Der MAS Psychotherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem und interpersonalem Schwerpunkt wird von der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie des Instituts für Psychologie der Universität Bern angeboten.
Zielgruppe und Voraussetzungen
Das Angebot richtet sich an Psychologinnen und Psychologen mit abgeschlossener Hochschulausbildung (Hauptfachabschluss in Psychologie, Master in Psychology oder äquivalenter Studienabschluss), die sich mit einer an die im Psychologiestudium erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten anknüpfenden Weiterbildung für die selbständige Berufsausübung als Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten qualifizieren möchten.
Zielsetzung des MAS Psychotherapie
Der MAS Psychotherapie soll auf der Grundlage eines in der empirischen Psychologie fundierten Menschenbildes theoretische Kenntnisse und praktische Kompetenzen vermitteln, die für eine selbständige Ausübung wissenschaftlich fundierter Psychotherapie erforderlich sind. Diesem Ziel gemäß ist die empirisch nachgewiesene Wirksamkeit von Interventionsformen und die nachgewiesene funktionale Bedeutung therapeutischer Wirkfaktoren wesentliches Kriterium für die Bestimmung der Ausbildungsinhalte. Die Teilnehmenden sollen nicht nur Kenntnis von den einschlägig relevanten Ergebnissen der empirischen Therapieforschung erhalten, sondern auch dazu angeleitet werden, sie in reflektiertes und wirksames therapeutisches Handeln umsetzen zu können.
Struktur und Inhalte der Weiterbildung
Die insgesamt vier Jahre dauernde Weiterbildung ist zeitlich so strukturiert, dass sie berufsbegleitend absolviert werden kann, allerdings ist sie unvereinbar mit einer vollen Arbeitsstelle (empfohlen wird ein Anstellungsgrad von 70-80 Prozent). Der hauptsächlich auf die ersten beiden Weiterbildungsjahre konzentrierte Teil 'Wissen und Können' erfolgt zum grössten Teil in Form eines festen Kurscurriculums mit wöchentlich ein bis zwei Kurstagen à acht Stunden (jeweils Freitag oder Freitag/Samstag), ergänzt durch Übungen und Literaturstudium. Begleitend zu diesem curricular strukturierten Weiterbildungsteil beginnen die TeilnehmerInnen mit Selbsterfahrung und der Durchführung eigener Therapien unter Supervision. Im dritten und vierten Weiterbildungsjahr liegt der Schwerpunkt ganz auf der eigenen Therapietätigkeit, Supervision und ggf. Selbsterfahrung.
Bestandteile der Weiterbildung:
- Wissen und Können: 40 ECTS (mind. ca.
 - Therapeutische Tätigkeit: 25 ECTS (mind.
 - Supervision: 20 ECTS (200 Einheiten, davon mind. 50 im Einzelsetting und mind.
 - Selbsterfahrung: 5 ECTS (100 Einheiten, davon mind.
 - Klinische Tätigkeit: mind.
 
Ein in der empirischen Psychologie fundiertes allgemeines Modell von psychischem Funktionieren, der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen sowie von psychotherapeutischen Veränderungsprozessen wird vermittelt. Psychotherapeutische Beziehungsgestaltung; Ressourcenaktivierung und Problemaktualisierung im Paar-, Familien- und Gruppensetting.
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Die Rolle der Supervision
Die Supervision dient einerseits dazu, eine Verbindung zwischen den im Weiterbildungsteil Wissen und Können gelernten Konzepten und den von den Therapeutinnen und Therapeuten in Ausbildung bei ihrer eigenen therapeutischen Tätigkeit gemachten Beobachtungen und Erfahrungen herzustellen. Sie soll darüber hinaus fachliche Hilfestellung bei der Anwendung des erworbenen Wissens und Könnens in den im Rahmen der Weiterbildung von den Teilnehmenden selbst durchgeführten Therapien geben und damit eine verantwortbare Qualität dieser Therapien gewährleisten.
Andererseits soll die Supervision die angehenden Therapeutinnen und Therapeuten aber auch auf persönliche Eigenarten wie etwa Wahrnehmungseinschränkungen und -verzerrungen hinweisen, die sich abträglich auf die Qualität ihrer therapeutischen Tätigkeit auswirken, und diese korrigieren helfen. In dieser Hinsicht überschneidet sich die Supervision mit den Zielen der Selbsterfahrung.
Die Bedeutung der Selbsterfahrung
Die Teilnehmenden sollen einen Klärungs- und Veränderungsprozess bezüglich eigener Probleme und Eigenarten durchlaufen. Dies dient einerseits dazu, dass sie die Therapiesituation und den therapeutischen Prozess aus der Patienten-Perspektive erfahren und sehen lernen. Andererseits sollen sich die Therapeutinnen und Therapeuten in Ausbildung in ihrem eigenen psychischen Funktionieren und insbesondere in ihrem zwischenmenschlichen Beziehungsverhalten und dessen Wirkung auf andere besser kennen lernen, um sich damit gute Voraussetzungen für ein reflektiertes Nutzen eigener Reaktionen und für eine bewusste Verhaltenskontrolle in der Therapiesituation zu erarbeiten.
Das gilt insbesondere für solche Verhaltensweisen und Reaktionen, die sie in ihren therapeutischen Wirkungsmöglichkeiten behindern oder einschränken könnten. In der Selbsterfahrung soll daher auch ein Bezug zur Therapietätigkeit hergestellt werden. Soweit eine Therapeutin oder ein Therapeut selbst unter erheblicheren psychischen Störungen oder Problemen leidet, soll die Selbsterfahrung auch dazu dienen, diese so weit zu verbessern, dass sie sich nicht nachteilig auf die Qualität der von ihr / ihm durchgeführten Therapien auswirken, oder sie / ihn zu der Einsicht bringen, dass die Tätigkeit als Psychotherapeutin / Psychotherapeut für sie / ihn nicht der richtige Beruf ist.
Kosten der Weiterbildung
Zur Finanzierung der Weiterbildung wird von den TeilnehmerInnen eine Gebühr erhoben. Sie umfasst den Weiterbildungsteil 'Wissen und Können'. Diese Gebühr ist in Raten im Voraus zu entrichten. Die Kosten für die Supervision und Selbsterfahrung werden von den TeilnehmerInnen selbst bestritten und direkt mit dem / der SupervisorIn und dem / der SelbsterfahrungstherapeutIn abgerechnet.
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In der nachfolgenden Zusammenstellung nicht aufgeführt sind die Immatrikulationsgebühren der Universität Bern, die aktuell CHF 34.- pro Semester betragen, sowie die Unicard von CHF 25.- für Teilnehmende, die vor Beginn der Weiterbildung noch nie an der Universität Bern immatrikuliert waren.
Kursgebühren "Wissen und Können" inkl. Fallseminare 1. - 4. Prüfungsgebühr (Prüfung "Wissen und Können" inkl.
Crosstalks: Brücke zwischen Forschung und Praxis
Wissenschaft und klinische Praxis haben das gemeinsame Ziel die Ursachen von Symptomen und Störungen zu verstehen und diese auf der Grundlage dieses Verständnisses als solche zu erkennen und wirksam sowie nachhaltig zu behandeln. Entsprechend braucht klinische Praxis eine wissenschaftliche Grundlage und Forschung einen klinischen Bezug. Doch obwohl Forschung und klinischen Praxis ein gemeinsames Ziel verfolgen, unterscheiden sich deren Ausgangspunkte, Methoden und Verantwortlichkeiten. Wo Forschung nach generellen Modellen sucht, hat es die klinische Praxis mit Menschen und deren Leben zu tun. Das Verhältnis zwischen Wissenschaft und klinischer Praxis ist entsprechend sowohl wichtig als auch spannungsgeladen und die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Forschenden und klinisch Praktizierenden eine notwendige und fortwährende Aufgabe.
Crosstalks haben es zum Ziel, die Lücke zwischen Forschung und Praxis in der Psychotherapie zu überbrücken und damit die gleichberechtigte Zusammenarbeit und bidirektionale Kommunikation zwischen Forschenden und klinisch Praktizierenden zu ermöglichen und zu fördern. Crosstalks werden vom Zentrum für Psychotherapie und den Advanced Studies in Psychotherapy der Fakultät für Psychologie angeboten. Crosstalks haben unterschiedliche Formate (von Vorträgen bis Workshops) und in der Regel werden pro Jahr vier Crosstalks durchgeführt. Um eine Anmeldung wird gebeten.
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