Bei der Posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS, handelt es sich um eine verzögerte Reaktion auf ein belastendes, meist schweres Ereignis im Leben. Bei der PTBS (engl. PTSD von posttraumatic stress disorder) handelt es sich um eine Traumafolgestörung: Betroffene entwickeln aufgrund eines aktuellen Ereignisses Symptome des Wiedererlebens. Manchmal sind die Auslöser weit zurückliegende Geschehnisse oder Traumata, teilweise aus der Kindheit der Betroffenen.
Was ist ein Trauma?
Da der Begriff Trauma oder traumatisch oft sowohl umgangs- als auch fachsprachlich verwendet wird, erscheint es sinnvoll die Herkunft und Definition genauer zu betrachten, um den Begriff und seine Verwendung in der Psychiatrie einzuordnen. Das Wort hat seinen Ursprung im Griechischen und wurde verwendet zur Beschreibung einer Verletzung, ohne deren Ursache zu bestimmen. Später wurde der Begriff in die lateinischen Medizinsprache integriert.
Als gegen Mitte des 19. Jahrhunderts vermehrte Eisenbahnunfälle auftraten, wurde auch in der deutschsprachigen Psychologie als Bezeichnung für eine seelische Erschütterung oder einen Schock durch verschiedene Forscher (Janet, Charcot, Freud) der Begriff des Traumas verwendet. Auch die Verwendung als Attribut, traumatisch, hielt Einzug. In der Umgangssprache wird der Begriff oft verwendet, um ein Ereignis als besonders belastend und schwerwiegend für eine betreffende Person oder Gruppe von Personen zu beschreiben.
Offizielle Klassifikation
Die medizinisch-psychiatrische Verwendung von Trauma/traumatisch ist im Vergleich zur umgangssprachlichen jedoch enger gefasst und die Definitionen präziser. Gemäss der aktuellen Klassifikation der WHO (ICD-10) und dem amerikanischen Äquivalent (DSM 5) muss die Schädigung/Bedrohung des Lebens oder existentielle Bedrohung der Gesundheit von der betroffenen Person selbst und/oder einer anderen Person gegeben sein, um als Trauma zu gelten. Trotz der komplexen Natur und Vielfalt der interindividuellen Unterschiede in den Auswirkungen von Ereignissen auf Menschen, muss eine Traumafolgestörung klar ursächlich auf ein konkretes Ereignis, oder eben Trauma, zurückzuführen sein um als solches zu gelten.
Folgende Auflistung enthält einige Beispiele für mögliche traumatische Ereignisse: Unfall, Kriegshandlung, Naturkatastrophe, sexueller Missbrauch, Zeuge einer Gewalttat, Folter und andere Formen lang andauernder Gewalt. Bei "Traumafolgestörungen" gilt in der Diagnostik, dass sich die allfälligen Beeinträchtigungen auf konkrete Ereignisse zurückführen lassen (häufig handelt es sich um mehrere Traumata).
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Die Posttraumatische Belastungsstörung äussert sich unter anderem durch emotionale Abgestumpftheit, Ängste und Schlafstörungen. Eine PTBS kann zu Lebensüberdruss und Suizidgedanken führen - Umstände, die dem erlebten Ereignis ähneln oder mit ihm in Zusammenhang stehen, werden von den Betroffenen vermieden. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene sich in gute Hände begeben, wo sie mit viel Verständnis kompetent begleitet werden.
Symptome der PTBS
Die Hauptsymptome einer posttraumatischen Belastungsstörung sind:
- Unwillkürliches Erinnern und Wiedererleben des Traumas (Intrusionen und Flashbacks)
 - Vermeidung, Verdrängung und Vergessen des Geschehens
 - Nervosität, Angst und Reizbarkeit
 - Verflachung der Gefühle und Interessen
 
Unwillkürliches Wiedererleben des Traumas (Flashbacks)
Menschen mit PTBS werden spontan von aufkommenden Erinnerungen an das traumatische Erlebnis überwältigt und sind nicht fähig, dies willkürlich zu kontrollieren oder zu unterdrücken. Bei manchen Betroffenen kommen nur Bruchteile der Erinnerung hoch, während andere unter sogenannten Flashbacks leiden. Flashbacks beschreiben das halluzinationsartige Zurückversetzen in das Geschehen. Die Betroffenen haben das Gefühl, die Situation noch einmal zu durchleben.
Auslöser sind oftmals sogenannte Schlüsselreize, also wenn beispielsweise ein Kriegsopfer Schreie hört oder ein Brandopfer Rauch riecht. Auch das Wiederkehren der traumatischen Erinnerungen in Form von Albträumen ist typisch für die posttraumatische Belastungsstörung. Symptome auf körperlicher Ebene wie Atemnot, Zittern, Schwindel, Herzrasen und Schweissausbrüche treten mitunter zusätzlich auf.
Vermeidung, Verdrängen und Vergessen
Zum eigenen Schutz vermeiden viele Menschen mit PTBS jene Gedanken, Situationen und Aktivitäten, welche die Erinnerung an das Geschehen möglicherweise wecken. Wer beispielsweise einen traumatischen Verkehrsunfall miterlebt hat, meidet öffentliche Verkehrsmittel und Autofahren. Brandopfer meiden eventuell das Anzünden von Kerzen oder Kaminfeuer.
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Andere Betroffene sind nicht in der Lage, sich an alle Aspekte des traumatischen Erlebnisses zu erinnern. Experten sprechen von vollständiger oder teilweiser Amnesie.
Das bewusste Vermeiden ist auf lange Sicht kontraproduktiv für eine Genesung. Es verstärkt die Angst und die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung.
Nervosität, Angst und Reizbarkeit (Hyperarousal)
Viele Traumaopfer sind sehr empfänglich für Reize, und ihre Nerven liegen sprichwörtlich blank. Die Betroffenen sind überaus wachsam (hypervigilant), da sie sich unterbewusst stets in Gefahr wähnen. Zudem sind sie sehr schreckhaft und ängstlich. Auf Dauer ist dieser Zustand sehr anstrengend für den Körper. Es kommt zu Konzentrationsschwierigkeiten, die Aufmerksamkeitsspanne verkürzt sich mit der Zeit immer mehr.
Ein Buch zu lesen oder einen Film anzuschauen, wird für die Traumaopfer dann manchmal unmöglich. Diese generalisierte Anspannung führt zu leichter Reizbarkeit und unverhältnismässigen Wutausbrüchen. Angehörige von Betroffenen berichten oftmals von einer plötzlichen Wesensveränderung von früher ausgeglichenen und entspannten Menschen.
Hält die Daueranspannung auch nachts an, entwickeln sich Ein- und Durchschlafstörungen. Zusätzlich leiden einige Betroffene unter Albträumen. Diese fehlende Nachtruhe ist auf Dauer sehr schädlich. Die Betroffenen entspannen sich nicht mehr richtig, und Körper und Geist bekommen keine Möglichkeit, sich zu erholen. Folglich sinkt meistens die Belastbarkeit im Alltag.
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Die anhaltende Angst und Anspannung lassen sich mit Sport und Bewegung häufig ein wenig lösen. Die Überwindung zu körperlicher Aktivität ist für viele Betroffene jedoch sehr gross.
Verflachung der Interessen und der Gefühle (Numbing)
Die Lebensfreude ist eventuell durch eine posttraumatische Belastungsstörung nachhaltig beeinträchtigt. Oft verlieren die Betroffenen jegliche Interessen und ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück. Sie verlieren die Lust am Leben und planen ihre Zukunft nicht mehr. Manche sind auch nicht mehr in der Lage, etwas zu fühlen - sei es etwa Freude, Liebe oder Traurigkeit. Es kommt zu einer Abstumpfung der Gefühle (Numbing = Taubheitsgefühl).
Die Traumaopfer fühlen sich häufig entfremdet und haben das Gefühl, das Erlebte trennt sie von ihren Mitmenschen und Angehörigen. Diese Veränderung des Gefühlslebens endet dann oft in einer Depression.
Diagnose der PTBS
Die Diagnose PTBS wird durch eine klinische psychiatrische Untersuchung gestellt. Hier wird der Patient oder die Patientin behutsam, aber gezielt nach Symptomen und Beschwerden gefragt. Um eine posttraumatische Belastungsstörung zu diagnostizieren, hält sich der behandelnde Arzt an die Kriterien und Symptome, die in der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) aufgelistet sind.
Da die posttraumatische Belastungsstörung nicht die einzige mögliche Folge traumatischer Erfahrungen ist, werden wir im Abklärungsgespräch auch auf andere Krankheitsbilder zu sprechen kommen, etwa eine Depression, eine Angststörung oder ein Burn-out, die gemeinsam mit einer PTSD oder auch für sich alleine auftreten können. Auch der Konsum von Beruhigungsmitteln, Alkohol oder Drogen findet sich oft im Sinne einer Selbstbehandlung, um etwas zur Ruhe zu kommen oder weniger Angst zu haben, und wir werden uns deshalb danach erkundigen.
Behandlung der PTBS
Eine PTSD wird vor allem psychotherapeutisch behandelt. Dazu werden bestimmte Techniken einer speziellen Traumatherapie verwendet. Nachdem eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung zum Patienten bzw. Nach erfolgreicher Etablierung dieser Techniken beginnt behutsam die Konfrontationsphase, in welcher Patientinnen und Patienten mit dem traumatischen Ereignis konfrontiert werden. Dabei behalten sie immer die Kontrolle über das Geschehen.
Unterstützend können manchmal auch medikamentöse Behandlungen zusätzlich durchgeführt werden. Hier wird immer vor allem symptomatisch behandelt, z. B. Wichtig ist daher, bei entsprechendem Verdacht frühzeitig professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Je länger die Symptome unbehandelt bleiben, desto höher ist das Risiko einer Chronifizierung, desto schwerwiegender sind die Auswirkungen auf Ihren Alltag und Ihr Umfeld und desto grösser wird der Behandlungsaufwand, um eine Symptomverbesserung zu erzielen.
Da die Störung gut auf therapeutische Behandlung anschlägt, sollten sich Betroffene unbedingt Hilfe suchen. Mit entsprechender therapeutischer Hilfe kann eine Posttraumatische Belastungsstörung häufig gut bearbeitet und überwunden werden.
Wie viele Menschen sind betroffen?
Jedes 10. Wie viele Personen aus einem Trauma eine PBTS entwickeln, hängt auch von der Schwere des Traumas ab. Bei Vergewaltigungs- sowie Kriegs- und Folteropfer sind es etwa die Hälfte aller Personen, die später an PBTS leiden. Es wird geschätzt, dass in der Schweiz jede hundertste Person einmal im Leben eine PBTS entwickelt.
Grundsätzlich kann die Symptomatik auch von allein abklingen. Anfänglich kann es aufgrund der Auseinandersetzung mit dem Ereignis auch zu einer kurzzeitigen Verschlechterung der Symptomatik kommen.
Sind Sie unsicher, ob Sie an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden? Dann vereinbaren Sie einen Termin für eine Untersuchung!
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