Herzrasen, Atemnot, Todesangst - wer eine Panikattacke einmal am eigenen Leib erlebt hat, fürchtet sie.
Was ist eine Panikattacke?
Panikattacken sind kurze Phasen intensiver Angst. Sie tauchen plötzlich auf und fühlen sich überwältigend an. Betroffene fürchten eine akute Gefahr und erleben dabei unterschiedliche Symptome. Häufig treten Panikattacken im Zusammenhang mit Stress oder anderen belastenden Situationen auf.
Symptome einer Panikattacke
Die Symptome einer Panikattacke sind individuell und variieren unter Umständen in ihrer Intensität. Womöglich hat eine leichte Panikattacke ähnliche, aber mildere Symptome.
Charakteristisch für eine Panikattacke ist, dass die intensive und plötzliche Panik sich körperlich auswirkt. Typische Symptome sind:
- Herzrasen
- Atemnot
- Engegefühl in Brust und Kehle
- Schwindel
- Zittern
- Mundtrockenheit
- Übelkeit und Erbrechen
- Schweissausbrüche
Manche Menschen haben auch grosse Angst, vor lauter Panik verrückt zu werden und die Kontrolle über ihr Handeln zu verlieren. Die Heftigkeit der Attacke ist derart prägend, dass selbst informierte Betroffene es für wahrscheinlich halten, dass gerade ein bedrohliches körperliches Problem vorliegt.
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Viele schämen sich, da sie denken, sie hätten Schwäche gezeigt und ihr Umfeld hätte die mit der Panikattacke einhergehenden körperlichen Veränderungen bemerkt.
Gut zu wissen: Erleben Menschen häufiger Panikattacken, tritt irgendwann eine Angst vor Panikattacken ein.
Wie lange dauern Panikattacken?
Üblicherweise dauern derartige Zustände nicht länger als 30 Minuten an. Es gibt jedoch auch Panikattacken mit einer Dauer von wenigen Minuten oder mehreren Stunden.
Stille Panikattacken
Stille Panikattacken sind solche, die von aussen nicht erkennbar sind. Wie fühlen sich stille Panikattacken an? Sie verursachen die gleichen Anzeichen wie gewöhnliche Panikattacken.
Ursachen von Panikattacken
Angst per se ist nichts Schlechtes, sondern eine natürliche Emotion. Sie ist eine gesunde Reaktion auf eine Gefahr. Angst bekommt erst Krankheitswert, wenn sie ohne reale Gefahr auftritt, also aus der Situation heraus nicht nachvollziehbar ist. Und auch wenn sie zu häufig auftritt und zu lange andauert.
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Oft treten Panikattacken aus dem Nichts auf, in der Mehrzahl der Fälle sind jedoch Situationen mit grossen Menschenansammlungen, volle Kaufhäuser, öffentliche Verkehrsmittel oder enge Räume wie Fahrstühle typische Auslöser.
Beim Entstehen von Ängsten spielt die genetische Veranlagung eine grosse Rolle. Angsterkrankungen können familiär, also durch Vererbung oder auch «Modelllernen», also das Kopieren des Verhaltens von Bezugspersonen, mitbedingt sein.
Auch Stresssituationen wie Konflikte, Trennung oder finanzielle Schwierigkeiten haben einen starken Einfluss. Dasselbe gilt übrigens für psychosoziale Faktoren wie Gewalt in der Familie, Missbrauchs- oder Verlusterfahrungen. Auch Persönlichkeitsmerkmale wie Perfektionismus oder «nicht Nein sagen können» führen zu Stress, was in der Folge auch Angstzustände begünstigen kann.
Stress, emotionale Belastungen und negative Denkmuster spielen bei der Entwicklung von Panikattacken und damit auch einer Panikstörung eine wichtige Rolle. Betroffenen rate ich daher, den eigenen Lebensstil zu überdenken. Andauernder Stress führt zu Spannungszuständen, welche die Entwicklung von Panikattacken begünstigen.
Mögliche Auslöser von Panikattacken
Situationsabhängige Panikattacken können durch folgende Reize bedingt sein:
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- Stress: Panikattacken durch Stress kommen besonders oft vor. Stressige Situationen entstehen beispielsweise im Job oder aufgrund familiärer Streitigkeiten. Ebenso treten Panikattacken wegen Konflikten mit der Partnerin oder dem Partner auf, etwa im Falle einer Trennung oder Scheidung.
- Alkohol: Auch Alkohol löst möglicherweise Panikattacken aus.
- Koffein: Koffein (z. B. in Kaffee) erhöht den Herzschlag.
- Schicksalsschläge: Auch Schicksalsschläge führen mitunter zu Panikattacken. Dazu zählen beispielsweise traumatische Erlebnisse wie der Tod einer geliebten Person. Auch ein Autounfall ist gegebenenfalls traumatisierend. Betroffene haben dann oft Panikattacken beim Autofahren mit entsprechenden Symptomen.
- Nährstoffmangel: In einigen Fällen kommt es zu Panikattacken durch einen Nährstoffmangel.
- Körperliche Erkrankungen: Ebenso begünstigen einige körperliche Erkrankungen die Entstehung von akuter Angst und Panikattacken.
- Genetische Faktoren: Forschende vermuten einen Zusammenhang zwischen Panikattacken und erblicher Veranlagung.
Übrigens: Etwa 40% der Betroffenen haben Panikattacken in der Nacht. Warum das so ist, ist noch nicht klar. Medizinerinnen und Mediziner vermuten die gleichen Auslöser wie für Panikattacken am Tag.
Angstattacken vs. Panikattacken
Zwischen Angstattacken und Panikattacken gibt es einige Unterschiede:
- Angstattacken sind meist weniger intensiv als Panikattacken. Sie halten jedoch länger an.
- Panikattacken treten hingegen eher plötzlich auf, erreichen schnell ihren Höhepunkt und sind von intensiven Symptomen begleitet.
Die wichtigsten Informationen zu Panikattacken sind im DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) enthalten. Das ist ein Handbuch, welches psychische Erkrankungen klassifiziert. Angstattacken erwähnt das DSM-5 aber nicht.
Was tun bei einer Panikattacke?
Panikattacken fühlen sich sehr bedrohlich an. Rufen Sie sich ins Gedächtnis, dass es sich nicht um eine körperliche Bedrohung handelt, sondern um eine Panikattacke.
Es wird empfohlen, die Panikattacke an Ort und Stelle durchzustehen oder sich an einen ruhigen Platz in der unmittelbaren Umgebung zu begeben. Flüchten Sie weit weg, kann es zu einer Assoziation des Ortes mit der Panikattacke kommen und es besteht die Gefahr, dass Sie diesen Ort in Zukunft meiden werden.
Nach einer Panikattacke fühlen sich die Betroffenen oft müde, erschöpft und leer.
Erste Hilfe bei Panikattacken
Es gibt unterschiedliche Erste-Hilfe-Massnahmen, mit denen Sie Panikattacken loswerden können. Diese umfassen unter anderem Atemtechniken:
- Atmen Sie durch die Nase ein. Zählen Sie dabei bis 4. Halten Sie den Atem, während Sie bis 7 zählen. Atmen Sie anschliessend durch den Mund aus und zählen Sie dabei bis 8.
Eine weitere Atemübung zur Entspannung ist die Bauchatmung: Legen Sie Ihre Hände auf Ihren Bauch und konzentrieren Sie sich vollständig auf Ihre Atmung. Atmen Sie ein und lassen Sie die Luft dabei in Ihren Bauch strömen. Dabei wölbt sich Ihre Bauchdecke nach aussen. Atmen Sie danach aus. Ihre Bauchdecke wölbt sich nach innen.
Einigen Menschen helfen in Akutsituationen auch Hausmittel gegen Panikattacken. Beissen Sie beispielsweise in eine Chilischote oder in eine Zitrone. Lassen Sie alternativ ein Haargummi an Ihr Handgelenk schnalzen.
Probieren Sie, sich nicht auf Ihre Panik zu fokussieren.
Manchen Betroffenen hilft es zudem, sich bewusst auf die Umgebung zu konzentrieren.
Was tun als Partnerin oder Partner?
Ist Ihre Partnerin oder Ihr Partner von Panikattacken betroffen, nehmen Sie ihre oder seine Ängste ernst. Bleiben Sie ausserdem verständnisvoll. Reden Sie die Sorgen nicht klein und machen Sie sich auf keinen Fall darüber lustig. Ermutigen Sie sie oder ihn stattdessen, sich Unterstützung zu holen, zum Beispiel durch eine Psychotherapie. Seien Sie in Momenten starker Angst präsent und versuchen Sie, sie oder ihn zu Atemübungen zu motivieren. Manchmal hilft es auch, einfach zuzuhören, welche Gedanken gerade im Vordergrund stehen.
Es ist wichtig, selbst Ruhe zu bewahren, sich der betroffenen Person zuzuwenden und ihre Beschwerden ernst zu nehmen. Sprechen Sie mit der Person und leiten Sie sie zu einer regelmässigen, tiefen Bauchatmung an. Diese ruhige Zuwendung kann die Panik sehr rasch mildern. Fragen Sie konkret, wie Sie helfen können. Viele Betroffene haben Erfahrung und können sagen, was ihnen guttut.
Behandlung von Panikattacken
Panikattacken können einmalig oder in grossen Abständen vorkommen. Wenn sie wiederholt auftreten, sprechen wir von einer Panikstörung. Panikattacken und Panikstörungen sind bei frühzeitiger und richtiger Diagnose mit Psychotherapie gut behandelbar, zum Beispiel mit einer kognitiven Verhaltenstherapie oder einer Pharmakotherapie (Medikamente wie SSRI, SNRI). Bei akuten Panikattacken helfen Benzodiazepine, sogenannte Angstlöser. Diese sollten aber in Absprache mit dem Arzt in der Regel nur über kürzere Zeit eingenommen werden, da sie ein gewisses Abhängigkeitspotenzial haben.
Typische Panikattacken-Medikamente sind Antidepressiva, vorrangig aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Ärztinnen und Ärzte setzen in diesem Zusammenhang häufig Citalopram oder Paroxetin ein. In einigen Fällen verschreiben Fachpersonen spezielle Beruhigungsmittel (Benzodiazepine).
Panikattacken behandeln Medizinerinnen und Mediziner üblicherweise mit einem medikamentösen und psychotherapeutischen Ansatz. Hierbei hat sich besonders die kognitive Verhaltenstherapie etabliert. Dabei geht die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut dem Ablauf Ihrer Panikattacken auf den Grund.
Hinweis: Treten die Panikattacken im Rahmen einer Panikstörung auf, bestehen gute Heilungschancen. Ungefähr 80% der Betroffenen sind anschliessend davon befreit.
Formen von Angststörungen
Der Begriff Angststörung bezeichnet eine Gruppe von psychischen Störungen, bei denen Angstsymptome ohne äusserliche Bedrohung auftreten. Diese Angstsymptome können körperlicher (Herzrasen, Schweissausbruch etc.) und psychischer Natur sein (Katastrophendenken, Vermeidungsverhalten wie Weigerung, vor die Tür zu gehen etc.). Eine Angststörung kann sich in unterschiedlichen Formen zeigen:
- Generalisierte Angststörung
- Zwangsstörung
- Phobie
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
- Panikstörung
Manchmal finden sich Mischformen verschiedener Angststörungen.
Was können Sie tun, um Panikattacken langfristig zu vermeiden?
Zudem kann es helfen, Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Yoga oder autogenes Training zu erlernen. Genügend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung wirken vorbeugend.
Überlege dir in einem ruhigen Moment, weshalb die Panikattacken auftreten. Gibt es ungelöste Konflikte in deinem Leben? Etwas, das dich belastet und Stress verursacht? Schreibe deine Sorgen auf, tausche dich mit Freund*innen darüber aus oder wende dich an eine Fachperson. In einer Psychotherapie kannst du versuchen, tieferliegende Probleme zu erkennen und aufzuarbeiten.
Wichtig ist auch ein liebevoller Umgang mit dir selbst. Dazu gehört, dass du deine Bedürfnisse kennst, deine Grenzen wahrst und Überforderungen vermeidest. Lerne, Nein zu sagen und konsequent für dich einzustehen.
Ausreichend Schlaf, eine gesunde Ernährung und regelmässige Bewegung wirken stabilisierend auf Körper und Psyche. Alkohol, Nikotin und Koffein hingegen lösen im Körper Stress aus und können die Tendenz zu Panikattacken verstärken.
Wann sollten Sie professionelle Hilfe suchen?
Wenn du immer wieder Panikattacken hast, sie sich sogar häufen und dich immer stärker belasten, kann eine Angst vor der Angst entstehen. Das heisst, dass du dich nicht mehr traust, gewisse Dinge zu machen oder an bestimmte Orte zu gehen, wo du schon mal in Panik geraten bist. In diesem Fall spricht man von einer Panikstörung.
Treten die Panikattacken mindestens einmal pro Monat auf, gehen Sie bestenfalls zu einer Ärztin oder einem Arzt. Dann liegt eventuell eine Panikstörung vor. Schliesst die medizinische Fachperson körperliche Ursachen aus, leitet sie Sie an eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten weiter. Sie oder er klärt die Beschwerden in einem ausführlichen Gespräch mit Ihnen. Ergänzend kommen klinische Interviews und Fragebögen (z. B. die Hamilton-Angstskala) zum Einsatz. Auf diesem Wege erfolgen die Diagnose und anschliessend eine passende Therapie gegen Panikattacken.
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