Zugelassene ADHS Medikamente für Erwachsene in Deutschland

Schon wieder einen wichtigen Termin vergessen, den Schlüssel verlegt oder einfach ein Chaos im Kopf: ADHS kann den Alltag zur Herausforderung machen. Medikamente können für Menschen mit ADHS den Unterschied machen. Eine Pille nehmen und alles ist etwas einfacher: die Einnahme von Medikamenten gegen ADHS klingt verlockend. Nicht alle Betroffenen benötigen eine medikamentöse Behandlung.

Wer gut mit den Symptomen zurechtkommt und sich im Alltag nicht beeinträchtigt fühlt, kommt oft ohne entsprechende Präparate aus. Wenn ADHS jedoch zu Problemen führt und beispielsweise die Produktivität bei der Arbeit oder in der Schule beeinträchtigt, können Medikamente eine wichtige Stütze sein. Auch, wenn Begleiterkrankungen wie Depressionen auftreten, helfen Ritalin und Co. ebenso als Ergänzung zu anderen Therapieformen.

Medikamente helfen einem Grossteil der Betroffenen, indem sie die Dopamin-Konzentration im Gehirn erhöhen und so die Weiterleitung von Nervenimpulsen verbessern. Je nach Dosierung und Präparat haben die Medikamente eine kurz- bis mittelfristige Wirkung: entweder zwischen drei bis fünf oder acht Stunden. Die Fachpersonen stellen die für Sie oder Ihr Kind empfohlene Menge und Medikament individuell zusammen.

Zu Beginn erfolgt der Start immer mit einer kleinen Dosis, die schrittweise erhöht wird, falls keine Verbesserung eintritt. Wie bei allen Medikamenten können auch bei ADHS Medikamenten Unterschiede in der Verträglichkeit auftreten. Das bedeutet, dass einige Menschen Nebenwirkungen erleben, während andere die gleiche Dosis gut vertragen. Aber keine Sorge: Meistens sind keine oder nur geringe Nebeneffekte vorhanden.

Bei langfristiger Einnahme zeigt eine neue Studie, dass Puls und Blutdruck leicht steigen können. Allerdings nicht bei allen Patient:innen. Deswegen ist eine regelmässige Kontrolle dieser Werte sehr wichtig, um die Dosierung gegebenenfalls anzupassen. Nur weil Nebenwirkungen auftreten, muss das Medikament nicht unbedingt abgesetzt werden. Einige Nebenwirkungen können mit einfachen Mitteln gemildert werden.

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So bietet es sich bei Appetitlosigkeit an, das ADHS Medikament erst nach dem Essen einzunehmen. Bei Schlafstörungen kann es helfen, die Tablette am Morgen zu nehmen oder die Dosis auf den Abend hin zu verringern. Eine regelmässige Kontrolle und Kommunikation mit Ihren Ärzt:innen ist enorm wichtig! Teilen Sie unbedingt mit, wenn Sie Nebenwirkungen haben, insbesondere wenn es um den Blutdruck oder die Herzfrequenz geht.

Natürlich sollten Sie das Medikament nur in der verschriebenen Dosis und zum verschriebenen Zeitpunkt einnehmen. Ändern Sie die Dosierung und den Einnahmezeitpunkt nicht eigenmächtig. Informieren Sie sich über mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Koffein oder Alkohol. Vereinbaren Sie regelmässige Kontrolltermine mit Ihrem Arzt, Ihrer Ärztin, damit Wirksamkeit, Dosierung und allfällige Nebenwirkungen überwacht werden können.

Lenken Sie in den ersten Wochen der Einnahme keine Fahrzeuge, da ADHS Medikamente die Fahrtauglichkeit beeinträchtigen können. Lassen Sie sich gegebenenfalls eine ärztliche Bescheinigung ausstellen, die bestätigt, dass Sie befugt sind, Betäubungsmittel zu besitzen. Dies und die Übersetzung des Dokumentes in Englisch ist vor allem bei Reisen wichtig.

Ob Sie Ritalin und Co. einnehmen möchten, ist Ihre persönliche Entscheidung. Fragen Sie sich, wie gross Ihr Leidensdruck durch ADHS ist und wie stark entsprechende Präparate Ihren Alltag erleichtern könnten. Tauschen Sie sich anonym und kostenlos in unserem Selbsthilfe-Forum aus.

Der Boom der Fokus-Pillen: Was ADHS-Medikamente leisten können - und was nicht

ADHS-Medikamente wurden in den letzten Jahren immer häufiger verschrieben. Einige sehen darin eine längst überfällige Hilfe für Betroffene, andere warnen vor einem Missbrauch als Lifestyle-Droge. Der Boom der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, wie sie ausgeschrieben heisst, macht sich auch in der klinischen Praxis bemerkbar.

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Die Diagnoserate kletterte in den letzten Jahren in die Höhe - und mit ihr der Absatz entsprechender Medikamente. In Deutschland sieht die Lage ähnlich aus: Dort verschrieben Ärzte 2023 insgesamt über 100 Millionen Tagesdosen verschiedener ADHS-Medikamente - mehr als je zuvor. Zwar sind Buben zwischen 11 und 20 Jahren nach wie vor die wichtigste Patientengruppe. Doch auch Erwachsene bemühen sich immer häufiger um eine Behandlung, wenn sie echte oder vermeintliche Symptome einer ADHS wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität oder Rastlosigkeit an sich feststellen.

ADHS: Modediagnose oder lange unterschätztes Leiden?

Der Trend führt zu gegensätzlichen Reaktionen: Einige Experten sehen darin ein wachsendes öffentliches Bewusstsein für ein bislang unterschätztes Störungsbild. Aus dieser Warte sind die steigenden Verschreibungszahlen eine erfreuliche Entwicklung, erhalten doch immer mehr Betroffene die für sie passende Behandlung.

Kritiker betrachten den ADHS-Hype hingegen als Symptom der Leistungsgesellschaft - oder als Ergebnis gewiefter Werbekampagnen der Pharmaindustrie. Sie warnen davor, alltägliche Phänomene wie Zerstreutheit oder Unruhe zur Krankheit zu erklären und mit Pillen zu behandeln. «Die steigenden Diagnosezahlen dürfen nicht dazu führen, dass man die Betroffenen weniger ernst nimmt», mahnt Swantje Matthies. «Zu uns kommen Menschen, die grosse Schwierigkeiten mit ihrer Lebensführung haben. Hier können die Medikamente tatsächlich gute Dienste leisten.»

Manche halten die ADHS also für unterversorgt, andere hingegen für überversorgt. Sind zu viele Medikamente im Umlauf oder noch zu wenige? Und: Wie entscheidet sich, wer die Arzneimittel bekommt und wer nicht? Womit man beim kniffligen Thema der Diagnose der ADHS ist. Dafür überhaupt einen Termin zu erhalten, ist angesichts des gegenwärtigen Ansturms schwierig.

«Einige unserer Patientinnen und Patienten haben das Thema über Social Media entdeckt und erkennen sich selbst in den Symptomen wieder», sagt Antonia Wenger. «Doch auch Hausärzte und Therapeuten haben inzwischen ein Auge für die ADHS - und schicken Patienten mit einem entsprechenden Verdacht zu uns.»

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Falls sich der Verdacht bestätigt, steht am Ende eine ADHS-Diagnose. Die Patienten haben dann die Möglichkeit, eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen - oder es mit Tabletten zu versuchen. Es verstärkt die Wirkung der Hirnbotenstoffe Dopamin und Noradrenalin im synaptischen Spalt zwischen zwei Nervenzellen, indem es deren Rücktransport in die Zellen blockiert. Auf diesem Weg regt es den Organismus an, dämpft Müdigkeit und Appetit und soll die Konzentration verbessern.

Für die Behandlung zugelassen sind auch Präparate mit Amphetaminen, die prinzipiell ähnlich wirken. Daneben gibt es auch nicht stimulierende Arzneimittel wie Atomoxetin, welche Ärzte etwas seltener verschreiben.

Die Arzneien wirken - aber nicht immer im Sinne des Patienten

Im Januar erschien im Medizinjournal «The Lancet» eine Metaanalyse, welche die Ergebnisse aus 113 kontrollierten Studien zusammentrug. Das Fazit: Methylphenidat und Amphetamin sind potente Hilfsmittel bei einer ADHS. Die beiden Stimulanzien waren effektiver als andere Behandlungsoptionen, etwa Psychotherapie oder sonstige Arzneistoffe. Der Wermutstropfen: Es ist nicht belegt, dass die Mittel allein auch die Lebensqualität nachhaltig verbessern können.

Die Patienten haben dank Ritalin und Co. zwar weniger Symptome. Sie gehen aber nicht automatisch zufriedener durch ihren Alltag. Hinzu kommen die Nebenwirkungen. Manche Betroffene berichten von Schlafproblemen, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit oder starkem Schwitzen. Ein weiteres Problem ist der sogenannte Rebound-Effekt: Wenn der Blutspiegel der Arznei nach einigen Stunden wieder absinkt, kommen die Symptome der ADHS oft plötzlich und umso störender zurück.

«Die Medikamente helfen dabei, länger fokussiert zu bleiben und sich nicht so schnell von äusseren Reizen ablenken zu lassen», meint Antonia Wenger. «Viele sind beeindruckt von der Wirkung und erzählen, es sei ein Unterschied wie Tag und Nacht.» Dabei schlucken nicht alle ihrer Patienten täglich Tabletten. Einige setzten ihr Medikament nur punktuell ein - etwa, um sich auf eine Prüfung vorzubereiten. In den Ferien verzichteten sie dann aber darauf.

Das wirft die Frage auf: Steckt hinter der wachsenden Nachfrage nach den ADHS-Arzneien auch ein Versuch, die gängigen Leistungsanforderungen auf chemischem Weg zu bewältigen? Schliesslich wird den Stimulanzien nachgesagt, dass sie das Denkvermögen beflügelten. Wer das Gefühl hat, im Studium oder im Job zu straucheln, kann leicht auf den Gedanken kommen: Vielleicht habe ich ja eine ADHS - und brauche Medikamente, um Schritt zu halten.

Die Grenze zum Hirndoping ist fliessend

Und auch Menschen ganz ohne Verdacht auf ADHS schielen nach den Pillen, weil sie sich davon erhoffen, so noch mehr aus sich herauszuholen. ADHS-Symptome sind nicht klar abgrenzbar, sondern bilden eher ein fliessendes Spektrum. Insofern ist auch die Trennung zwischen medikamentöser Therapie und «Hirndoping» ein Stück weit willkürlich.

Und so wächst mit den steigenden Verschreibungszahlen auch ein «Graumarkt» heran. Manche Patienten geben ihre Pillen unter der Hand an Bekannte weiter. Auch im Darknet stehen die Mittel illegal zum Verkauf. Die vermeintlichen Leistungsbooster werden ihrem Ruf kaum gerecht. «Einige versprechen sich zu viel von den Medikamenten», meint Swantje Matthies.

Letztlich können es einem die Medikamente nicht abnehmen, den eigenen Alltag sinnvoll zu gestalten - oder die Leistungserwartungen an sich selbst zu überdenken. Von , Masterstudium in Psychologieund , Studentin der Humanmedizinund , Medizinredakteurin1. Juni 2023Alle netDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Bausteine für eine erfolgreiche ADHS-Behandlung

ADHS ist nicht heilbar, aber die Symptome können durch eine individuell angepasste Behandlung gelindert beziehungsweise stabilisiert werden. Eine bewährte Methode ist die Kombination aus Medikamenten, Verhaltenstherapie und Elterntraining.

Folgende Bausteine sind grundsätzlich für eine erfolgreiche ADHS-Behandlung bei Kindern wichtig:

  • Aufklärung und Beratung der Eltern, des Kindes/Jugendlichen und des Erziehers beziehungsweise des Klassenlehrers
  • Zusammenarbeit mit Erziehern und Lehrern (Kindergarten, Schule)
  • Elterntraining, Miteinbeziehen der Familie (einschliesslich Familientherapie), um die Symptomatik im familiären Umfeld zu vermindern
  • Kognitive Verhaltenstherapie des Kindes/Jugendlichen (ab dem Schulalter): Impulsives und unorganisiertes Verhalten kontrollieren lernen und Selbstmanagement lernen (Umgang mit Problemverhalten)
  • Medikamente (meist Amphetamine wie Methylphenidat), um Symptome in der Schule, im Kindergarten, im Familienkreis oder in anderen Umgebungen zu vermindern

ADHS-Behandlung je nach Alter

Die ADHS-Behandlung wird an das Alter des Betroffenen angepasst. Das liegt zum Beispiel daran, dass einige Medikamente erst ab einem bestimmten Alter zugelassen oder wirksam sind. Zudem sind jüngere Kinder psychisch noch nicht ausgereift, sodass Mediziner hier die noch ausstehende Entwicklung berücksichtigen müssen.

Therapie im Vorschulalter

Im Vorschulalter stehen vor allem das Elterntraining sowie die Aufklärung des Umfeldes über die Störung im Vordergrund. Eine kognitive Therapie ist in diesem Alter noch nicht möglich.

Experten warnen davor, bereits Vorschulkinder mit Medikamenten gegen ADHS zu behandeln. Für den Einsatz von Methylphenidat bei Kindern unter sechs Jahren liegen bisher nur wenige Erfahrungen vor. Es ist unklar, wie sich Medikamente wie Methylphenidat auf die kindliche Entwicklung auswirken. Manche Fachleute befürchten, dass ADHS-Medikamente die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen.

Therapie im Schul- und Jugendalter

Im Schul- und Jugendalter sind die Aufklärung und Beratung der Kinder und Eltern sowie das Elterntraining die Grundlage der Therapie. Eine wichtige erste Massnahme ist das sogenannte Selbstinstruktionstraining. In einer sprachlichen Selbstanweisung geben sich die Kinder ihre nächsten Handlungsschritte vor. Das Motto „Erst Handeln, dann Denken" wird so umgekehrt zu „Erst denken, dann Handeln“.

Sind Kinder / Jugendliche trotz Therapien und Training extrem unruhig oder aggressiv, können zusätzlich Medikamente sinnvoll sein.

Verhaltenstherapie bei ADHS

Die Verhaltenstherapie umfasst die Zusammenarbeit mit den Kindern, deren Eltern und auch der Schule. Die Kinder lernen, ihren Alltag zu strukturieren und ihr Verhalten besser zu kontrollieren. In vielen Fällen ist es sinnvoll, dass ein professioneller Helfer die Kinder einige Zeit auch in der Schule unterstützt. Auch das Üben in Modellsituationen kann hilfreich sein.

Elterntraining bei ADHS

Ein wichtiger Bestandteil der ADHS-Therapie ist das Elterntraining. Um ihre Sprösslinge besser zu unterstützen, lernen die Eltern einen konsequenten, aber liebevollen Erziehungsstil. Viele Eltern suchen auch Hilfe bei Elterninitiativen. Der Austausch mit anderen hilft ihnen aus der Isolation und kann mögliche Schuldgefühle reduzieren.

Medikamente bei ADHS

Medikamente zur Behandlung von ADHS können bei stark ausgeprägten ADHS-Symptomen helfen, die sonst erhebliche Schwierigkeiten im Alltag verursachen. Sie wirken meist schnell und gut. Bei starken Verhaltensproblemen schaffen sie oft erst die Voraussetzung für eine Verhaltenstherapie. In weniger ausgeprägten Fällen sollten ADHS-Kinder erst dann Medikamente erhalten, wenn eine verhaltenstherapeutische Behandlung nicht ausreicht.

Wichtig ist: Medikamente können ADHS nicht heilen, aber Symptome lindern. Dafür müssen sie regelmässig eingenommen werden. Viele Betroffene nehmen die Medikamente über Jahre, manchmal auch bis ins Erwachsenenalter ein.

Mindestens einmal im Jahr sollte der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin den Verlauf der Störung überprüfen und feststellen, ob Wirkstoff und Dosis für den Betroffenen noch optimal sind. Haben sich die ADHS-Symptome über einen längeren Zeitraum deutlich gebessert, können die Medikamente möglicherweise abgesetzt werden (in ärztlicher Absprache). ADHS-Medikamente sollten nicht auf eigene Faust abgesetzt werden!

Methylphenidat

Das am häufigsten eingesetzte Medikament zur Behandlung von ADHS ist Methylphenidat. Es ist vor allem unter den Handelsnamen Ritalin und Medikinet bekannt. Der Wirkstoff ist kein Beruhigungsmittel, sondern ein sogenanntes Psychostimulans aus der Gruppe der Amphetamine. Als solches fördert er die Aktivität.

Methylphenidat erhöht die Konzentration des Nervenbotenstoffs Dopamin im Gehirn. Dieser spielt eine entscheidende Rolle bei der Steuerung von Bewegungen, ist aber auch wichtig für den psychischen Antrieb und die Konzentrationsfähigkeit. Bei den meisten ADHS-Kindern mindert Methylphenidat auf diese Weise Unaufmerksamkeit und Ruhelosigkeit und verbessert ihre Konzentration.

Methylphenidat blockiert die Wiederaufnahme von den Botenstoffen Dopamin und Noradrenalin in die Nervenzelle. Die freien Botenstoffe können so vermehrt an passende Rezeptoren binden und so die Konzentrationsfähigkeit verbessern.

  • Schneller Wirkeintritt: Methylphenidat wirkt schnell. Schon nach einer Stunde spüren die Anwender eine deutliche Wirkung.
  • Individuell angepasste Dosierung: Zu Beginn der Therapie ermittelt der Arzt oder die Ärztin die niedrigste Methylphenidat-Dosis, die bei der Patientin oder beim Patienten wirksam ist.

Für ADHS-Kinder, die eine ganztägige Stabilisierung brauchen, eignen sich Retard-Tabletten, die einmalig morgens eingenommen werden. Sie setzen den Wirkstoff kontinuierlich über den ganzen Tag frei. Die regelmässige Tabletteneinnahme wird nicht so leicht vergessen. Auch Schlafstörungen treten seltener auf.

Methylphenidat fällt unter das Betäubungsmittelgesetz (Deutschland, Schweiz) beziehungsweise das Suchtmittelgesetz (Österreich). Um Missbrauch zu verhindern, dürfen Mediziner solche Medikamente nur für einen begrenzten Zeitraum und nur auf einem speziellen Rezeptformular (Betäubungsmittel- beziehungsweise Suchtgiftrezept) verschreiben. Eine körperlich süchtigmachende Wirkung hat Methylphenidat aber nicht.

Atomoxetin

Ein neuerer Wirkstoff zur Behandlung von ADHS ist Atomoxetin. Er wirkt tendenziell etwas weniger gut als Methylphenidat, bietet aber eine Alternative.

Atomoxetin steigert vor allem die Konzentration des Nervenbotenstoffes Noradrenalin im Gehirn, indem es dessen Abbau verlangsamt. Der Botenstoff bleibt so länger aktiv und verbessert so die Signalübertragung im Gehirn. Anders als Methylphenidat fällt Atomoxetin nicht unter das Betäubungsmittel- beziehungsweise Suchtgiftgesetz. Es ist ab einem Alter von sechs Jahren für die Behandlung von ADHS zugelassen.

Vergleich von Methylphenidat und Atomoxetin

Die folgende Tabelle vergleicht Methylphenidat und Atomoxetin hinsichtlich Wirkungsweise, Wirksamkeit, Wirkdauer, Erfahrung, Nebenwirkungen, Spätfolgen, Suchtgefahr und Gegenanzeigen:

Substanz Methylphenidat Atomoxetin
Wirkungsweise Wirkt auf den Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn, erhöht Dopaminkonzentration Beeinflusst Noradrenalin(NA)-Stoffwechsel, NA wird langsamer in die Zelle wiederaufgenommen und wirkt so länger
Wirksamkeit Hilft in der Mehrheit der Fälle Effektivität eher geringer als die von Methylphenidat, kann bei Patienten wirksam sein, die nicht auf Methylphenidat ansprechen
Wirkdauer 1 bis 3 Gaben pro Tag, neuere Retardpräparate gewährleisten Wirkdauer von 6 bzw. 12 Stunden Kontinuierliche Wirkung über den gesamten Tag
Erfahrung Seit mehr als 50 Jahren Seit den 2000er Jahren in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugelassen. Studienerfahrung seit 1998
Nebenwirkungen In der Anfangsphase für 2-3 Wochen: Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, verstärkte Reizbarkeit, Übelkeit und Erbrechen. Häufig: Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Benommenheit, Muskelzucken/Tics, Allergische Hautreaktionen. Selten: Anstieg von Blutdruck und Puls, Seltene Berichte über ein Ansteigen der Leberwerte oder Leberentzündungen (Hepatitis), Bremst das Längenwachstum und die Gewichtszunahme der Kinder Vor allem in der Anfangsphase: Kopfschmerzen, Mundtrockenheit (Erwachsene), Bauchschmerzen, verminderter Appetit, Übelkeit und Erbrechen, Verstopfungen, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen. Häufig: verminderter Appetit, Gewichtsabnahme, leichter Anstieg von Blutdruck und Puls. Gelegentlich: allergische Reaktionen. Selten: zusätzliche Verhaltensstörungen mit aggressiver Komponente, Sehr seltene Berichte über ein Ansteigen der Leberwerte, Gelbsucht oder Leberentzündungen (Hepatitis), Bremst das Längenwachstum und die Gewichtszunahme der Kinder wohl nur vorübergehend
Spätfolgen Keine erhöhte Rate von Spätfolgen, Befürchtungen wegen Parkinson-Erkrankung oder Hirnschäden nicht belegbar. Spätfolgen noch nicht absehbar
Suchtgefahr Richtig angewendet keine erhöhte Suchtgefahr; wird bei ADHS sogar reduziert (Verlaufsstudien). Keine Suchtgefahr
Gegenanzeigen Epileptische Anfallsleiden, Angst und Anspannung, erhöhter Augeninnendruck, Tourette-Syndrom, gleichzeitige Einnahme von Medikamenten aus der Arzneimittelgruppe der MAO-Hemmer zur Behandlung von Depressionen, Schilddrüsenüberfunktion, schwere Angina pectoris, Herzrhythmusstörungen, Schwerer Bluthochdruck, schwere Depressionen, Magersucht, Psychosen, Tic-Störungen, Medikamentenmissbrauch, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, Schwangerschaft und Stillzeit Prostatavergrösserung, kürzlich aufgetretener Schlaganfall, gleichzeitige Einnahme von Medikamenten aus der Arzneimittelgruppe der MAO-Hemmer zur Behandlung von Depressionen, erhöhter Augeninnendruck (Engwinkelglaukom)
Verordnung Betäubungsmittel- / Suchtgift-Rezept, für Reisen ins Ausland Bestätigung des behandelnden Arztes erforderlich. Normales Rezept

Wenn Methylphenidat und Atomoxetin nicht ausreichend wirken, können auch verschiedene Neuroleptika, Antidepressiva, Beruhigungsmittel und weitere Amphetamine sowie Fenetyllin und Pemolin verordnet werden.

ADHS-Therapie am Computer - Neurofeedback

Das Neurofeedback ist ein Verfahren auf verhaltenstherapeutischer Basis. Dabei lernt man, die eigenen Hirnaktivitäten positiv zu beeinflussen. Die Methode kann bei Kindern über sechs Jahren und Jugendlichen eingesetzt werden, wenn andere, wirkungsvollere Therapien dadurch nicht verzögert oder behindert werden.

Durch Konzentration gelingt es dem Patienten, seine Gehirnaktivität auf einem bestimmten Level zu halten. Bei längerem Training lässt sich die erlernte Fähigkeit dann auch im Alltag, in der Schule oder im Beruf anwenden. Für viele Kinder und Jugendliche ist das Neurofeedback eine effektive Methode zur Konzentrationssteigerung.

Homöopathie bei ADHS

Es gibt auch alternative Versuche zur Behandlung von ADHS. Sie können die schulmedizinische Therapie ergänzen. Eine der alternativen Heilmethoden, die bei ADHS Anwendung finden, ist die Homöopathie.

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