Klinische Psychologie: Was ist das?

Am Psychologischen Institut wird die Forschung und Lehre in der klinischen Psychologie des Erwachsenenalters und des Kindes- und Jugendalters sowie in der Gesundheitspsychologie vertreten.

Wir repräsentieren verschiedene therapeutische Richtungen, arbeiten aus Überzeugung anwendungsorientiert und zeichnen uns durch unsere Expertise in quantitativen und qualitativen, methodischen Kenntnisse aus.

Lehre und Studium

In der Lehre sind wir verantwortlich für das Curriculum in Klinischer Psychologie und Gesundheitspsychologie. Klinische Psychologie ist im Masterstudiengang eine von drei wählbaren Vertiefungsrichtungen.

Lehrinhalte im Bachelorstudium sind Psychopathologie im Erwachsenen- und im Kindes- und Jugendalter. Ausserdem werden Störungsbilder wie Depression, Schizophrenie etc. vertieft.

Die Lehrinhalte im Masterstudium sind unter anderem psychotherapeutische Methoden und spezielle Gebiete und Fragestellungen der Klinischen Psychologie sowie weitere Vertiefungen in den Störungsbildern.

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Unsere Dozierenden und Lehrbeauftragten sind in der Praxis vernetzt und haben langjährige Lehrerfahrung auf Hochschulstufe. Viele von ihnen haben auch ausgewiesene Forschungskompetenzen.

Diagnostik und Psychotherapie

Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten des Klinisch Psychologischen Dienstes (KPD) sind zuständig für die psychologische Psychotherapie. Mittels klinisch psychologischen Therapiemethoden wird bei Patienten eine Heilung bzw. Verringerung von psychischem und/oder somatischem Leiden bewirkt.

Die Therapiemethoden unterscheiden sich in der Ausprägung systematischer und strukturierter Gesprächsführung (z.B. Problemklärung, Motivationsförderung, Ressourcen-Aktivierung), in den Therapieziel orientierten Übungen von Erlebens- und Verhaltensweisen (z.B. Fertigkeitstraining, Achtsamkeitsübung) und in der Analyse und Nutzung der therapeutischen Arbeitsbeziehung (z.B. Übertragungs- und Gegenübertragungsanalyse).

Durch den Klinisch Psychologischen Dienst werden im Rahmen der Sprechstunden psychotherapeutische Behandlungen angeboten. Die Psychotherapien werden nach neustem Stand der universitär-wissenschaftlichen Forschung in Psychiatrie und Psychotherapie durchgeführt.

Eine psychotherapeutische Behandlung an der Poliklinik ist insbesondere auch dann sinnvoll, wenn aufgrund der Komplexität der Problematik oder zusätzlich bestehender somatischer Probleme eine enge Zusammenarbeit mit spezialisierten psychiatrischen und somatischen Ärzten notwendig ist.

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Spezifische psychotherapeutische Verfahren

Neben den allgemeinen Psychologischen Psychotherapien werden an der Poliklinik folgende hochspezifischen psychotherapeutischen Verfahren angeboten:

  • Einzeltherapie
  • ASSIP (Attempted Suicide Short Intervention Program): Eine spezialisierte Behandlung von Menschen, die einen Suizidversuch gemacht haben. Es handelt sich um ein spezifisches Angebot zur Klärung der Hintergründe und Implementierung von Strategien zur Vorbeugung weiterer suizidaler Krisen. Das Angebot einer Kurztherapie ist als Zusatz zu einer andern ambulanten, teilstationären oder stationären Therapie gedacht.
  • CBASP (Cognitive Behavior Analysis System of Psychotherapy): Der Ansatz integriert behaviorale, kognitive, psychodynamische sowie interpersonelle Strategien und wurde direkt für die Behandlung von Menschen mit chronischer Depression entwickelt. Der Schwerpunkt des Verfahrens liegt auf der Veränderung von Verhaltensweisen im zwischenmenschlichen Bereich.
  • EFT (Emotionsfokussierte Psychotherapie): Der Ansatz ist ein wissenschaftlich fundiertes Psychotherapieverfahren, das mit der direkten Arbeit mit emotionalen Prozessen das Ziel hat, dysfunktionales emotionales Erleben zu verändern und adaptive Emotionen besser zu nutzen.
  • IRRT (Imagery Rescripting and Reprocessing): Die Methode wurde als schonende Traumakonfrontation entwickelt und geht bei der Traumakonfrontation nach Phasen vor, um das Trauma in der Imagination zu durchleben und zu modifizieren. Das Ziel der Methode ist es, die Bilder von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein mit Stärke- und Bewältigungsbildern zu ersetzen, so dass die Person eine selbstwirksamere Haltung entwickelt.

Gruppenangebote

  • Asperger-Gruppe (Autismus-Sprechstunde): Ziel ist es, den Teilnehmenden eine Reihe von Fertigkeiten und Strategien zu vermitteln, die ihnen im Umgang mit sozialen Situationen Unterstützung bieten sollen.
  • CBASP (Therapieresistenz Affektive Erkrankungen): Schwerpunkt des Verfahrens liegt in der Veränderung von Verhaltensweisen im zwischenmenschlichen Bereich. In der Gruppe wird gelernt, die Auswirkungen des eigenen Verhaltens zu erkennen und gezielt so zu verändern, dass zwischenmenschliche Probleme gelöst werden können.
  • DBT/Skillsgruppe: Es werden Skills zur Krankheitsbewältigung nach dem dialektisch behavioralen Therapieansatz eingeübt. Folgende Themen werden bearbeitet: Achtsamkeit, Umgang mit Gefühlen, Stresstoleranz, zwischenmenschliche Fertigkeiten und Selbstwert.
  • Insomnie-Gruppe (Insomnie-Sprechstunde): Inhalte sind Entspannungstechniken, Psychoedukation, schlafhygienische Regeln sowie kognitive Techniken zur Unterbrechung und Umstrukturierung dysfunktionaler Gedanken.
  • MBCT (Therapieresistenz Affektive Erkrankungen): Ziel ist es, weiteren depressiven Episoden vorzubeugen.
  • Gruppenangebote der Sprechstunde für transkulturelle Psychiatrie: Ressourcenaktivierende Gruppe, Bewegungs-Gruppe, Psychoedukations-Gruppe.

Forschungsschwerpunkte

Wie reagieren Personen unter Belastung? Was löst psychische Störungen aus und was hält sie aufrecht? Weiter erforschen wir die Wirksamkeit von psychologischen Interventionen und Psychotherapie. Ein Schwerpunkt liegt auf der Nutzung neuer Technologien.

Ein weiteres Forschungsfeld stellt die interpersonelle Akkuratheit dar. Um die verschiedenen Fragestellungen zu beantworten, führen wir Experimente im Labor durch.

Wir beobachten und erfragen aber auch, wie Menschen ohne und mit psychischen Problemen und Störungen sich in ihrem Alltag verhalten und wie sie bestimmte Ereignisse erleben (Ambulantes Assessment). Zudem erheben wir psychophysiologische und biologische Masse, wie z.B. die Bewegungs- und Herzaktivität, epigenetische Parameter oder die Ausschüttung von Stresshormonen.

Master of Science FH in Angewandter Psychologie

Im Rahmen des Master of Science FH in Angewandter Psychologie können Sie zwischen den zwei spezialisierenden Vertiefungsrichtungen Klinische Psychologie und Wirtschaftspsychologie mit entsprechenden Modulen wählen. Der Masterstudiengang mit Vertiefung in Klinischer Psychologie befähigt dazu, psychische Störungsbilder wissenschaftlich fundiert zu diagnostizieren und evidenzbasiert - beispielsweise verhaltensorientiert - zu behandeln.

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Dabei werden Pflichtmodule wie „Statistik“ oder „Methodenlehre“ mit klinisch psychologischen Schwerpunkten kombiniert. Bereits im ersten Semester werden spezifische klinische Module zu ausgewählten Störungsbildern besucht, die den Grundstein für eine vertiefte klinische Handlungskompetenz legen.

Ergänzend besteht die Möglichkeit, parallel eine BSO-zertifizierte systemische Coachingausbildung bei unserer Partnerinstitution wilob zu absolvieren. Diese stärkt das klinische Profil und erweitert die beraterischen Kompetenzen im Umgang mit komplexen psychologischen Fragestellungen.

Im Rahmen der sogenannten Marktplatzkurse (=Pflichtwahlmodule) haben Sie die Möglichkeit, spezifisches Wissen und Fähigkeiten zu erlangen, die auf Ihre persönlichen Interessen und beruflichen Ziele abgestimmt sind.

Im Rahmen des Masterstudiums verfassen Sie eine Masterarbeit, welche an das Modul „Masterkolloquium“ gebunden ist. Nach dem erfolgreichen Abschluss stehen Ihnen Fach- und Führungsrollen in psychiatrischen Kliniken, Beratungszentren, Forensik sowie Start-ups für digitale Therapieplattformen offen.

Der Studiengang erfüllt sämtliche Zulassungskriterien für die eidgenössisch anerkannte Psychotherapie-Weiterbildung und eröffnet damit den direkten Weg zur eigenen Praxis.

Mit dem Abschluss Master of Science Kalaidos FH in Angewandter Psychologie sind Sie berechtigt, den geschützten Titel „Psychologe/Psychologin“ zu führen. Dieser Abschluss eröffnet den Absolvierenden vielfältige berufliche (Entwicklungs-)Möglichkeiten sowie den Zugang zu diversen postgradualen Weiterbildungen (z.B. Psychotherapie).

Der Bachelor- und Masterstudiengang Angewandte Psychologie an der Kalaidos Fachhochschule ist vollumfänglich akkreditiert. Damit sind die Abschlüsse in diesem Studiengang in der Schweiz rechtlich gleichwertig mit denen anderer Fachhochschulen oder Universitäten.

Das erste Jahr des Bachelorstudiums führt in die allgemeinen Grundlagen der Psychologie, ihre verschiedenen Teilgebiete sowie in Statistik und Forschungsmethoden ein. Im zweiten und dritten Studienjahr kommen Wahlfächer hinzu. Das Masterstudium ermöglicht, bestimmte Teilgebiete zu vertiefen.

Studierende der Psychologie sollten Interesse für das menschliche Erleben und Verhalten sowie Lust am wissenschaftlichen Arbeiten und am wissenschaftlichen Disput mitbringen. Dazu gehört auch die Bereitschaft, sich mit Statistik und methodischen Grundlagen zu beschäftigen.

Wichtig sind auch Offenheit, Intuition und die Bereitschaft, sich selbst und andere Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmen sowie sich selbst und das eigene Handeln stetig zu reflektieren.

An den Universitäten wird das Einführungsjahr (Propädeutikum) mit mehreren Prüfungen abgeschlossen. Die Studienstruktur an den Fachhochschulen erlaubt es, rascher eigene Schwerpunkte zu setzen.

Der Bachelorabschluss reicht nicht als Qualifikation für eine Berufsausübung als Psychologin oder Psychologe. Die Berufsbezeichnung «Psychologin» oder «Psychologe» ist geschützt.

Gemäss Bundesgesetz über die Psychologieberufe (PsyG) darf sich nur als «Psychologin/Psychologe» bezeichnen, wer ein Psychologiestudium auf Masterstufe an einer schweizerischen Hochschule (Universität oder Fachhochschule) absolviert hat oder über einen vom Bund als gleichwertig anerkannten ausländischen Psychologieabschluss verfügt.

Forschung und Lehre

Was sind die Bedingungen und Prozesse, um psychischen Störungen und Probleme wirksam zu behandeln? Diese Fragen sind zentral und handlungsleitend für unsere Forschung und Lehre sowie unser Vorgehen in Psychotherapie und Weiterbildung. Unsere Grundverständnis und Vorgehen ist dabei so empirisch wie unsere Haltung humanistisch ist.

In unserer Forschung interessieren wir uns für die Bedingungen und Mechanismen von Veränderungen. Dabei fokussieren wir auf psychotherapeutische Interventionen und Placebos und wir untersuchen diese mit verschiedenen Forschungsdesigns und Methoden und an verschiedenen gesunden und klinischen Populationen.

Das Ziel unserer Lehre ist Psychologiestudierende in Theorie und Praxis für eine praktische und wissenschaftliche Tätigkeit im Bereich der klinischen Psychologie und Psychotherapie zu bilden und auszubilden. Die inhaltlichen Schwerpunkte sind die Interventions-, Placebo- und Psychotherapieforschung und deren Implikationen für die klinische Praxis. Unsere Lehre ist interaktiv und kommunikativ.

Zentrum für Psychotherapie

Das Zentrum für Psychotherapie der Universität Basel ist ein Angebot der Abteilung und bietet Psychotherapie, Trainings, Beratungen sowie diagnostische Abklärungen bei psychischen Störungen sowie psychotherapeutische Mitbehandlungen bei medizinischen Erkrankungen und körperlichen Beschwerden für alle Altersgruppen an.

Das Angebot des Zentrums für Psychotherapie ist für alle zugänglich, orientiert sich immer am Einzelfall und basiert auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den praktischen Erfahrungen der klinischen Psychologie und Psychotherapie sowie assoziierten relevanten Disziplinen.

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