Neuro-Minderheiten werden neben Menschen mit AS u.a. auch Menschen mit ADHS und Hochbegabung gezählt. Manche Merkmale von verschiedenen Neuro-Minderheiten überschneiden sich. Neuro-Minderheiten treten zudem z. T. gemeinsam zusammen auf und es sind auch genetische Zusammenhänge bekannt.

Der Ansatz der Neurodiversität

Gemäss dem Ansatz der sog. "Neurodiversität" ist das Autismus-Spektrum ein Teil der natürlichen Form menschlicher Vielfalt in der Hirnentwicklung. Es wird davon ausgegangen, dass unterschiedliche Arten der Hirnentwicklung unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich bringen. Das Autismus-Spektrum ist somit keine "Störung", sondern eine untypische Art des Wahrnehmens, Denkens, Fühlens und Verhaltens, die sich in einigen Aspekten von den Eigenschaften der Mehrheit (den sog. "Neurotypischen") unterscheidet.

Unterstützung für Angehörige

Angehörige von Menschen auf dem Autismus-Spektrum sind auf besondere Weise gefordert. Als Spezialistin für das Autismus-Spektrum kann ich Ihnen emotionalen Support bieten. Unter Umständen kann ich Ihnen ausserdem weitere Informationen und praktische Hilfestellungen zur Hand geben, um Sie als Angehörige zu stärken. Sind Sie Partner:in eines Menschen auf dem Autismus-Spektrum, können Sie auf meine Kompetenz im Bereich der Paartherapie und Paarberatung für Menschen auf dem Autismus-Spektrum zurück greifen.

Tipps für Eltern

Wichtig ist: Ihr Kind bleibt die gleiche Person, trotz Diagnose. Da Sie jetzt wissen, dass Ihr Kind im Autismus-Spektrum ist, können Sie das Verhalten und die besonderen Bedürfnisse ihres Kindes besser verstehen. So können Sie Ihr Kind richtig unterstützen und ihm helfen, sein Potential auszuschöpfen. Ihr Kind kann von einer angemessenen, manchmal durchaus intensiven Unterstützung ab dem frühen Kindesalter profitieren.

Wie sage ich es meinem Kind?

Kinder mit Autismus haben Schwierigkeiten mit neuen Informationen umzugehen. Es fällt ihnen besonders schwer, wenn sie Angst haben, sich gestresst fühlen oder sich in einer unbekannten Umgebung befinden. Es gibt nicht „den richtigen Weg“, Ihr Kind über die Diagnose zu informieren.

Wie wird mein Kind reagieren?

Jedes Kind mit Autismus ist anders und so wird auch die Reaktion auf die Diagnose bei allen Betroffenen unterschiedlich ausfallen. Einige Kinder reagieren erleichtert, da sie jetzt ihr Verhalten besser verstehen können. Andere Kinder reagieren besorgt und haben Angst, dass etwas mit ihnen falsch ist. Dies kann sich negativ auf ihre Gesundheit auswirken. Es ist ganz wichtig, dass Sie betonen, dass Autismus keine Krankheit ist.

Wie können sich Lehrpersonen über Autismus informieren?

Damit Lehrpersonen ein Kind mit Autismus bestmöglich in der Schule fördern können, müssen sie über Autismus aufgeklärt werden.

Merkmale des Autismus-Spektrums

* Andersartige Verarbeitung sozialer Signale* Ungewöhnliche Arten der Kommunikation* Untypische soziale Bedürfnisse* Intensive oder ausgewählte Interessen* Beschäftigung mit einem Spezialgebiet* Rituale wie z. B. gleichförmige Abläufe im Alltag oder wiederholte Bewegungen zur Selbstberuhigung* Auffälligkeiten in der Art, wie Sinnesreize wahrgenommen werden, z. B. Geräuschempfindlichkeit und häufiges Erleben von Reizüberflutung in reizintensiven Situationen
Merkmal Beschreibung
Soziale Interaktion Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion, Schwierigkeiten Kontakte zu knüpfen oder mit anderen Menschen zu kommunizieren
Kommunikation Kontakt- und Kommunikationsstörung, können sich nicht in andere Menschen hineinversetzen und nonverbale Signale nicht richtig deuten
Verhaltensweisen Stereotype repetitive Verhaltensweisen

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