Sicher und regelkonform: Richtiges Fahrradverhalten im Straßenverkehr

Ob auf dem täglichen Weg zur Arbeit, auf dem Familienausflug am Wochenende oder auf der Spritztour mit dem Rennrad: Als Velofahrerin oder Velofahrer nehmen Sie am Strassenverkehr teil und müssen sich an die Verkehrsregeln halten. Dieser Artikel soll Ihnen helfen, sich sicher und regelkonform im Straßenverkehr zu bewegen.

Grundregeln und Vorschriften

Für Fahrradfahrende gelten die gleichen Regeln wie für alle anderen Verkehrsteilnehmenden: Die Aufmerksamkeit darf nicht durch Tonwiedergabegeräte beeinträchtigt werden.

Benutzung von Straßen und Radwegen

  • Fahrräder müssen die Strasse oder - wo vorhanden - Radwege und -streifen benützen.
  • Entgegen landläufiger Meinung musst du Radwege nur dann nutzen, wenn sie mit einem blauen Schild als benutzungspflichtig ausgewiesen sind.
  • Selbst dann darfst du auf die Straße wechseln, wenn der Radweg nicht befahrbar oder zumutbar ist.
  • Häufig parken zum Beispiel Autos auf dem Radweg und machen ihn unbefahrbar.
  • Ausweichen auf den Gehweg ist für erwachsene Radfahrende verboten, also ab auf die Straße.
  • Es reicht auch schon, wenn du keine Lust auf Slalom zwischen Mülltonnen und Scherben hast.

Abstand halten

Nach der Grundsatzregel muss zu allen Verkehrsteilnehmenden stets genügend Abstand eingehalten werden. Eine konkrete Zahl nennt das Gesetz nicht.

Wenn der Straßenrand frei ist, dann sind rund 70 Zentimeter (gemessen vom rechten Lenkerende bis zum Bordstein) Seitenabstand das Minimum. Stehen dort parkende Autos, geht nichts unter einem Meter.

Kinder und Fahrräder

  • Es gibt hier keine Altersbeschränkung. Kinder dürfen Fahrräder aber erst benützen, wenn sie die Pedale treten können.
  • Wenn kein Veloweg oder Radstreifen vorhanden ist, dürfen Kinder bis 12 Jahre mit dem Fahrrad das Trottoir benützen.
  • Sie müssen dabei den Fussgängerinnen und Fussgängern den Vortritt lassen.

Lastentransport

  • Ja, es können zwei Kinder im Anhänger und eines im Kindersitz transportiert werden.
  • Tiere gelten als Ladung und müssen entsprechend gesichert sein.
  • Die Ladung muss generell so gesichert sein, dass übrige Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer durch sie nicht gefährdet werden.

Sicherheitstipps für den Stadtverkehr

Mit diesen Tipps wird dein Weg durch die Stadt einfacher, weil du dich sicherer fühlst und Gefahrensituationen schon im Vorfeld erkennen und entschärfen kannst.

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Sichtbarkeit erhöhen

  • Keine Diskussion: Licht ist ein Muss, wenn du nicht ausschließlich am helllichten Tag unterwegs bist.
  • Beleuchtung ist sowieso an fast allen Rädern bereits verbaut.
  • Falls dein Rad keine feste Lichtanlage hat: Von der StVZO zugelassene Akkuleuchten für vorn und hinten sind inzwischen so klein und leistungsstark, dass sie selbst an deinem sportlichen Mountain- oder Gravelbike praktisch nicht mehr auffallen.
  • Mit kleinen Kniffen kannst du deine Sichtbarkeit bei schlechten Lichtverhältnissen massiv erhöhen.
  • Reflektoren gehören ohnehin an ein verkehrssicheres Fahrrad.
  • Es kann auch nicht schaden, mit reflektierenden Elementen an deinem Körper auf dich aufmerksam zu machen.

Gefahrenquellen erkennen und vermeiden

  • Das sogenannte "Dooring" (ein durch eine achtlos geöffnete Tür verursachter Sturz) gehört zu den größten Gefahren im Stadtverkehr - mit ausreichend Abstand bleibst du aus der Reichweite der Türen.
  • Rechtsabbiegende Automobile und ganz besonders LKW sind überproportional häufig für schwere Zusammenstöße verantwortlich.
  • Deswegen solltest du rund um LKW und Lieferwagen besondere Vorsicht walten lassen.
  • Verlass dich nicht auf die Blinker - wer schlampig abbiegt, vergisst auch, den Blinker zu setzen.
  • Höchste Alarmstufe gilt auf parallel zur Straße verlaufenden Radwegen, auf denen du hinter einer Reihe parkender Autos nur schlecht sichtbar bist.

Straßenbahnschienen

  • Leider haben sie den entscheidenden Nachteil, dass ihre Schienen perfekte Fallen für Fahrradreifen sind.
  • Wenn du nicht gerade ein Mountainbike mit richtig fetten Reifen fährst, gilt höchste Alarmstufe, sobald du dich solchen Schienen näherst.
  • Das gilt erst recht bei Regen, dann werden sie nämlich glatt wie Eis.
  • Solange du sie in rechtem Winkel überqueren kannst, ist alles in Ordnung, aber bei Winkeln spitzer als 45 Grad ist allerhöchste Vorsicht geboten.
  • Du kannst das Vorderrad beim Überfahren der Schiene leicht anheben, damit es quasi über das Profil fliegt und nicht in der Schiene verkanten kann.

Defensive Fahrweise

Im Recht zu sein, vergrößert leider deine Knautschzone nicht. Willst du es wirklich darauf ankommen lassen, deine Vorfahrt gegen ein Gefährt durchzusetzen, das zwanzig Mal schwerer und deutlich härter ist als du?

Geisterfahrten vermeiden

"Geisterfahrten" sind die Hauptursache, wenn Radfahrende an Zusammenstößen schuld sind.

Verhalten in besonderen Situationen

Abbiegen

Das Abbiegen nach links ist eines der häufigsten und gleichzeitig auch gefährlichsten Manöver auf dem Velo, da es fahrtechnisch anspruchsvoll ist.

Umso wichtiger ist es, sich gut zu konzentrieren und klare Zeichen zu geben. Mit einem Blick zurück, einem deutlichen Handzeichen sowie dem richtigen Einspuren lässt du die anderen Verkehrsteilnehmenden wissen, wohin die Fahrt geht.

Kreisverkehr

Das Kreiselfahren gehört auf dem Velo zu den gefährlicheren Manövern. Darum ist es wichtig zu wissen, wie man richtig Kreisel fährt.

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Nimm beim Kreiselfahren immer den nötigen Platz ein und sei dir bewusst: Im Kreisverkehr darfst und sollst du in der Mitte der Fahrbahn fahren. So bist du gut sichtbar für die anderen Verkehrsteilnehmenden - das erhöht deine Sicherheit.

Im Kreisel solltest du als Velofahrerin oder Velofahrer in der Mitte der Fahrbahn fahren. Hier bist du für Autos und Busse gut sichtbar und wirst kaum mehr übersehen. In der Mitte fährt es sich also deutlich besser als am rechten Rand des Kreisels.

Vorbeifahren an Kolonnen

Velofahrerinnen und -fahrer dürfen rechts an stehenden und fahrenden Kolonnen vorbeifahren.

Rechtsabbiegen bei Rot

Neu dürfen Radfahrerinnen und -fahrer bzw. Mofafahrerinnen und -fahrer an Ampeln bei Rot rechts abbiegen, sofern dies entsprechend signalisiert ist.

Nebeneinanderfahren

Velofahrende dürfen nur in speziellen Situationen nebeneinander fahren, sofern der Verkehr nicht behindert wird:

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  • In Gruppen mit mehr als 10 Personen
  • Auf signalisierten Radwanderwegen auf Nebenstrassen
  • Auf Radwegen
  • In Begegnungszonen

Abgesehen von den obenerwähnten Situationen müssen die Velofahrer hintereinander fahren.

Ausrüstung und Zustand des Fahrrads

Ihr Velo muss gut in Stand gehalten sein und über kräftige Bremsen verfügen.

  • Vorne sind weisse, hinten rote und an den Pedalen vier gelbe Rückstrahler Pflicht (Ausnahme: Renn- oder Sicherheitspedale).
  • In der Dämmerung, nachts, bei Regen und Nebel sowie in Tunnels muss Ihr Velo vorne ein weisses und hinten ein rotes ruhendes Licht aufweisen.
  • Zusätzliche blinkende Lichter sind erlaubt.

Helm

Wir empfehlen natürlich trotzdem, einen Fahrradhelm zu tragen, denn er kann tatsächlich manche Kopfverletzungen verhindern oder ihre Wirkungen abschwächen. Achte aber darauf, dass er dir passt und richtig sitzt.

Zusammenfassung

Wie du siehst, gelten beim Radfahren in der Stadt keine besonderen, eigenen Regeln (abseits der Verkehrsregeln natürlich). Weil es dort aber lebhafter zugeht als auf dem Land, musst du etwas mehr für deine Sicherheit tun. Einfache Mittel erzielen aber große Wirkung und gehen dir vor allem schnell in Fleisch und Blut über. Eine selbstbewusste, aber defensive Fahrweise kombiniert mit ein paar Reflektoren, einem gutsitzenden Helm und einem geschulten Auge gestalten deinen Weg durch die Stadt viel sicherer.

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