Boreout: Das Gegenteil von Burnout

Jeder kennt heute den Begriff Burnout und weiss, dass Stress am Arbeitsplatz krank machen kann. Doch wusstest du, dass auch das Gegenteil sein, und anhaltende Langeweile am Arbeitsplatz zum sogenanntem Boreout führen kann?

Boreout ist das Gegenteil von Burnout. Statt permanenter Über- spielt die Unterforderung eine entscheidende Rolle. Auch dieses Syndrom kann riskant werden. Unterforderung und Langeweile im Job können zu ernsthaften Problemen führen.

Während ein Burnout durch Überarbeitung entsteht, ist Boreout das Ergebnis von Unterforderung und Langeweile. Boreout ist ein Dauerzustand der Sinnentleerung, in dem der Betroffene das Gefühl hat, seine Fähigkeiten und Talente nicht einsetzen zu können und nichts Sinnvolles zu machen. Und wer denkt, seine Aufgaben seien belanglos oder unter seinem Fähigkeitsniveau, beginnt oft, den Wert seiner Arbeit infrage zu stellen. Dies führt nicht selten zu einem generellen Gefühl der Sinnlosigkeit.

Ursachen und Auswirkungen von Boreout

Warum suchen sich gelangweilte Angestellte nicht einfach einen neuen Job oder bemühen sich um Arbeit? Dieses Verhalten wird nachvollziehbarer, wenn man die Ursachen des Boreout genauer unter die Lupe nimmt. In ihrem Buch „Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile“ führt Elisabeth Prammer Beispiele von Personen auf, die in ein Boreout geraten sind. Es sind keine faulen Menschen. Vielmehr werden sie durch die Umstände oder Vorgesetzten daran gehindert, bei der Arbeit viel zu leisten. Damit reiten sich Betroffene nur noch mehr in den Boreout.

Viele Betroffene fürchten, von Kollegen oder Vorgesetzten als untätig oder «faul» wahrgenommen zu werden und verstecken ihre Langeweile hinter künstlich erzeugtem Stress, indem sie so tun, als wären sie beschäftigt. Paradoxerweise führt Boreout oft zu Stress.

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Obwohl sie in ihrem Arbeitsalltag wenig bis nichts tun oder sich mit Ersatzbeschäftigungen wie Online-Games abgeben, sind sie unglücklich. Sie können das Nichtstun nicht geniessen, haben ein schlechtes Gewissen, ihre Zeit vergeht nicht, sie sind unendlich gelangweilt und antriebslos. «Mit der Unterforderung verliert man irgendwie die Kreativität vollkommen», sagt eine der von Elisabeth Prammer interviewten Personen.

Die negativen Auswirkungen von Boreout können vielfältig sein. Sie äussern sich etwa in Symptomen wie Müdigkeit, Lustlosigkeit oder Interessenverlust. In einem Umfeld der Langeweile kann nicht nur die Produktivität sinken, sondern auch das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Die ständige Unterforderung führt unter Umständen zu einem Verlust an Selbstvertrauen und Sinnhaftigkeit. Und das wiederum kann schwer auf die psychische Gesundheit gehen. Ein Gefühl der Leere kann sich breit machen, Betroffene ziehen sich möglicherweise sozial zurück oder reagieren zunehmend gereizt.

Kein Wunder sprechen die Boreout-Expert*innen den Betroffenen die gleichen Symptome zu, wie sie bei einem Burnout auftreten. Auch der Boreout kann den Schlaf rauben und zu Depressionen führen.

Warum versuchen sich Boreout-Betroffene nicht mit allen Kräften aus dem Sumpf zu ziehen, wenn sie keine faulen Menschen sind? Sie probieren es durchaus, schreibt Elisabeth Prammer, aber sie scheitern oft und geben irgendwann auf. Die meisten von ihr Interviewten haben ihrer Chefin, ihrem Chef signalisiert, dass sie unterfordert sind oder mehr Arbeit wünschen. Gefruchtet hat es aus verschiedenen Gründen nicht. Manchmal war die vorgesetzte Person selber von einem Boreout betroffen oder nicht bereit, Arbeit abzugeben.

Da ein Boreout einen grossen Leidensdruck auslöst, müssen auch Betroffene versuchen, aus dem Teufelskreis auszubrechen. Dazu braucht es gemäss Rothlin und Werder eine gehörige Portion Eigenverantwortung und Selbstmotivation.

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Was tun gegen Boreout?

Wie bei einem Burnout ist es auch beim Boreout wichtig, rechtzeitig Gegenmassnahmen zu ergreifen. Hinterfrage dein Empfinden: Bist du wirklich unterfordert, oder fehlt dir einfach der Zugang zu den richtigen Aufgaben? Ein ehrliches Gespräch mit deiner Führungskraft kann neue Aufgaben oder Herausforderungen schaffen. Wer aktiv Veränderungen anstrebt, kann das Gefühl der Sinnlosigkeit verringern. Selbst kleine Anpassungen im Arbeitsprozess oder der Aufgabenverteilung können das Gefühl steigern, wieder produktiv und gebraucht zu sein.

Kommen eine berufsbegleitende Fort- oder Weiterbildung für dich in Frage? Hier lassen sich persönliche Interessen und berufliche Notwendigkeiten verbinden. So hat man die Möglichkeit, sich selbst zu fordern und weiterzuentwickeln.

Bei Boreout neigt man dazu, auch nach Feierabend an die ungeliebten Aufgaben zu denken. Ein aktiver Ausgleich durch Hobbys, Sport oder soziale Kontakte gibt neue Energie und lenkt ab. Gleichzeitig bieten solche Aktivitäten das Gefühl, in anderen Lebensbereichen sinnvolle Dinge zu tun.

Sich mit Arbeitskollegen auszutauschen, kann oft überraschend hilfreich sein. Vielleicht gibt es ähnliche Empfindungen im Team, die zu gemeinsamen Lösungen führen können.

Wenn keine der genannten Strategien hilft und sich dein Zustand über längere Zeit nicht verbessert, kann es an der Zeit sein, eine berufliche Veränderung in Betracht zu ziehen.

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Die Rolle der Unternehmen

Langeweile am Arbeitsplatz ist selten nur ein individuelles Problem. Es betrifft häufig das Unternehmen als Ganzes. Mitarbeiter, die sich unterfordert fühlen, neigen dazu, ihren Arbeitsplatz zu vernachlässigen. Das kann resultieren in Qualitätsverlust in der Arbeit und einem Anstieg von Fehlern. Infolgedessen ist es gut möglich, dass wertvolle Fachkräfte ihren Hut nehmen - und die Unternehmenskultur zunehmend schlechter wird.

Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen sich dieses Problems bewusst sind und proaktiv gegen Boreout vorgehen. Eine ansprechende Arbeitsumgebung mit angemessenen Herausforderungen und Abwechslung ist eine gute Voraussetzung dafür, dass sich Mitarbeiter langfristig wohlfühlen.

Lange waren Themen rund um die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz tabu. Das ändert sich glücklicherweise, was für die Einführung entsprechender Massnahmen zur Prävention von Boreout entscheidend ist. Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten ist dabei essenziell. Damit Angestellte das Gefühl haben, dass sie bei solchen Schwierigkeiten den Rat ihres Chefs suchen können.

Um solche Situationen zu vermeiden, stehen vor allem Führungskräfte in der Verantwortung, indem sie die konkrete Leistung beurteilen und nicht, wie lange jemand am Arbeitspatz präsent ist. Sorgen Sie für Abwechslung bei den täglichen Aufgaben Ihrer Mitarbeiter. Wenn eine monotone, sich wiederholende Aufgabe in den Aufgabenbereich eines Mitarbeiters fällt, können Sie zusätzliche Tasks als Ausgleich anbieten, die anregender sind und allenfalls zwischendurch erledigt werden können.

Die generelle Förderung der Mitarbeiter ist auch ein zentraler Punkt. Dank regelmässigen Auswertungen, Kompetenzanalysen und Mitarbeitergesprächen können Bedürfnisse besser erkannt werden und herausgefunden werden, was sie bei der Arbeit antreibt und ihr Engagement ankurbelt, wie beispielsweise mehr Selbstständigkeit, Teamarbeit oder Flexibilität. Die Mitarbeiter müssen stets das Gefühl haben, dass sie ein Ziel haben, auf das sie hinarbeiten können. Dies wird dazu beitragen, ihrer Rolle mehr Bedeutung zu verleihen und sie grundsätzlich zu motivieren. Eine Perspektive zu bieten, verdeutlicht den Mitarbeitern, dass sie sich weiterentwickeln können und dass der Arbeitgeber an sie und ihre Fähigkeiten glaubt.

Boreout vs. Burnout: Eine Tabelle

Merkmal Burnout Boreout
Ursache Überforderung, Stress Unterforderung, Langeweile
Hauptsymptome Erschöpfung, Zynismus Lustlosigkeit, Frustration
Auswirkung auf Selbstwertgefühl Kann zu Selbstzweifeln führen Verlust von Selbstvertrauen und Sinnhaftigkeit
Verhalten Übereinsatz, Vernachlässigung persönlicher Bedürfnisse Vortäuschen von Beschäftigung, innere Resignation

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