Viele Menschen werden im Laufe ihres Lebens mit psychischen Problemen konfrontiert. Rund um die psychische Gesundheit kursieren zahlreiche Gerüchte. Genau darum fällt es einem so schwer, über seine Zweifel und sein Leid zu sprechen. Dabei ist es oftmals der erste Schritt zur Lösung seiner Probleme, mit jemandem über seine Gedanken in Bezug auf seine psychische Gesundheit zu sprechen. Hilfe zu suchen ist nicht immer leicht. Es lohnt sich aber auf jeden Fall! Nur so lassen sich Lösungen finden, an die man selbst nicht gedacht hätte.
Anzeichen erkennen und ernst nehmen
Die Anzeichen eines psychischen Problems sind nicht immer klar. Sie haben das Gefühl, dass es Ihnen nicht gut geht, wissen aber nicht wieso? Hier finden Sie eine Liste der Zeichen, die darauf hinweisen können, dass Sie sich in einer psychisch schwierigen Lage befinden. Es ist wichtig, diese Zeichen ernst zu nehmen und bei Bedarf Hilfe zu suchen. Solche Gefühle können bloss vorübergehend, aber auch Vorboten einer grösseren Krise sein.
- Haben Sie in letzter Zeit oft heftige Gefühle? Zum Beispiel: Ist sie manchmal sehr traurig oder sehr fröhlich?
 - Wechseln die Gefühle der Person sehr schnell?
 - Schläft die Person schlecht und wenig?
 - Wie ist es in der Schule, im Studium, in der Ausbildung oder im Beruf: Hat die Person weniger Lust zum Arbeiten oder Lernen?
 - Kann die Person nicht mehr so gut arbeiten?
 - Trifft die Person kaum noch Freunde oder Familie?
 - Bezieht die Person alles auf sich?
 - Fühlt sich die Person oft angegriffen?
 - Redet die Person schlecht über sich selbst?
 
Die aktive Ansprache der oder des Betroffenen durch Angehörige kann helfen, psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen.
Der Kreislauf von Fühlen, Denken und Handeln
Der Zyklus von Fühlen - Denken - Handeln hält eine Depression aufrecht und muss durchbrochen werden. Wenn man deprimiert und traurig ist sich trotzdem aufrafft und zwingt, etwas zu machen, was man schon lange einmal erledigen bzw. tun wollte, hat man wieder erste Erfolgserlebnisse und die Stimmung wird ein klein wenig besser. Um schrittweise Aktivitäten zu planen, hilft es, sich Ziele zu setzen. Ein Tool dafür sind die sogenannten SMART Ziele.
Professionelle Hilfe suchen
Sobald die eigenen Ressourcen nicht mehr funktionieren oder abrufbar sind, sollten Sie eine Fachperson konsultieren. Suchen Sie zudem professionelle Hilfe auf, wenn sich Ihr depressiver Zustand über mehrere Wochen nicht verändert, sich vielleicht sogar verschlechtert. Mit Depressionen verhält es sich ähnlich wie bei körperlichen Beschwerden, die erst sehr spät oder gar nicht behandelt werden. Die Symptome können sich zunehmend verschlimmern. Es wird immer schwerer, sich zu überwinden und helfen zu lassen. Je früher man sich beraten bzw.
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Sie haben erkannt, dass Sie fachliche Unterstützung zur Behandlung Ihrer psychischen Probleme brauchen? Sie wollen sich helfen lassen? Wir sind stolz auf Sie - Sie haben bereits viel erreicht und den ersten Schritt zur Selbsthilfe gemeistert. Reflektieren Sie Ihre Gefühle, nehmen Sie Ihre depressiven Symptome ernst und warten Sie mit der Behandlung nicht zu lange. Nehmen Sie vertrauensvoll Hilfe von Fachpersonen in Anspruch. Es tut gut, jemandem seine Sorgen anzuvertrauen. Über Schwächen zu sprechen, zeugt von Stärke und Mut.
Es gibt Situationen, in denen das eigene psychische Leid oder das einer nahestehenden Person dermassen gross ist, dass man rasch handeln muss. Dann ist die Situation ein Notfall. Man sollte sich an eine Fachstelle wenden, die rasch Unterstützung anbieten kann.
Notfallsituationen und wie man reagiert
Haben Sie das Gefühl, eine Person befinde sich in einer akuten psychischen Notlage?
- Gespräch suchen: Zögern Sie nicht sie darauf anzusprechen.
 - Zuhören: Vermeiden Sie dabei eine vorwurfsvolle Haltung, sondern hören Sie einfach zu, auch wenn es schwierig sein kann.
 - Lage einschätzen: Geben Sie der Person Raum sich auszudrücken und versuchen Sie die Lage einzuschätzen.
 - Unterstützung anbieten: Manchmal kann es sein, dass ein Hilfsangebot abgewiesen wird. Bleiben Sie dran und organisieren Sie, wenn nötig, auch ohne Einwilligung der betroffenen Person Unterstützung.
 
Wann die Sanität rufen (144):
- Die Person hat das Bewusstsein verloren, ist benommen, verwirrt, nicht mehr ansprechbar oder hat sich lebensbedrohliche Verletzungen zugefügt.
 - Die Person leidet unter Suizidgedanken und kann sich nicht mehr von diesen distanzieren oder steht unmittelbar davor sie in die Tat umzusetzen.
 - Die Person bedroht andere Menschen und ist nicht mehr kontrollierbar.
 
Lassen Sie die betroffene Person nicht alleine bis professionelle Hilfe eintrifft. Nehmen Sie sie ernst in ihren Gefühlen und Wahrnehmungen. Sind Sie unsicher, können Sie sich jederzeit mit einer psychiatrischen Klinik oder einer anderen Notfallnummer in Kontakt setzen und sich beraten lassen.
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Suizidgedanken
Suizidgedanken sind viel häufiger als man annimmt. Oftmals möchten diese Menschen nicht sterben, sondern suchen Erleichterung von einer unerträglichen emotionalen Not und sehen im Suizid einen möglichen Ausweg dafür. Anzeichen für eine Suizidgefährdung können u.a. sein: vernachlässigt ihren Körper. Viele Menschen befürchten, dass sich eine Person erst recht etwas antut, wenn sie mit ihr über Suizid sprechen. Das stimmt nicht. Ein Gespräch ist wichtig und entlastet. Besonders zentral ist dabei, ohne Vorurteile zuzuhören.
Sie befürchten, dass jemand in Ihrem Umfeld an Suizid denkt? Dann können Sie dieser Person helfen. Sprechen Sie die Person offen auf Ihre Beobachtungen an. Damit lösen Sie keinen Suizidversuch aus.
Was tun, wenn Angehörige betroffen sind?
Nicht nur die Betroffenen leiden unter der Erkrankung des geliebten Menschen, sondern auch Angehörige und nahestehende Personen. Kinder leiden besonders, wenn es einem Elternteil nicht gut geht. Vermehrt fühlen sie sich an der Niedergeschlagenheit der Mutter oder des Vaters mitschuldig. Es ist deshalb sehr wichtig, die Kinder altersgerecht mit einzubeziehen.
Für Angehörige und Freunde von psychisch belasteten Menschen ist diese notwendige Behutsamkeit gar nicht so einfach. Es tut weh, einen geliebten Menschen leiden zu sehen. Und es kann ungeduldig, hilflos oder wütend machen, wenn die betroffene Person nicht darüber sprechen, nicht handeln oder keine Hilfe annehmen will. Leider kann ich in einer solchen Situation nur zur Geduld raten. Immer wieder vorsichtig ansprechen, was man beobachtet, welche Sorgen man sich macht. In der Hoffnung, dass sich die Person irgendwann öffnet.
Unterstützung suchen: Selbsthilfegruppen oder gute Gespräche mit Freund:innen können Sie entlasten. Sich Wissen aneignen: Erfahren Sie mehr über die Erkrankung Ihrer nahestehenden Person.
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Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz
Sucht, Depression, Burnout - jeder fünfte Angestellte in der Schweiz leidet an einer psychischen Krankheit. Das wirkt sich oft auch negativ auf den Arbeitsalltag aus, führt zu häufigen Absenzen, gereizter Stimmung und mangelhafter Leistung. Ein klärendes Gespräch mit dem oder der Vorgesetzten tut in so einer Situation Not, ist aber alles andere als einfach. Nicht zuletzt, weil die Angst vor dem Jobverlust gross ist.
Thomas Ihde empfiehlt, sich vorab mit einer Vertrauensperson zu besprechen. Zum Beispiel mit dem Hausarzt oder einem Arbeitskollegen, der mit der Jobsituation vertraut ist. Letzteres hilft auch zu beurteilen, wann der beste Moment für so ein Gespräch mit dem entsprechenden Vorgesetzten ist.
Soll man auch mit seinen Arbeitskollegen über die eigenen psychischen Probleme sprechen? Thomas Ihde meint ja: «In der Regel ist die Empfehlung, dass man sie informiert. Sie merken ja, dass etwas nicht stimmt und machen sich Gedanken zu den Gründen - meist keine positiven Gedanken.» Sein näheres berufliches Umfeld ins Vertrauen zu ziehen, macht auch Sinn, da die Kollegen häufig zusätzlich jene Arbeit auffangen müssen, die von den Betroffenen in dieser Phase nicht erledigt werden kann. Wissen sie nicht, warum, führt dies schnell zu Ärger und Ablehnung.
Selbstfürsorge und Ressourcen stärken
Ja, auf jeden Fall! Es ist wichtig, die eigene psychische Gesundheit zu pflegen. Stärken Sie deshalb Ihre Abwehrkräfte, achten Sie auf Ihre Work-Life-Balance und setzen Sie Ihre Ressourcen optimal ein. Dadurch beugen Sie Krankheiten und Depressionen vor. Bleiben Sie sozial aktiv und pflegen Sie Kontakte zu Menschen, die Ihnen guttun. Die Neugierde und das Dazulernen von Neuem halten Sie geistig frisch. Leben Sie Ihre Kreativität aus und bewegen Sie sich regelmässig. Genauso nötig ist die Entspannung: Lassen Sie zwischendurch einfach einmal die Seele baumeln.
Hier sind einige Tipps, um die Ressourcen aufzustocken:
- Bewegung: Bewegung und Sport heben nachweislich die Stimmung. Die Stresshormone Cortisol und Adrenalin werden abgebaut, und im Gegenzug wird die Produktion der Glückshormone Endorphin und Serotonin angeregt.
 - Soziale Kontakte: Studien zeigen, dass Freundschaften für die Gesundheit wichtig sind und das Risiko für Depressionen verringern. Der Austausch mit anderen Menschen beeinflusst zudem die Eigenwahrnehmung.
 - Gesunde Ernährung: Früchte und Gemüse verbessern das psychische Wohlbefinden, die Vitalität und die Motivation. Ein gesunder Darm hat ausserdem einen positiven Einfluss auf unsere Psyche.
 - Entspannung: Unser System benötigt Ruhe, damit es sich entspannen und regenerieren kann. Machen Sie Ihre Auszeit zur Priorität und tragen Sie diese in die Agenda ein - sei das ein Saunabesuch, eine Meditation oder eine Massage.
 - Mentale Aktivität: Bleiben Sie auch mental aktiv und neugierig. So erweitern Sie Ihren Horizont und stärken das Selbstwertgefühl.
 
Wichtige Kontakte und Anlaufstellen
Hier finden Sie eine Liste von wichtigen Kontakten und Anlaufstellen, die Ihnen in einer psychischen Krise helfen können:
- Dargebotene Hand: Telefon 143 (rund um die Uhr)
 - Pro Juventute Telefonberatung: Kostenlos, rund um die Uhr
 - Rettungsnummer: 144 (in Notfällen)
 - LGBTIQ-Helpline: Für Anliegen zum Leben als lesbische, schwule, bisexuelle, trans, nicht-binäre, intergeschlechtliche oder queere Person
 - Föderation Schweizer Psychologinnen und Psychologen FSP
 - Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP)
 - Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten ASP
 - Selbsthilfe Luzern Obwalden Nidwalden
 
Zudem bieten viele Kantone und Organisationen spezifische Beratungsangebote an, wie zum Beispiel:
- Pro Mente Sana: Beratung und ensa Erste-Hilfe-Kurse
 - SRK (Schweizerisches Rotes Kreuz): Vielfalt an Angeboten in den Bereichen Gesundheit, Integration und Rettung
 - Caritas: Angebote für von Armut betroffene Menschen, Asylsuchende, Flüchtlinge und benachteiligte Migrantinnen und Migranten
 - Psychiatrie Baselland: Abklärungs-, Therapie- und Behandlungsangebote für alle psychischen Erkrankungen
 - Abteilung Jugend, Familie, Sucht des Kantons Nidwalden: Beratung für Eltern, Erziehungsberechtigte, Familien, Jugendliche und junge Erwachsene