Depressive Erkrankungen können in jedem Alter auftreten. Rund 1 von 3 Personen ist einmal im Leben von depressiven Erkrankungen betroffen, wobei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist.
Was ist eine Depression?
Depression ist mehr als nur gewöhnliche Traurigkeit. Depressionen äussern sich durch schubweise deutlich reduzierte Stimmung, Freude und/oder Antrieb von mehr als 2 Wochen Dauer. Je nach Form und Verlauf können wiederkehrende Schübe von längerer Dauer und intensiveren Symptomen auftreten (beispielsweise Suizidgedanken), bis hin zu einer über Jahre andauernden, chronischen Episode.
Depressive Verstimmung vs. Klinische Depression
Fühlen Sie sich längere Zeit niedergeschlagen und antriebslos, denken Sie vielleicht: «Bin ich einfach schlecht gelaunt oder ist das schon eine Depression?» Diese Frage ist durchaus berechtigt, verläuft der Übergang von einer depressiven Verstimmung zu einer handfesten Depression doch schleichend.
Der grösste Unterschied zwischen einer depressiven Verstimmung und einer Depression bezieht sich vor allem auf die Dauer und Schwere der Symptome: halten Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit und Trauer über mehr als zwei Wochen an und kommen weitere Beschwerden hinzu, sprechen Fachpersonen in der Regel von einer Depression. Fühlen Sie sich jedoch nur einige Tage lang schlecht, handelt es sich vermutlich um eine depressive Verstimmung.
Diese hat, ebenso wie eine Depression, mehrere Ursachen. Unterschieden wird dabei zwischen körperlichen, psychischen und psychosozialen Auslösern, die oft gemeinsam auftreten und einander verstärken. Auch Stress, der Winteranfang oder schwere Traumata schlagen aufs Gemüt.
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Ursachen und Auslöser
Verschiedene vorbestehende Grunderkrankung können Depressionen auslösen oder depressive Symptome zeigen (z. B. Angststörungen). Ein Spezialfall ist hingegen die sogenannte Wochenbettdepression in den Wochen nach einer Geburt (welche übrigens auch bei Vätern auftreten kann). Depressiven Erkrankungen liegt in der Regel ein komplexes Ungleichgewicht von verschiedenen Botenstoffen im Hirn zugrunde.
Bei Frauen werden häufiger depressive Erkrankungen diagnostiziert, was aber nicht zwingend mit einer erhöhten geschlechtsspezifischen Anfälligkeit zusammenhängen muss.
Die saisonal-bedingte Depression, umgangssprachlich «Winterblues» genannt, bezeichnet ein Stimmungstief mit ausgeprägtem Antriebsmangel in der kalt-dunklen Jahreshälfte, während im Frühjahr die «gewohnte» Lebensenergie zurückkehrt. Man nimmt einen Zusammenhang mit dem «Schlafhormon» Melatonin an, welches bei mangelndem Sonnenlicht vermehrt gebildet wird.
Was Sie Selbst Tun Können
Zu aller erst: Sie müssen sich nicht schämen. Ob Sie nun an einer Depression oder einer depressiven Verstimmung leiden, ist nicht auf Ihr persönliches Versagen zurückzuführen.
Unser Wohlbefinden hängt von vielen Faktoren ab, auf die wir nur bedingt Einfluss haben. Anstatt sich selbst zu verurteilen, sollten Sie Dinge tun, die depressive Verstimmungen können.
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- Akzeptieren Sie Ihre Gefühle: Alles darf gefühlt und gedacht werden. Nehmen Sie Ihre Gefühle an, aber lassen Sie sich nicht von ihnen beherrschen.
 - Ernährung: Essen Sie viel Obst, Gemüse und Nüsse. Nehmen Sie leichte und bekömmliche Nahrung zu sich.
 - Bewegung: Bewegen Sie sich an der frischen Luft.
 - Pflanzliche Arzneimittel: Zur Unterstützung können Sie Präparate mit Johanniskraut einnehmen.
 - Freude und Engagement: Gehen Sie Aktivitäten nach, die Ihnen Freude bereiten. Denken Sie nach: Wofür kann ich mich begeistern? Wo kann ich mich sinnvoll engagieren?
 - Akzeptanz und Veränderung: Versuchen Sie, die gegenwärtige Lebenssituation zu akzeptieren, so wie sie ist. Vielleicht müssen Sie Ihre Lebenshaltung und Ziele verändern. Besinnen Sie sich auf das, was Sie noch immer können.
 - Reaktion auf die Umwelt: Aber auch wenn Sie auf manche Dinge keinen Einfluss haben, etwas können Sie immer tun: Ihre Reaktion auf Ihre Umwelt verändern und für ein Leben nach Ihren Vorstellungen kämpfen.
 - Bedürfnisse erkennen: Überlegen Sie, was Ihnen Ihre depressive Verstimmung sagen möchte. Vielleicht hatten Sie in der letzten Zeit zu viel Stress, zu wenig Schlaf oder es ist an der Zeit, wieder mehr auf Ihre Bedürfnisse zu achten?
 - Gut zu sich selbst sein: Auch das klingt einfacher, als es wirklich ist, aber versuchen Sie, gut zu sich selbst zu sein.
 - Vermeiden Sie bestimmte Substanzen: Alkohol, Tabak und Koffein zum Beispiel. Zwar kann das alles zunächst eine aufputschende Wirkung haben. Diese klingt jedoch irgendwann ab oder schlägt in die gegenteilige Richtung um.
 - Schlafhygiene: Legen Sie sich hin, aber ohne den festen Vorsatz, einschlafen zu müssen. Denn dieser würde Sie nur blockieren. Räumen Sie alles aus Ihrem Zimmer, was nicht in den Bereich Schlafen fällt: zum Beispiel technische Geräte, Computer und Fernseher. Entspannungsmusik oder ein gutes Buch können beim Einschlafen helfen, ebenso wie Orangenblütentee, Präparate mit Baldrian oder Lavendelduft. Gewöhnen Sie sich eine Routine vor dem Zubettgehen an. Das können kleine Dinge wie Zähneputzen oder eine kurze Dusche sein.
 - Freundlichkeit: Wer anderen einen Gefallen tut, erntet viele positive Gefühle. Seien Sie ruhig verschwenderisch mit Freundlichkeit. Es müssen nicht immer die grossen Gesten sein, ein ernst gemeintes Kompliment über die neue Bluse der Kollegin reicht völlig.
 - Akzeptanz der Stimmung: Versuchen Sie, Ihre momentane Stimmung anzunehmen. Kämpfen Sie nicht dagegen an. Verurteilen Sie sich nicht für etwas, was nicht in Ihrer Verantwortung liegt.
 - Bewusstsein der Liebenswürdigkeit: Werden Sie sich Ihrer Liebenswürdigkeit bewusst. Vielleicht können Sie sich während einer depressiven Verstimmung nicht ausstehen, aber Sie sind immer noch derselbe Mensch wie vorher. Ein Wesen mit Träumen, Gefühlen und einem Bewusstsein. Jemand, der von seinem Umfeld geschätzt und geliebt wird.
 - SMART Ziele: Um schrittweise Aktivitäten zu planen, hilft es, sich Ziele zu setzen.
 
Professionelle Hilfe
Es ist schwer, zuzugeben, dass man Unterstützung benötigt. Aber wenn sich keine Besserung ankündigt, sollten Sie eine:n Psychiater:in oder eine:n Psycholog:in aufsuchen.
- Psychologen: Psycholog:innen haben Psychologie studiert. Sie therapieren, verschreiben jedoch keine Medikamente.
 - Psychotherapeuten: Psychotherapeut:innen haben sich nach dem Studium weiterbilden lassen. Auch sie behandeln nicht selbstständig medikamentös.
 - Psychiater: Psychiater:innen haben Medizin studiert und dürfen deshalb Medikamente wie Antidepressiva verschreiben. Sie bieten meist weitere Therapieformen wie Gesprächstherapie an.
 
Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Psychotherapeut:innen für die Behandlung bieten entweder Ihr Hausarzt, die Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen, der Schweizerischer Berufsverband für angewandte Psychologie oder die Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten.
Weitere Therapieansätze
- Probiotika: Probiotika könnten die Wirkung von Antidepressiva unterstützen.
 - Lichttherapie: Diese nahezu nebenwirkungsfreie Therapie hat sich nicht nur in der Behandlung der Winterdepression, sondern bei allen Depressionsformen als wirksam erwiesen. Jeden Morgen werden 30 bis 60 Minuten vor einer hellen Lichtquelle (2’500 bis 10’000 Lux) verbracht.
 - Schlafentzug: Auch ein teilweiser Schlafentzug ab morgens um ca. 1 Uhr ist antidepressiv wirksam.
 - Elektrokrampftherapie (EKT): Die EKT wird zur Behandlung therapieresistenter Depression und schwerer depressiver Episoden angewandt - in der Regel dann, wenn andere Therapieverfahren versagt haben oder nicht genügend wirksam waren.
 
Medikamentöse Behandlung
Wie bei den Antidepressiva der ersten Generation, beruht das Wirkprinzip der modernen Antidepressiva immer noch hauptsächlich auf der Unterstützung und Erhöhung der Konzentration der Neurotransmitter (Botenstoffe) Serotonin, Noradrenalin und Dopamin an den Kontaktstellen der Neurone (Nervenzellen) im Gehirn.
Entgegen eines immer noch vorhandenen und gefährlichen Unwissens, gibt es keine Belege, dass Antidepressiva abhängig machen oder eine Veränderung der Persönlichkeit bewirken.
Wichtige Hinweise für Angehörige
Das veränderte Verhalten eines depressiven Angehörigen, eines Arbeitskollegen oder Freundes ist oft schwierig zu verstehen und kann dazu verleiten, ungeduldig und vorwurfsvoll zu reagieren. Zweifellos ist es für Angehörige eine grosse Belastung, mit dem Betroffenen die Krankheit durchzustehen.
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Seien Sie in dieser schweren Zeit geduldig. Die Hilflosigkeit und Trauer - auch Ärger und Wut -, die Sie durch das Miterleben der Erkrankung oft empfinden, sind eine häufige und normale Reaktion.
Es ist sehr wichtig, sich über die Krankheit Depression gut zu informieren. Oft ist dies im Rahmen eines gemeinsamen Termins beim behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten möglich.
Die Betroffenen sind krank, sie können nicht mehr «etwas wollen». Einem Depressiven fällt es oft sehr schwer, Aktivitäten zu beginnen und durchzuführen. Bereits das Aufstehen, Waschen und Ankleiden oder einfachste Tätigkeiten im Haushalt können für die Betroffenen enorm grosse Hürden sein. Hier können Angehörige und Freunde Hilfe leisten, indem sie den Erkrankten behutsam dabei unterstützen, zu einem geregelten Tagesablauf zu finden.
Helfen Sie mit, Geduld aufzubringen. Die Depression ist behandel- und heilbar, aber sie bessert sich meist in kleinen Schritten. Geben Sie Unterstützung zur Einhaltung der Therapie und zur regelmässigen Medikamenteneinnahme.
Umgang mit Suizidgedanken
Es ist äusserst wichtig, dass Sie sehr rasch eine ärztliche Behandlung aufsuchen, sei dies der Hausarzt oder Psychiater. Nicht nur die depressive Stimmung, sondern auch speziell Suizidgedanken und -absichten können wirksam behandelt werden.
Es ist daher sehr wichtig, depressive Personen dazu zu bewegen, einen Arzt aufzusuchen oder aber zumindest anonym die Telefonseelsorge, dargebotene Hand oder ein Kriseninterventionszentrum oder einen Psychosozialen Dienst anzurufen.
Wenn Sie Suizidgedanken haben, suchen Sie Unterstützung bei einer Vertrauensperson aus dem privaten Umfeld oder bei einer Fachperson. Vielleicht fällt es Ihnen leichter, zunächst anonym mit einer Beratungsperson am Telefon zu sprechen.
Ein Sicherheitsplan ist eine Art Vorbereitung auf die akute Krise. Er hilft Ihnen, sich auf Situationen vorzubereiten, in denen Sie vor lauter Leid und Schmerz nicht mehr klar denken können.
Entfernen Sie Dinge, mit denen Sie sich etwas antun könnten: Tabletten, Waffen usw. Wenn Sie daran denken, eine Überdosis Tabletten zu nehmen, geben Sie die Medikamente jemandem, der sie Ihnen bei Bedarf in der verschriebenen Dosis bringen kann.
Zusammenfassung der wichtigsten Punkte
Hier ist eine Tabelle, die die wichtigsten Punkte zur Selbsthilfe bei Depressionen zusammenfasst:
| Bereich | Massnahmen | 
|---|---|
| Gefühle | Akzeptanz der Gefühle, nicht von ihnen beherrschen lassen | 
| Ernährung | Viel Obst, Gemüse und Nüsse, leichte und bekömmliche Nahrung | 
| Bewegung | Regelmässige Bewegung an der frischen Luft | 
| Schlaf | Gute Schlafhygiene, Vermeidung von Bildschirmzeit vor dem Schlafen | 
| Soziale Kontakte | Freundlichkeit, Zeit mit Freunden und Familie planen | 
| Professionelle Hilfe | Psychologen, Psychotherapeuten, Psychiater | 
| Suizidgedanken | Sofortige professionelle Hilfe suchen, Sicherheitsplan erstellen | 
Seien Sie geduldig mit sich. Eine Depression entwickelt sich meist langsam und bildet sich auch unter Behandlung eher schrittweise zurück.
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