Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Symptome, Ursachen und Behandlung

Das Risiko, einmal im Leben ein traumatisches Ereignis zu erleben, ist grösser als man denkt. Doch nur ein Teil der Betroffenen erleidet in der Folge des Erlebten eine sogenannte Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).

Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung?

Unter dem Begriff Posttraumatische Belastungsstörung, auch unter der englischen Bezeichnung «Post-traumatic Stress Disorder» bekannt, werden unterschiedliche psychische und psychosomatische Symptome zusammengefasst, die als Langzeitfolgen eines Traumas oder mehrerer Traumata auftreten können. Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die durch ein erlebtes Trauma (wie Gewalt, Krieg, Naturkatastrophe) entsteht.

Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS, auf Englisch: posttraumatic stress disorder = PTSD) ist eine psychische Erkrankung, die nach traumatischen Ereignissen auftritt. Die Posttraumatische Belastungsstörung (englisch: Post Traumatic Stress Disorder, PTSD) entsteht als eine verzögerte oder länger anhaltende Reaktion auf ein belastendes Ereignis.

Die Basis einer posttraumatischen Belastungsstörung ist ein erlebtes Trauma. Als Traumata gelten Ereignisse wie Krieg, Terrorismus, Vertreibung und Flucht, aber auch persönlich erlebte Gewalteinwirkung bei Überfall, Entführung, Folterung, Vergewaltigung oder anderen Arten von sexuellem Missbrauch. Verkehrsunfälle, Gewalterfahrungen und sexuelle Übergriffe oder der plötzliche Tod eines geliebten Menschen sind die häufigsten traumatischen Erlebnisse in Europa.

Der aus dem Griechischen kommende Begriff Trauma (Verletzung) steht einerseits für ein äusserst bedrohliches oder entsetzlichen Ereignis, das eine schwere psychische Erschütterung auslösen kann. «Trauma» meint aber auch die konkrete Verletzung des Körpers und im übertragenen Sinn der Seele. Ein Trauma beschreibt also eine sehr belastende Situation, in der sich der Betroffene ausgeliefert und hilflos fühlt.

Lesen Sie auch: Erlebnisbericht: Urner Alpen 1881

Verursacht werden posttraumatische Belastungsstörung durch aussergewöhnliche und extreme Notlagen. Ein solches Trauma entsteht zum Beispiel durch direkt erlebte Gewalt (physisch - auch sexuell - oder psychisch) oder aber miterlebte Gewalt wie beispielsweise während eines Krieges. Naturkatastrophen, bei denen Menschen starke Angst, Schutzlosigkeit, Hilflosigkeit und Kontrollverlust erleben, sind mitunter ebenfalls Auslöser einer PTBS.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen für eine posttraumatische Belastungsstörung sind mitunter sehr vielfältig. In jedem Fall handelt es sich dabei aber um ein traumatisches Erlebnis. Der Betroffene erleidet eine ernsthafte Bedrohung - es geht um sein eigenes Überleben.

Das Risiko, einmal im Leben ein traumatisches Ereignis zu erleben, ist grösser als man denkt. In unserer Kultur liegt es bei Männern zwischen 60 und 80 Prozent, bei Frauen zwischen 50 und 75 Prozent. Wie traumatisch ein Ereignis erlebt wird, ist individuell. Abhängig von der Persönlichkeit, den Erfahrungen und dem Umfeld kann das Trauma einen betroffenen Menschen enorm destabilisieren.

Körperliche Gewalterfahrungen in Form von Vergewaltigung, Folter oder Krieg begünstigen eine posttraumatische Belastungsstörung meist noch mehr als durchlebte Naturkatastrophen oder Unfälle, für die niemand direkt verantwortlich ist. Die erlebte menschliche Gewalt ist in der Regel nicht mit dem bisher bestehenden Weltbild zu vereinbaren. Es gibt dann einen direkten “Feind”, der die Bedrohung darstellt.

Personen ohne soziale Unterstützung, insbesondere der Familie, gelten als anfälliger für eine posttraumatische Belastungsstörung. Auch Menschen mit einer psychischen Erkrankung sind besonders gefährdet, eine posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln. Wer unter einem sehr autoritären Erziehungsstil mit bestrafenden Konsequenzen der Eltern leiden musste, trägt ebenso ein höheres Risiko.

Lesen Sie auch: Keine Freude mehr? Was steckt dahinter?

Symptome der PTBS

Die Posttraumatische Belastungsstörung äussert sich unter anderem durch emotionale Abgestumpftheit, Ängste und Schlafstörungen. Die posttraumatische Belastungsstörung wird auch posttraumatisches Belastungssyndrom genannt, da sie manchmal viele verschiedene Symptome umfasst. Möglich sind etwa Beschwerden wie Angst, Gereiztheit, Schlafstörungen oder Panikattacken (Herzrasen, Zittern, Atemnot).

Als ein typisches Merkmal einer Posttraumatischen Belastungsstörung gilt das wiederholte Erleben des Traumas in wiederholten, sich zwanghaft aufdrängenden Erinnerungen. Häufig wird das Ereignis auch in Form von Alb- oder Tagträumen immer wieder erlebt. Betroffene handeln und fühlen, als ob das Ereignis wiedergekehrt wäre, sie sind nicht fähig, das Erlebnis und die Erinnerung daran aus den Gedanken zu verbannen.

Bei den Betroffenen tritt meist ein Zustand von vegetativer Übererregtheit mit Aufmerksamkeitssteigerung, einer übermässigen Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit, Wutausbrüchen und Schlafstörungen auf. Angst und Depression sind häufig mit diesen Symptomen assoziiert. Dazu kommen zum Beispiel bei Überlebenden eines Unglücks oder bei indirekt Beteiligten wie Polizisten, Rettungspersonal et cetera Schuldgefühle auf.

Typisch sind auch Flashbacks: das wiederholte Erleben der traumatischen Situation, indem der Betroffene von den Erinnerungen und Emotionen überflutet wird. Zentrales Merkmal der Posttraumatischen Belastungsstörung ist das sich aufdrängende Wiedererleben des traumatischen Ereignisses und der begleitenden Emotionen in Form von Nachhallerinnerungen (Flashbacks). Die Patienten vermeiden alles, was sie an das Ereignis erinnert.

Häufige Symptome im Überblick:

  • Wiederkehrende Erinnerungen an das Trauma
  • Versuche, alles zu vergessen und zu vermeiden, was mit dem Erlebten zusammenhängt
  • Angespanntheit und Nervosität
  • Die Gefühle sind taub und fremd
  • Angst, Schlaflosigkeit oder Schreckhaftigkeit

Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung

Die komplexe posttraumatische Belastungsstörung setzt besonders schwere oder besonders langanhaltende Traumatisierungen voraus. Bei den Betroffenen zeigt sich meist ein chronifiziertes Krankheitsbild mit Persönlichkeitsveränderungen. Symptome betreffen also vor allem die Persönlichkeit und das Verhalten.

Lesen Sie auch: Hilfe bei psychischer Belastung in der Partnerschaft

Die komplexe Form der posttraumatischen Belastungsstörung wird in der Regel durch besonders schwere, sich wiederholende und langandauernde traumatische Erlebnisse hervorgerufen. Beispiele dafür sind Kindheitstrauma durch körperliche Misshandlung oder sexueller Missbrauch. Weitere schwerwiegende Traumata, nach denen Menschen die komplexe posttraumatische Belastungsstörung entwickeln, sind Folter, sexuelle Ausbeutung oder andere Formen schwerer organisierter Gewalt (wie Menschenhandel).

Diagnose

Sind Sie unsicher, ob Sie an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden? Dann vereinbaren Sie einen Termin für eine Untersuchung! Die Diagnose PTBS wird durch eine klinische psychiatrische Untersuchung gestellt. Hier wird der Patient oder die Patientin behutsam, aber gezielt nach Symptomen und Beschwerden gefragt.

Behandlung der PTBS

Eine posttraumatische Belastungsstörung wird idealerweise umgehend psychotherapeutisch und eventuell medikamentös behandelt. Eine PTBS sollte von psychiatrisch oder psychologisch und psychotherapeutisch behandelt werden. Je nach Person und Ausprägung der Erkrankung kommen, angepasst an die Bedürfnisse des Betroffenen, verschiedene therapeutische Elemente zum Einsatz.

Die Grundlage von Behandlungen einer Posttraumatischen Belastungsstörung ist immer, dass die Traumatisierung in der Vergangenheit liegen muss. Es ist nicht möglich, eine Behandlung durchzuführen, während Betroffene noch in einer traumatisierenden Situation sind.

Psychotherapie: Nachdem eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung zum Patienten bzw. Nach erfolgreicher Etablierung dieser Techniken beginnt behutsam die Konfrontationsphase, in welcher Patientinnen und Patienten mit dem traumatischen Ereignis konfrontiert werden. Dabei behalten sie immer die Kontrolle über das Geschehen.

Im Rahmen einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung wird die Patientin oder der Patient angeleitet, sich mit Hilfe von sogenannten Expositionsverfahren mit dem traumatischen Erlebnis auseinanderzusetzen und die damit verbundenen unangenehmen Emotionen noch einmal zu durchleben. Durch eine solche Auseinandersetzung nehmen die Symptome der PTBS ab.

Medikamente: Unterstützend können manchmal auch medikamentöse Behandlungen zusätzlich durchgeführt werden. Hier wird immer vor allem symptomatisch behandelt, z. B. Antidepressiva können je nach Ausprägung der Beschwerden hilfreich sein, um die oft sehr quälenden Symptome (Ängste, Schlafstörungen, Wiedererleben des Traumas, Nervosität) zu lindern.

Krankheitsverlauf und Prognose

Wie eine posttraumatische Belastungsstörung verläuft, ist abhängig vom Schweregrad und den eigenen Ressourcen. In der Mehrzahl der Fälle bestehen gute Heilungschancen, insbesondere wenn Betroffene rechtzeitig eine geeignete Therapie beginnen. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen verschwindet die PTBS sogar innerhalb von zwölf Monaten ohne Behandlung.

Mit einer adäquaten Psychotherapie dauert die posttraumatische Belastungsstörung durchschnittlich 36 Monate. Ohne therapeutische Unterstützung verläuft sie mit durchschnittlich 64 Monaten deutlich länger. Auch die Unterstützung durch das soziale Umfeld ist ausgesprochen wichtig für den Heilungsprozess und um die Gefahr eines Rückfalls zu verringern. Bestehen die Symptome allerdings über Jahre, kommt es bei etwa einem Drittel der Betroffenen zu einem chronischen Verlauf.

Einigen Patienten gelingt es, das Trauma als Reifungsprozess zu sehen und dem Erlebten etwas Positives abzugewinnen ("traumatic growth" genannt). Oftmals helfen sie dann anderen Betroffenen dabei, ihre posttraumatische Belastungsstörung anzugehen, oder setzen sich für Opferorganisationen ein.

Häufigkeit

Die posttraumatische Belastungsstörung tritt meist sechs Monate nach dem traumatischen Erlebnis auf und ist in allen Altersstufen möglich. Eine US-Studie geht davon aus, dass acht Prozent der Bevölkerung einmal in ihrem Leben eine posttraumatische Belastungsstörung durchleben. Einer anderen Studie zufolge sind Ärzte, Soldaten und Polizisten einem bis zu 50 Prozent erhöhten Risiko für PTBS ausgesetzt.

Studien zufolge führt eine Vergewaltigung in 30 Prozent der Fälle zu einer posttraumatischen Belastungsstörung. Bei Kindern und Jugendlichen wird davon ausgegangen, dass mehr als die Hälfte eines oder mehrere potenziell traumatische Ereignisse erleben, bevor sie erwachsen sind.

Es wird geschätzt, dass in der Schweiz jede hundertste Person einmal im Leben eine PBTS entwickelt.

Unterstützung und Ressourcen

Eine grosse Verzweiflung nach einem so einschneidenden Erlebnis ist normal und kein Zeichen von Schwäche. Sie sind jedoch nicht alleine! Sich mit anderen Betroffenen auszutauschen hilft, neue Lösungen und Perspektiven zu finden.

Es ist wichtig, auch Angehörige in die Behandlung miteinzubeziehen.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Psychotherapeuten. Wenn Sie vermuten, an einer PTBS zu leiden, suchen Sie bitte qualifizierte Hilfe.

tags: #posttraumatische #belastungsstörung #symptome