Mittelgradige Depression: Definition, Symptome und Behandlung

Schlecht gelaunt, niedergeschlagen und antriebslos? Wer kennt diese Gefühle nicht. Sie von einer ernst zu nehmenden Depression zu unterscheiden ist jedoch nicht ganz einfach.

Was ist eine Depression?

Im Leben erfährt jeder Mensch Phasen von Traurigkeit oder Energielosigkeit, beispielsweise nach dem Verlust eines Familienmitglieds oder einem Misserfolg. In der Regel kann mit solchen Ereignissen umgegangen werden. Es gibt jedoch Situationen, die nur schwer aus eigener Kraft bewältigt werden können. Die ernstzunehmende Krankheit Depression ist kein Zeichen von persönlicher Schwäche und kann nicht mit Ratschlägen oder Willenskraft überwunden werden.

Eine Depression beeinflusst unser Fühlen, Denken und Handeln. Betroffene fallen in ein überwältigendes Stimmungstief, das monatelang anhält. Häufig kommen zu den bereits erwähnten Symptomen körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Erschöpfung dazu - die Symptome bei Depressionen sind vielfältig und individuell. Es gibt auch die versteckte, sogenannt larvierte Depression, die sich rein körperlich äussert. Die Diagnose kann deshalb nur eine Fachperson stellen.

Grundsätzlich kann eine depressive Episode jede:n von uns treffen. Frauen sind aber insgesamt häufiger betroffen als Männer - oder holen sich mehr Hilfe. So zeigt eine Umfrage, dass nur jeder dritte Mann mit anderen über seine Depression sprechen würde (lesen Sie mehr über Depression bei Männern).

Eine Depression kann je nach Art nur einmalig auftreten, regelmässig wiederkehren oder chronisch werden. Daneben gibt es noch die bipolare Störung. Bei dieser wechseln sich Hochgefühle (Manien) mit depressiven Episoden ab.

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Unterschiedliche Schweregrade depressiver Episoden

Eine depressive Episode kann unterschiedlich schwer verlaufen.

  • Bei einer leichten depressiven Episode treten meistens zwei bis drei der aufgezählten Haupt- und Begleitsymptome auf.
  • Treten vier oder mehr Haupt- und Begleitsymptome auf, spricht die Medizin von einer mittelgradigen depressiven Episode.
  • Bei einer schweren depressiven Episode treten fast alle der aufgelisteten Symptome auf. Typischerweise haben Betroffene ein sehr niedriges Selbstwertgefühl und leiden unter Gefühlen von Wertlosigkeit und Schuld.

Eine schwere depressive Episode kann mit oder ohne psychotische Symptome auftreten. Ist Letzteres der Fall, leiden Betroffene zusätzlich unter Halluzinationen, Wahnideen, psychomotorischen Hemmungen oder einem. Unter diesen Umständen besteht grosse Suizidgefahr und alltägliche Aktivitäten können kaum noch ausgeführt werden. Hier ist unverzüglich Hilfe gefordert. Fahren Sie direkt in die Psychiatrie oder rufen Sie unter der Notrufnummer 144 den Rettungswagen.

Ursachen einer Depression

Die Ursachen für eine Depression sind vielschichtig und resultieren oft aus einer Kombination von psychosozialen, genetischen und biologischen Faktoren. Die Entstehung resultiert überwiegend aus dem Zusammenwirken der unterschiedlichen Faktoren. Oft sind es belastende Ereignisse, die zu einem Trauma führen können.

Psychosoziale Aspekte

Verschiedene psychosoziale Aspekte können eine Depression hervorrufen. Tiefgreifende Lebensereignisse im Zusammenhang mit einem Verlust oder Rollenwechsel können das Risiko einer Depression erhöhen. Dazu gehören beispielsweise die Pensionierung oder eine Geburt und damit die Verpflichtung als Eltern. Kognitive Muster als Ursache von negativen Lebenserfahrungen zeigen, wie Belastungen von Menschen verarbeitet werden. Dabei verwenden Betroffene einer Depression insbesondere dysfunktionale Muster. Wird die Ursache bei einem negativen Ereignis als persönliches, allgegenwärtiges oder unveränderliches Problem eingeschätzt, kann möglicherweise eine Depression ausgelöst werden. Daraus kann die Überzeugung zur Unfähigkeit entstehen, die persönliche Lebenssituation zu verändern.

Genetische und biologische Faktoren

Depression wird nicht direkt vererbt. Bestimmte genetische Merkmale können jedoch das Risiko für die Erkrankung erhöhen. Bestimmte Neurotransmitter (Botenstoffe), welche im Körper für die Kommunikation der Zellen und das Zusammenspiel wichtig sind, können ebenfalls beteiligt sein. Diese Erkenntnis erklärt die Wirkung von Antidepressiva, welche verschiedene Botenstoffe modulieren und die Symptome mindern können. Eine mögliche Ursache, dass Frauen häufiger von einer Depression betroffen sind als Männer, ist der Hormonhaushalt. Beispielsweise kann eine Frau nach der Geburt unter einer postpartalen Depression leiden. Die Einnahme oder das Absetzen von Medikamenten kann depressive Störungen auslösen. Die Veränderung der Jahreszeit kann ein Faktor für eine Depression sein.

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Vulnerabilität und Resilienz

Jedoch entwickeln nicht alle aufgrund der geschilderten Umstände eine Depression. Grund dafür ist die individuelle Vulnerabilität und Resilienz. Vulnerabilität bedeutet «Verletzlichkeit» und meint die Anfälligkeit dafür, eine Depression zu entwickeln. Resilienz wiederum bedeutet «zurückspringen, abprallen». Resiliente Menschen können ihre psychische Gesundheit demnach auch bei einer Krise aufrechterhalten oder rasch wiederherstellen. Weshalb manche Menschen resilienter sind als andere, wird noch immer erforscht. Zum einen spielen verlässliche Bezugspersonen in der Kindheit eine zentrale Rolle, daneben gibt es aber noch viele weitere Faktoren, wie zum Beispiel die Genetik. Fakt ist jedoch, dass die Resilienz trainiert werden kann.

Symptome der mittelgradigen Depression

Unabhängig von der Lebenssituation, Lebens- und Familiengeschichte sowie körperlichen Ursachen tritt die Depression in unterschiedlichen Formen, Ausprägungen und Beschwerdedauer auf. Bei der leichten Form einer Depression leiden die Betroffenen an mindestens zwei oder drei Kern- sowie ein bis drei Zusatzsymptomen. Bei der mittelgradigen Depression kommen vier oder mehr Zusatzsymptome vor. Bei dieser Form haben Betroffene eine chronische Depression über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren. Vieles wird als anstrengend empfunden, Traurigkeit und Niedergeschlagenheit dominieren die Grundstimmung. Die Betroffenen sind trotzdem oft in der Lage, den Alltag zu bewältigen. Darauf folgen mehr oder weniger ausgeprägte Depressionen mit Antriebslosigkeit, gedrückter Stimmung und Traurigkeit. Da sie von der Jahreszeit abhängig ist, zählt die Winterdepression zu den wiederkehrenden Depressionen.

Die depressive Störung zeichnet sich durch drei Kernsymptome aus:

  • depressive Stimmung, welche für die betroffene Person in einem ungewöhnlichen Ausmaß ist
  • Verlust von Freude und Interesse an Aktivitäten, die normalerweise erfreulich empfunden werden
  • erhöhte Ermüdbarkeit und verminderter Antrieb

Des Weiteren können bei einer depressiven Erkrankung folgende Zusatzsymptome auftreten:

  • verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
  • verminderte Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • unbegründete Selbstvorwürfe oder Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
  • Schlafstörungen
  • Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder Suizid
  • Appetitlosigkeit

Es ist nicht ungewöhnlich, dass depressive Menschen neben den psychischen Symptomen auch unter körperlichen Beschwerden leiden:

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  • deutlicher Gewichtsverlust
  • Verlust des sexuellen Interesses
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel

Diagnose einer Depression

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Kriterien zusammengestellt, aufgrund derer eine Depression festgestellt (diagnostiziert) werden kann. Dafür müssen die depressiven Symptome für mindestens zwei Wochen vorherrschend sein.

Für eine Diagnose ist ein ausführliches Gespräch mit einer Fachperson notwendig. Dabei wird neben der aktuellen Problematik auch die aktuelle Lebenssituation und die Lebens- und Familiengeschichte der betroffenen Person angeschaut und auch mögliche körperliche Ursachen für eine depressive Problematik abgeklärt.

Arten von Depressionen

Es gibt verschiedene Arten von Depressionen, die sich unterschiedlich auf die Stimmung auswirken können. Depressiv ist nicht gleich depressiv.

  • Eine depressive Verstimmung kann sowohl als Anfang einer Depression als auch als kurzzeitiges Stimmungstief auftreten. Von dieser Depressionsart wird meist gesprochen, wenn sich Betroffene noch nicht länger als zwei Wochen freudlos und traurig fühlen.
  • Eine leichte Depression wird diagnostiziert, wenn Betroffene länger als zwei Wochen unter einem Hauptsymptom (gedrückte Stimmung, Interessen- oder Freudlosigkeit sowie Antriebslosigkeit) und mindestens einem bis drei Zusatzsymptomen (Konzentrationsschwierigkeiten, Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit, Schlafstörungen, Veränderung des Appetits, innere Unruhe, Verlangsamung, Suizidgedanken) leiden, aber nicht so sehr eingeschränkt sind, wie Personen mit einer schweren Depression. In vielen Fällen können Menschen mit einer leichten Depression ihren Alltag bewältigen, arbeiten und soziale Kontakte pflegen. Eine leichte depressive Episode wird oft auch leichte Depression oder nach amerikanischer Definition, Minor Depression genannt.
  • Wenn Betroffene länger als zwei Wochen ein Hauptsymptom und vier Zusatzsymptomen an sich bemerken, wird von einer mittelschweren Depression gesprochen.
  • Bei den Betroffenen einer schweren Depression sind mehrere, intensive Symptome vorhanden, darunter oft Suizidgedanken oder suizidale Handlungen. Haben Sie selbst Suizidgedanken? Lassen Sie sich helfen!
  • Wenn die oben aufgeführten Symptome seit mehr als zwei Jahren anhalten, leiden Sie höchstwahrscheinlich unter einer chronischen Depression. Auffällig bei dieser Depressionsart ist, dass sie meist bereits im Kindes- oder Jugendalter beginnt und oftmals bei Menschen auftritt, die emotionale Vernachlässigung oder körperliche Gewalt erleben. Die Dysthymie ist, im Vergleich zur Major Depression, relativ selten. Letztere erleben rund neun Prozent der Bevölkerung, während nur zwei Prozent chronisch erkranken.

Behandlung der mittelgradigen Depression

Die Behandlung einer Depression besteht meistens aus einer Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten und ist von der Schwere der depressiven Episode abhängig.

Diese Ziele ergeben den Behandlungsablauf in den drei Phasen Akutbehandlung, Erhaltungstherapie und Prävention von Rückfällen. Die Kombination von hochstehender Medizin, professionellen Behandlungen und kompetenter Betreuung ist zentral bei der Behandlung bei uns. Bei einer Depression Hilfe und Unterstützung von Spezialisten einer Klinik in Anspruch zu nehmen ist heute selbstverständlich und sinnvoll. Die Zürcher RehaZentren verfügen in den verschiedenen medizinischen Fachbereichen über spezialisierte Teams mit langjähriger Erfahrung. Der Aufenthalt ermöglicht neben der medizinischen Behandlung die Teilnahme an bewährten Therapieformen wie Atem-, Gestaltungs- und Kunsttherapie. Bei Bedarf stehen eine Ernährungs- und Sozialberatung sowie eine Seelsorge zur Verfügung. Mit dem individuellen Behandlungsplan werden Betroffene durch qualifiziertes und erfahrenes Fachpersonal begleitet. Mit der Verarbeitung von Emotionen, Schuldgefühlen und Sorgen durch die psychoonkologische Beratung gelingt ein positiver Blick in die Zukunft. Die Zürcher RehaZentren setzen neben der medizinischen Behandlung unter anderem auf Gesprächs- und Entspannungstherapien.

Psychotherapie

Bei der Behandlung einer Depression können verschiedene Therapiemethoden zum Einsatz kommen. Fast wichtiger als die Therapieform selbst ist jedoch die Beziehung zum behandelnden Therapeuten / zur behandelnden Therapeutin. Ist diese geprägt von Vertrauen und gegenseitigem Respekt, können positive Veränderungen erzielt werden.

Die adäquate Behandlung der Depression muss stets Psychotherapie beinhalten. Da jede Patientin und jeder Patient über ein individuelles emotionales Profil verfügt, ist eine jeweils hierauf abgestimmte Behandlung erforderlich. Diese führt idealerweise zu einem veränderten Umgang mit Stress und zur Korrektur der negativen individuellen Bewertung und Verarbeitung der persönlichen stressreichen Lebensereignisse. An psychotherapeutischen Verfahren sind die kognitive Verhaltenstherapie (VT) und die interpersonelle Psychotherapie (IPT) aktuell am besten untersucht und in ihrer Wirksamkeit belegt. Fühlen, Denken und Handeln beeinflussen sich ständig gegenseitig und die Körperfunktionen (z.B.

Medikamentöse Behandlung

Bei einer mittelschweren oder schweren depressiven Episode ist meistens zusätzlich eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva notwendig. Wichtig ist, dass die Medikamente nur unter ärztlicher Begleitung eingenommen werden und die Dosierung niemals eigenmächtig angepasst wird. Am häufigsten werden Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) oder auch neue trizyklische oder tetrazyklische Antidepressiva verschrieben.

Wie bei den Antidepressiva der ersten Generation, beruht das Wirkprinzip der modernen Antidepressiva immer noch hauptsächlich auf der Unterstützung und Erhöhung der Konzentration der Neurotransmitter (Botenstoffe) Serotonin, Noradrenalin und Dopamin an den Kontaktstellen der Neurone (Nervenzellen) im Gehirn. Diese Neurotransmittersysteme sind bei Depressionen aus dem Gleichgewicht geraten. Moderne Antidepressiva wirken spezifisch auf bestimmte Komponenten dieser Transmittersysteme. Je nach verwendetem Antidepressivum unterscheiden sich die Zielorte der Wirkung voneinander. Deshalb haben moderne Antidepressiva oft unterschiedliche Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile, die sich vorteilhaft in der Therapie nutzen lassen können. So haben einige Antidepressiva zusätzlich eine schlaffördernde oder schmerzlindernde Wirkung, oder sie verbessern auch die durch das Krankheitsbild eingeschränkten geistigen (kognitiven) Funktionen wie Aufmerksamkeit, klares Denken und Handeln. Entgegen eines immer noch vorhandenen und gefährlichen Unwissens, gibt es keine Belege, dass Antidepressiva abhängig machen oder eine Veränderung der Persönlichkeit bewirken.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Bei einer leichten depressiven Episode, oder als Ergänzung zur psychotherapeutischen oder medikamentösen Behandlung, kann es sich auch lohnen, andere Behandlungsmöglichkeiten auszuprobieren. So kann beispielsweise eine Lichttherapie die Stimmung heben. Auch die Wachtherapie (ehemals Schlafentzug) kann eine antidepressive Wirkung haben. Allerdings ist deren Wirkung meist nur sehr kurz.

Akuttherapie

Akuttherapie - die ersten ca. Trotz zahlreicher Forschungsanstrengungen ist noch immer weitgehend unklar, welches Antidepressivum im Einzelfall die beste Wirkung erzielt. Obwohl die spezifischen aktuellen Symptome des Patienten und seine allfälligen Erfahrungen mit früheren Behandlungen Hinweise geben können, sprechen mind. 30% der Patienten nicht genügend gut auf eine Erstbehandlung an. Die Wirkung von Antidepressiva entfaltet sich über Tage und Wochen. Wenn aber nicht innerhalb der ersten zwei Wochen zumindest ein Wirkungsbeginn festgestellt werden kann, sollte die Therapie angepasst werden, sei dies mit höherer Dosis, einem anderen Medikament oder gar einer Kombination von Medikamenten. Das Ziel muss sein, eine weitgehende Symptomfreiheit zu erreichen. Dies gelingt während der Akuttherapie bei ca. 40-50% der Patienten. Da depressive Episoden in der Regel 6-12 Monate dauern, muss die Therapie mindestens solange fortgesetzt werden, um Rückfälle während dieser kritischen Zeitperiode zu vermeiden. Beim vorzeitigen Absetzen der Therapie (weil es einem ja wieder gut geht, könnte man denken, die Therapie jetzt abbrechen zu können) erleiden nämlich ca. 80% der Patienten einen Rückfall.

Umgang mit Restsymptomen

Oft bleiben auch nach erfolgreicher Akuttherapie noch einige depressive Restsymptome bestehen wie Schlafstörungen, kognitive Störungen oder Energiemangel. Restsymptome erhöhen das Risiko, Rückfälle zu erleiden. Die Bekämpfung der Restsymptome ist daher das zweite wichtige Ziel der Weiterbehandlung. Diese sollte mit demselben Antidepressivum in unveränderter Dosis weitergeführt werden. Wenn die aktuelle depressive Episode die erste im Leben des Patienten war oder nach einer jahrelangen Phase ohne Depressionen aufgetreten ist, kann das Antidepressivum sorgfältig ausgeschlichen und abgesetzt werden. Wenn sich aber depressive Phasen in kürzerer Zeit gehäuft haben und die Depression sehr schwer war, wird oft eine prophylaktische Weiterbehandlung auf unbestimmte Zeit erwogen, um künftigen und zu erwartenden depressiven Episoden vorzubeugen. Eine solche prophylaktische Weiterbehandlung ist sehr wirksam und verhindert in 80% der Fälle das Entstehen von weiteren Depressionen.

Lichttherapie

Diese nahezu nebenwirkungsfreie Therapie hat sich nicht nur in der Behandlung der Winterdepression, sondern bei allen Depressionsformen als wirksam erwiesen. Jeden Morgen werden 30 bis 60 Minuten vor einer hellen Lichtquelle (2’500 bis 10’000 Lux) verbracht. Währenddessen kann auch gelesen werden. Je früher im Krankheitsverlauf die morgendliche Lichttherapie stattfindet, desto besser ist in der Regel der Behandlungserfolg.

Wachtherapie (Schlafentzug)

Eine Nacht ohne Schlaf verbessert die Stimmung. Dies klingt zunächst eher merkwürdig, da viele depressive Patienten ohnehin schon an Schlafstörungen leiden. Auch ein teilweiser Schlafentzug ab morgens um ca. 1 Uhr ist antidepressiv wirksam. Man geht also normal zu Bett und wird gegen 1 Uhr morgens wieder geweckt. Wichtig ist, dass man während des Rests der Nacht und während des ganzen folgenden Tages keinesfalls auch nur für ganz kurze Zeit einschläft. Sobald wieder geschlafen wird, verschwindet die stimmungsaufhellende Wirkung wieder.

Elektrokrampftherapie (EKT)

Die EKT wird zur Behandlung therapieresistenter Depression und schwerer depressiver Episoden angewandt - in der Regel dann, wenn andere Therapieverfahren versagt haben oder nicht genügend wirksam waren. Die Behandlung gilt als wirksam und nebenwirkungsarm, und der Wirkeintritt erfolgt in der Regel rasch. Das Behandlungsprinzip ist ein in Kurznarkose und Muskelentspannung schonend ausgelöster therapeutischer Krampfanfall im Gehirn. Während dieses etwa eine Minute dauernden Ereignisses wird der Patient anästhesiologisch überwacht.

Begleitmassnahmen

Parallel zu diesen Therapieformen können individuell gestaltete Begleitmassnahmen sehr hilfreich sein, die auf verschiedenste Weisen die Wahrnehmung des Körpergefühls fördern, z.B.

Was Sie selbst tun können

  • Es ist äusserst wichtig, dass Sie sehr rasch eine ärztliche Behandlung aufsuchen, sei dies der Hausarzt oder Psychiater. Nicht nur die depressive Stimmung, sondern auch speziell Suizidgedanken und -absichten können wirksam behandelt werden. Es ist daher sehr wichtig, depressive Personen dazu zu bewegen, einen Arzt aufzusuchen oder aber zumindest anonym die Telefonseelsorge, dargebotene Hand oder ein Kriseninterventionszentrum oder einen Psychosozialen Dienst anzurufen. Telefonnummern sind vom Arzt zu erfragen bzw.
  • Seien Sie geduldig mit sich. Eine Depression entwickelt sich meist langsam und bildet sich auch unter Behandlung eher schrittweise zurück.
  • Wenn Sie Medikamente benötigen, nehmen Sie diese bitte genau nach ärztlicher Verordnung. Fragen Sie bei unangenehmen Begleiterscheinungen sofort nach. Auch wenn Sie sich besser fühlen, setzen Sie die Medikamente nicht ab.
  • Planen Sie jeden Tag jeweils am Vorabend möglichst genau (z.B. mit einem Stundenplan). Setzen Sie sich kleine und überschaubare Ziele.
  • Führen Sie ein Stimmungstagebuch.
  • Nach dem Aufwachen sollten Sie sofort aufstehen und das Bett verlassen. In der Depression ist das Wachliegen im Bett eine «Grübelfalle». Oft fällt dies sehr schwer.
  • Wenn es besser geht: Finden Sie mit Ihrem Arzt oder Therapeuten heraus, wie Sie Ihr persönliches Risiko für einen Rückfall vermindern können. Zum rechtzeitigen Erkennen und Verhindern einer neuen depressiven Episode kann es hilfreich sein, Frühwarnsymptome richtig zu erkennen.
  • Es kann für Betroffene sehr hilfreich sein, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschliessen, um sich unter Personen mit denselben Erfahrungen auszutauschen.

Wie Angehörige helfen können

  • Das veränderte Verhalten eines depressiven Angehörigen, eines Arbeitskollegen oder Freundes ist oft schwierig zu verstehen und kann dazu verleiten, ungeduldig und vorwurfsvoll zu reagieren.
  • Zweifellos ist es für Angehörige eine grosse Belastung, mit dem Betroffenen die Krankheit durchzustehen. Sie führt dazu, dass Ihr Lebenspartner oder Freund plötzlich desinteressiert, abweisend und lustlos erscheinen kann. Seien Sie in dieser schweren Zeit geduldig. Die Hilflosigkeit und Trauer - auch Ärger und Wut -, die Sie durch das Miterleben der Erkrankung oft empfinden, sind eine häufige und normale Reaktion.
  • Vorsicht ist nicht nur bezüglich einer möglichen Überforderung des Erkrankten geboten, sondern auch bezüglich der Überforderung des Helfers.
  • Es ist sehr wichtig, sich über die Krankheit Depression gut zu informieren. Oft ist dies im Rahmen eines gemeinsamen Termins beim behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten möglich.
  • Die Betroffenen sind krank, sie können nicht mehr «etwas wollen». Einem Depressiven fällt es oft sehr schwer, Aktivitäten zu beginnen und durchzuführen. Bereits das Aufstehen, Waschen und Ankleiden oder einfachste Tätigkeiten im Haushalt können für die Betroffenen enorm grosse Hürden sein. Hier können Angehörige und Freunde Hilfe leisten, indem sie den Erkrankten behutsam dabei unterstützen, zu einem geregelten Tagesablauf zu finden.
  • Depressive Patienten haben zudem krankheitsbedingt sehr grosse Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen. Helfen Sie mit, Geduld aufzubringen. Die Depression ist behandel- und heilbar, aber sie bessert sich meist in kleinen Schritten. Geben Sie Unterstützung zur Einhaltung der Therapie und zur regelmässigen Medikamenteneinnahme. Ergreifen Sie wenn nötig die Initiative und vereinbaren Sie für den Erkrankten einen Arzttermin. Bei Besserung ist es für Betroffene oft schwer, die notwendige Behandlung geduldig fortzuführen. Hier können Sie wertvolle Hilfe leisten. Geben Sie auch Unterstützung bei der wichtigen Rückfallvorbeugung, wenn es wieder besser geht. Helfen Sie dem Betroffenen, Therapie- und Kontrolltermine einzuhalten.

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