Leben mit mittelschwerer posttraumatischer Belastungsstörung

Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine anhaltende psychische Reaktion auf ein belastendes Ereignis von aussergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmass.

Ursachen und Auslöser

Mit einem Trauma sind Ereignisse gemeint, bei denen die körperliche Unversehrtheit oder gar das Leben auf dem Spiel stehen. Traumatische Erfahrungen können kurz dauern oder sich über viele Jahre erstrecken. Nicht nur die unmittelbar Betroffenen, sondern auch Augenzeugen, nahe Angehörige oder Menschen, die beruflich immer wieder mit Traumata konfrontiert sind, können Symptome einer PTBS entwickeln.

Art und Schweregrad einer traumatischen Erfahrung haben Einfluss auf die späteren psychischen Folgen. Zwischenmenschliche Traumatisierungen sind oft schwieriger zu bewältigen als schicksalshafte. Auch hinterlassen langanhaltende oder wiederholte Erfahrungen meist tiefere Spuren als einmalige, kurzzeitige Ereignisse.

Entscheidend ist auch, welche Ressourcen für die Bewältigung einer traumatischen Erfahrung zur Verfügung stehen. Ist die betroffene Person bereits stark unter Druck, stehen unter Umständen nicht mehr genügend Belastungsreserven zur Verfügung, um auch noch ein Trauma zu bewältigen. Umgekehrt können bisweilen auch schwerste traumatische Erfahrungen aufgefangen werden, wenn ein tragendes soziales Umfeld und stabile Rahmenbedingungen vorhanden sind.

Symptome

Eine Posttraumatische Belastungsstörung kann sich direkt nach einem belastenden Ereignis, manchmal aber auch erst Jahre später entwickeln.

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Zu den Hauptsymptomen gehören:

  • Wiedererleben: Das innere Wiedererleben der traumatischen Situation kann sich in Form unangenehmer Erinnerungen oder Albträumen äussern. Oft sind damit auch Geruchs-, Geräusch- oder Körpererinnerungen verbunden. Wiedererlebenssymptome können ausgelöst werden durch Situationen, welche Ähnlichkeit mit dem traumatischen Ereignis aufweisen.
  • Vegetative Übererregbarkeit: Die Betroffenen verharren auch nach Beendigung der traumatischen Situation in diesem Aktivierungszustand oder werden im Rahmen des Wiedererlebens immer wieder hineinversetzt. Vegetative Übererregbarkeit äussert sich in Anspannung, Schreckhaftigkeit oder auch einem Gefühl ständiger Bedrohung. Damit können auch Reizbarkeit, Nervosität, Impulsivität, Schlaf- und Konzentrationsstörungen einhergehen.
  • Vermeidung: Die meisten Betroffenen versuchen, Situationen in ihrem Alltag zu vermeiden, durch welche Erinnerungen an das traumatische Ereignis ausgelöst oder verstärkt werden können. Solche Vermeidungsstrategien können aber längerfristig zu starken Beeinträchtigungen im Alltag führen.
  • Negative Veränderungen von Kognitionen und Stimmung: Traumatische Ereignisse führen oft zu Erschütterungen unseres Welt- und Menschenbildes wie auch der Vorstellungen über uns selbst. Verunsicherung, Angst, Misstrauen, Wut, Verbitterung, Pessimismus, aber auch Ekel, Scham- und Schuldgefühle können die Folge sein.

Diagnose

Die Diagnose-Klassifikationssystem ICD der Weltgesundheitsorganisation WHO unterscheidet zwischen verschiedenen Formen posttraumatischer Belastungsstörungen: Die «klassische» Diagnose der posttraumatischen Belastungsstörung erfasst Symptome als Reaktion auf einmalige Ereignisse von eher kurzer Dauer. Die neu ins ICD 11 aufgenommene «Komplexe posttraumatische Belastungsstörung» bezieht sich dagegen auf die psychischen Folgen von längerfristigen, seriellen oder chronischen traumatischen Ereignissen. Neben klassischen Symptomen wie sich aufdrängenden Erinnerungen sind die Kernsymptome: Misstrauen, negatives Selbstbild, Veränderungen der Emotionsregulation und Dissoziationen.

Behandlungsmöglichkeiten

Je früher eine PTSD therapiert wird, desto besser sind die Behandlungsaussichten. Allerdings fällt der erste Schritt oft nicht leicht.

Zu den gängigen Therapieansätzen gehören:

  • Psychotherapie: Viele Arten von Angsterkrankungen lassen sich mit einer Psychotherapie behandeln. Allerdings sollte vor einer Behandlung eine sorgfältige Diagnostik stattfinden. Tatsächlich kann ein derartiger Zusammenhang auch noch nach Jahren erfolgreich behandelt werden.
  • Medikamente:
    • Antidepressiva: Bis jetzt sind Patient und Arzt dazu verurteilt, gut eingeführte Medikamente zusammen auszuprobieren. Jeder Mensch reagiert anders; der eine hat viele Nebenwirkungen, der andere keine oder wenige leichte. Auch die eigentliche Wirkung ist sehr verschieden bei verschiedenen Menschen. Zu Beginn, d.h. in den ersten 2 Behandlungswochen sind meist die Nebenwirkungen spürbar. Anschliessend sollten bis zur 4. Behandlungswoche die gewünschten Effekte auftreten. Bleiben diese aus, sollte die Dosis erhöht werden; falls nach ca. 6-8 Wochen kein Effekt spürbar ist, ist ein Wechsel des Antidepressivums indiziert.
    • Lithium: Gerade das Lithium ist heute noch das beste Medikament zur Vorbeugung. Aber wichtig ist die Kontrolle, auch der Nieren. Wenn es dort Schwierigkeiten gibt, z.B. Verrringerung der Filterfunktion, dann muss man wechseln. Es gibt Neuroleptika, die auch geeignet sind zur Prophylaxe.
  • Elektrokrampftherapie (EKT): Wenn durch keine andere Medikation eine Besserung erreicht werden kann, dann wäre gerade in diesem Fall eine EKT wirklich angebracht. Einschränkung nur, wenn schwere Herz- oder Lungenkrankheiten vorliegen. Die Mutter muss aber einverstanden sein. Die Elektrokrampftherapie ist besonders dann wirksam, wenn eine schwere depressive Symptomatik besteht und sie hilft Symptome zu bessern oder sogar vorübergehend zum verschwinden zu bringen um wieder Möglichkeiten für eine dauerhaft wirksame Behandlung zu schaffen.

Es kann die Erhaltungstherapie auch mit Medikamenten erreicht werden. Aber es gibt Patienten, die immer wieder und ambulant eine oder wenige EKT-Sitzungen zur Erhaltungstherapie bevorzugen. Dazwischen kann es vorkommen, dass es keine Medikamente braucht.

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Die Wirkung einer Elektrokrampftherapie hält unterschiedlich lange an. Die empirische Wissenschaft zeigt, dass nach einer EKT-Behandlung in 70 % der Fälle nach einem halben Jahr mit einem Rückfall zu rechnen ist, wenn keine Erhaltungstherapie durchgeführt wird. Diese kann aus einer medikamentösen Behandlung bestehen, eine speziellen störungsspezifischen Psychotherapie für chronisch depressive Menschen und auch Erhaltungs-EKT mit meist monatlich einer Behandlung. Man kann alle drei Erhaltungstherapien auch miteinander kombinieren. Die große Stärke der EKT ist aber vor allem, dass sie schwere depressive Zustände oftmals namhaft bessert bzw. bei wiederkehrenden depressiven Episoden helfen kann deren Dauer zu verkürzen.

Umgang mit Depressionen

Ängste, insbesondere in Form von Befürchtungen und einer "ängstlichen Angetriebenheit" können ein Begleitsymptom von Depressionen sein. Sie sind also dann nicht die Folge sondern ein Begleitsymptom von manchen Depressionen und durchaus bedeutsam. Denn es kann dann in schwereren Fällen auch die vorübergehende Einnahme eines Beruhigungsmittels sinnvoll machen.

Ja, tatsächlich können Depressionen auch Schmerzen verursachen. Es können sowohl diffuse oder schwer lokalisierbare Schmerzzustände auftreten, aber es gibt auch bspw. charakteristische Kopfschmerzen. Die Patienten berichten dann von einem Druck auf den Kopf. Andererseits kann chronischer Schmerz Depressionen auslösen und umgekehrt können schmerzen wesentlich belastender empfunden werden, wenn ein Betroffener auch an einer Depression leidet.

Unterstützung für Angehörige

Traumatisierte Mütter können die Gefühle ihrer Kinder schlechter deuten. Es fällt ihnen daher schwer, ihre Kinder zu beruhigen. Die Kinder dieser Mütter lernen weniger gut, sich selbst zu beruhigen. Sie sind im Schnitt trotziger, aggressiver, aber auch ängstlicher und depressiver als andere Kinder. Auf diese Weise wirkt das Trauma der Mütter im Leben der Kinder fort. Väter und andere enge Bezugspersonen wie die Grosseltern mit ins Boot zu holen und allenfalls zu schulen, sei ebenfalls schützend für das Kind. Gerade diese Kinder bräuchten ein besonders sicheres und vorhersagbares Umfeld - auch ausserhalb des Elternhauses.

Das nächste Ziel der Forschenden von Synapsy ist es nun, herauszufinden, ob sich der Stress traumatisierter Mütter bereits während der Schwangerschaft auf das Kind überträgt.

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Zusammenfassung

Mit entsprechender therapeutischer Hilfe kann eine Posttraumatische Belastungsstörung häufig gut bearbeitet und überwunden werden. Wichtig ist daher, bei entsprechendem Verdacht frühzeitig professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Je länger die Symptome unbehandelt bleiben, desto höher ist das Risiko einer Chronifizierung, desto schwerwiegender sind die Auswirkungen auf Ihren Alltag und Ihr Umfeld und desto grösser wird der Behandlungsaufwand, um eine Symptomverbesserung zu erzielen.

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