Alle netDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.
Manche Psychosen lassen sich auf eine bestimmte Ursache wie eine Erkrankung, Medikamente oder Drogenkonsum zurückführen. Bei anderen sind die genauen Ursachen noch weitgehend unbekannt. Erfahren Sie hier mehr über die verschiedenen Formen der Psychose und welche Auslöser sie haben.
ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen.
F22 F53 F31 F28 F25 F30 F23 F21 F29 F20 F06 F32 F33 F24
Was ist eine Psychose?
Die bekannteste Form ist die Schizophrenie. Experten gehen davon aus, dass an ihrer Entstehung mehrere Faktoren beteiligt sind (etwa genetische Veranlagung, Stress, negative und/oder traumatische Erlebnisse, Veränderungen im Haushalt der Nervenbotenstoffe wie Dopamin und Serotonin).
Lesen Sie auch: Zum Zusammenhang von Affektiver Schwingungsfähigkeit und Psychopathologie
Ebenfalls zu den endogenen Psychosen zählen affektive Psychosen. Das sind affektive Störungen (= psychische Störungen mit krankhaften Veränderungen der Stimmung: Manie, Depression, bipolare Störung) in Verbindung mit psychotischen Symptomen, die nicht die Kriterien einer Schizophrenie erfüllen.
Formen von Psychosen
Psychosen können verschiedene Ursachen haben und sich in unterschiedlichen Formen äußern:
- Endogene Psychose: Die bekannteste Form ist die Schizophrenie. Experten gehen davon aus, dass an ihrer Entstehung mehrere Faktoren beteiligt sind (etwa genetische Veranlagung, Stress, negative und/oder traumatische Erlebnisse, Veränderungen im Haushalt der Nervenbotenstoffe wie Dopamin und Serotonin). Ebenfalls zu den endogenen Psychosen zählen affektive Psychosen.
 - Andere Psychosen: Eine schizo-affektive Psychose äussert sich in episodischen Störungen, bei denen gleichzeitig oder nacheinander in der gleichen Krankheitsepisode Symptome einer Schizophrenie und einer affektiven Störung (wie Manie oder Depression) auftreten. Die Ursache dieser Form von Psychose wird ebenfalls in einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren (wie genetischer Veranlagung, sozialen Faktoren) gesehen. Auch bei einer paranoiden Psychose wird ein Zusammenwirken von mehreren Faktoren wie Vererbung und Umwelteinflüssen als Ursache vermutet.
 - Körperliche Erkrankungen: Diverse organische Grunderkrankungen verändern mitunter die Hirnfunktionen und lösen eine organisch bedingte (exogene) Psychose aus. Dazu gehören etwa: 
- Demenz: Bei Demenzpatienten verändern sich Strukturen im Gehirn. Diese Veränderungen führen in einigen Fällen zu psychotischen Störungen. Besonders die Alzheimer-Demenz wird oft von Halluzinationen und Wahnsymptomen begleitet.
 - Epilepsie: Bei einem epileptischen Anfall entladen sich die Nervenzellen im Gehirn unkontrolliert. Manchmal treten Psychosen vorher und währenddessen auf. Am häufigsten zeigen sich psychotische Symptome jedoch unmittelbar nach einem epileptischen Anfall.
 - Multiple Sklerose: Bei dieser Erkrankung wird sukzessive die schützende Hülle von Nervenfasern (Myelinschicht) zerstört, was unter Umständen Hirnfunktionen beeinträchtigt. Psychotische Symptome sind eine mögliche Folge.
 - Auch Infektionen (etwa Gehirnentzündung = Enzephalitis oder Parasiteninfektionen), Stoffwechselstörungen sowie Verletzungen (wie ein Schädel-Hirn-Trauma) sind mögliche Ursprünge einer Psychose sowie Hirntumore.
 
 - Medikamente: Manchmal lösen Medikamente vorübergehend psychotische Symptome wie starke Verwirrtheit oder Halluzinationen aus. Zu den häufigsten medikamentösen Psychose-Auslösern gehören Parkinson-Medikamente: 
- Bei Morbus Parkinson sterben fortschreitend bestimmte Nervenzellen im Gehirn ab, was zu einem Mangel am Nervenbotenstoff Dopamin führt. Dieser löst die typischen Parkinsonsymptome aus wie verlangsamte Bewegungen, Muskelsteife (Rigor) und Zittern (Tremor).
 - Parkinson-Medikamente steigern den Dopaminspiegel im Blut der Patienten. Ist der Dopamingehalt dann allerdings zu hoch, ist es möglich, dass psychische Probleme wie eine Psychose entstehen. Sehr alte Parkinson-Patienten sind davon besonders oft betroffen. Stress und Flüssigkeitsmangel verstärken die Symptome oft.
 - Sehr selten beruht eine Psychose auf Kortison-Präparaten, die - hochdosiert - eine euphorisierende Wirkung haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass dadurch eine Psychose entsteht, ist jedoch sehr gering. Wenn überhaupt, treten die Symptome dann nur vorübergehend auf.
 
 - Drogen: LSD (Lysergsäurediäthylamid) löst mituner eine Drogen-Psychose mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen aus ebenso wie Amphetamine wie etwa Ecstasy und ähnliche (LSD-Psychose oder Amphetamin-Psychose). Je nachdem, wie viel und welche Art der Droge konsumiert wurde, verschwinden die Symptome nach wenigen Stunden oder bleiben einige Tage bestehen. Auch Kokain und Cannabis sind eventuell für eine drogeninduzierte Psychose verantwortlich - ebenso wie die legale Droge Alkohol. Dabei ist nicht immer klar, ob die Symptome bereits zuvor vorhanden waren oder erst durch den Drogenmissbrauch entstanden sind. Untersuchen zeigen beispielsweise, dass Cannabis-Konsumenten mit einer genetisch bedingten Anfälligkeit für Psychosen ein deutlich erhöhtes Risiko haben, tatsächlich an einer solchen psychischen Störung zu erkranken (Cannabis-Psychose). Darüber hinaus haben Cannabis und andere Drogen das Potenzial, den Verlauf einer bereits bestehenden Psychose deutlich zu verschlimmern.
 - Postpartale Psychose: Eine postpartale Psychose (Wochenbettpsychose) tritt in den ersten Wochen nach der Geburt auf und dauert wenige Tage bis mehrere Monate an. Symptome sind etwa Erregung, Verwirrung, Stimmungsschwankungen, Euphorie, Depressionen, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und eventuell Gewalttätigkeiten (daher ist konstante Überwachung sehr wichtig). Forscher vermuten, dass der extreme Schlafentzug der frisch gebackenen Mutter das Ausbrechen der Erkrankung begünstigt, neben wahrscheinlichen hormonellen und vielen weiteren Faktoren. Eine postpartale Psychose bedarf umgehend ärztlicher Behandlung, da der Realitätsverlust der Mutter sowohl diese selbst als auch das Kind potenziell gefährden.
 
Psychose: Behandlung
Was ist eine Psychose? Psychose: Symptome Psychose: Behandlung
Autoren- & Quelleninformationen
Wissenschaftliche Standards: Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Vorlage: Christiane Fux, Dr. med. Nina Buschek
Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei drogeninduzierter Psychose
Autoren: Julia Dobmeier, Masterstudium in Psychologie Julia Dobmeier absolviert derzeit ihr Masterstudium in Klinischer Psychologie. Schon seit Beginn ihres Studiums interessiert sie sich besonders für die Behandlung und Erforschung psychischer Erkrankungen. Dabei motiviert sie insbesondere der Gedanke, Betroffenen durch leicht verständliche Wissensvermittlung eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen.
Sabine Schrör, Medizinjournalistin Sabine Schrör ist freie Autorin der netDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.
ICD-Codes: F22 F53 F31 F28 F25 F30 F23 F21 F29 F20 F06 F32 F33 F24 ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen.
Quellen:
- Benecke, C.: Klinische Psychologie und Psychotherapie - Ein integratives Lehrbuch. Kohlhammer Verlag, 2014
 - Bund deutscher Hebammen: Psychologie und Psychopathologie für Hebammen: Die Betreuung von Frauen mit psychischen Problemen. Hippokrates Verlag, 1. Auflage 2007
 - Deuschl, G. et Reichmann, H.: Gerontoneurologie. Georg Thieme Verlag, 1. Auflage 2006
 - Falkai, P. et al.: Duale Reihe Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Georg Thieme Verlag, 7. Auflage, 2022
 - Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Psychosen (Stand: 24.03.2022), unter: www.gbe-bund.de
 - Gouzoulis-Mayfrank, E. et Schnell, T.: Komorbidität Psychose und Sucht. Steinkopff Verlag, 2. Auflage 2007
 - Maercker, A.: Alterspsychotherapie und klinische Gerontopsychologie. Springer Verlag, 2. Auflage 2015
 - Schmitz, B. et Steinhoff, B.: Epilepsien. Georg Thieme Verlag, 2013
 - Weyerstahl, T. et Stauber, M.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2013
 
Lesen Sie auch: Quetiapin bei Psychosen
tags: #affektive #psychose #behandlung #leitlinien