Das Pica-Syndrom ist eine Essstörung, die durch das Verlangen nach und die Aufnahme von Nicht-Lebensmitteln (Ton, Erde, Papier, Waschseife usw.) gekennzeichnet ist. Sie wird häufiger bei Kindern und erwachsenen Frauen beobachtet. Pica wird in vielen klinischen Kontexten beschrieben und gilt nicht als spezifisch für Eisenmangel.
Ursachen des Pica-Syndroms
Die Ätiologie des Eisenmangels bei Kindern und Jugendlichen variiert je nach Alter und Geschlecht und ist hauptsächlich auf drei Schlüsselmechanismen zurückzuführen: unzureichende Zufuhr, Malabsorption und Blutverlust. Bei Kindern und Jugendlichen ist ID meist auf einen erhöhten Eisenbedarf im Zusammenhang mit Wachstum und Entwicklung zurückzuführen.
Viele epidemiologische Studien haben eine erhöhte Prävalenz von Eisenmangel bei Kindern zu drei Zeitpunkten gezeigt: in der Neugeborenenperiode, bei Kindern im Vorschulalter und bei Jugendlichen (insbesondere bei Mädchen). In der Neugeborenenphase ist das Risiko bei Frühgeburtlichkeit oder intrauteriner Wachstumsretardierung erhöht. Bei Säuglingen und Kleinkindern hängt es oft mit einer unzureichenden Ernährung zusammen (unzureichende Aufnahme fester Nahrung oder Ernährung mit Kuhmilch).
Obwohl in der pädiatrischen Altersgruppe im Vergleich zu Erwachsenen weniger häufig, ist Eisenmangel auch im Zusammenhang mit chronisch entzündlichen Erkrankungen erwähnenswert (beobachtet bei onkologischen Erkrankungen, entzündlichen Darmerkrankungen [IBD], chronischer Niereninsuffizienz und anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen).
Eine sehr seltene Erkrankung, die bei < 1 % der Allgemeinbevölkerung beobachtet wird, ist der genetische/vererbte Eisenmangel. Dabei handelt es sich um eine mässig mikrozytäre hypochrome Anämie, die nach der postnatalen Phase auftritt: IRIDA (Eisenrefraktäre Eisenmangelanämie), eine autosomal rezessive Erkrankung, die durch Mutationen im Transmembranserinprotease-6-Gen (TMPRSS6), das für Matriptase-2 (MT-2) kodiert, verursacht wird.
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Pagophagie (Heisshunger auf Eis) gilt jedoch als ziemlich spezifisch für ID und spricht schnell auf eine Eisensubstitution an.
Mehrere Autoren haben eine erhöhte Prävalenz von ID bei körperlich aktiven Personen im Vergleich zu nicht-sportlichen Kontrollpersonen beschrieben. Körperliche Aktivität und insbesondere regelmässiges Ausdauertraining kann durch verschiedene Mechanismen zu einer ID führen (Zunahme der Eisenverluste durch Schwitzen, Magen-Darm-System und Harnwege, durch trainingsinduzierte Hämolyse, trainingsinduzierte Entzündung und Zunahme des trainingsbedingten Ernährungsbedarfs).
Eisenmangel und seine Auswirkungen
ID ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die am weitesten verbreitete ernährungsbedingte Mangelerscheinung, von der weltweit mehr als 2 Milliarden Menschen betroffen sind.
Eine Fülle von Symptomen können mit Eisenmangel (ID) mit (IDA) oder ohne Anämie (IDWA) assoziiert sein. Klinische Erscheinungsformen hängen vom Alter, vom Auftreten und der Schwere einer Anämie, von Begleiterkrankungen und der Häufigkeit deren Auftretens ab.
Müdigkeit ist das häufigste Symptom der ID, sowohl mit als auch ohne Anämie, kann aber mit einer Reihe von verwechselbaren klinischen Beschwerden assoziiert sein. Schwäche, Hautblässe, Reizbarkeit und Benommenheit werden häufig bei Kindern mit IDA und IDWA beobachtet. Schwere Symptome wie Tachypnoe, Palpitationen, Schwindel werden gewöhnlich nur bei anämischen Patienten beobachtet.
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Eisen spielt eine entscheidende Rolle in der kognitiven Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Eisenmangel vor der Geburt oder in den ersten Lebensmonaten kann zu verzögerter kognitiver und motorischer Entwicklung, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisdefiziten, Seh- und Hördefiziten, verminderten Schulleistungen und/oder Verhaltensstörungen führen, zum Teil mit anhaltenden Langzeitfolgen.
Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Dauer und Schwere, sowie das Alter des Auftritts eines Eisenmangels sowie das Vorhandensein einer Anämie die kognitiven und neurophysiologischen Ergebnisse in der Kindheit beeinflussen können.
Bei Jugendlichen und jungen Frauen im gebärfähigen Alter kann ID auch zu verminderten psychomotorischen Fähigkeiten und Konzentration mit Auswirkungen auf die schulischen Leistungen führen, hauptsächlich aufgrund einer Anämie.
Eisenersatz hat sich bei weiteren neurologischen Erkrankungen von Kleinkindern, einschliesslich Affektkrämpfen und dem Restless-Legs-Syndrom, als vorteilhaft erwiesen.
ADHS ist die häufigste Verhaltensstörung bei Kindern. Eine Verbindung zwischen ID und ADHS wurde bereits von mehreren Autoren vermutet; die genaue Rolle des Eisenmangels bei ADHS muss jedoch noch bestätigt werden.
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Eisenmangel wurde mit der Pathogenese des Restless-Legs-Syndroms (RLS) in Verbindung gebracht, einer relativ häufigen neurologischen Erkrankung (1,7-1,9 % bei Kindern im Schulalter und 2-3,6 % bei Jugendlichen), welche die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Es gibt solide Daten über eine Korrelation zwischen der Eisendepletion und der Pathogenese des RLS.
Eine weitere neurologische Erkrankung, die potenziell mit einem Eisenmangel in Verbindung gebracht werden kann, sind die Affektkrämpfe (BHS). Sie stellen eine gutartige paroxysmale nicht-epileptische Störung dar, die bei ansonsten gesunden Kindern im Alter von sechs bis 48 Monaten auftritt. Mehrere Studien deuten auf einen Zusammenhang zwischen BHS und Anämie hin. ID scheint die Häufigkeit von BHS-Attacken zu erhöhen.
Eisenmangel führt in vitro zu einer Hemmung der Reifung, Proliferation und Aktivierung von Lymphozyten mit Beeinträchtigung der zellvermittelten Immunität. Ausserdem ist Eisen ein bekannter Kofaktor bei der Synthese von Myeloperoxidase und Stickstoffmonoxid-Synthase, die an der Eradikation von Infektionserregern beteiligt sind.
IDA-bedingte Symptome treten im Allgemeinen schleichend auf, und Kinder sind häufig asymptomatisch. Ist die Anämie jedoch schwerwiegend, können Anzeichen des Ausprägegrads (Warnsignale) wie Dyspnoe, Palpitationen, Schwindel, Tachykardie und Synkopen auftreten, die zu hämodynamischer Instabilität, Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz oder Schlaganfall führen können.
Diagnose
Die Diagnose von IDA/IDWA erfordert Laboruntersuchungen. Wir empfehlen die Untersuchung auf Eisenmangel nur bei Auftreten von Krankheitszeichen oder Symptomen, die auf eine Anämie oder einen Eisenmangel hindeuten, und nicht als universelles Screening bei Kleinkindern, da es keine Belege für einen Nutzen oder Schaden eines solchen Vorgehens gibt.
Die anfängliche Blutuntersuchung kann kapillar sein und muss Hb, rote Blutkörperchen (Erythrozyten, RBC), Hämatokrit, weisse Blutkörperchen, Thrombozyten sowie RBC-Indizes (mittleres korpuskuläres Volumen [MCV], mittlerer korpuskulärer Hämoglobingehalt [MCH], mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration MCHC]), Retikulozytenzahl und Ferritin umfassen.
RBC-Indizes: Eisenmangel führt zu einem erniedrigten MCV, MCHC und MCH, mit gut validierten Standards und geringen altersbedingten Schwankungen.
Ferritin: Serumferritin (SF) ist der spezifischste Indikator für die Diagnose von ID, da seine Konzentration proportional zu den Gesamteisenreserven des Körpers ist. Es ist auch der früheste Marker der ID.
Die WHO definiert ID als SF < 12 mcg/l bei Kindern unter fünf Jahren und < 15 mcg/l bei Personen über fünf Jahren. Für Kinder im Alter von einem bis drei Jahren empfiehlt die American Academy of Pediatrics einen Schwellenwert von SF < 10 - 12 mcg/l für die Definition eines Eisenmangels.
Zusätzliche diagnostische Tests sind nur selten notwendig, um das Vorhandensein und den Schweregrad eines Eisenmangels in der allgemeinen pädiatrischen Behandlung besser beurteilen zu können.
In Fällen von «behandlungsresistentem» ID/IDA trotz einer gut verträglichen oralen Substitution bei einem Patienten/Familie mit guter Adhärenz wird eine Konsultation bei einem pädiatrischen Hämatologen dringend empfohlen.
Eine abnorme Eisenabsorption, die durch eine gastrointestinale Erkrankung verursacht wird, wird zunehmend als eine wichtige Ursache eines unerklärlichen Eisenmangels erkannt.
Behandlung
Bei einem asymptomatischen Kind mit alleinigem Eisenmangel sollte zunächst die Eisenzufuhr über die Nahrung verbessert werden, und zwar durch Ernährungsempfehlungen für die ganze Familie.
Die beste Eisenquelle in der Nahrung ist «Hämeisen» aus tierischen Quellen. Es gibt gute Alternativen zu «Hämeisen» mit relativ hohem Eisengehalt, z. B. Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen, Soja und weisse Bohnen, Weizenkleie oder Nüsse.
Die Eisenabsorption kann durch die Zugabe verschiedener Formen von Säure in die Nahrung verbessert werden, z. B. durch die Zugabe des Safts von Orangen, Zitronen, Äpfeln, Trauben, Birnen oder Himbeeren. Tannine in Kaffee, Tee oder Wein, Oxalat in Spinat, Rhabarber oder Kakao, Phosphat in Sodagetränken können die Eisenaufnahme hingegen hemmen.
Die orale Eisensubstitution ist bei der grossen Mehrheit der Kinder mit IDA wirksam. Nebenwirkungen können auftreten, sind aber nie gefährlich. Eine ausführliche Aufklärung und Information der Familie über mögliche Nebenwirkungen (Verstopfung, anfänglich etwas Reizung des oberen GI, Verfärbung der Zähne) zu Beginn der Therapie ist notwendig, um die Akzeptanz der Therapie zu verbessern.
Vor Beginn der oralen Eisentherapie hat die Korrektur eines zugrundeliegenden Ernährungsproblems Priorität.
| Aspekt | Details |
|---|---|
| Häufigkeit | Häufiger bei Kindern und schwangeren Frauen |
| Ursachen | Eisenmangel, Mangelernährung, psychische Faktoren |
| Diagnose | Blutuntersuchung (Ferritin, Hb, RBC-Indizes) |
| Behandlung | Ernährungsumstellung, Eisensupplemente, Behandlung zugrunde liegender Erkrankungen |
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