Psychosomatische Erkrankungen sind ein komplexes Feld, das das Zusammenspiel von Körper und Psyche in Bezug auf die Gesundheit des Menschen untersucht. Die Psychosomatische Medizin erforscht seit Jahrzehnten dieses Zusammenspiel.
Was sind psychosomatische Erkrankungen?
Eine psychosomatische Störung (z.B. Schmerz, chronische Schmerzen) ist eine Art von Krankheit, bei der psychische Faktoren wie Stress, Angst oder emotionale Belastungen körperliche Symptome verursachen oder beeinflussen. Das bedeutet, dass psychische Probleme dazu führen können, dass sich eine Person körperlich unwohl fühlt, obwohl keine erkennbare körperliche Ursache vorliegt.
Diese Beschwerden sind real und beeinträchtigen die betroffene Person, obwohl keine klare medizinische Erklärung dafür zu finden ist. Psychosomatische Erkrankungen sind nicht eingebildet, ihre Entstehung ist heute wissenschaftlich beschreibbar, sie betreffen stets den Menschen als Gesamtes.
Ursachen und Entstehung
Die Ursache liegt in einem komplexen Zusammenspiel von psychischen Belastungsfaktoren (wie Stress, Angst, emotionale Belastungen, traumatische Erlebnisse) und körperlichen Reaktionen. Es ist keine klare körperliche Ursache erkennbar.
Für eine Somatoforme Störung kommen eine ganze Reihe von Ursachen in Betracht und man muss immer von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren ausgehen. Traumatische Erlebnisse in der Kindheit oder auch das Aufwachsen mit einem chronisch kranken Familienmitglied, das infolgedessen mehr Zuwendung erhielt, können die Entstehung einer Somatoformen Störung begünstigen.
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Eine genetische Prädisposition kann möglicherweise existieren, weil in manchen Familien gehäuft Somatoforme Störungen zu beobachten sind. Menschen mit einer ängstlichen und selbstunsicheren Persönlichkeitsstruktur, die sich häufiger ausgeliefert und wertlos fühlen, sind anfälliger für eine Somatoforme Störung.
Symptome psychosomatischer Erkrankungen
Die Symptome können vielfältig sein und umfassen körperliche Beschwerden wie:
- Kopfschmerzen
- Magenschmerzen
- Atembeschwerden
- Müdigkeit
- Rückenschmerzen
Somatoforme Störungen machen sich mit verschiedensten Krankheitsanzeichen bemerkbar. Meist handelt es sich um Symptome, die vom vegetativen Nervensystem ausgehen, also von der betroffenen Person nicht willentlich gesteuert oder kontrolliert werden können. Manche Erkrankte klagen auch über Schweißausbrüche, Hitzewallungen oder allgemeine Unruhe.
Bei einer Somatisierungsstörung haben die Erkrankten anhaltende Beschwerden wie Müdigkeit, Magen-, Darm-, Blasen- oder Herzbeschwerden. Die Leiden halten seit mindestens einem halben Jahr an und die Störungen werden vom vegetativen Nervensystem verursacht.
Bei der Somatoformen Schmerzstörung klagen die Betroffenen über einen anhaltenden, schweren Schmerz in einem Körperteil, für den es keine körperliche Ursache gibt. Schmerzort und -charakter können wechseln, die Schmerzen können zu Schlafstörungen führen und den gesamten Alltag beeinträchtigen. Im Arztgespräch lassen die Erkrankten psychische Ursachen als mögliche Auslöser nicht zu.
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Diagnostik
Es ist eine sorgfältige Untersuchung durch einen Arzt erforderlich, um andere mögliche körperliche Ursachen auszuschließen. Wichtig ist die Berücksichtigung des Zusammenhangs zwischen den Symptomen und psychischen Faktoren, sowie die Identifikation von möglichen auslösenden Belastungsfaktoren.
Es ist gar nicht so einfach bei einer Somatoformen Störung eine richtige Diagnose zu stellen. Wenn Sie sich beim ersten Auftreten Ihrer Beschwerden an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt wenden, werden diese zunächst einmal sorgfältig alle körperlichen Ursachen ausschliessen wollen. Zur Untersuchung des Kopfes können zum Beispiel die Magnetresonanztomografie oder die Computertomografie beigezogen werden.
Die eingehenden Untersuchungen und die dann geäusserte Erklärung, dass sie nichts Organisches finden können, können natürlich schon zu einer ersten Missstimmung im Arzt-Patienten-Verhältnis führen.
Behandlung psychosomatischer Erkrankungen
Die Behandlung umfasst das Erkennen der zugrundeliegenden psychischen Belastungen und deren psychotherapeutische Bearbeitung. Eine Kombination aus medizinischer Betreuung und psychologischer Unterstützung, sowie Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken können die Gesundheit fördern und das Wohlbefinden steigern.
Eine psychosomatische Therapie orientiert sich am bio-psycho-sozialen Menschenbild und beinhaltet sowohl körpermedizinische wie auch psychotherapeutische Behandlungsansätze. Im Bereich von Stressfolgeerkrankungen kann dies neben einer medikamentösen Therapie das Erlernen von Entspannungsmethoden und geeigneten Copingstrategien umfassen, aber auch die Veränderung von belastenden Lebensumständen.
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Eine psychosomatische Therapie kann berufsbegleitend durchgeführt werden, kann aber auch eine berufliche Auszeit oder eine stationäre Behandlung erfordern. Ein psychosomatisches Coaching kann im Risikobereich vor Manifestation einer eigentlichen Erkrankung wie auch in der Nach-Rehabilitationsphase angezeigt sein.
Wichtige Aspekte und Hinweise
Auffallend bei somatoformen Störungen sind wiederholte Arztbesuche der Betroffenen mit der Aufforderung nach gründlicher Anamnese. Ein negatives Ergebnis bringt die Erkrankten dazu, frustriert die nächste Ärztin oder den nächsten Arzt aufzusuchen, mit deren Diagnose sie dann wieder unzufrieden sind. Die Betroffenen fühlen sich unverstanden und werden zunehmend verzweifelt.
Wenn eine Somatoforme Störung unbehandelt bleibt, dann besucht die betroffene Person meist viele Ärztinnen und Ärzte. Sie nimmt teure Diagnostik in Anspruch, die sie aber nicht beruhigt, sondern ihr Vertrauen in die Medizinerinnen und Mediziner mit der Zeit untergräbt und sie in ihren Überzeugungen immer weiter bestärkt. Es können Krankschreibungen bis hin zu Arbeitsunfähigkeit folgen.
Wenn diese Erkrankung in Ihrer Familie schon vorgekommen ist, dann sollten Sie hellhörig sein und sich frühzeitig selbst informieren. Eine gewisse Sensibilität dafür, dass körperliche Beschwerden durchaus auch eine seelische Komponente haben, hilft frühzeitig psychologische Unterstützung zu bekommen.
Der Verlauf einer Somatoformen Störung hängt auch vom Verhalten der Ärztinnen und Ärzte ab. Fokussieren diese sich lange Zeit nur auf die körperliche Diagnostik und schreiben die erkrankte Person krank, kann sich die Störung schnell chronisch werden. Ein Blick auf mögliche psychische Ursachen ist bei den beschriebenen Symptomen immer ratsam.
Gelingt es den Ärztinnen und Ärzten, die erkrankte Person zur Mitarbeit zu bewegen und die psychische Komponente der Störung in den Blick zu nehmen, ist viel gewonnen. Wichtige Grundlage für die therapeutische Arbeit ist ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen den Erkrankten und uns. Bleiben Sie dafür offen, die psychischen Ursachen hinter Ihren Beschwerden wahrzunehmen.
Wo Sie Hilfe finden
Haben Sie das Gefühl, von einer psychischen Erkrankung betroffen zu sein? Zögern Sie nicht und fordern Sie Hilfe bei Ihrem Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt an. Er wird Sie bei Bedarf an das lups überweisen.
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