Rezidivierende Depression: Ein umfassender Überblick

Ein Schatten, den man einfach nicht loswird: Die rezidivierende depressive Störung ist der Fachbegriff für eine wiederkehrende Depression. Aber was unterscheidet diese Depressions-Form genau von anderen und wie verhindere ich, dass ich von einer depressiven Episode in die nächste gerate? Eine Depression kann viele Gesichter haben.

Was ist eine rezidivierende Depression?

Eine Depression hat viele Gesichter: Es gibt viele verschiedene Arten und Unterformen dieser psychischen Erkrankung. Die sogenannte rezidivierende depressive Störung ist eine Form der Depression, bei der Betroffene wiederholt depressive Episoden durchlaufen. Die Symptome können in den Episoden variieren, aber die wiederkehrende Natur ist charakteristisch für diese Störung. Bei der rezidivierenden depressiven Störung treten depressive Symptome in Schüben auf, die sich mit beschwerdefreien Phasen abwechseln.

Wechselt sich eine depressive Phase hingegen mit Ruhelosigkeit und Euphorie ab, spricht man von einer bipolaren Störung.

Symptome und Diagnose

Dabei werden Hauptsymptome und Begleitsymptome unterschieden: Hauptsymptome sind die Kernsymptome, die für die Diagnose der Depression entscheidend sind. Begleitsymptome hingegen sind zusätzliche Symptome, die zwar bei der Erkrankung auftreten können, aber nicht unbedingt für die Diagnose ausschlaggebend sind.

Die depressive Störung zeichnet sich durch drei Kernsymptome aus:

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  • depressive Stimmung, welche für die betroffene Person in einem ungewöhnlichen Ausmaß ist
  • Verlust von Freude und Interesse an Aktivitäten, die normalerweise erfreulich empfunden werden
  • erhöhte Ermüdbarkeit und verminderter Antrieb

Des Weiteren können bei einer depressiven Erkrankung folgende Zusatzsymptome auftreten:

  • vermindertes Denk- oder Konzentrationsvermögen
  • vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • unbegründete Selbstvorwürfe oder Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
  • Schlafstörungen
  • Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder Suizid
  • Appetitlosigkeit

Es ist nicht ungewöhnlich, dass depressive Menschen neben den psychischen Symptomen auch unter körperlichen Beschwerden leiden:

  • deutlicher Gewichtsverlust
  • Verlust des sexuellen Interesses
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel

Für eine Diagnose ist ein ausführliches Gespräch mit einer Fachperson notwendig. Dabei wird neben der aktuellen Problematik auch die aktuelle Lebenssituation und die Lebens- und Familiengeschichte der betroffenen Person angeschaut und auch mögliche körperliche Ursachen für eine depressive Problematik abgeklärt.

Unabhängig von den auslösenden Faktoren kann eine Depression in verschiedenen Formen, Ausprägungen und Beschwerdedauer auftreten:

Depressive Episode

Für die Diagnose einer depressiven Episode liegen über mehr als zwei Wochen Hauptsymptome und Zusatzsymptome vor. Deren Anzahl bestimmt den Schweregrad der depressiven Episode:

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  • Leichte depressive Episode: Der Betroffene leidet an mindestens zwei oder drei Kern- und eins bis drei Zusatzsymptomen. Die betroffene Person fühlt sich dadurch beeinträchtigt, aber ist oft in der Lage, ihre Aktivitäten weiterzuführen.
  • Mittelgradige depressive Episode: Im Unterschied zur leichten depressiven Episode sind bei der Mittelgradigen vier oder mehr Zusatzsymptome vorhanden, was die betroffene Person in ihrem Alltag stark beeinträchtigt.
  • Schwere depressive Episode: Diese Episode ist gekennzeichnet durch mehrere intensive Symptome und häufig begleitet von Suizidgedanken und -handlungen.

Rezidivierende (wiederkehrende) depressive Störung

Bei der rezidivierenden depressiven Störung treten depressive Episoden wiederholt auf, wobei die betroffene Person zwischen den Episoden beinahe symptomfrei ist.

Sonderfall Winterdepression

Die Winterdepression wird zu den wiederkehrenden depressiven Störungen zugeordnet, weil sie abhängig von der Jahreszeit ist. Betroffene zeigen in den Herbst- und Wintermonaten neben der Antriebslosigkeit auch atypische Depressionssymptome, wie zum Beispiel vermehrtes Schlafbedürfnis, verlängerter Schlaf oder eine Appetitsteigerung. Interessanterweise leiden Frauen viermal häufiger an einer Winterdepression als Männer.

Dysthimia

Betroffene einer Dysthimia haben eine chronisch depressive Verstimmung über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren. Sie empfinden vieles als anstrengend und sind oft müde. Ihre Grundstimmung wird vor allem durch Niedergeschlagenheit und Traurigkeit dominiert. Dennoch sind Betroffene oft in der Lage, den Alltag zu meistern. Die Beschwerden erreichen in der Regel nicht das Ausmass einer ausgeprägten depressiven Störung.

Bipolare Affektive Störung

Eine depressive Problematik kann auch im Rahmen einer bipolaren (resp. manisch-depressiven) Erkrankung auftreten. Für eine Diagnose einer bipolaren affektiven Störung müssen mindestens zwei Episoden vorliegen:

  • Manie: Diese Episode zeichnet sich durch eine gehobene Stimmung mit vermehrtem Antrieb und Aktivität aus. Die Manie hat folgende Kriterien:
    • gesteigerte Aktivität / motorische Unruhe
    • Rededrang
    • Gedankenrasen
    • verminderte soziale Hemmung
    • vermindertes Schlafbedürfnis
    • überhöhte Selbsteinschätzung / leichtsinniges Verhalten
    • gesteigertes Sexualverhalten
  • Depression: In dieser Episode zeigt sich wieder eine Stimmungssenkung und verminderter Antrieb.

Diagnoseschlüssel

Die Klassifizierung und Differenzierung dieser Ausprägungen erfolgt durch spezifische Diagnoseschlüssel, die einen wichtigen Beitrag zur genauen Identifizierung und Behandlung dieser Erkrankung leisten.

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  • Dieser Diagnoseschlüssel kennzeichnet eine wiederkehrende depressive Störung, bei der die gegenwärtigen Symptome als leicht eingestuft werden.
  • Hierbei handelt es sich um eine wiederkehrende depressive Störung mit aktuell mittelgradigen Symptomen.
  • Dieser Diagnoseschlüssel beschreibt eine wiederkehrende depressive Störung mit einer aktuellen schweren Episode.
  • Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine wiederkehrende depressive Störung mit einer gegenwärtigen schweren Episode.
  • Wenn die genaue Ausprägung der wiederkehrenden depressiven Störung nicht klar spezifiziert ist, wird dieser Schlüssel verwendet.

Behandlung der rezidivierenden Depression

Die Behandlung einer rezidivierenden depressiven Störung ist komplex. Zur möglichen Behandlung gehört die Gabe von Antidepressiva oder anderen Medikamenten, eine Psychotherapie sowie weitere Therapieformen. Suchen Sie sich auf alle Fälle Unterstützung von einer Fachperson.

Fachärztinnen und Fachärzte können bei mittelschweren und schweren Depressionen neben der Psychotherapie auch zusätzlich Antidepressiva verordnen. Es gibt viele verschiedene Antidepressiva, die jeweils anders im Gehirn wirken. Je nach Präparat wirken sie antriebssteigernd, stimmungsaufhellend, angstlösend oder beruhigend. Menschen reagieren unterschiedlich auf die Wirkmechanismen der Antidepressiva. Dabei können auch Nebenwirkungen auftreten, wie Schlafstörungen, Übelkeit oder Kopfschmerzen.

Das stimmungsaufhellende Johanniskraut wird zur Behandlung von leichten und mittelschweren Depressionen eingesetzt. Ähnlich wie chemische Antidepressiva bringt es die Botenstoffe im zentralen Nervensystem ins Gleichgewicht. Johanniskraut kann zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen, etwa mit der Antibabypille und darf nicht mit anderen Antidepressiva kombiniert werden.

Eine Lichttherapie kann bei der Winterdepression sinnvoll sein. Diese saisonale Depression tritt im Herbst und Winter auf, wenn die Tage kürzer sind und weniger Sonnenlicht auf uns wirkt. Weil unser Körper bei Dunkelheit mehr vom Schlafhormon Melatonin produziert, sind wir auch tagsüber müde. Wenn tägliche Spaziergänge im Freien nicht mehr ausreichen, kann eine Lichttherapie sinnvoll sein. Dafür gibt es spezielle Tageslichtlampen mit mindestens 10 000 Lux.

Selbsthilfe bei Depressionen

Nachfolgend finden Sie ein paar Tipps zur Selbsthilfe.

  • Fester Tagesablauf: Wenn es Ihre Symptome zulassen, halten Sie Ihren Rhythmus mit festen Zeiten fürs Aufstehen, Arbeiten, Essen und Schlafen ein. Das erhält Ihre Schlafqualität und schafft Struktur und Stabilität im Alltag.
  • Sport und Bewegung: Egal ob ein gemütlicher Spaziergang oder ein High-Intensity-Training, sportliche Betätigung setzt Glückshormone frei. Versuchen Sie damit, Ihren Körper und Geist zu stärken. Dazu gehören z.B. Yoga und Achtsamkeitstraining.
  • Soziale Integration und Unterstützung: Sprechen Sie mit nahestehenden Personen über ihre Gefühle. Regelmässiger Kontakt zu Familie und Freund:innen kann helfen.

Frühzeitiges Erkennen von Anzeichen

Wichtig für Betroffene einer rezidivierenden depressiven Störung ist das frühzeitige Erkennen von Zeichen, die auf eine bevorstehende Episode hinweisen. Dies können Veränderungen im Schlafmuster, Stimmungsschwankungen oder ein allgemeines Gefühl von Niedergeschlagenheit sein.

Indem Sie die ersten Anzeichen einer depressiven Episode erkennen, können Sie frühzeitig Massnahmen ergreifen, um den Verlauf der Episode abzumildern oder zu verkürzen.

Um erste Anzeichen möglichst früh zu erkennen, kann es helfen, diese während einer guten Phase aufzuschreiben. Versuchen Sie sich zu erinnern, wann Ihre Symptome begonnen und woran Sie bemerkt haben, dass etwas nicht mehr stimmt. Tragen Sie alles in ein Tagebuch ein, sodass Sie immer nachlesen können, ob Sie sich gerade wieder auf dem Weg in eine depressive Episode befinden.

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