Psychische Belastungen im Beruf nehmen zu. Menschen sind die wichtigste Ressource eines Unternehmens. Erfolgreich arbeiten kann es nur, wenn die Mitarbeitenden motiviert und leistungsfähig sind. Arbeitgeber sind nicht zuletzt von Gesetzes wegen verpflichtet, die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu schützen. Mit den richtigen Massnahmen fördern Sie die mentale Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden.
25. 6,5 Milliarden Franken gehen den Schweizer Unternehmen jedes Jahr verloren, weil ihre Mitarbeitenden unter arbeitsbezogenem Stress leiden. Was können Arbeitgebende für die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden tun? Priorisieren: Unternehmen haben viele Möglichkeiten - und auch die Pflicht, für das mentale Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden zu sorgen.
Was ist psychische Gesundheit?
«Ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann.» So definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) psychische Gesundheit. Im Privat- und Arbeitsleben wirken überall positive und negative Kräfte. Wir alle haben Möglichkeiten, mental gesund zu bleiben. Als Arbeitgeber haben Sie es in der Hand, diese Kräfte zu fördern. Lesen Sie dazu unseren Artikel: Mentale Gesundheit verbessern: 9 praktische Tipps.
Ursachen für psychische Belastung am Arbeitsplatz
- Arbeitsüberlastung: Hoher Druck und über längere Zeit zu viele Aufgaben können zu Stress oder Burnout führen. Nur negativer Stress ist schädlich. Über kürzere Zeit und mit den richtigen Mitteln zum Ausgleich kann Stress auch motivierend wirken.
 - Mobbing und Diskriminierung: Schikanen, Belästigung oder Diskriminierung durch Vorgesetzte oder Teammitglieder belasten die Psyche.
 - Schlechte Führungspraxis: Dazu gehören beispielsweise unklare Zuständigkeiten, mangelnde Wertschätzung oder Unterstützung, fehlendes Einbeziehen bei Entscheidungen, mangelnde Kommunikation oder auch ein schlechtes Management von Veränderungen.
 - Arbeitsplatzunsicherheit: Die Angst um den Arbeitsplatz kann zu chronischem Stress führen.
 - Permanente Erreichbarkeit: Wer in einer rundum vernetzten Welt nicht mehr abschalten kann und meint, permanent erreichbar sein zu müssen, kommt nie zur Ruhe - eine Gefahr für die mentale Gesundheit.
 
Wie äußern sich psychische Belastungen?
Psychische Belastungen äussern sich auf drei Ebenen: mental, im Körper und im Verhalten der betroffenen Person. Auf mentaler Ebene begünstigen sie Depressionen, Angststörungen, Burnouts etc. Auf Ebene des persönlichen Verhaltens ist jemand beispielsweise in sich zurückgezogen, lustlos und demotiviert, unkonzentriert, überfordert, ablehnend und fehlt häufig. Auch der vermehrte Konsum von Alkohol und psychoaktiven Substanzen sind mögliche Anzeichen für psychische Belastungen.
Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz
Es hilft den Mitarbeitenden, wenn Führungskräfte diese kennen und wenn möglich eliminieren. Wichtig ist, dass sie mentale und körperliche Beschwerden sowie Verhaltensänderungen einer Person als Signal wahrnehmen, dass jemand aus dem Gleichgewicht gerät.
Lesen Sie auch: Belastung nach Organtransplantation
Was können Arbeitgeber tun?
- Ein angenehmes Betriebsklima schaffen: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeitenden gern zur Arbeit kommen. Etwa durch eine wertschätzende Unternehmenskultur, in der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Ideen und Meinungen offen einbringen und wo Leistung mit Lob, Dank und einem fairen Gehalt anerkannt wird.
 - Work-Life-Balance unterstützen: Bieten Sie flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle und Homeoffice-Möglichkeiten an, um eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu ermöglichen.
 - Ergonomische Arbeitsplätze bereitstellen: Stellen Sie sicher, dass die Arbeitsplätze ergonomisch gestaltet sind, um körperliche und psychische Belastungen zu reduzieren.
 - Stressbewältigungskurse anbieten: Organisieren Sie Workshops und Coachings zur Stressbewältigung und Achtsamkeit. Das stärkt die Widerstandfähigkeit (Resilienz) Ihrer Mitarbeitenden.
 - Gesundheitsfördernde Programme anbieten: Bieten Sie Programme zur Gesundheitsförderung an, zum Beispiel Fitnesskurse oder Ernährungsberatung. Diese sind im Idealfall Teil einer gezielten betrieblichen Gesundheitsförderung.
 - Führungskräfte schulen: Sensibilisieren Sie Ihre Führungskräfte für das Thema psychische Gesundheit und schulen Sie sie im Umgang mit betroffenen Mitarbeitenden.
 - Angenehme Arbeitsumgebung schaffen: Sorgen Sie für ein angenehmes Arbeitsumfeld und Arbeitsbedingungen mit ausreichend Licht, frischer Luft und Ruhebereichen.
 
Was können Führungskräfte tun?
Führungskräfte spielen eine wichtige Rolle für das mentale Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden. Führungspersonen nehmen eine doppelte Schlüsselrolle ein: Einerseits hat ihr Verhalten direkte Auswirkungen auf die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden. Andererseits sind sie es, die im Gespräch und Umgang mit ihren Mitarbeitenden psychische Probleme unter Umständen früh erkennen und darauf reagieren können.
- Schaffen Sie eine Kultur, in der man offen über sein psychisches Befinden sprechen kann. Wer sich vor Stigmatisierung fürchtet, wird psychische Erkrankungen und Probleme nicht preisgeben.
 - Widmen Sie sich nicht nur der Leistung Ihres Personals. Interessieren Sie sich vielmehr für die Menschen, die Sie beschäftigen, beispielsweise für ihre Hobbys.
 - Kommunizieren Sie Ihre Erwartungen und Ziele klar und transparent. Das macht Sie als Führungsperson berechenbar. Etablieren Sie zugleich eine Kultur, in der Fehler gemacht werden dürfen. Sie passieren sowieso.
 - Die Menge an Arbeit muss sich für jede Person im richtigen Rahmen bewegen und ihren Qualifikationen und Aufgaben entsprechen. Weder zu viel noch zu wenig Arbeit tut der psychischen Gesundheit gut.
 - Wenn die Menge der Arbeit hoch und die Zeit knapp ist, steigt der Druck. Denken Sie daran: Ist der Druck ständig zu hoch, löst dies permanenten Stress aus.
 - Mitarbeitende, die im Rahmen ihrer Expertise und Erfahrung Handlungsspielraum bekommen und eigenständig Entscheide treffen können, erleben Selbstwirksamkeit. Das motiviert sie, eine gute Leistung zu erbringen. Stärken Sie Ihren Mitarbeitenden dafür den Rücken. In Krisen kann es aber auch nötig sein, Mitarbeitende vom Entscheidungsdruck zu entlasten.
 - Ermutigen Sie Mitarbeitende, regelmässige Pausen einzulegen und sich zu erholen. Das gilt auch beim Arbeiten im Homeoffice und besonders für Wochenenden und Ferien. Seien Sie als Führungsperson darin ein Vorbild für Ihre Mitarbeitenden.
 - Stellen Sie sich entschlossen gegen jede Art von Diskriminierung oder Belästigung, damit sich alle Mitarbeitenden am Arbeitsplatz wohlfühlen. Beispielsweise sind anzügliche oder herablassende Bemerkungen oder auch ungerechte Bevorzugungen ein absolutes No-Go und dürfen nicht toleriert werden.
 - Fördern Sie den Zusammenhalt im Team durch Teambuilding-Aktivitäten wie Ausflüge oder gemeinsame Pausen sowie regelmässige Teamveranstaltungen. Das steigert das gegenseitige Vertrauen und schafft eine Grundlage, auch über Emotionen zu sprechen.
 
Was tun bei Anzeichen psychischer Überlastung?
Was tun, wenn bei der Arbeit auffällt, dass jemand Anzeichen psychischer Überlastung zeigt? Die Person ansprechen und fragen: «Wie geht es dir?» Organisationen wie Pro Mente Sana bieten spezielle Kurse für Erste-Hilfe-Gespräche an. Hier lernen Führungskräfte, Mitarbeitende und Berufsbildende, auf die mentale Gesundheit ihrer Mitmenschen zu achten und richtig zu reagieren.
Die Rolle des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM)
Ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) hilft dabei, die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden zu stärken. In die Prävention zu investieren, lohnt sich. Wie viel Geld Sie damit einsparen? Berechnen Sie das Einsparpotenzial eines systematischen betrieblichen Gesundheitsmanagements mit unserem Rechner. Bei Fragen sind wir gerne für Sie da.
Psychische Belastungen nehmen gesamthaft zu, wie die Schweizerische Gesundheitsbefragung von 2022 ergab. Einen ähnlichen Trend zeigt der Job-Stress-Index 2022: Über 28 Prozent der Befragten berichten über mehr Belastungen als Ressourcen, und über 30 Prozent fühlen sich emotional erschöpft. Arbeitsbezogener Stress kostet die Schweizer Wirtschaft rund 6,5 Milliarden Franken.
Ist die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden beeinträchtigt, ist das nicht nur für die betroffenen Personen und deren Umfeld schlimm. Auch die Nachteile für das Unternehmen sind gross. Darunter leiden nicht nur die Betroffenen. Betrieb schaden.
Lesen Sie auch: Charakteranalyse: Winnie Puuh
Gesunde Arbeitsumgebung: Die drei Faktoren
Was macht eine gesunde Arbeitsumgebung aus? Für Krause sind es primär drei Faktoren:
- Ein positives soziales Miteinander: Kollegiale Unterstützung und eine verständnisvolle Führungskraft sind entscheidend.
 - Autonomie und Entscheidungsspielräume: Mitarbeitende, die Gestaltungsspielraum haben, fühlen sich weniger belastet.
 - Angemessene Arbeitsmenge: Zu hohe Arbeitsintensität und ständige Unterbrechungen wirken sich negativ aus.
 
Die Herausforderung für die meisten Unternehmen liegt darin, diese Aspekte gezielt zu fördern.
Beispiele für Präventionsmassnahmen
Institutionen können Massnahmen treffen, um Belastungen zu reduzieren oder zu verhindern. Wirksame Präventionsmassnahmen setzen sowohl beim Mitarbeitenden wie auch bei der Organisation an. In dieser Rubrik finden Sie nützliche Empfehlungen - unter anderem zu den Fragen, wie sich Arbeitsprozesse optimieren lassen und wie das Gesundheitsbewusstsein der Mitarbeitenden wachsen kann.
Oberstes Ziel des Betrieblichen Gesundheitsmanagements ist es, die Gesundheitsperspektive in Entscheidungen, Strukturen, Prozessen und in der Führung systematisch zu berücksichtigen. Dabei können Betriebe mehrfach aktiv werden:
- Gesundheit der Mitarbeitenden als strategisches Ziel verankern
 - Betriebs- und Teamkultur fördern
 - Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben fördern
 - Wertschätzende und mitarbeiterorientierte Führung leben (gesundheitsförderliche Werte in Führungsgrundsätzen verankern)
 - Früherkennung negativer Veränderungen und von Überforderung stärken
 - Partizipation der Mitarbeitenden systematisch ermöglichen
 - Kontinuierliche Weiterbildung und Weiterentwicklung ermöglichen
 - Ressourcenorientierte Eingliederung
 
Mit dem Ziel, die Prävention psychosozialer Risiken zu verstärken, hat das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) mit Unterstützung von Sozialpartnern und dem interkantonalen Verband für Arbeitnehmerschutz (IVA) seit dem 1. Januar 2014 einen neuen Vollzugsschwerpunkt lanciert. In Übereinstimmung mit den kantonalen Arbeitsinspektoraten, die schweizweit mit dem Vollzug des Arbeitsgesetzes betraut sind, wird das Augenmerk bei den geplanten Kontrollaktivitäten auf die psychosozialen Risiken gerichtet.
Lesen Sie auch: GdB bei psychischen Leiden: Was Sie wissen müssen
tags: #psychische #belastung #am #arbeitsplatz #maßnahmen #beispiele