Ab wann darf man sich Psychologe nennen?

Ab April ist die Berufsbezeichnung «Psychologe» oder «Psychologin» geschützt. Das neue Gesetz ist zum Vorteil der Konsumenten.

Wer darf sich Psychologe nennen?

Psychologe darf sich in Zukunft nur nennen, wer über einen Masterabschluss oder einen gleichwertigen Studienabschluss in Psychologie verfügt. «Alle anderen dürfen sich nicht mehr als Psychologen bezeichnen», erläutert Marianne Gertsch, Projektleiterin im Bundesamt für Gesundheit (BAG), gegenüber «Espresso». Bei ausländischen Abschlüssen prüft der Bund, ob sie den schweizerischen gleichwertig sind.

Bern. - Gemäss neuem Bundesgesetz über die Psychologieberufe darf sich ab 1. April nur noch Psychologe nennen, wer über einen Masterabschluss oder einen gleichwertigen Studienabschluss in Psychologie verfügt. Ein entsprechendes Gesetz hat der Bundesrat auf den 1. April in Kraft gesetzt. Das Gesetz führt neu geschützte Berufsbezeichnungen ein.

Wer einen nach dem PsyG anerkannten Ausbildungsabschluss in Psychologie einer schweizerischen Universität oder Fachhochschule (Hauptfach, Abschluss auf Masterstufe) erworben hat, darf sich Psychologin oder Psychologe nennen (Art. Mit dem Inkrafttreten des Psychologieberufsgesetzes (PsyG) im Jahr 2013 ist der Titel Psychologin/Psychologe nunmehr geschützt. Somit können sich nur Personen Psycho­login/Psychologe nennen, die von einer Schweizer Universität oder Schweizer Hochschule einen durch das PsyG anerkannten Master, ein Lizentiat oder ein Diplom in Psychologie erlangt haben (oder eine gleichwertige Ausbildung im Ausland).

Bislang konnte sich jeder Psychologe nennen, ob Kartenleger, Wahrsager, psychologisch interessierter Biologe oder Sanitär mit 6-monatigem psychologischem Fernkurs am Computer. Bislang ist die Berufsbezeichnung «Psychologe» nicht geschützt - theoretisch kann also jeder den Titel führen.

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Wie viele selbst ernannte Psychologen aktuell Dienste anbieten, ist unklar. BAG-Sprecher Daniel Dauwalder sagt: «Es liegen keine belastbaren Schätzungen vor.

Was bedeutet das neue Gesetz für Psychotherapeuten?

Wer sich nach dem Psychologiestudium in Psychotherapie weitergebildet hat, braucht schon heute zur Berufsausübung eine Bewilligung des Kantons. Allerdings sind die Anforderungen an Aus- und Weiterbildung von Kanton zu Kanton extrem verschieden. Auch hier schafft das neue Gesetz Klarheit: Ab dem 1. April gelten für alle Psychotherapeuten in der Schweiz dieselben Bedingungen.

Neu müssen Psychotherapeuten zwingend über einen Hochschulabschluss in Psychologie und einen eidgenössisch anerkannten Fachtitel verfügen. Wer künftig als  Psychotherapeut arbeiten will, muss neben einem Hochschulstudium in Psychologie auch eine psychotherapeutische Weiterbildung absolviert haben. Der Weiterbildungstitel muss anerkannt sein, die Weiterbildungsinstitute müssen akkreditiert sein.

Für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die bereits über eine kantonale Berufsausübungsbewilligung verfügen, sollen Übergangsbestimmungen gelten.

Durch die Einführung eines „Eidgenössischen Weiter­bildungs­titels in Psychotherapie“ garantiert das 2013 in Kraft getretene Psychologieberufegesetz (PsyG) der Bevölkerung den Zugang zu qualifizierten PsychotherapeutInnen. Dieser Titel wird denjenigen PsychologInnen verliehen, die eine gründliche Weiterbildung absolviert haben, darunter die durch die FSP anerkannten Weiterbildungen.

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Im Juli 2022 wurde das Gesetz über die Übernahme der Kosten für Psychotherapie durch die Grundversicherung eingeführt. Es gibt nun einen Unterschied zwischen Psychologen (Masterabschluss oder gleichwertig) und Psychotherapeuten (Postgraduiertenabschluss MAS oder gleichwertig): Nur die Leistungen der Letzteren - der Psychotherapeuten - können von der Grundversicherung erstattet werden.

Was ist weiterhin erlaubt?

Nicht gesetzlich geschützt sind Bezeichnungen wie «psychologisch», «psychologische Beratung» oder der Begriff «Therapie». Damit können weiterhin auch Leute ohne Masterstudium in Psychologie werben. Eine bewusste Lücke im Gesetz, erläutert Marianne Gertsch: «Obwohl es auch in diesem Bereich viel Scharlatanerie gibt, gibt es eben auch umgekehrt durchaus ernsthafte Aus- und Weiterbildungen in psychologischer Beratung.»

Allerdings sind die Anforderungen an Aus- und Weiterbildung von Kanton zu Kanton extrem verschieden.

Was passiert bei Verstössen?

Verstösse gegen dieses neue Gesetz können bei den kantonalen Gesundheitsbehörden gemeldet oder bei der Polizei angezeigt werden, sagt Marianne Gertsch vom BAG: «Sie müssen dies von Amtes wegen verfolgen.

Wer die neu geschützten Berufsbezeichnungen Psychologe und Psychotherapeut ab 1. April unberechtigt verwendet, muss mit Strafverfolgung rechnen. Grundsätzlich könne jedermann bei der zuständigen kantonalen Behörde Anzeige erstatten, heisst es beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage.

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Auch mit dem Begriff «psychologisch» sei in Zukunft nicht mehr alles erlaubt, betont Tiziana Frassineti von der FSP: «Wer den Eindruck erweckt, dass er Psychologie studiert hat oder Psychotherapeut ist, macht sich strafbar.» In solchen Fällen wollen die Berufsverbände Anzeige erstatten.

Die Rolle der Berufsverbände

Die Berufsverbände wollen darauf achten, dass sich niemand mit falschen Federn schmückt. Bei der Föderation Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) zeigt man sich erfreut darüber, dass die Jahrzehnte alten Forderung nach besserem Schutz für Konsumentinnen und Konsumenten nun erfüllt ist. «Hinter vielen Angeboten wie psychologische Beratung oder Lebensberatung stehen oft nicht-qualifizierte Personen ohne höheren Bildungsabschluss in Psychologie», sagt Tiziana Frassineti von der FSP-Medienstelle.

Psychologische Beratung vs. Psychotherapie

Psychologische Beratung und Psychotherapie sind Angebote, welche sich inhaltlich als auch methodisch überlappen können. Sie werden oft verwechselt, da die Abgrenzung nicht allen bewusst ist. Bezüglich Diagnose, Intensität und Dauer der Zusammenarbeit sowie Übernahme der Kosten zeigen sich aber die Unterschiede.

Psychologische Beratung

Als Psychologin biete ich Ihnen eine psychologische Beratung an. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass "Psychologische Beratung" keine geschützte Berufsbezeichnung ist und somit jede Person eine solche Beratung anbieten kann - ungeachtet dessen, welche Ausbildung diese Person dazu vorweisen kann. Der Patient wird bei einer psychologischen Beratung nicht mit einer F-Diagnose für psychische Erkrankungen diagnostiziert. Folglich handelt es sich bei einer Psychologischen Beratung auch nicht um die Behandlung einer psychischen Erkrankung. Da belastende Lebensereignisse oder Lebenskrisen mitunter in die Entwicklung einer psychischen Erkrankung involviert sein können, ist die psychologische Beratung somit eine gute präventive Massnahme.

Psychotherapie

Bei einer Psychotherapie wird eine psychische Erkrankung behandelt. In einer Psychotherapie geht es um persönliche Veränderung, um neues Verhalten und neue Einsichten. Da eine solche Veränderung nicht in ein, zwei Gesprächen zu erreichen ist, dauert eine Therapie tendenziell länger als eine Beratung.

Unterschied zwischen Psychologen und Psychiatern

Im Alltag ist der Unterschied zwischen den beiden Berufen Psychologe und Psychiater häufig nicht leicht, da die Bezeichnungen oft synonym verwendet werden. Trotz der engen Zusammenarbeit und ihrer gemeinsamen Zielen handelt es sich jedoch um zwei unterschiedliche Berufe, die sich in ihrem jeweiligen Ausbildungsweg und Kompetenzbereich voneinander unterscheiden. Es ist dabei wichtig, diesen Unterschied zu kennen, da sich hieraus ergibt, in welchen Situationen ein Psychologe und in welchen ein Psychiater hinzugezogen werden sollte. Der Hauptunterschied zwischen Psychologen und Psychiatern liegt in der Ausbildung und den Befugnissen. Während Psychologen ein Psychologie-Studium absolviert haben, handelt es sich bei Psychiatern um spezialisierte Ärzte. Daher verwenden Psychologen bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen vor allem Gesprächs-basierte Therapien.

Im Gegensatz zu Psychologen haben Psychiater Medizin studiert und anschliessend eine mehrjährige Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie absolviert.

In beiden Berufsgruppen spielt das Gespräch mit dem Patienten eine zentrale Rolle. In vielen Kliniken arbeiten beide Fachkräfte eng zusammen, um möglichst umfassende Behandlungspläne zu entwickeln. Die beiden Berufsfelder unterscheiden sich vor allem in ihren Behandlungsbefugnissen: Psychiater dürfen Medikamente verschreiben und medizinische Untersuchungen zur Diagnostik anwenden. Daraus ergibt sich auch ein unterschiedlicher Schwerpunkt der Behandlung: Psychiater behandeln eher schwere psychiatrische Erkrankungen wie Schizophrenie, da hier vor allem Medikamente helfen.

Ausbildung zum Psychologen

Um Psychologe zu werden, muss man zunächst ein mehrjähriges Psychologie-Studium absolvieren. Danach hat man die Möglichkeit, in verschiedenen Bereichen zu arbeiten oder eine Weiterbildung in einem speziellen Gebiet zu beginnen. Das Psychologie-Studium wird an mehreren Hochschulen und Universitäten in der Schweiz angeboten. Es setzt sich aus einem dreijährigen Bachelor-Studium und einem zweijährigen Master-Studium zusammen. Während des Studiums stehen Inhalte wie das Beschreiben, Erklären und Verändern von menschlichem Denken und Verhalten im Vordergrund. Dabei werden Kompetenzen im Umgang mit der menschlichen Psyche vermittelt, die eine Voraussetzung für die adäquate Behandlung von psychischen Erkrankungen bilden. Nach Abschluss des Masterstudiums kann der direkte Berufseinstieg dabei aufgrund der hohen Konkurrenz durchaus heraufordernd werden, weshalb der Beginn einer Weiterbildung in einem speziellen Gebiet der Psychologie empfehlenswert ist.

Tätigkeitsbereiche von Psychologen

Je nach Weiterbildung kann man als Psychologe in verschiedenen Bereichen arbeiten. Viele Fachpersonen finden mit einer Spezialisierung in Klinischer Psychologie, Psychotherapie, Notfall- oder Neuropsychologie eine Anstellung in einem psychiatrischen Krankenhaus oder in einer Rehabilitationseinrichtung. Dort bestehen ihre Aufgaben darin, Gespräche und psychologische Test durchzuführen. Diese bilden die Grundlage, um eine Person besser einschätzen zu können und zu einer Diagnose zu gelangen. Anschliessend muss anhand eines theoretischen Ansatzes eine passende Behandlung vorgeschlagen und durchgeführt werden (zum Beispiel eine Verhaltenstherapie). Dabei dürfen Psychologen jedoch keine Medikamente verschreiben und greifen deshalb auschliesslich auf Gesprächs-basierte Therapien zurück.

Eine weitere wichtige Tätigkeit von Psychologen ergibt sich durch die Beratung von bestimmten Zielgruppen. Diese kann je nach Spezialisierung in verschiedenen Bereichen stattfinden. In Schulen helfen sie beispielsweise Kindern, die Schul- oder Integrationsprobleme haben und vermitteln diese gegebenenfalls an Fachkräfte wie Ärzte oder Psychotherapeuten. Auch eine Beratung von Unternehmen bezüglich Personal, Arbeitsorganisation oder Veränderungsprozessen ist möglich.

PsychologInnen arbeiten in sehr unterschiedlichen Beschäftigungsbereichen. Die wichtigsten sind: Beratung, Bildung auf Sekundar- und Tertiärebene, Neuropsychologie, Schul- und Berufsberatung, Verkehrspsychologie, Gesundheitspsychologie, Sportpsychologie, Arbeitspsychologie, Rechtspsychologie, Schulpsychologie, Psychotherapie, Forschung.

Sie üben ihre Aktivitäten in sehr unterschiedlichen öffentlichen und privaten Bereichen aus: Private Praxis oder anderes unabhängiges Arbeitsgebiet, Opferhilfe, Psychosoziale Institution, Betrieb/Firma, Schulen und Weiterbildungsstätten, Altersheime, Spitäler, Institutionen für Personen mit Problemen auf dem Arbeitsmarkt, Institutionen für Personen mit einem Handicap, Psychiatrie und Tageskliniken, Erziehungsberatung, Sporteinrichtungen, Strafvollzug, Notfall- und Katastropheneinsätze.

Ausbildung zum Psychiater

Um Psychiater bzw. Psychiaterin zu werden, muss zunächst ein Studium der Humanmedizin abgeschlossen werden. Dieses dauert in der Regel sechs Jahre und teilt sich in drei Jahre Bachelor- und drei Jahre Masterstudium auf. Nach erfolgreichem Abschluss erhält man das eidgenössische Arztdiplom und kann nun die Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie beginnen. Diese dauert fünf bis sechs Jahre und wird mit dem Bestehen der Facharztprüfung beendet.

Die meisten Psychiater arbeiten entweder in einem Angestelltenverhältnis in der psychiatrischen Abteilung eines Spitals oder als selbstständige Fachärzte in einer eigenen Praxis. Auch sie haben die Aufgabe, psychische Erkrankungen zu diagnostizieren und diese anschliessend mit der richtigen Therapie zu behandeln. Im Gegensatz zu Psychologen greift ein Psychiater jedoch auch auf weitere diagnostische Verfahren zurück, die dem Ausschluss von körperlichen Ursachen für die psychischen Beschwerden dienen. Auch die therapeutischen Möglichkeiten unterscheiden sich aufgrund des medizinischen Bildungsweges von denen eines Psychologen, da Psychiater Medikamente verschreiben dürfen. Daraus ergibt sich, dass Fachpersonen vor allem bei körperlichen Ursachen einer psychischen Erkrankung oder bei Störungen, die überwiegend medikamentös behandelt werden (zum Beispiel Schizophrenie), hinzugezogen werden.

Psychotherapeut

Bei einem Psychotherapeuten bzw. einer Psychotherapeutin handelt es sich um spezialisierte Psychologen, die nach ihrem Psychologie-Studium die Weiterbildung in Psychotherapie absolviert haben. Diese findet berufsbegleitend statt und dauert zwischen vier und sechs Jahren. Die Fachpersonen können zum Beispiel in einer Klinik oder auch in einer eigenen Praxis arbeiten. Mit diesen Verfahren behandeln sie Menschen, die aufgrund von verschiedensten Schwierigkeiten (zum Beispiel in der Partnerschaft, im Job oder durch Traumata) eine psychische Erkrankung entwickelt haben und diese nicht alleine bewältigen können. Dabei kann es sich um Depressionen, Angst-, Traumafolge-, Zwangs- und Persönlichkeitsstörungen oder auch andere psychische Erkrankungen handeln.

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