In den meisten bislang untersuchten geographischen Kulturen erkrankt etwa 0,5 % bis 1 % der Bevölkerung mindestens einmal im Verlauf des Lebens an Schizophrenie. Der Begriff «schizophren» bedeutet soviel wie «Spaltung der Seele», was die Tatsache beschreibt, dass Erkrankte in einer akuten Phase zwei Wirklichkeiten kennen und empfinden.
Ursachen und Entstehung von Schizophrenie
Schizophrene Psychosen können verschiedene Ursachen haben.
Genetische Faktoren
Die Medizin geht heutzutage davon aus, dass eine genetisch bedingte Entwicklungsstörung des Gehirns mit ursächlich ist. Genetik Schizophrenie hat eine genetische Komponente. Die Prädisposition ist abhängig vom Verwandtschaftsgrad. Je näher verwandt, desto höher ist das Risiko selbst zu erkranken.
Man geht davon aus, dass nicht ein einzelnes, sondern mehrere vererbte Gene zur Prädisposition führen. Zu welchem Ausmass genetische Faktoren für die Entwicklung des Störungsbildes verantwortlich sind, ist schwer festzuhalten. Dies aufgrund des Phänomens nature vs. nurture.
Hier eine Übersicht über das Lebenszeitrisiko in Abhängigkeit vom Verwandtschaftsgrad:
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| Verwandtschaftsgrad | Lebenszeitrisiko | 
|---|---|
| Allgemeine Bevölkerung | ca. 1% | 
| Beide Elternteile erkrankt | ca. 12% | 
| Eineiiger Zwilling erkrankt | 48% | 
| Geschwister betroffen | ca. 10% | 
Neurobiologische Faktoren
Durch entsprechende Methoden der Bildgebung können gewisse neurobiologische Unterschiede im Gehirn zwischen gesunden Personen und solchen, die an einer Schizophrenie erkrankt sind, sichtbar gemacht werden. Wenn auch die konkrete Ursache für Schizophrenie-Erkrankungen unbekannt ist, so gibt es dennoch deutliche Hinweise darauf, dass sich die Störung bei der Übertragung von Signalen, bei sogenannten Neurotransmittern, manifestiert.
Diese Hypothese betrifft die Transmittersysteme folgender Stoffe: Dopamin, Glutamat, Serotonin und GABA. Während beispielsweise Dopamin eher für eine stimulierende Wirkung steht, ist Glutamat eher für hemmende Prozesse zuständig. Dies führt gemäss der These zu einem generellen Ungleichgewicht zwischen exzitatorischen (erregenden/stimulierend)en und inhibitorischen (hemmenden) Kräften, was in einer allgemeinen «Überreagibilität» bei einer Schizophrenie-Erkrankung resultiert und damit insbesondere Positivsymptome erklären könnte.
Neben den Neurotransmittern wurden noch weitere neurobiologische Faktoren eruiert, die mit einem erhöhten Risiko, an einer Schizophrenie zu erkranken, einhergehen. So sind dies zum Beispiel Komplikationen bei der Geburt oder Schwangerschaft, kognitive Defizite oder das Alter des Vaters. Auch wenn ein statistischer Zusammenhang mit diesen Variablen zu bestehen scheint, ist ein direkter ursächlicher Zusammenhang nicht erwiesen.
Psychosoziale Faktoren
Psychische und soziale Faktoren werden bei der Entstehung der Schizophrenie identifiziert. Die psychosozialen Faktoren scheinen eher für den Verlauf als für die Entstehung der Erkrankung bestimmend zu sein.
Psychosoziale Faktoren betreffen das gesamte Umfeld einer Person und können das psychische Zustandsbild sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Dazu gehören jegliche Lebensumstände oder Ereignisse, die als Stressauslöser wirken können.
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Dies können einerseits einzelne Ereignisse (Traumata), aber auch langandauernde und belastende Lebensumstände sein (z.B. Krieg, Armut, ausserdem ungünstige Bindungs- und Kommunikationsstile, bezüglich letzterer insbesondere die sogenannten “high expressed emotions” (HEE). Dazu passend scheinen die Befunde in Studien, die Hinweise darauf gefunden haben, dass auch die Angehörigkeit zu einer Minderheit mit einem erhöhten Risiko, an einer Schizophrenie zu erkranken, einhergeht.
Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Die Formulierung des Verletzlichkeitsmodells trägt den komplexen Entstehungsbedingungen Rechnung. Eine veränderte Hirnanatomie und ein beeinträchtigter Hirnstoffwechsel führen bei Belastungen und Stress zu einer Funktionsstörung des Gehirns.
Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell besagt, dass es Schizophrenie-gefährdete Menschen gibt, welche aufgrund von genetischen, biochemischen oder hirnmorphologischen Besonderheiten eine besondere Vulnerabilität für die Erkrankung haben. Normale bis stressvolle lebensgeschichtliche, soziale oder körperliche Belastungen führen bei diesen Menschen zum Ausbruch der Erkrankung.
Dopamin-Hypothese
Es wird davon ausgegangen, dass ein Überschuss des Neurotransmitters Dopamin eine Ursache für Schizophrenie sein könnte. Gestützt wird diese Hypothese durch den Fakt, dass Dopamin-steigernde Substanzen auch bei Gesunden psychotische Symptome auslösen können.
Drogen und Medikamente
Häufig treten Suchterkrankungen und Schizophrenien gemeinsam auf. Zum einen können schizophrene Episoden durch Drogen ausgelöst werden, zum anderen können Suchtmittel von Erkrankten im Sinne einer «Selbstmedikation» konsumiert werden.
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Umgekehrt können von aussen zugeführte dopaminsteigernde Substanzen eine Psychose begünstigen. Substanzen wie Amphetamine und Kokain erhöhen die Dopaminfreisetzung bzw. verhindern dessen Abbau und begünstigen so eine Psychose. Insbesondere auch Cannabis kann bei Personen mit Veranlagung für Schizophrenie eine Psychose auslösen.
Symptome der Schizophrenie
Bei der schizophrenen Erkrankung kommt es zum Auftreten charakteristischer Symptomen wie Wahn, Halluzinationen, Denkstörungen, Ich-Störungen, Gefühlsstörungen, Verstimmungen und psychomotorischen Störungen. Psychotische Symptome sind meistens von starken, quälenden Ängsten begleitet.
Antriebsminderung, Initiativemangel, Passivität und Gefühlsarmut werden als Minussymptome beschrieben. Störungen des Sozialverhaltens äussern sich im Rückzug bis hin zur Isolierung und Vereinsamung.
Diagnose von Schizophrenie
Ein ausführliches Gespräch zwischen dem Psychiater/ Psychologe und dem Patienten ist entscheidend. Es werden Informationen über die Symptome, die Krankengeschichte, die Familiengeschichte und den Verlauf der Erkrankung gesammelt.
Der Psychiater/ Psychologe beobachtet das Verhalten, die Sprache, das Denken und die Wahrnehmung des Patienten, um Anzeichen von Schizophrenie zu erkennen.
Andere medizinische und psychische Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie Schizophrenie haben können, müssen ausgeschlossen werden.
Standardisierte psychologische Tests können durchgeführt werden, um das Ausmaß der Symptome zu bewerten und festzustellen, ob die Kriterien für eine Schizophrenie erfüllt sind.
Informationen von Familienmitgliedern oder nahestehenden Personen können wertvoll sein, um ein vollständiges Bild der Erkrankung zu erhalten.
Behandlung von Schizophrenie
Eine schizophrene Psychose ist heute heilbar. Durch die heutigen Behandlungsmethoden hat sich die Prognose insgesamt verbessert.
Neben der medikamentösen Behandlung hat die Information des Betroffenen und seines Umfeldes über die Erkrankung und die Therapiemöglichkeiten eine grosse Bedeutung. Oftmals herrschen grosse Vorurteile, die einen Erfolg erschweren.
Das Mittel der Wahl für die spezifische Behandlung der Schizophrenie ist die medikamentöse Therapie mit einem sogenannten atypischen Neuroleptikum, einem antipsychotischen Medikament der neusten Klasse. Sie wirken symptomunterdrückend und beruhigend.
Verschiedene Formen der Psychotherapie, können dazu beitragen, die Bewältigungsstrategien zu verbessern, die Selbstwahrnehmung zu stärken und den Umgang mit den Symptomen zu erleichtern.
Betroffene und ihre Angehörigen können von psychoedukativen Programmen profitieren, die Informationen über die Erkrankung, die Behandlungsmöglichkeiten und den Umgang mit den Symptomen bieten.
Familienunterstützung und soziale Integration sind entscheidend. Soziale Dienste und Gemeinschaftsprogramme können dabei helfen, die soziale Integration zu fördern und die Fähigkeiten im täglichen Leben zu verbessern.
Programme zur beruflichen Rehabilitation können dabei helfen, die Arbeitsfähigkeit und berufliche Fertigkeiten zu verbessern und den Patienten bei der Wiedereingliederung in das Arbeitsleben zu unterstützen.
Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind oft die Erfolgsaussichten. Frühzeitige Intervention kann dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Prognose zu verbessern.
Die Behandlung von Schizophrenie erfordert oft eine langfristige Betreuung und Unterstützung. Regelmäßige Arztbesuche, die Einnahme von Medikamenten und die Teilnahme an Therapiesitzungen sind wichtig, um die Stabilität und das Wohlbefinden aufrechtzuerhalten.
Neben der Behandlung der akuten Symptomatik ist es entscheidend, dass eine Rückfallprävention eingeleitet wird. Meistens handelt es sich um eine phasisch auftretende Erkrankung. Unspezifische Symptome wie Konzentrationsstörungen oder affektive Symptome können in den stabileren Phasen vorherrschen.
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