Zwangsgedanken sind ein zentrales Symptom einer Zwangsstörung. Es handelt sich dabei um unangenehme, häufig als bedrohlich empfundene Gedanken, die sich den Betroffenen immer wieder aufdrängen. Es handelt sich dabei um aufdringliche Ideen, beängstigende Vorstellungen oder aggressive Impulse. Oft haben sie beängstigende, anstössige oder aggressive Inhalte. Diese Zwangsgedanken erzeugen Angst und Unruhe, und im Verlauf der Erkrankung tauchen sie immer häufiger und intensiver auf. Die Betroffenen leiden unter den Gedanken und daran, dass diese nicht kontrollierbar sind.
Manchmal kreisen Gedanken auch endlos um ungelöste Situationen. Experten sprechen dann von einem Grübelzwang. Ein Grübelzwang tritt oft dann auf, wenn jemand nicht in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen. Der Grübelzwang ist eventuell auch Teil einer Depression. Dann diagnostizieren Experten keine Zwangsstörung, sondern eine depressive Episode.
Zwangsgedanken lösen den Drang aus, etwas dagegen zu tun. Diese Zwangsimpulse führen häufig zu Zwangshandlungen. Das Ausüben bestimmter Handlungen oder der Versuch, andere Gedanken heraufzubeschwören, die den Zwangsgedanken aufheben sollen, werden von Experten als Neutralisieren bezeichnet.
Wie erkennt man Zwangsgedanken?
Zwangsgedanken unterscheiden sich inhaltlich nicht unbedingt von normalen, alltäglichen Befürchtungen, ihre Intensität ist jedoch deutlich stärker. Häufig erzeugen sie Ekel oder Angst bei den Betroffenen.
Folgende Arten von Zwangsgedanken sind typisch:
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- Kontaminationsängste (vor Ansteckung, Vergiftung) und Angst um körperliche Gesundheit
- (Homo-) Sexuelle Zwangsgedanken
- Religiöse Zwangsvorstellungen
- Aggressive Zwangsgedanken (Impulse, andere Personen absichtlich zu verletzten oder zu schaden)
- Pathologische Zweifel, wie die Angst einer Mutter, ihr Kind falsch behandelt zu haben
- Magische Befürchtung, dass ein Gedanke zu einem negativen Ereignis führt
Aufgrund dieser Zwangsgedanken und Ängste, keine Kontrolle über sich zu haben, meiden manche Betroffene den Kontakt zu ihren Mitmenschen. Andere Betroffene versuchen, sich von unangenehmen Situationen abzulenken, indem sie beginnen, Bücher, Stifte, Autos oder andere Gegenstände zu zählen. Ein solcher Zählzwang ist ebenfalls ein Versuch, Kontrolle über die Zwangsgedanken zu bekommen. Der Betroffene hofft, durch das Zählen nach einem bestimmten System die Zwangsgedanken zu besiegen.
Manche Menschen leiden unter negativen Gedanken, wie die Angst, verrückt zu werden, oder Vorstellungen vom plötzlichen Tod. Hier handelt es sich möglicherweise um eine Panikstörung. Diese wird begleitet von körperlichen Beschwerden wie Atemnot, Herzklopfen, Schwindel und Übelkeit.
Betroffenen mit Zwangsgedanken ist bewusst, dass ihre Befürchtungen und Vorstellungen irrational sind. Trotzdem sind sie nicht in der Lage, sie abzustellen. Manche mögen sich fragen, ob sie unter einer Psychose leiden. Dies ist nicht der Fall, denn bei dieser psychischen Störung verlieren die Betroffenen den Bezug zur Realität und zu sich selbst.
Welche Ursachen führen zu Zwangsgedanken?
Jeder Mensch macht von Zeit zu Zeit die Erfahrung, dass sich ihm unangenehme Gedanken aufdrängen. Solche Gedanken entstehen plötzlich und sind mitunter beängstigend, erschreckend oder ekelerregend. Die meisten Menschen messen diesen Gedanken jedoch keine besondere Bedeutung bei, und die Vorstellungen verschwinden wieder.
Menschen mit einer Zwangsstörung interpretieren ihre Gedanken aber als bedrohlich und versuchen aktiv, diese durch Handlungen oder andere Gedanken zu neutralisieren. Je mehr Bedeutung sie den Zwangsgedanken jedoch zugeschreiben, desto mehr Raum nehmen sie in ihrem Leben ein. Das bedeutet: Obwohl die Betroffenen ihre Zwangsgedanken unbedingt loswerden wollen, halten sie diese durch die Fixierung darauf weiterhin in ihrem Bewusstsein.
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Wie genau es zu Zwangsgedanken und ihren verschiedenen Formen kommt, ist noch nicht abschliessend geklärt. Entsprechende Untersuchungen zeigen, dass es eine erbliche Vorbelastung gibt. Auch Veränderungen im Gehirn (beispielsweise ein gestörter Serotoninhaushalt) und äussere Einflüsse (wie stark belastende Situationen) spielen eine Rolle.
Mehr zu den möglichen Ursachen von Zwangsgedanken finden sie im Beitrag Zwangsstörung. Diese ist von solchen Gedanken geprägt.
Was ist ein Kontrollzwang?
Der Kontrollzwang ist eine sehr häufige Form der Zwangsstörung. Betroffene sind oft viele Stunden des Tages mit der Überprüfung von Herd, Wasserhähnen und Türen beschäftigt. Die zeitraubenden Rituale hindern sie auf Dauer daran, am Leben teilzuhaben und ihre alltäglichen Aufgaben zu bewältigen. Ein ausgeprägter Kontrollzwang verursacht daher einen erheblichen Leidensdruck.
Diese Form der Zwangsstörung bezieht sich auf die Kontrolle von Gegenständen. Ein zwanghaftes Verhalten, das sich auf die Kontrolle über andere Menschen bezieht, weist eher auf eine Persönlichkeitsstörung hin. Bei einer dissozialen Persönlichkeitsstörung beispielsweise besitzen Betroffene wenig Empathie für andere und manipulieren ihre Mitmenschen mitunter.
Wie äussert sich ein Kontrollzwang?
Die meisten Menschen kennen den unbehaglichen Gedanken nach Verlassen des Hauses, ob sie den Herd oder das Bügeleisen wirklich ausgeschaltet haben. Solche Gedanken haben auch Menschen mit einem Kontrollzwang. Symptomatisch für sie ist, dass sie diese als unerträglich empfinden.
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Die Betroffenen befürchten, dass durch ihre Schuld ein schreckliches Unheil eintritt. Um dieses Unheil zu verhindern, überprüfen sie immer und immer wieder beispielsweise die Herdplatte. Oft sagen sie laut zu sich: "Der Herd ist aus". Doch ganz sicher sind sie sich nie. Sobald sie sich vom Herd entfernen, tauchen erneut angstvolle Gedanken auf, und sie müssen den Herd von Neuem überprüfen.
Ähnlich ergeht es ihnen mit Wasserhähnen, Lampen und Türen. Das Haus zu verlassen wird so zu einer Qual. Wenn sie es nach langem Hin und Her aus der Tür geschafft haben und den Schlüssel abziehen, drücken sie noch mehrmals an der Türklinke, um sicher zu sein, dass die Tür wirklich verschlossen ist. Manche müssen mehrfach umkehren und erneut alles überprüfen, wieder andere wollen ihre Wohnung gar nicht mehr verlassen, weil die Ängste zu stark sind.
Eine häufige Angst von Betroffenen mit Kontrollzwang ist auch, jemanden zu überfahren, ohne es zu bemerken. Sie fahren daher immer wieder denselben Weg ab, um sich zu versichern, dass kein Mensch durch sie verletzt worden ist.
Menschen mit Kontrollzwang wissen, dass ihr Verhalten irrational ist, sind aber nicht in der Lage, es zu ändern. Die Kontrollhandlungen werden oft bis zur völligen Erschöpfung wiederholt.
Was sind Ursachen und Risikofaktoren?
Wie die übrigen Zwangsstörungen entsteht der Kontrollzwang aus einem Zusammenspiel von biologischen Faktoren und Umwelteinflüssen. Betroffene haben eine genetische Veranlagung für die Zwangsstörung.
Diese allein reicht aber nicht aus, tatsächlich einen Kontrollzwang zu entwickeln. Es müssen dafür noch weitere Faktoren hinzukommen wie traumatische Kindheitserfahrungen oder ein ungünstiger Erziehungsstil der Eltern. Eine wichtige Rolle spielt eine generelle Ängstlichkeit: Ängstliche Menschen tendieren besonders dazu, bedrohliche Gedanken sehr ernst zu nehmen. Sie wollen um jeden Preis verhindern, dass die Gedanken Wirklichkeit werden.
Details zu Ursachen, Diagnose und Behandlung von Zwangsstörungen wie dem Kontrollzwang erfahren Sie im Beitrag Zwangsstörung. Dort lesen Sie auch mehr über Selbsthilfe bei Zwangserkrankungen. In Selbsthilfegruppen beispielsweise tauschen Gruppenmitglieder Erfahrungen und Tipps für die Umsetzung von geplanten Verhaltensänderungen aus.
Welche Untersuchungen und Diagnosen gibt es?
Ein Kontrollzwang ist eine spezielle Ausprägung einer Zwangsstörung. Ob eine solche vorliegt, ermittelt ein Therapeut mithilfe spezieller Fragebögen. Die Diagnose ist ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg, die Krankheit in den Griff zu bekommen und den Alltag wieder zu bewältigen.
Wie sind Krankheitsverlauf und Prognose?
Ein Kontrollzwang lässt sich aus eigener Kraft nur schwer besiegen. Betroffene sollten sich daher professionelle Hilfe suchen, und zwar möglichst früh. Denn je länger der Kontrollzwang besteht, desto schwieriger wird es, ihn zu bewältigen. Mit professioneller Hilfe stehen die Chancen aber gut, dass sich die Symptome des Kontrollzwangs deutlich bessern.
Ursachen und Risikofaktoren der Zwangsstörung
Zwangserkrankung (Obsessive-compulsive disorder, OCD) ist eine relativ seltene, aber schwere psychiatrische Erkrankung mit einer geschätzten Häufigkeit von 1.0-2.3 % bei Erwachsenen. Durchschnittsalter des Krankheitsbeginns ist 20 Jahre. Es können erste Symptome auch im Alter unter 10 Jahren auftreten. OCD wird oft nicht oder erst nach Jahren erkannt und behandelt. Ursache der OCD sind angeborene Gendefekte im Erbgut. Soziale Isolation, Erfahrungen von körperlicher Misshandlung und negativen Emotionalität sowie Stress sind Risikofaktoren für das Auslösen der OCD.
Eine Diagnose von OCD erfordert das Vorhandensein von Obsessionen und/oder Zwängen. Obsessionen sind definiert als wiederkehrende, andauernde und aufdringliche Gedanken, Bilder, repetitive Verhaltensweisen oder Handlungen. Die oder der Betroffene fühlt sich gezwungen, Gedanken zu denken oder Handlungen durchzuführen, um Angst zu reduzieren.
Die Person versucht diese Gedanken, Impulse oder Vorstellungen zu ignorieren oder zu unterdrücken oder sie mit Hilfe anderer Gedanken oder Tätigkeit zu neutralisieren (z. B. wiederholte beobachtbare Verhaltensweisen (z. B. Händewaschen, Ordnen, Kontrollieren) oder mentale Handlungen (z. B. Die Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen sind zeitaufwändig (sie beanspruchen z. B. ). Die Symptome der Zwangsstörungen sind nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz (z.B. ). Die Symptome werden nicht besser durch das Vorliegen einer anderen psychischen Störung erklärt: z. B.
Behandlung für OCD: hauptsächlich kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Serotonin Wiederaufnahme hemmende Antidepressiva (SSRIs) werden in erster Linie empfohlen. Serotonin- und Noradrenalin Wiederaufnahme hemmende Antidepressiva (SNRIs), Clomipramin und andere Antidepressiva werden erst in zweiter und dritter Linie der Behandlungen empfohlen. Die SSRIs Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin und Sertralin sind Medikamente der Erstlinie.
Ständiges Händewaschen oder Putzen, permanentes Kontrollieren von Haustür und Herd, häufiges Blinzeln, Hüsteln oder Räuspern - alles nur Rituale, Ticks oder ernsthafte Zwangsstörungen? Expert*innen gehen davon aus, dass ca. zwei Prozent der Bevölkerung einmal in ihrem Leben von einer Zwangsstörung betroffen sind. Doch die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Denn viele Menschen verschweigen immer noch aus Scham ihre Erkrankung. Obwohl sie meistens ihr Handeln selbst für sinnlos halten, sie oft sehr unter den Symptomen leiden, können sie es nicht unterbinden, ohne noch mehr zu leiden.
In den weitaus meisten Fällen treten erste Symptome einer Zwangsstörung vor dem achtzehnten Lebensjahr auf (oft Zwangshandlungen). Im jungen Erwachsenenalter wird dann oft erstmals die Diagnose einer Zwangsstörung gestellt. Über die konkreten Ursachen ist sich die Forschung noch weitgehend im Unklaren. Als wesentliche Risikofaktoren gelten unter anderem ein rigider, überstrenger Erziehungsstil, Perfektionismus oder unbewusste Konflikte.
Augenrollen, Blinzeln, Hüsteln, Räuspern, Kopfschütteln: Ticks, auch Tics geschrieben, äussern sich durch unterschiedliche willkürliche Bewegungen oder Handlungen. Unterschieden wird zwischen motorischen und vokalen Ticks. Diese sind von den Betroffenen weder kontrollier- noch steuerbar.
Im Gegensatz zu Zwangsstörungen treten Ticks meist das erste Mal im Kindes- oder Jugendalter auf - gelegentlich auch als Folge anderer Erkrankungen. Eine entscheidende Rolle bei der Entstehung scheint nach heutigen Erkenntnissen neben einer genetischen Veranlagung ein Dopamin-Überschuss zu spielen.
Ticks sind unbewusste Verhaltensstörungen ohne erkennbaren Zweck. Sie passieren subjektiv unwillkürlich und sind für den Betroffenen bedeutungslos. Oftmals werden diese auffälligen Bewegungen oder Laute von anderen als Marotten oder Spleens belächelt. Zwangsgedanken und Zwangshandlungen sind gewöhnlich mit Vermeidungsverhalten verbunden: Ängste und Anspannung, die durch Reize wie Schmutz oder Unordnung ausgelöst werden, sollen vermieden werden.
Längst nicht jede stets wiederkehrende oder anscheinend übertriebene Handlung weist auf eine behandlungsbedürftige Zwanghaftigkeit hin. Nicht selten verbirgt sich etwa hinter der ständigen Kontrolle, ob der Herd abgestellt oder die Haustüre geschlossen ist, schlicht der Wunsch nach Sicherheit.
Problematisch und behandlungsbedürftig wird es besonders, wenn die Handlungen als quälend empfunden werden oder aufgrund ihres Ausmasses das tägliche Leben von einem selbst und möglicherweise der Familie erheblich beeinträchtigen.
Menschen mit Zwangsstörungen leiden erheblich. Trotz aller Anstrengungen sind sie kaum in der Lage, die irrationalen, sinnlosen und sich permanent wiederholenden Handlungen oder Vorstellungen zu unterbinden oder zumindest zu ignorieren - und wenn doch, so höchstens mit einem Gefühl der Angst und Anspannung. Immer und immer wieder verspüren sie den inneren Druck, dieselbe ungewollte Handlung auszuführen. Dies kostet Nerven und Energie.
Ob Tick oder Zwangsstörung: Hilfreich sind die Minimierung von Stresssituationen sowie regelmässige Entspannungsübungen wie etwa die Progressive Muskelrelaxation. Bei Ticks von Kindern und Jugendlichen bewirken Eltern am meisten durch Geduld und Stressabbau.
Bei Zwangsstörungen helfen multimodale Behandlungskonzepte Betroffenen, dem Zwang entgegenzuwirken und mit Unsicherheiten zu leben. Empfehlenswert ist es, Angehörige in die Behandlungsstrategie einzubeziehen.
Eltern sollten nach fachlicher Beratung dem Tick ihrer Kinder gegebenenfalls weniger Beachtung schenken und keinesfalls versuchen, dagegen erzieherisch anzugehen. Das erzeugt nur Druck und verschärft eventuell die Beschwerden. Praktische Strategien können den Kindern helfen, Angst und Stress zu reduzieren - beides auch wichtige Massnahmen in der Bekämpfung von Zwangsstörungen. Das Aufsuchen eines Experten oder einer Expertin kann in beiden Fällen zur Aufklärung, zur Information, zur Beantwortung von Fragen und ggf. Anbahnung einer Therapie sehr sinnvoll sein.
Wer vermutet, unter einer Zwangsstörung zu leiden, kann das mit folgenden Fragen überprüfen:
- Haben Sie das Gefühl, oftmals bestimmte «Dinge» mehrfach kontrollieren zu müssen?
- Waschen oder putzen Sie sehr häufig und lange?
- Haben Sie oft sich aufdrängende Gedanken, die Sie trotz vieler Bemühungen nicht loslassen?
- Empfinden Sie Ihre Handlungen selbst oft als sinnlos oder halten Sie diese für übertrieben?
Ist die Antwort bei einer Frage (oder sogar mehreren) ein «Ja» und man hat bereits erfolglos dagegen angekämpft, so könnte eine Zwangsstörung vorliegen. Dies ist aber nur ein Anhaltspunkt. Ob wirklich eine Zwangshaltung besteht, kann definitiv nur das therapeutische Gespräch klären.
Zwänge, die «heimliche Erkrankung», führt bei betroffenen Kindern und Jugendlichen oft zu Scham. Tatsächlich leiden auch schon Kinder stark unter den Zwangssymptomen, da sie aufgrund der Zwänge Entwicklungsschritte nicht vollziehen können: Sie sind zum Beispiel nicht in der Lage, sich anzuziehen, aufzuhören, bestimmte Gedanken zu wiederholen oder in den Kindergarten respektive in die Schule zu gehen. Kinderärztinnen und Kinderärzte können die erste Untersuchung sowie ein Screening durchführen. Zwänge und auch Tics können schon früh im Kindesalter beginnen.
Bei den Zwangsstörungen spielen genetische Vulnerabilität und Umweltbedingungen eine etwa gleich grosse Rolle. Das bedeutet: Zwänge sind vererbbar und können durch Stress ausgelöst werden. Bei den Ticstörungen, die neu als primär neurologische Störungen aufgefasst werden, ist die genetische Veranlagung sehr ausgeprägt. Tics können mit zunehmendem Alter abnehmen. Ob Zwänge und Tics durch Infektionen ausgelöst werden können, wird seit Jahren kontrovers diskutiert.
«Bei Zwangsstörungen besteht die Tendenz einer ständigen Verschlechterung, wenn nicht behandelt wird», sagt Susanne Walitza. Dass betroffene Kinder möglichst früh diagnostiziert werden und eine passende Therapie erhalten, ist Ihnen ein sehr wichtiges Anliegen. Weil beide Störungen, Zwänge und Tics, extrem belastend für Kinder, Jugendliche und ihre Familien sein können.
Je früher man sie erkennt und therapiert, umso besser ist die Prognose. Spannende wissenschaftliche Hintergründe und Empfehlungen zu diesem Thema bietet der «Kosmos Kind»-Vortrag «Was tun, wenn mein Kind Tics und Zwänge hat?» von Prof. Dr. Susanne Walitza am 01. Oktober 2024, 18.30 Uhr, in der Stiftung. Für das Kind.
Behandlung von Zwangsstörungen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Angst- und Zwangsstörungen mit der Zeit besser in den Griff zu bekommen. Eine Behandlung ist gut möglich und ist immer individuell zusammengestellt. Je früher eine Behandlung anfängt, desto besser. Mithilfe einer Therapeutin oder eines Therapeuten lassen sich die Grundmuster dieser Erkrankungen erkennen.
Diese Therapieansätze können in bestimmten Situationen helfen, in anderen nicht. Ebenso kann die Dauer der Therapien nicht vorausgesagt werden. Vor allem bei Neuverschreibungen von Medikamenten ist der Bezug von Generika statt Originalmedikamenten möglich. Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt!
Bei Zwangsstörungen empfiehlt sich ein auf die Symptome abgestimmtes multimodales Behandlungskonzept. Bewährt haben sich insbesondere verhaltenstherapeutische Massnahmen, bei denen sich der Patient oder die Patientin im Wesentlichen mit den Triggern seiner psychischen Störung, den Symptomen und seinem Vermeidungsverhalten auseinandersetzt. Ziel ist es, unangenehme Gefühle und Zwangsbefürchtungen besser zu verstehen, auszuhalten und durch nachweislich wirksame therapeutische Strategien zu bewältigen oder zu verringern. Eine leitliniengerechte medikamentöse Therapie kann neben der verhaltenstherapeutischen Intervention auch sehr sinnvoll sein.
Wie überwindet man einen Kontrollzwang?
Das Haus nicht mehr zu verlassen, nicht mehr auf dem Herd zu kochen oder keine Kerzen mehr anzuzünden sind Vermeidungsstrategien, die den Kontrollzwang aufrechterhalten oder sogar verschlimmern. In der Therapie werden deshalb genau solche Strategien aufgedeckt und bearbeitet. Dabei hilft eine Psychotherapie in Kombination mit Medikamenten, wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI).
Von den psychotherapeutischen Verfahren hat sich besonders die kognitive Verhaltenstherapie mit Konfrontationsübungen als effektiv erwiesen. Die Betroffenen lernen hier, sich ihren Ängsten zu stellen. Im Falle des Kontrollzwangs bedeutet dies zum Beispiel, das Haus zu verlassen, ohne mehrmals die Türe zu überprüfen.
Im Laufe der Therapie lernen Betroffene mithilfe des Therapeuten, sich auf ein normales Mass an Kontrollmassnahmen zu beschränken, also auf sich selbst zu vertrauen. Denn Menschen mit Kontrollzwang zweifeln immer wieder an sich. Obwohl sie gerade die Tür verschlossen haben, sind sie sich im nächsten Moment bereits unsicher, ob sie auch sicher verriegelt ist. Die Betroffenen üben in der Therapie, dem Drang nach Kontrolle nicht nachzugeben. Mit der Zeit gewinnen sie dabei zunehmend an Sicherheit, und die Angst lässt nach.
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