Die Diagnose einer schweren, vielleicht chronischen Krankheit stellt das Leben der Betroffenen auf den Kopf. Doch auch für Angehörige ist plötzlich vieles anders. Sie kämpfen ebenfalls mit Verunsicherung, Angst, Trauer, Wut oder Hilflosigkeit. Wie die Betroffenen waren vermutlich auch Sie noch nie zuvor in einer solchen Situation - und werden jetzt mehr denn je gebraucht. Darum richtet sich dieser Text explizit an Angehörige, also an Personen wie Sie. Wir möchten Ihnen damit ganz konkrete Unterstützung im Umgang mit Ihrer schwierigen Situation bieten.
Mit «Angehöriger» meinen wir alle Personen, die sich der betroffenen Person zugehörig oder angehörig fühlen. Egal, ob verwandt oder nicht. Neben Partner:in, Kindern, Geschwistern und Verwandten zählen auch Freunde, Nachbarn oder Arbeitskollegen dazu. Sie alle bilden mit dem bzw. der Betroffenen eine Gemeinschaft, die durch die Diagnose erschüttert wird. Häufig trifft die Diagnose einer schweren Krankheit die direkt oder indirekt betroffenen Personen völlig unvorbereitet. Ist es Ihnen ebenso ergangen? Plötzlich prasseln viele Informationen auf Sie ein. Gleichzeitig sind da unzählige Fragen und vor allem auch unterschiedlichste Gefühle.
Gewisse Gefühle sind Ihnen vielleicht vertraut, andere hingegen neu und ungewohnt. Ein regelrechtes Durcheinander. Wichtig ist, dass Sie Ihre Gefühle annehmen und sich mit ihnen auseinandersetzen. Gefühle sind weder richtig noch falsch. Sie sollten darum auch nicht bewertet, sondern nur wahrgenommen und benannt werden. Die Gefühle von Ihnen als Angehöriger sind dabei ebenso bedeutend wie diejenigen der bzw. des Betroffenen. Beide haben ihre Berechtigung.
Es gibt keine bessere oder schlechtere Art, mit seinen Gefühlen umzugehen und sie auszudrücken. Jeder Mensch findet hier seine eigene Art und Weise. Verlassen Sie sich auf Ihre Lebenserfahrung und Bewältigungsstrategien aus früheren schweren Situationen. Suchen Sie rechtzeitig Hilfe, wenn Sie spüren, dass Sie von Ihren Gefühlen überwältigt werden. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Sie akzeptieren, wenn Ihre erkrankte Bezugsperson einen anderen Weg wählt als Sie, um mit ihren Gefühlen und dem Schock der Diagnose umzugehen. Am meisten bringt es Ihrer Bezugsperson, wenn Sie für sie da sind, gut zuhören und versuchen herauszufinden, was sie jetzt am meisten von Ihnen braucht.
Den meisten Menschen macht die Diagnose einer schweren Krankheit vor allem Angst. Das ist ein ganz natürliches Gefühl. Sie als Angehöriger haben vermutlich Angst davor, die Ihnen nahestehende Person leiden zu sehen oder sie zu verlieren. Wichtig ist, seine Ängste zuzulassen und möglichst offen darüber zu sprechen. So können die Ängste verarbeitet werden und stehen nicht zwischen Ihnen und Ihrer erkrankten Bezugsperson. Dasselbe gilt auch für Wut und Schuldgefühle - Emotionen, die ebenfalls häufig sind im Zusammenhang mit schweren Diagnosen. Die Verzweiflung von kranken Menschen kann sich in Wut und Aggression gegenüber der Umgebung entladen und die Angehörigen verletzen. Versuchen Sie, solche Wutausbrüche nicht persönlich zu nehmen. Denn sie gelten nicht Ihnen, sondern der Krankheit und der damit verbundenen Hilflosigkeit.
Lesen Sie auch: Symptome und Behandlung der GAD
Zeigen Sie Verständnis für das Bedürfnis, Dampf abzulassen, und weisen Sie gleichzeitig darauf hin, dass Sie dieses Verhalten verletzen kann. Vielleicht haben Sie Schuldgefühle oder es plagt Sie die Frage nach dem «Warum»: Warum hat die Krankheit gerade sie oder ihn ereilt? Warum nicht mich oder jemand anderen? Was habe ich getan, das diesen Schicksalsschlag bewirkte? Auch diese Reaktion ist sehr natürlich. Denn wir möchten begreifen und erklären können - auch Dinge, die sich im Grund nicht erklären lassen. Der Grund für eine Krankheit lässt sich in der Regel nicht festmachen. Der Ausbruch einer Erkrankung ist ein komplexer Vorgang und lässt sich kaum auf eine einzelne Ursache zurückführen.
Angehörige wollen und können für Ihre erkrankte Bezugsperson eine grosse Stütze sein - zum Zeitpunkt der Diagnose und darüber hinaus. Doch das bringt grosse Herausforderungen mit sich. Dazu zählen einerseits die emotionale Verarbeitung der Diagnose, die wir oben bereits angesprochen haben, und andererseits Aspekte des Zusammenlebens: Als Angehöriger werden Sie sich mit vielen neuen und unbekannten Dingen auseinandersetzen müssen. Der gewohnte Alltag wird sich vermutlich verändern, weil Sie - zum Beispiel im Haushalt - Aufgaben von Ihrer Bezugsperson übernehmen oder neue Aufgaben hinzukommen. Rollen und Verantwortlichkeiten müssen neu verteilt und Entscheidungen gefällt werden. Viele neue Informationen zur Krankheit Ihrer Bezugsperson und zu den Behandlungsmöglichkeiten brechen über Sie herein. Und nicht zuletzt müssen Sie lernen, mit einem grösseren Mass an Unsicherheit und Unplanbarkeit zu leben. Denn wie sich die Erkrankung Ihrer Bezugsperson entwickelt und wie gut sie auf die gewählte Therapie anspricht, lässt sich meistens nicht im Voraus abschätzen.
Von Ihnen ist jetzt viel Flexibilität gefordert. Es ist verständlich, wenn es Ihnen schwerfällt, in dieser Situation kühlen Kopf zu bewahren. Es hilft Ihnen vielleicht, wenn Sie nicht zu weit vorausschauen, sondern nur die Schritte planen, die unmittelbar bevorstehen: Was muss jetzt geregelt werden und was kann warten? Was ist wirklich wichtig und was ist unter den neuen Umständen eher nebensächlich? Versuchen Sie zu sortieren und haben Sie den Mut, Dinge wegzulassen oder aufzuschieben. Vermeiden Sie überstürzte Entscheide oder einschneidende Veränderungen.
Zwei weitere Punkte sind in diesem Zusammenhang sehr wichtig:
- Pflegen Sie den offenen Dialog mit Ihrer erkrankten Bezugsperson. Sprechen Sie aus, was Sie bewegt, und suchen Sie gemeinsam nach Lösungen. Fällen Sie keine Entscheide über den Kopf Ihrer Bezugsperson hinweg, sondern stimmen Sie sich ab.
 - Suchen Sie rechtzeitig Unterstützung, wenn Sie nicht weiterwissen. Es gibt Personen und Organisationen, die darauf spezialisiert sind, nicht nur Patient:innen sondern auch Angehörigen die passende Unterstützung zu bieten.
 
Wie Sie als Angehöriger Ihre erkrankte Bezugsperson am sinnvollsten unterstützen, können im Grunde nur Sie beide zusammen herausfinden. Entscheidend ist einerseits, was Ihr Gegenüber am meisten braucht und anzunehmen bereit ist, und andererseits, was Sie zu geben imstande sind. Das hängt stark von Ihrer Beziehung und der konkreten familiären und beruflichen Situation ab. Dennoch möchten wir Ihnen die folgenden drei generellen Tipps mit auf den Weg geben:
Lesen Sie auch: Einblick in die generalisierte Angststörung
1. Informieren Sie sich über die Erkrankung Ihrer Bezugsperson
Vielen Angehörigen fällt es leichter, sich auf die neue, bedrohliche Situation einzustellen, wenn sie sich gut informiert fühlen. Es gibt etwas Sicherheit, wenn man eine Vorstellung davon hat, worum es bei der Erkrankung und bei der Behandlung geht. Dafür müssen Sie sich jedoch nicht in medizinische Details vertiefen. Informieren Sie sich so weit, wie es Ihnen entspricht. Auch Patientinnen und Patienten haben nicht alle dasselbe Informationsbedürfnis: Die einen wollen alles ganz genau wissen, die anderen lieber nur das Allernötigste.
2. Begleiten Sie Ihre Bezugsperson zum Arztgespräch
Vier Ohren hören mehr als zwei! Der Arztbesuch ist häufig eine stressige, emotional aufwühlende Situation. Da fällt es schwer, sich die vielen Informationen zu merken. Darum kann es hilfreich sein, wenn Sie Ihre erkrankte Bezugsperson zum Arztbesuch begleiten. Aber selbstverständlich nur, wenn sie oder er das auch wünscht.
Vielleicht machen Sie sich gemeinsam vor dem Arztbesuch ein paar Notizen, damit Sie an alles denken, wenn es so weit ist: Wer möchte was von der Fachperson wissen? Vielleicht stimmen Sie sich auch ab, wer welche Fragen stellt. Die Ärztin bzw. der Arzt wird ihre Aufklärung zur Erkrankung und zum weiteren Vorgehen in erster Linie auf das Informationsbedürfnis der erkrankten Person ausrichten. Grundsätzlich sollten auch Sie als Angehöriger im Blick behalten, wie viel Ihre Bezugsperson tatsächlich wissen will und aufnehmen kann.
3. Pflegen Sie einen offenen, verständnisvollen Dialog
Nicht jede erkrankte Person wünscht das gleiche Mass an Begleitung durch nahestehende Personen. Manche brauchen auch Zeit für sich allein. Darum ist es wichtig, dass Sie als Angehöriger herausfinden, wie viel Begleitung für Ihre Bezugsperson richtig ist und welche Unterstützung sie sich konkret wünscht. Dazu braucht es das offene und ehrliche Gespräch. In der ersten Zeit nach der Diagnose kann das jedoch schwerfallen. Vielleicht braucht es Zeit und viel Feingefühl, bis Sie sich einander anvertrauen können. Es bringt nichts, den Dialog erzwingen zu wollen. Signalisieren Sie Interesse und Gesprächsbereitschaft und zeigen Sie Respekt für die Bedürfnisse Ihres Gegenübers.
Die Bedürfnisse und Grenzen des anderen zu respektieren, bedeutet jedoch nicht, dabei die eigenen aus den Augen zu verlieren. Falls Ihr eigenes Gesprächsbedürfnis höher ist als dasjenige Ihrer erkrankten Bezugsperson, können Sie sich vielleicht mit jemand anderem aus Ihrem Umfeld über die Dinge austauschen, die Sie beschäftigen. Oder Sie wenden sich an eine spezialisierte Anlaufstelle.
Lesen Sie auch: Hilfreiche Tipps gegen generalisierte Angst
Die Diagnose einer schweren, vielleicht chronischen Erkrankung bedeutet für die Betroffenen und ihr Umfeld in der Regel ein Schock. Viele verbinden eine solche Erkrankung mit Leiden, Schmerzen und Abschied vom Leben. Doch in vielen Fällen trifft glücklicherweise nicht das schlimmstmögliche Szenario ein. Jede Erkrankung verläuft anders, jede hat andere Therapiemöglichkeiten und Heilungsaussichten. Bei vielen schweren Krankheiten haben Wissenschaft und Medizin in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Vielleicht können sie noch nicht geheilt, so doch gebremst oder gar zum Stillstand gebracht werden.
Die Hoffnung, den aktuellen Gesundheitszustand durch die Behandlung zu verbessern, ist in der Regel berechtigt. Darum sind viele Patient:innen und Angehörige froh, wenn schliesslich die Behandlung beginnt: Endlich wird etwas gegen die Krankheit unternommen! Doch aller Hoffnung zum Trotz: Stellen Sie sich darauf ein, dass die Zeit der (Akut-)Behandlung auch für Sie als Angehöriger schwer sein wird. Es kommt eine herausfordernde Phase der Veränderung auf Sie zu.
Für Ihre erkrankte Bezugsperson beginnt die Behandlung vielleicht mit einem stationären Spitalaufenthalt. Oder sie hat wiederholte ambulante Untersuchungs- und Behandlungstermine im Spital oder in einer Praxis. In beiden Fällen sind auch Sie als Angehöriger gefordert. Die zahlreichen Arzttermine prägen vermutlich Ihren Alltag. Wenn Ihre Bezugsperson im Spital liegt, möchten Sie sie vermutlich möglichst oft besuchen gehen. Das ist vielleicht mit einer zeitaufwändigen Anreise verbunden oder mit organisatorischem Aufwand. Unter Umständen gibt es Kinder oder Haustiere, die während Ihrer Abwesenheit versorgt sein müssen. Vielleicht benötigen Sie auch Unterstützung, weil Sie Aufgaben von Ihrer erkrankten Bezugsperson übernehmen müssen, die nicht aufgeschoben werden können. All das kostet Energie.
Wenn der oder die Erkrankte ein nahes Familienmitglied ist, ist die Belastung - nicht zuletzt auch die seelische - besonders hoch. Dennoch bleibt in Ihren eigenen vier Wänden ein Stück «Normalität» erhalten, solange Ihre Bezugsperson im Spital gepflegt wird. Nutzen Sie diesen Freiraum, um zwischendurch abzuschalten und Energie zu tanken. Wenn Ihre Bezugsperson nicht (mehr) im Spital sein muss, wird sie eventuell immer wieder zu Behandlungsterminen dorthin aufgeboten. Das bedeutet, dass Sie sie vielleicht hin und zurück fahren und auch sonst viel organisieren. Hinzu kommt, dass Sie Ihre Bezugsperson zuhause pflegen und ihr Beistand leisten, wenn Nebenwirkungen der Behandlung wie zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall sie plagen. Ermutigen Sie Ihre Bezugsperson, allfällige Nebenwirkungen zeitnah der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt mitzuteilen, damit sie bzw. er dagegen vorgehen kann.
Weil kranke Menschen meistens weniger belastbar sind als früher, übernehmen Sie vermutlich nun generell einen grösseren Teil der (Haus-)Arbeit. Es lastet also mehr Verantwortung auf Ihren Schultern. Das wird voraussichtlich auch noch so bleiben, wenn die Genesung Ihrer Bezugsperson so weit fortgeschritten ist, dass sie wieder in ihren Beruf einsteigen kann. Sie wird ihre Kraft dann vor allem für die Arbeit brauchen und es wird seine Zeit dauern, bis sich ein funktionierender Wochenablauf einstellt.
Wie Sie sehen, sind Sie als Angehöriger während der Behandlung Ihrer Bezugsperson und darüber hinaus einer Mehrfachbelastung ausgesetzt. Damit Sie während dieser - vielleicht langen - Zeit eine starke Stütze sein können, ist es enorm wichtig, dass Sie Ihre eigenen Ressourcen gut im Auge behalten. Ihre Energiereserven sind begrenzt, jeder Mensch braucht Erholungszeit. Versuchen Sie darum, die Aufgaben im wahrsten Sinne des Wortes auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Fragen Sie andere Personen um Hilfe und nehmen Sie Hilfe an, wenn sie Ihnen angeboten wird. Wenden Sie sich rechtzeitig an eine Fachperson oder eine spezialisierte Beratungsstelle, wenn Sie spüren, dass die Belastung für Sie zu gross wird.
Die Behandlung einer schweren Krankheit ist unter Umständen belastend und langwierig. Sie bringt zahlreiche Veränderungen mit sich. Diese können körperlicher und/oder seelischer Natur sein. Doch die Veränderungen betreffen nicht nur die erkrankte Person selbst. Auch für Sie als Angehöriger ist nun vieles anders. Veränderungen anzunehmen und gemeinsam einen vorwärts gerichteten Umgang mit der neuen Situation zu finden, ist alles andere als einfach. In einer so angespannten Situation besteht viel Raum für Missverständnisse. Darum ist es wichtig, dass Sie und Ihre Bezugsperson von Anfang an offen, ehrlich und vertrauensvoll miteinander sprechen. So können Sie einander trotz der Veränderungen und Ängste nah bleiben und Verständnis für die Situation des jeweils anderen aufbringen.
Die Veränderungen im Zuge der Behandlung einer schweren Krankheit sind individuell sehr verschieden. Sie hängen von der Erkrankung, der gewählten Behandlung und vielen anderen Faktoren ab.
Nach kritischen Lebensereignissen, unter Dauerstress, bei Vorliegen genetischer Veranlagungen bzw. früher biografischer Belastungen kann sich aus normaler, gesunder Angst eine Angststörung entwickeln. Die Folgen sind erhebliches Leiden, eine zunehmende Einschränkung des Lebensradius und unter Umständen auch Zweiterkrankungen - etwa Depressionen oder Süchte. Oft wirken hier Eskalationsmechanismen auch dann weiter, wenn die unmittelbaren Auslöser entfallen sind, so dass die Gefahr einer Chronifizierung besteht. Scheinbar aus heiterem Himmel kann es zum Aufschiessen intensiver Angstzustände kommen (Panikattacken). Zu häufig und zu lange wird deshalb am Konzept einer körperlichen Erkrankung festgehalten.
Weitere wichtige Therapiemomente sind: Bearbeitung von Hintergrundursachen aus einem Gesamtverständnis der Lebensgeschichte der Patientin oder des Patienten heraus, Ressourcenaufbau und Neuorientierung in der Lebenssituation.
Als Basis der Gruppentherapie Angst und Phobien vermitteln unsere Fachpersonen Informationen über Angst sowie Angststörungen. Die Teilnehmenden lernen, wie sie ihre eigenen Ängste verstehen und konfrontieren können. Zudem üben sie den Umgang mit Ängsten im Alltag und in der Familie. Entspannungstechniken unterstützen sie dabei.
Ängste begegnen jedem Menschen immer wieder. Zum Beispiel in Prüfungssituationen, Bewerbungsgesprächen oder bei engen Platzverhältnissen. Wenn die Angst allerdings beginnt, den Alltag zu bestimmen oder unabhängig von auslösenden Situationen aufzutreten, kann der Grund in einer Angststörung liegen.
Haben Sie starke Angst vor bestimmten Situationen, Orten oder Tieren, ohne dass von ihnen eine Gefahr ausginge? Kommt es bei Ihnen wiederkehrend zu plötzlichen und sehr heftigen Angstzuständen?
Angststörungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, die in verschiedene Formen unterteilt werden. Wenn Sie an einer wiederholt auftretenden, ausgeprägten, aber eigentlich unnötigen Angst vor bestimmten Situationen, Orten oder Tieren leiden sollten, handelt es sich womöglich um eine Phobie.
Typisch für eine Panikstörung ist, wenn bei Ihnen plötzlich aufkommende starke Angstzustände vorkommen, die scheinbar ohne Grund entstehen. Diese treten meistens mit körperlichen Begleitbeschwerden auf, wie etwa starkem Herzklopfen, schneller Atmung, Zittern, Schwindel, Schweissausbrüchen oder einem Druckgefühl im Bereich von Brustkorb oder Hals.
Sind Sie hingegen ständig in Sorge, dass Ihnen oder Angehörigen etwas passieren könnte? Und sind Sie allgemein leicht zu beunruhigen und kaum noch in der Lage, zu entspannen? Dann kann eine sogenannte generalisierte Angststörung vorliegen.
Im Zentrum der Behandlung steht die Psychotherapie. Häufig ist es schwierig, sich mit seinen Angstzuständen auseinanderzusetzen. Eine behutsame und durch uns begleitete Annäherung an angstauslösende Themen und negative Gefühle ermöglicht es Ihnen, ein besseres Verständnis und einen Umgang mit Ihrer Gefühlswelt zu entwickeln.
Im Zentrum unserer Behandlung von Angsterkrankungen steht die Psychotherapie, die wir individuell der konkreten Situation der Patientinnen und Patienten anpassen. Je nach Art der Angststörung sind verhaltenstherapeutische Ansätze oder psychodynamische Verfahren sinnvoll und erfolgreich. Zeitweise kann auch eine spezifische medikamentöse Unterstützung der Psychotherapie sinnvoll sein; vor allem, wenn die Angstzustände sehr stark sind.
Für die ambulante Behandlung der Angststörung stehen unsere Teams in den Ambulatorien Binningen und Liestal sowie den Tageskliniken Liestal, Münchenstein und Binningen gerne den Patientinnen und Patienten zur Verfügung. In den Ambulatorien bieten wir einstündige psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlungssitzungen an. Die Therapiesitzungen erfolgen in einer der anerkannten Therapierichtungen. Zur Unterstützung der Psychotherapie kann eine vorübergehende medikamentöse Behandlung hilfreich sein.
In den Tageskliniken besteht ein vielfältiges Angebot von verschiedenen psychotherapeutischen, kreativen und praktischen Therapien. Neben der höheren Intensität der Behandlung, steht in der Tagesklinik die Gruppentherapie und die Strukturierung des Alltages im Vordergrund.
In Liestal besteht die Möglichkeit einer stationären Behandlung bei affektiven Störungen wie Depressionen sowie Angst- und Zwangserkrankungen.
Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Seit der Pandemie hat die Zahl der Betroffenen zugenommen. Was steckt dahinter? Welche Ängste plagen uns Menschen und was unterscheidet ängstliche Menschen von einer Person, die an einer Angststörung leidet? Und welche Therapieformen helfen?
Wir alle haben manchmal Angst. Wenn Gefahr droht, ist das durchaus sinnvoll: Der Körper wird durch die Angst in Alarmbereitschaft versetzt, damit wir schneller reagieren können. Auch Sorgen um unsere Arbeit, Freunde oder die Familie können hilfreich sein. Sie bringen uns dazu, überlegt und vorsichtig zu handeln, entsprechend vorzusorgen und dadurch schwierige Situationen zu vermeiden. Das Gefühl der Angst ist vielseitig und kann sich auf alles Mögliche beziehen. Menschen können Angst vor Trennung oder Krankheiten haben. Bei Phobien ist die Angst zielgerichtet: So kennen wir beispielsweise die Angst vor Spinnen, vor belebten Plätzen oder engen Räumen. Heute besonders ausgeprägt sind Zukunftsängste verschiedenster Art.
Angst wird dann zu einer Störung, wenn sie übertrieben, unrealistisch und grundlos ist. Betroffene machen sich dann fast ständig und über alles Sorgen. Die Angst überschattet die Gedanken, wird zum ständigen Begleiter und belastet die Betroffenen fast rund um die Uhr. Einige plagt am Ende sogar die «Angst vor der Angst». Diese ständigen Befürchtungen schränken die Menschen im täglichen Leben deutlich ein. Bei Angst reagiert der Körper: Adrenalin wird freigesetzt, das Herz klopft schneller und pumpt mehr Blut in die Gefässe. Wir beginnen zu schwitzen. Viele glauben, keine Luft mehr zu bekommen oder dass das Herz stehen bleibt. Betroffene nehmen diese körperlichen Symptome viel stärker wahr als sie tatsächlich sind - was die Angst noch zusätzlich verstärken kann.
In der Diagnostik unterscheidet man zwischen Ängsten mit konkretem Auslöser, den Phobien, und solchen ohne direkten Auslöser wie Panikattacken oder generalisierte Angststörungen. Wie bei allen psychischen Erkrankungen gilt auch bei Angststörungen, dass eine möglichst frühe Erkennung und Behandlung wichtig sind. Je früher man eingreift, umso weniger stark sind die Muster verfestigt. Da Angststörungen sich unterschiedlich zeigen, braucht es auch unterschiedliche Behandlungsansätze. Wenn sich eine Person nicht traut, mit Fremden zu sprechen, benötigt sie eine andere Therapie als ein Mensch, der an einer Panikstörung leidet. Bei einer Phobie setzen die Fachleute auf Konfrontationstraining. Die Betroffenen begeben sich im Rahmen einer Therapie immer wieder - dosiert und unterstützt - in die für sie beängstigende Situation. Dies ist ein Teil einer Verhaltenstherapie, die auch bei anderen Ängsten hilfreich sein kann.
Es geht unter anderem darum, das angstbedingte Flucht- und Vermeidungsverhalten besser zu verstehen und alternative Vorgehensweisen zu erkennen und einzuüben. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Angststörung in den Griff zu bekommen:
- Psychotherapeutische Behandlung: gut untersucht ist die kognitive Verhaltenstherapie.
 - Entspannungsmethoden wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung sowie Atemübungen.
 
Inzwischen gibt es wissenschaftlich gut belegte, differenzierte Behandlungsmethoden. Eine schnelle und einfache «Heilung» ist bei Angststörungen kaum zu erwarten. Doch die verschiedenen Verfahren helfen, die Symptome zu mildern und einen besseren Umgang mit der Angst zu finden. Fortschritte sind oft schon nach einigen Wochen spürbar. Mit Geduld und der Hilfe einer Therapeutin oder eines Therapeuten schaffen es viele Betroffene, mit der Zeit ihre Angststörungen zu überwinden.
Besonders gute Erfahrungen wurden mit dem Ansatz der kognitiven Verhaltenstherapie gemacht. Dabei unterstützen Therapeuten und Therapeutinnen ihre Patienten und Patientinnen darin, typische Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und zu korrigieren. Gemeinsam versuchen sie, diese zu hinterfragen und durch andere, positive Gedanken zu ersetzen. Wichtig ist, dass Betroffene verstehen, was ihre Symptome auslöst. Schrittweise kann sich die erkrankte Person dann in Begleitung eines Therapeuten oder einer Therapeutin den kritischen Situationen aussetzen und lernen, diese wieder zu bewältigen (Expositionsverfahren). Bei starken Ängsten leitet der Therapeut oder die Therapeutin die erkrankte Person erst einmal an, diese Situation in der Vorstellung zu durchleben. Erst wenn sie das gut geschafft hat, geht es in die reale Situation.
Bei stark ausgeprägten Angststörungen kann in Absprache mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin auch eine medikamentöse Behandlung zusätzlich zur Psychotherapie vorgenommen werden. Insbesondere bei Panikstörungen, aber auch bei Agoraphobie oder sozialer Phobie werden Antidepressiva eingesetzt. Allerdings benötigen Sie dabei etwas Geduld: Die Wirkung dieser Medikamente setzt meist erst nach zwei, manchmal auch erst nach vier Wochen ein. Am häufigsten werden so genannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) eingesetzt. Psychopharmaka können wie alle Medikamente manchmal auch Nebenwirkungen haben.
In dem Gruppenangebot werden aufklärende Informationen über die Entstehung und Fortdauer von Angststörungen auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen vermittelt und verschiedene Behandlungsmöglichkeiten mit Schwerpunkt auf kognitiven und verhaltensregulativen Elementen vorgestellt.
Menschen, die unter Angstanfällen, Panikattacken oder Platzangst leiden (Angst vor belebten Orten wie Einkaufszentren, Zügen oder Bussen); Menschen, die Ängste in sozialen Situationen verspüren zum Beispiel, wenn sie vor Leuten sprechen müssen; Menschen mit Phobien wie Flugangst, Tunnel- und Höhenangst oder Tierphobien sowie Menschen mit generalisierten Ängsten. Für einen Termin kontaktieren Sie bitte das Sekretariat. Gruppentherapien finden auf Anfrage statt.
Angehörige können für ihre schwer erkrankte Bezugsperson eine grosse Stütze sein. Doch das ist kräftezehrend. Darum ist es wichtig, dass Angehörige neben den Bedürfnissen ihrer Bezugsperson auch die eigenen im Blick behalten und auf sich achtgeben.
tags: #generalisierte #angststörung #angehörige #umgang