Mittel gegen Angstzustände und Panikattacken

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Seit der Pandemie hat die Zahl der Betroffenen zugenommen. Angst wird dann zu einer Störung, wenn sie übertrieben, unrealistisch und grundlos ist.

Betroffene machen sich dann fast ständig und über alles Sorgen. Die Angst überschattet die Gedanken, wird zum ständigen Begleiter und belastet die Betroffenen fast rund um die Uhr. Einige plagt am Ende sogar die «Angst vor der Angst». Diese ständigen Befürchtungen schränken die Menschen im täglichen Leben deutlich ein.

Angststörungen sind eine Gruppe psychischer Erkrankungen, die durch übermässige und anhaltende Sorgen, Ängste oder Nervosität gekennzeichnet sind. Dazu gehören die generalisierte Angststörung (GAS), die sich durch chronische und unkontrollierbare Sorgen äussert; die Panikstörung, die plötzliche und intensive Angstanfälle verursacht; sowie die soziale Angststörung (SAS), die zu extremem Unbehagen in sozialen Situationen führt.

Eine angemessene Behandlung von Angststörungen ist entscheidend, da unbehandelte Ängste das tägliche Leben, Beziehungen und das allgemeine Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen können. Die wirksamste Vorgehensweise variiert jedoch von Person zu Person.

Ursachen von Angststörungen

Angststörungen entstehen durch komplexe Wechselwirkungen zwischen Gehirnchemie, Genetik und Umweltfaktoren. Im Zentrum dieser Erkrankungen stehen Ungleichgewichte von Neurotransmittern - chemischen Botenstoffen, die Signale zwischen Nervenzellen im Gehirn übertragen. Serotonin spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Stimmung, Emotionen und Stressreaktionen. Dopamin, das hauptsächlich mit Motivation und Belohnung assoziiert wird, beeinflusst ebenfalls die emotionale Regulation. GABA ist ein hemmender Neurotransmitter, der das Gehirn beruhigt. Angstlösende Medikamente wirken, indem sie auf diese Neurotransmittersysteme abzielen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen und Symptome zu lindern.

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Pharmakologische Behandlungsoptionen

Zur Behandlung von Ängstlichkeit können - je nach Form der Angst - verschiedene Beruhigungsmittel und Antidepressiva eingenommen werden.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)

Diese Medikamente, wie Fluoxetin (Prozac) und Sertralin (Zoloft), erhöhen den Serotoninspiegel, indem sie dessen Wiederaufnahme im Gehirn blockieren. Weitaus verträglichere Medikamente sind Präparate wie Citalopram, Escitalopram oder Sertralin, die den selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern zugeordnet werden. Auch sie beeinflussen den Hirnstoffwechsel und wirken Ängsten entgegen. Zu den Nebenwirkungen gehören unter anderem Schlaflosigkeit und Appetitmangel, aber auch erhöhte Aggressivität.

Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI)

Eine systematische Übersichtsarbeit, die 2020 in Frontiers in Psychiatry veröffentlicht wurde, untersuchte die Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit von Duloxetin bei verschiedenen Erkrankungen. Die Analyse umfasste 11 Studien mit 2.608 Patienten mit GAS, die mit Duloxetin in Dosierungen von 20 bis 120 mg behandelt wurden. Die Ergebnisse zeigten eine statistisch signifikante Verbesserung der Angstsymptome.

Benzodiazepine

Fast 50 Jahre lang waren Benzodiazepine die Hauptbehandlung für Angststörungen. Medikamente wie Alprazolam (Xanax), Lorazepam (Temesta) und Diazepam (Valium) verstärken die GABA-Aktivität und erzeugen eine schnelle beruhigende Wirkung, die akute Angstsymptome lindern kann. Benzodiazepine sind starke Beruhigungsmittel, die Ängste und Unruhe auflösen und schlaffördernd wirken.

Der Gebrauch von Benzodiazepinen ist in der Schweiz und Europa weiterhin verbreitet, obwohl zunehmende Bedenken hinsichtlich ihrer langfristigen Auswirkungen bestehen. Benzodiazepine haben jedoch erhebliche Nachteile, darunter die potenzielle Abhängigkeitsentwicklung und die Toleranzbildung bei längerem Gebrauch. Zudem haben sie sedierende Wirkungen, die die kognitive Funktion, Koordination und Wachsamkeit beeinträchtigen können. Aufgrund ihres hohen Suchtpotenzials sollten Präparate wie Temesta, Lorazepam oder Diazepam deshalb ausschliesslich in akuten Krisen und niemals länger als einige Wochen am Stück eingenommen werden.

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In der modernen Angsttherapie werden Benzodiazepine heute meist als Zweitlinien- oder ergänzende Behandlung eingesetzt. In einigen Fällen werden sie zusammen mit SSRIs zu Beginn der Therapie verschrieben, um die 4-6-wöchige Verzögerung zu überbrücken, bis SSRIs ihre volle Wirkung entfalten.

Andere Medikamente

Buspiron ist ein nicht-benzodiazepinisches angstlösendes Medikament, das den Serotonin- und Dopaminspiegel beeinflusst.

Nicht-pharmakologische Behandlungsoptionen

Während Medikamente bei der Behandlung von Angststörungen sehr wirksam sein können, suchen viele Menschen nach nicht-pharmakologischen Ansätzen - entweder als eigenständige Therapie oder in Kombination mit Medikamenten. Hier sind einige Optionen:

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) gilt als die wirksamste nicht-medikamentöse Behandlung für Angststörungen. Bei der kognitiven Verhaltenstherapie werden die Auslöser der Ängstlichkeit aufgedeckt und hinterfragt. Das Ziel dieser Behandlungsmethode besteht darin, Verhaltensmuster zu erkennen und zu durchbrechen. Betroffene lernen dabei vor allem sich selbst besser kennen.

Besonders gute Erfahrungen wurden mit dem Ansatz der kognitiven Verhaltenstherapie gemacht. Dabei unterstützen Therapeuten und Therapeutinnen ihre Patienten und Patientinnen darin, typische Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und zu korrigieren. Gemeinsam versuchen sie, diese zu hinterfragen und durch andere, positive Gedanken zu ersetzen. Wichtig ist, dass Betroffene verstehen, was ihre Symptome auslöst. Schrittweise kann sich die erkrankte Person dann in Begleitung eines Therapeuten oder einer Therapeutin den kritischen Situationen aussetzen und lernen, diese wieder zu bewältigen (Expositionsverfahren).

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Wenn sich eine Person nicht traut, mit Fremden zu sprechen, benötigt sie eine andere Therapie als ein Mensch, der an einer Panikstörung leidet. Bei einer Phobie setzen die Fachleute auf Konfrontationstraining. Die Betroffenen begeben sich im Rahmen einer Therapie immer wieder - dosiert und unterstützt - in die für sie beängstigende Situation. Dies ist ein Teil einer Verhaltenstherapie, die auch bei anderen Ängsten hilfreich sein kann.

Achtsamkeitsbasierte Methoden

Achtsamkeitsbasierte Methoden haben sich als wirksame Werkzeuge zur Bewältigung von Angstzuständen erwiesen. Achtsamkeit und Meditation fördern Entspannung, verbessern die Konzentration und helfen, übermässiges Grübeln zu reduzieren. Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR und Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT) haben gezeigt, dass sie Angstzustände durch erhöhte Bewusstheit für den gegenwärtigen Moment und eine Reduzierung von Grübeleien lindern können.

Entspannungstechniken

Atemübungen, wie die Zwerchfellatmung und die 4-7-8-Technik, aktivieren das parasympathische Nervensystem und fördern einen Zustand der Entspannung. Geführte Meditation und progressive Muskelentspannung können körperliche Symptome der Angst lindern, wie Muskelverspannungen und schnellen Herzschlag.

Weitere Therapieformen

  • Die Konfrontation ist eine Form der Verhaltenstherapie. Dabei wird die auslösende Situation erst nachempfunden und schliesslich in der Realität erlebt.
  • Eine andere, ähnliche Methode ist das Rollenspiel.
  • Hinter Ängsten verbergen sich meist tiefere seelische Verletzungen. Diese aufzudecken, ist Ziel der tiefenpsychologischen Therapie. Hierzu gehört beispielsweise die Psychotherapie. Durch bewusste Nachfragen wird dabei Hintergründiges und Unbewusstes von den Betroffenen selbst zum Vorschein geholt und mit therapeutischer Unterstützung verarbeitet.

Weitere Tipps zur Bewältigung von Angstzuständen

  • Tägliche Gewohnheiten spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Angstniveaus.
  • Aerobe Übungen sind hilfreich.
  • Schlechter Schlaf ist sowohl ein Symptom als auch ein Auslöser von Angst.
  • Lavendelöl besänftigt kreisende Gedanken und lindert innere Unruhe.
  • Lasea gilt als pflanzlicher Ruhespender bei Ängstlichkeit und Unruhe.

Die richtige Behandlung wählen

Die Wahl der richtigen Behandlung für Angst hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Schwere der Symptome, mögliche Nebenwirkungen und professionelle Beratung. Mittelschwere bis schwere Angst, insbesondere wenn sie das tägliche Leben beeinträchtigt, kann eine medikamentöse Behandlung in Kombination mit Therapie erfordern, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Während SSRIs und SNRIs häufig als Erstlinienbehandlung verschrieben werden, können sie Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Schlafstörungen verursachen. Nicht-medikamentöse Ansätze, wie pflanzliche Heilmittel, sollten mit Vorsicht angewendet werden, da sie möglicherweise Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben.

Die Konsultation eines Arztes oder einer Fachkraft des Gesundheitswesens ist entscheidend, um die sicherste und effektivste Vorgehensweise festzulegen, den Fortschritt zu überwachen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.

Die Bewältigung von Angst ist ein individueller Prozess, und die Wahl der richtigen Behandlung erfordert fundierte Entscheidungen. Während Therapie, Lebensstiländerungen und Medikamente eine Rolle bei der Symptomkontrolle spielen können, variiert der effektivste Ansatz von Person zu Person.

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