Katzenverhalten bei Schmerzen erkennen

Chronische Schmerzen bei Katzen, besonders bei älteren Katzen, werden häufig übersehen. Sie treten still und schleichend auf, können jedoch die Lebensqualität des Tieres erheblich beeinträchtigen. Da chronische Schmerzen bei Katzen oft schlecht angezeigt werden und kaum sichtbar sind, verdienen sie besondere Aufmerksamkeit. Ein frühzeitiges Erkennen und eine gezielte Behandlung können das Wohlbefinden und den Alltag Ihres vierbeinigen Freundes erheblich verbessern. Dieser Artikel soll Ihnen helfen, Anzeichen für Unwohlsein oder Leiden bei Ihrer Katze zu erkennen, damit Sie rechtzeitig Ihren Tierarzt konsultieren und geeignete Massnahmen ergreifen können.

Warum werden chronische Schmerzen bei Katzen selten bemerkt?

Katzen verbergen Schmerzen instinktiv, um in der Natur nicht als schwach wahrgenommen zu werden. Als Raubtier, aber auch als Beute in der Natur, verbirgt sie von Natur aus ihre Schwächen. So wird eine Katze, die Schmerzen hat, nicht unbedingt humpeln, miauen oder sich beklagen. Statt zu lahmen oder zu miauen, zeigen sie meist subtile Verhaltensänderungen, die leicht mit „normalem Altern“ verwechselt werden. Vielmehr wird sie ihr Verhalten auf subtile Weise ändern.

Welche Anzeichen deuten auf chronische Schmerzen hin?

Chronische Schmerzen zu erkennen, erfordert oft die aufmerksame Beobachtung kleiner Veränderungen im täglichen Verhalten. Typisch sind eingeschränkte Beweglichkeit (z. B. kein Hochspringen mehr), veränderte Fellpflege, verminderter Appetit, Unsauberkeit, Rückzug, Aggressivität, vermehrtes Miauen oder übermässiges Lecken bestimmter Körperstellen. Diese Anzeichen sind umso bedeutender, wenn sie allmählich auftreten, ohne dass sich die Umgebung wesentlich verändert hat.

Grundsätzlich ist jede Verhaltensänderung einer Katze Anlass, sich genauer mit ihr zu befassen und die Beobachtungen allenfalls einem Tierarzt zu schildern: Wer nicht gleich hinfahren möchte, kann auch erstmal telefonisch um eine fachliche Einschätzung bitten. Wenn die Katze unrein wird, muss zunächst abgeklärt werden, ob als wahrscheinlichste Ursachen schmerzhafte Blasen- oder Nierenprobleme vorliegen - und nicht etwa «Protest»-Verhalten wie oft fälschlich vermutet. Wenn sie plötzlich mehr miaut als gewohnt, könnten unter anderem Gehörprobleme die Ursache sein.

Es gibt verschiedene Anzeichen, die uns Hinweise darauf geben, ob Ihre Katze schmerzhaft ist. Die Universität Glasgow hat dazu eine Schmerzskala bei der Katze entwickelt (Glasgow Composite Measure Pain Scale: CMPS).

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Neben einer Veränderung der Körpersprache und Verhaltensveränderungen, spielt die Mimik eine wichtige Rolle in der Schmerzerkennung deiner Katze. Beim Feline Grimace Scale handelt es sich um einen Fragebogen mit Punktesystem, den du ausfüllst. Du kannst durch fünf Merkmale ermitteln, ob deine Katze gerade keine, geringe, mittelmäßige oder mittelmäßige bis starke Schmerzen hat. Entwickelt von der Universität Montreal, haben die Forscher dieselbe Katzen einmal mit und ohne Schmerzen fotografiert. Im Anschluss verglichen sie die Bilder unter mathematischen Aspekten miteinander. Und fanden dabei heraus: Hat eine Katze Schmerzen, zieht sich alles in ihrem Gesicht zusammen. Es verspannt sich so, dass es Einfluss auf die Abstände zwischen den einzelnen Gesichtsteilen hat und in welcher Distanz die Gesichtsmerkmale zueinander stehen.

Am besten holst du dir die App oder lädst dir das PDF zum Feline Grimace Scale herunter. Das Tolle ist, dass du Beispielbilder für die drei verschiedenen Zustände bekommst, die du als Vergleich heranziehen kannst und anhand derer du Punktzahlen vergibst.

Um dir ein besseres Bild zu zeichnen, schauen wir uns erst einmal an, wie ein schmerzfreies Katzengesicht aussieht: Geht es deiner Katze gut, sind ihre Ohren aufgestellt und nach vorne gerichtet. Die Augen sind geöffnet und der Mund entspannt. So dass du quasi kleine Bäckchen erkennen kannst. Ihre Tasthaare hängen entspannt und leicht gebogen nach unten. Der Kopf ist über der Schulterlinie, sodass du ihren Halsbereich siehst.

Hat deine Katze aber schwache bis mittelgradige Schmerzen, können wir das schon an einer leicht veränderten Mimik erkennen: Ihre Ohren sind leicht nach außen gezogen. Ihre Augen sind nicht mehr ganz geöffnet. Der Mundbereich ist leicht angespannt. Die Tasthaare sind leicht gebogen oder gerade. Der Kopf befindet sich nicht mehr über der Schulterlinie, sondern auf ihr, so dass der Hals verschwindet.

Leidet deine Katze unter mittelgradigen bis hochgradigen Schmerzen sind die Ohren flach und nach außen gedreht, so dass du den hinteren Bereich des Ohres siehst. Die Augen sind zusammengekniffen, der Mund angespannt. Ihre Tasthaare sind gerade, zeigen vielleicht sogar nach vorne. Der Kopf ist unter der Schulterlinie und oft nach unten gerichtet.

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Welche Erkrankungen verursachen bei Katzen häufig chronische Schmerzen?

Häufige Ursachen sind Arthrose, Gelenkerkrankungen, Zahnerkrankungen, innere Erkrankungen (z. B. Organprobleme) oder chronische Entzündungen. FORL ist eine Zahnerkrankung, die von außen erst einmal nicht zu sehen aber sehr schmerzhaft ist. Auch Arthrosen kommen häufiger vor und eventuell fällt dir nur ein anfänglich steifer Gang nach dem Schönheitsschlaf auf. Die Blasenentzündungen erwähnte ich bereits, auch da braucht es ein gutes Auge.

Warum beeinträchtigt chronischer Schmerz die Lebensqualität so stark?

Anhaltende Schmerzen führen bei Katzen zu Rückzug, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Angst und Verhaltensänderungen. Anhaltender Schmerz führt zu Rückzug, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Angst und Verhaltensänderungen. Ohne Behandlung sinken Vitalität, Lebensqualität und oft auch die Lebenserwartung. Ihr emotionaler Zustand wird instabil: Angst, Unruhe, depressive Verstimmungen, Reizbarkeit und der Verlust sozialer Bindungen sind häufig.

Schmerzen mindern die Lebensqualität eines Tieres und haben weitreichende negative Folgen, wenn sie nicht richtig behandelt werden, was letztlich das Leben des Tieres verkürzt. Leidet eine Katze dauerhaft oder wiederholt an starken Schmerzen, kann sich das Gehirn der Katze strukturell und funktionell verändern. Dies geschieht dadurch, dass die auf Schmerzen spezialisierten Nervenstrukturen nach und nach intensiver reagieren. Ein Schmerzgedächtnis entsteht.

Katzen gelten als kleine Neurotiker, die Änderungen in ihrer Umgebung, im sozialen Gefüge oder Stress durch Schmerzen nur schlecht kompensieren können. Die Anzeichen für Stress können bei Katzen sehr unterschiedlich sein und für Katzenfreunde auch überraschend. Da Stress über die Zeit schlimme Folgen haben kann, solltest du auf einige Dinge achten.

  • Rückzug, die Katze lebt fast nur noch in Verstecken.
  • Übermäßiges Putzen: Katzen neigen dazu, sich durch Putzen selbst zu beruhigen. Das kann bis zu kahlen Stellen oder sogar Wundlecken gehen.
  • Verdauungsprobleme: Genau wie bei uns Menschen, können auch gestresste Katzen eine Art Reizdarm bekommen.
  • Blasenentzündungen: eine leider sehr häufige Problematik bei gestressten Katzen, die sogar chronisch werden kann.
  • Hecheln, Speicheln und Zittern: Dies kann in extremen Stresssituationen auftreten. Du kennst es vielleicht von der Fahrt zum Tierarzt. Die Katze ist in höchstem Stress und das sollte ihr möglichst nur kurzzeitig zugemutet werden.

Was soll ich tun, wenn ich den Verdacht auf chronische Schmerzen habe?

Wenn Sie vermuten, dass Ihre Katze an chronischen Schmerzen leidet, insbesondere wenn Sie oben beschriebene Änderungen ihrer Gewohnheiten feststellen, ist es wichtig, einen Tierarzt zu konsultieren. Lassen Sie Ihre Katze vom Tierarzt untersuchen. Dieser kann die Ursache feststellen, den Schmerzgrad einschätzen und eine gezielte Therapie einleiten - z. B. Schmerzmittel, Anpassungen der Umgebung oder Ernährungsumstellungen.

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Tierärzte setzen bereits vor jedem operativen Eingriff Schmerzmittel präventiv ein, um Schmerzen bei der Katze während und nach der Operation zu lindern. Zusätzlich können Lokalanästhetika zur örtlichen Betäubung eingesetzt werden. Schmerzen bei Katzen lassen sich heutzutage gut behandeln. Wichtig ist nur, die Anzeichen rechtzeitig zu erkennen und schnell eine entsprechende Schmerztherapie zu beginnen.

Kann man chronische Schmerzen bei Katzen vorbeugen?

Man kann das Risiko senken, indem man die Katze regelmässig tierärztlich untersuchen lässt, auf ein gesundes Gewicht achtet, altersgerechte Bewegung fördert und bei ersten Anzeichen von Unwohlsein schnell reagiert.

Je besser du auf die Bedürfnisse und Probleme deiner Katze eingehst, umso weniger gestresst wird sie sein. Hat sie bereits Stress, schaffe ihr ein möglichst stressfreies Umfeld. Biete deiner Katze ein Umfeld, in dem sie sich sicher fühlt und welches ihre Ansprüche an Rückzugsorte, Unterhaltung sowie Kuschelzeit erfüllt.

Regelmäßige Tierarztbesuche sind entscheidend, um sicherzugehen, dass deine Katze keine Schmerzen hat. Dasselbe gilt für eine hochwertige Ernährung, die dazu beiträgt, dass deine Katze lange gesund bleibt. Ein liebevolles und sicheres Zuhause bedeutet weniger Stress für Katzen und trägt zu einem glücklichen Katzenleben bei.

Lass Dich nicht entmutigen, wenn du glaubst, dass deine Katze an Angstzuständen leidet. Mit Liebe, Geduld und professioneller Unterstützung kannst du ihr helfen, ein gesünderes und glücklicheres Leben zu führen.

Anzeichen für Schmerzen bei Katzen Beschreibung
Veränderungen im Verhalten Rückzug, Aggressivität, vermehrtes Miauen, Unsauberkeit
Eingeschränkte Beweglichkeit Kein Hochspringen mehr, Schwierigkeiten beim Treppensteigen
Veränderte Fellpflege Vernachlässigung der Fellpflege, übermässiges Lecken
Verminderter Appetit Weigerung zu essen oder zu trinken
Gesichtsausdruck (Feline Grimace Scale) Veränderte Ohrenposition, zusammengekniffene Augen, angespannter Mund

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