Depressionen bei Teenagern: Symptome, Ursachen und Hilfestellungen

Die psychische Gesundheit ist ein grundlegender Faktor für das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen. Dennoch ist es ganz normal, dass Kinder und Jugendliche in den unterschiedlichsten Altersgruppen immer wieder einmal mit Ängsten und Sorgen ringen. Problematisch wird es, wenn Sorgen im Alltag überwiegen und dazu führen, dass Betroffene mit dem Druck alleine nicht mehr umgehen können.

Stress und Angstzustände

In der heutigen Zeit zählt Stress zu einem dauerhaften Begleiter von Erwachsenen und jungen Menschen. Stress äussert sich zunehmend, wenn sich Kinder und Jugendliche unter Druck gesetzt oder überfordert fühlen. In kleinen Mengen kann er sie zwar anspornen und motivieren, Ziele zu erreichen. Viele Kinder und Jugendliche erleben Stress, wenn sie mit belastenden, schwierigen oder unsicheren Situationen konfrontiert werden. Negative Gedanken bezüglich Leistung, Aussehen oder Wirkung auf andere können dann den Alltag bestimmen.

Um Ihrem Kind bestmöglich zu helfen, ist es besonders wichtig, die Auslöser und Ursachen des Stresses zu erkennen. Versuchen Sie, gemeinsam mit Ihrem Kind herauszufinden, auf welche Situationen es mit Stress reagiert und suchen Sie gemeinsam nach Lösungen. Schenken Sie viel Aufmerksamkeit und Liebe, nehmen Sie sich Zeit zum Zuhören und versuchen Sie, positives Denken zu fördern.

Es ist ganz normal, dass sich Kinder und Jugendliche im Alltag sorgen und in gewissen Situationen ängstlich sind. Kinder können in verschiedenen Altersstufen Angst vor unterschiedlichen Dingen haben - die genauen Ursachen sind nicht immer nachvollziehbar. Dennoch sind viele dieser Ängste ein natürlicher Bestandteil des Heranwachsens. Besonders in sozialen Situationen, beim Kennenlernen neuer Menschen, dem Sprechen vor Fremden, aber auch beim Abhalten einer Prüfung, treten Ängste auf.

Angstgefühle sind bei jedem Kind anders ausgeprägt. Nur bei manchen führt sie zu Panikattacken. In diesen Fällen verursacht die Angst überwiegend körperliche Symptome wie Kurzatmigkeit, Herzrasen, vermehrtes Schwitzen oder Zittern. Auch Schlafprobleme und Ohnmachtsgefühle können auftreten. Kinder und Jugendliche, die unter Angstzuständen leiden, sind oft müde und haben Konzentrationsschwächen.

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Zu wissen, was die Angst- oder Panikattacke auslöst, ist der erste Schritt zur Besserung. Oft hilft es, wenn Sie Ihr Kind fragen, wie es sich fühlt und was es ängstlich oder gestresst macht. Je mehr Kinder und Jugendliche ihre Gefühle verstehen und einordnen können, desto einfacher ist es, aufkommende Ängste zu kontrollieren. Führen Sie mit ihrem Kind Wahrnehmungs- und Atemübungen durch, um aufkommenden Panik- und Angstattacken entgegenzuwirken.

Depressionen bei Jugendlichen

Alle Kinder und Jugendliche können sich manchmal niedergeschlagen oder deprimiert fühlen, das ist ein natürlicher Teil des Erwachsenwerdens. Diese Gefühle können jedoch besorgniserregend sein, wenn sie über einen längeren Zeitraum hinweg intensiv auftreten, insbesondere, wenn sie das soziale, familiäre und schulische Leben beeinträchtigen. Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und treten oft zusammen mit Angstzuständen auf. Anhaltende Traurigkeit oder Ängstlichkeit dominiert ihren Alltag. Von Depressionen betroffene Kinder und Jugendliche zeigen oft Anzeichen von geringer Energie und Konzentrationsschwierigkeiten, aber auch einer Veränderung des Appetits oder des Schlafverhaltens.

Versuchen Sie, ein Umfeld der Geborgenheit und Unterstützung zu schaffen, in dem sich Ihr Kind sicher und verstanden fühlt. Sprechen Sie mit ihm, hören Sie zu und urteilen Sie nicht. Durch den Austausch können Sie in Erfahrung bringen, welche Sorgen Ihr Kind plagen und beobachten Sie, auf welche Veränderungen Ihr Kind reagiert. Eine unterstützende und fürsorgliche Elternschaft ist nicht nur wichtig für das psychische Wohlbefinden, sondern auch für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Dennoch gibt es Zeiten, in denen sich Veränderungen im Verhalten, der Stimmung oder Freude von Kindern und Jugendlichen feststellen lassen. Einige dieser Veränderungen können mit den üblichen Entwicklungsphasen zusammenhängen.

Symptome einer Jugenddepression

Eine Depression bei Jugendlichen und Kindern ist oft nicht auf den ersten Blick erkennbar. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Die Erkrankung zeigt sich nicht bei allen Betroffenen gleich, die Symptome sind vielfältig. Häufig werden sie zudem fälschlicherweise der Pubertät statt einer Depression zugeordnet. Nicht selten treten bei Jugendlichen neben einer Depression noch weitere psychische Erkrankungen auf. Dazu gehören Angststörungen, Suchtverhalten, Essstörungen oder Zwangserkrankungen.

Wenn Kinder und Jugendliche durch anhaltende Antriebslosigkeit, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, sozialen Rückzug, Verlust des Interesses und der Freude auffallen, sind das mögliche Hinweise auf eine Depression.

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Folgende Symptome können bei Jugendlichen Anzeichen einer Depression sein:

  • Traurigkeit
  • Gedrückte Stimmung
  • Antriebslosigkeit
  • Verlust von Interesse und Freude
  • Rückzug von der Familie sowie vom Freundeskreis
  • Gereiztheit und schnippisches Verhalten
  • Niedriges Selbstwertgefühl
  • Ängstlichkeit
  • Selbstverletzendes Verhalten
  • Suizidgedanken
  • Appetitveränderung
  • Aggressivität
  • Hohes Risikoverhalten

Häufig kommen körperliche Beschwerden dazu. Für das Umfeld kann es schwierig sein, zu unterscheiden, ob eine depressive Störung vorliegt oder das Auftauchen von problematischen Symptomen mit der Pubertät zusammenhängt. Denn in der Pubertät kommt es zu einem neuronalen Umbau, Jugendliche suchen nach ihrer Identität. Stimmungsschwankung treten hormonell bedingt öfters und viel stärker auf. So ist es normal, dass sich Teenager mal down fühlen. Auch Gedanken übers Leben und Sterben gehören zur Pubertät dazu.

Mehrere Symptome müssen sich über mehrere Wochen zeigen, damit man von einer «richtigen» oder «klinisch relevanten» Depression spricht. Bei einer Depression verschwindet die Freude am Leben und die Welt wird nur noch grau in grau wahrgenommen. Dinge, die normalerweise Spass machen, werden vernachlässigt, der Appetit nimmt ab. Das Gedächtnis arbeitet nicht mehr so gut. Ihr Kind kann sich kaum noch konzentrieren. Bei einer starken Depression fühlt Ihr Kind gar «nichts» mehr. Es ist ihm alles egal, es will tagelang nur noch im Bett liegen, verweigert den Schulbesuch oder die Ausbildung.

Ursachen von Depressionen bei Jugendlichen

Die Ursachen können vielfältig sein: Genetische Veranlagung, familiäre Belastungen, traumatische Erfahrungen, stressreiche Lebenssituationen können eine Rolle spielen. Auch soziale Isolation, Mobbing oder hoher Leistungsdruck können das Risiko erhöhen.

Es handelt sich jedoch um ein komplexes Zusammenspiel aus genetischen, anderen biologischen und Umwelteinflüssen. Genetische Einflüsse spielen sicher eine Rolle bei der Entstehung einer Depression. Bei Kindern, deren Eltern unter Depressionen leiden, ist das Risiko, ebenfalls zu erkranken, deutlich erhöht.

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Man geht jedoch inzwischen davon aus, dass es letztlich Umweltfaktoren sind, die massgeblich dazu beitragen, dass Depressionen bei Kindern ausbrechen. Bei Kindern spielt die Familie eine entscheidende Rolle. Leistungsdruck, Scheidung oder Tod der Eltern, aber auch Hänseleien in der Schule, Armut und sexueller Missbrauch gelten als mögliche Auslöser depressiver Erkrankungen. Dabei ist nicht nur die Stärke der Belastung ausschlaggebend, sondern auch, wie gut das Kind gelernt hat, Krisen zu verarbeiten, Probleme zu lösen oder sich Hilfe zu suchen.

Häufiger als bei Kindern sind Depressionen bei Jugendlichen. Die Pubertät birgt ein besonderes Risiko. Diese Zeit ist mit vielen Veränderungen, grossen Herausforderungen und dadurch mit einem erhöhten Stresslevel verbunden. Jugendliche sind auf der Suche nach ihrer eigenen Identität, sie grenzen sich stärker von den Eltern ab und suchen Zugehörigkeit bei den Gleichaltrigen ("Peers"). Auch der Körper und das äussere Erscheinungsbild verändern sich stark in dieser Zeit.

Die gerade aufgeführten Herausforderungen im Jugendalter sind meist nicht alleiniger Auslöser einer Depression.

Psychologin Chantal Hofstetter entwarnt deshalb: «Es muss sich nicht bei jedem Hänger gleich um eine behandlungsbedürftige Störung handeln. Entscheidend ist das Gesamtbild. Treten mehrere Symptome gleichzeitig auf und halten sie über einen längeren Zeitraum an, sollten Eltern und Bezugspersonen genauer hinschauen.» Als problematisch erachtet sie es insbesondere, wenn sich Jugendliche von ihren Freundinnen und Freunden zurückziehen und in die virtuelle Welt oder ein Konsumverhalten flüchten.

Diagnose von Depressionen bei Jugendlichen

Die Diagnose sollte im Rahmen einer psychologisch-psychiatrischen Abklärung erfolgen. Dabei werden die Symptome, die Krankheitsgeschichte und mögliche Auslöser erfasst. Zudem werden standardisierte Fragebögen und psychometrische Testverfahren eingesetzt.

Eigentlich gelten für Kinder und Jugendlichen die gleichen Diagnosekriterien wie für Erwachsene. Gewisse typische Symptome zeigen sie jedoch oftmals nicht. Andere Symptome wiederum gehören zur Phase des Erwachsenwerdens dazu und sind per se nicht besorgniserregend. Deshalb muss das Alter des Kindes oder des Jugendlichen immer berücksichtigt werden. Zusätzlich ist es relevant, ob die Symptome über eine längere Zeit anhalten oder nur vorübergehend sind. Die Diagnose stellt jeweils ein Arzt oder eine Psychotherapeutin.

Behandlung von Depressionen bei Jugendlichen

Unterschiedliche Formen von psychischen Problemen bedingen sich oft gegenseitig. Die richtige Hilfe für Kinder und Jugendliche zu finden, kann für Eltern und Betreuungspersonen deshalb eine grosse Herausforderung sein. Zögern Sie nicht, sich professionelle Unterstützung zu holen, um Ihrem Kind zu helfen.

Wenn Stress und Angst das Leben Ihres Kindes beeinträchtigen, ist es wichtig, dass es Hilfe bekommt. Erwägen Sie es, sich an entsprechende Beratungsstellen zu wenden, die Ihnen mögliche Hilfestellungen und Therapien empfehlen können. Wenn Ihr Kind mit dem Gedanken spielt, sich selbst zu verletzen, oder wenn es sich bereits selbst verletzt hat, wenden Sie sich an medizinisches Fachpersonal. Eine Depression ist eine psychische Erkrankung.

Wird eine Depression bei Kindern und Jugendlichen nicht behandelt, kann die Erkrankung chronisch werden. In einem ersten Schritt ist es wichtig, der oder dem Betroffenen altersgerecht zu erklären, was eine Depression ist. Danach folgt die Psychotherapie. Oft zieht die Therapeutin oder der Therapeut dabei auch die Familie oder weitere Bezugspersonen ein.

Eine depressive Erkrankung wird in der Regel auf zwei Arten behandelt. In der Verhaltenstherapie werden neue Verhaltensweisen eingeübt, damit der oder die Jugendliche im Alltag bestehen kann. Durch Verabreichung von Medikamenten (für eine gewisse Zeit) können Veränderungen leichter gelingen. Bewährt haben sich bei Jugendlichen in der Therapie Gruppenangebote. In der Gruppe erkennt die junge Person, dass sie mit ihren Problemen nicht allein ist. Gemeinsam lassen sich neue Wege leichter gehen.

Ist die Depression bei einem Kind erst einmal erkannt, lässt sie sich entsprechend behandeln. Antidepressiva holen viele kleine Patienten mit schweren Depressionen aus dem "schwarzen Loch" heraus. Sie werden allerdings nur mit äusserster Umsicht und ergänzend zu anderen therapeutischen Massnahmen eingesetzt. Abhängig machen Antidepressiva nicht.

Daher sollten Kinder mit einer leichten bis mittleren Depression bevorzugt mittels einer Psychotherapie behandelt werden. Psychotherapeuten sind wichtige Begleiter auf dem Weg aus der Depression. Meist empfiehlt es sich, Familienmitglieder im Rahmen einer Familientherapie mit einzubeziehen.

Wie Eltern helfen können

Signalisieren Sie Ihrem Kind, dass es jederzeit mit Ihnen über seine Probleme sprechen kann. Hören Sie aufmerksam zu, wenn sich Ihr Kind Ihnen anvertraut. Planen Sie verschiedene Aktivitäten oder Ausflüge. Bleiben Sie positiv. Loben Sie Ihr Kind, wenn es etwas gut gemacht hat. So stärken Sie sein Selbstbewusstsein. Wenden Sie sich sofort an eine Fachperson, wenn Ihr Kind Suizidgedanken äussert.

Haben Eltern den Verdacht, dass ihr Kind an einer depressiven Verstimmung leidet, sollten sie das Gespräch suchen. Sie können ihre Sorgen ansprechen, am besten in Ich-Botschaften. Chantal Hofstetter rät dazu, fürs Gespräch einen günstigen Moment und eine passende Umgebung zu wählen. Besser als steif am Esstisch zu sitzen ist vielleicht ein ungezwungenes Gespräch beim Geschirrspülen oder beim Spaziergang mit dem Hund. «Die Eltern sollten möglichst wertfrei ansprechen, was sie beobachtet haben und verstehen wollen, was bei den Jugendlichen gerade passiert. Vorwürfe oder gar Ärger sind hingegen zu vermeiden.»

Wichtig ist zudem, die Sorgen und Nöte der Jugendlichen ernst zu nehmen. Aussagen wie, «das gehört zur Pubertät, mach dir nicht so viele Gedanken», gilt es zu vermeiden. Hingegen können offene Fragen dabei helfen, dass Jugendliche ihre eigene Situation besser verstehen und selbst Antworten auf ihre Sorgen finden. Vonseiten der Eltern ist dabei vor allem Geduld gefragt. Möglicherweise finden Jugendliche eigene Lösungen für ihre Situation und Eltern können ganz auf Vorschläge verzichten. Vielleicht sind sie aber auch dankbar, wenn Eltern ihnen Lösungsvorschläge anbieten.

Viele Jugendliche sind froh, wenn jemand sie aktiv auf ihre Sorgen anspricht. Denn trotz Enttabuisierung in den sozialen Medien, behält ein Grossteil es für sich, wenn traurige Gedanken und Gefühle da sind. Manche Jugendlichen möchten aber am liebsten mit niemandem über Sorgen und Probleme sprechen − schon gar nicht mit den Eltern. Hier rät Hofstetter, zu signalisieren, dass die Tür jederzeit offen steht.

Vorbeugung

Es gibt keine Möglichkeit, das Entstehen einer Depression von Kindern und Jugendlichen sicher zu verhindern. Bekannt ist, dass eine gute Beziehung zu den Eltern, die Rückhalt und Liebe vermitteln, Kinder vor Depressionen möglicherweise schützt. Eltern, die ausreichend Nestwärme und Geborgenheit gewährleisten, leisten damit einen Beitrag, um einer Depression bei ihren Kinder vorzubeugen.

Ebenso wirken ein gutes soziales Netz, Freundschaften und soziale Integration dem Entstehen von Depressionen von Jugendlichen in vielen Fällen entgegen.

Weitere Informationen und Hilfe

  • Pro Juventute Elternberatung: Rund um die Uhr für Sie da.
  • Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienste der Kantone: Unterstützung bei Verdacht auf eine Depression.
  • Telefon 147: Beratungstelefon für Kinder und Jugendliche.
  • Elternberatung von Pro Juventute

Es ist wichtig, eine Depression frühzeitig zu erkennen. Denn unbehandelt können sich die Symptome verstärken oder weitere Erkrankungen wie beispielsweise eine Angst- oder Panikstörung hinzukommen. Viele Betroffene neigen zu riskantem Verhalten oder entwickeln mit der Zeit Suizidgedanken.

Depression erhöht das Risiko für Suizidgedanken und -handlungen: Grund genug, um eine Depression ernst zu nehmen und nicht nur als «Phase» zu banalisieren. Dieser Punkt ist besonders wichtig, da Depression bei Jugendlichen von Eltern häufig unterschätzt wird.

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